1
Gemeinden stimmen zu SEUZACH Die Abstimmung über den Projektierungskredit für die Modernisierung des Seuzacher Alterszentrums im Geeren fiel mit 88,1 Prozent Zustimmung glanz- voll aus. Alle zwölf Gemeinden sagten zu über 80 Prozent Ja. Urs Roost, Präsident des Zweckver- bandes, und Urs Müller, Geschäfts- führer des Alterszentrums, erwar- ten, dass die 3,85 Millionen Fran- ken an der Urne angenommen werden. Vom klaren Resultat zeig- ten sie sich überrascht. red

An der Mündung eines Flusses stimmen zu - keller-partner.com · Es ist ein Lied ohne Worte, das im ... Buch der «Lieder ohne Worte» von Felix Mendelssohn Barthol-dy, ... Matthias

  • Upload
    lamnhan

  • View
    217

  • Download
    0

Embed Size (px)

Citation preview

Page 1: An der Mündung eines Flusses stimmen zu - keller-partner.com · Es ist ein Lied ohne Worte, das im ... Buch der «Lieder ohne Worte» von Felix Mendelssohn Barthol-dy, ... Matthias

23 ZO/AvUMontag, 19. Oktober 2015 Kultur/Zürich

Radikale Körperlichkeit und KonzeptkunstTanzpreis Der Schweizer Grand Prix Tanz 2015 ging an Gilles Jobin. Ebenfalls aus­gezeichnet wurden Simone Aughterlony als heraus­ragende Performerin und Ioannis Mandafounis als herausragender Tänzer.

Im Gegensatz zur ersten Serie der Schweizer Tanzpreise von 2013 hatte die aktuelle Ballettkunst dieses Jahr keine Chance. Der Fo-kus der Jury war auf die freie Sze-ne und das als heute zeitgenös-sisch geltende, nicht klassische Tanzschaffen gerichtet. Dabei sollten die vom BAK ausgerichte-ten Preise doch die Diversität der Tanzkunst in der Schweiz berück-sichtigen. Dass die auf dem akade-mischen Tanz basierenden Cho-reografinnen und Tänzer nicht gut genug wären, glaubt niemand, der sie kennt. Und der gezeigte Ausschnitt aus «Kunst der Fuge» des Grand-Prix-Gewinners 2013, Martin Schläpfer, bewies die Le-bendigkeit der zeitgenössischen Klassik.

Die Liebe zum Möbius-BandGilles Jobin wurde 1997 bekannt, als er mit seinem choreogra-fischen Erstling, dem Trio «A+B = X» für Furore sorgte. Sei-ne Affinität zu einer radikalen

Körperlichkeit und naturwissen-schaftlichen Thematik trat schon hier in Erscheinung. «Brain-dance» und «Möbius-Strip» wa-ren weitere Titel. Aufsehen erreg-te er auch 2013 als Artist in Resi-dence am Cern.

Daraus entstand das Tanzwerk «Quantum». Der preisgekrönte Künstler arbeitet mit Bewegungs-recherchen und Reflexionen und überrascht sein Publikum bis heute mit Neuem.

Simone Aughterlony absolvier-te in ihrer Heimat Neuseeland eine Tanzausbildung und kam mit Meg Stuart und der Gruppe Da-maged Gods ans Zürcher Schau-spielhaus. Sie kooperierte mit vie-lerlei Bühnenkünstlern und be-gann mit eigenen Projekten. Die-se verbinden Konzeptkunst mit einer unmittelbaren Körperprä-senz. Die Performerin inszeniert Si tua tio nen, die ihre gesell-schaftspolitischen Anliegen auf die Spitze treiben, und bewegt sich darin so, dass in plötzlichen Momenten völlig klar wird, was Sache ist.

Ioannis Mandafounis tanzte in führenden europäischen Kompa-nien, bevor er begann, eigene Tanzwerke zu konzipieren. Er verkörpert beispielhaft den viel-seitigen, zeitgemässen Tänzertyp, der Interpretation und kreative

Bewegungsfindung mit formaler Präzision und Durchlässigkeit in natürlich scheinender Art verbin-det und sich gern und gekonnt mit anderen Künstlern vernetzt.

