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114 #Review l Mo. 02.11.2015 | Bürgerhaus Stollwerck. Köln THE 00 Ml. 04.11.20151 Kulturkirche, Köln PURITY RING special guest: Empress Of MI. 11.11.2015 | Gloria. Köln ' THE CINEMAT1C ORCHESTRA