Mit Glanz und Gloria2002 gründete Wolfgang Brunner mithilfe von Annette Ringier den Schweizerischen Tanz- und Cho-reografiepreis. Von Anfang an schwebte ihm eine Preisverlei-hung à la Oscar-Show vor. Und er hätte sich beim krönenden Ab-schluss der Veranstaltung in Frei-burg sehr dar über gefreut, wie der Briefumschlag zur Verkündigung des Schweizer Grand Prix Tanz 2015 coram publico geöffnet wur-de. Auch die anwesenden Zu-schauerinnen und Zuschauer ge-nossen den besonderen Glanz, den Bundesrat Alain Berset mit seiner humorvollen Rede über seine Rolle als Preisverleiher ver-breitete.

Begonnen hatte die Preisvertei-lung mit dem Tanzstück «Loop» der MIR Compagnie. Und dann waren, angesagt vom Moderator Markus Baumer, in ständigem Wechsel kurze Videotrailers, Preisübergaben, Jurybegründun-gen und Danksagungen der Künstlerinnen und Künstler über die Bühne gegangen. Ursula PellatonHerausragende Tänzerin: Simone Aughterlony. Adrian Moser / BAK

An der Mündung eines Flussesschauspielhaus Auch die Stille kann Musik sein. Bar bara Frey bringt «Meer», das Stück des Norwegers Jon Fosse, am Pfauen zur deutsch­sprachigen Erstaufführung.

Es ist ein Lied ohne Worte, das im Schauspielhaus Zürich zu sehen ist. Barbara Frey inszeniert Jon Fosses Stück «Meer» ganz aus der Stille heraus. Sechs Menschen be-wegen sich in einem Raum, der eine Kunstlandschaft ist (Bühne: Muriel Gerstner), sie kommen aus der Dunkelheit und zeigen sich im heller werdenden Licht – wie in einem Fenster.

An den Wänden hängen Gemäl-de, es ist immer das gleiche Bild: «Flussmündung» des niederlän-dischen Landschaftsmalers Jan

van Goyen, das Wasser geht da im grossen Himmel auf. Niemand sagt ein Wort – der Anfang ist eine Generalpause. Dann ein bisschen Musik: das Allegro leggiero fis-Moll op. 67 Nr. 2 aus dem sechsten Buch der «Lieder ohne Worte» von Felix Mendelssohn Barthol-dy, dann wieder Stille. Bei Barba-ra Frey kann eine Pause leuchten, wie auch der Himmel von Jon Fosse leuchten kann.

Die Schwierigkeit einer Stille besteht daraus, dass sie für das Zürcher Publikum nicht auszu-halten ist, immer wieder hustet einer oder eine gegen diesen An-fang hinein.

Man sollte aber bitte nicht hus-ten. Denn der Anfang ist ein Über-gang. Es ist, wie wenn man in eine andere Welt träte, die seltsam

bestimmungslos ist. Kein Wort ist da mehr ein Wort, das für etwas steht.

Für die Menschen auf der Büh-ne beginnt jetzt die Stunde, da sie nichts voneinander wussten. «Ich bin der Kapitän», sagt Stefan Kurt. Der Kapitän redet sich ein, auf dem Meer unter Passagieren

zu sein, wo kein Meer ist und kei-ne Menschen sind. Aber eigent-lich weiss niemand so genau, was es mit diesem Da-Sein auf sich hat. Jon Fosse, der in Bergen, Oslo und Hainburg an der Donau lebt, transferiert seine Figuren immer ins Woanders.

Bei Barbara Frey dürfen sie ganz bei sich sein: der Gitarren-spieler (Jirka Zett), die Frau (Henrike Johanna Jörissen), der ältere Mann (Hans Kremer), die ältere Frau (Susanne-Marie Wra-ge), der Mann (Claudius Körber). Sie gehen in diesem Raum umher, als sei er ihnen vertraut – und ver-lieren sich wieder in ihm, um wei-ter ihren Weg zu gehen, in der Gruppe, als Paar, allein.

Es sind kleinste Bewegungen, aus denen sich die Inszenierung

zusammensetzt. Der Kapitän und der Gitarrenspieler fassen sich an der Hand – das ist gleich eine Um-armung. Die Frau geht auf den Mann zu – und geht an ihm vor-bei. Es sind alles, so könnte man sagen, Lebensvariationen: vom Finden einer Liebe bis zu ihrem Verlust. Bei Barbara Frey kann man in Jon Fosses Stückwerk hin-einsehen wie in ein skelettiertes Uhrwerk. Die Mechanik ist hoch-präzis. Auch wenn das Material nur aus Auslassungen besteht.

Manchmal hören die Menschen auf der Bühne eine Musik, die nur sie in der Stille hören können. So kann es auch uns in dieser Insze-nierung gehen. Und man weiss nicht so recht, ob es ein Traum war. Oder nur die Vorstellung davon. Stefan Busz

Ist das hier woanders? – Die Menschen verlieren sich im Raum, um weiter ihren Weg zu gehen: In der Gruppe, als Paar. Meistens sind sie aber ganz allein. Matthias Horn

«Das Meer ist einfach etwas, was ist.»

Jon Fosse

In KürzeBergdieTikon

Nein zur UmzonungDas Land Rai in Bergdietikon wird vorerst nicht überbaut: Die Stimmberechtigten lehnten mit 58 Prozent die Überführung des Hanggebiets von einer Spezial- in eine Wohnzone ab. red

Weiningen

Einbrecher nehmen Schmuck mitBei einem Einbruch am Freitag-abend in ein Einfamilienhaus in Weiningen haben Diebe eine Beute im Wert von mehreren Zehntausend Franken gemacht. Gestohlen wurden Schmuck, Uhren und Bargeld. red

Gegen ein AlterszentrumhomBrechTikon Hombrech-tikon will sich kein Alterszentrum für 51 Millionen Franken leisten. Lediglich 156 Stimmen trennen aber die Lager von Gegnern und Befürwortern. Zur Frage, ob die gemeindeeigene Alters- und Ge-sundheitsorganisation Hom’Care den nötigen Kredit aufnehmen dürfe, sagten 1574 Stimmbürger Nein. 1418 legten ein Ja ein. Die Stimmbeteiligung betrug 55,2 Prozent.

Minim weniger, nämlich 55 Prozent, äusserten sich zur zwei-ten Abstimmungsfrage – ob die Gemeinde eine unbeschränkte Defizitgarantie an die Kreditge-berin, die Zürcher Kantonalbank (ZKB), übernehmen soll. Dies für den Fall, dass Hom’Care seine Verpflichtungen ge gen über der ZKB nicht wahrnehmen könnte. Hier fiel das Resultat deutlicher aus: 1629 waren dagegen, 1354 da-für. Gegen die Vorlagen eingesetzt hatte sich die Interessengemein-schaft für ein finanzierbares Al-terszentrum. Deren Vertreter Urs Heinzer zeigte sich gestern wenig überrascht über den Abstim-mungsausgang und sprach von einem «Vernunftentscheid». red

Gemeinden stimmen zuseuzach Die Abstimmung über den Projektierungskredit für die Modernisierung des Seuzacher Alters zen trums im Geeren fiel mit 88,1 Prozent Zustimmung glanz-voll aus. Alle zwölf Gemeinden sag ten zu über 80 Prozent Ja. Urs Roost, Präsident des Zweck ver-bandes, und Urs Müller, Geschäfts-füh rer des Alters zen trums, erwar-ten, dass die 3,85 Mil lio nen Fran-ken an der Urne angenommen werden. Vom klaren Resultat zeig-ten sie sich überrascht. red

Rega-Jets im Dauereinsatzzürich Rund 70 Patienten flog die Rega während der letzten drei Wochen aus aller Welt zurück in die Heimat. Die drei Ambulanz-jets waren an gewissen Tagen alle gleichzeitig in der Luft. Mit Ab-stand am meisten unterwegs wa-ren die Rega-Jets im südlichen Mittelmeerraum, aber auch Ein-sätze nach Kuba, Dubai und Mos-kau flog die Rega. Am häufigsten waren sie wegen Krankheiten, ge-folgt von Verkehrs- und Sportun-fällen, im Einsatz. red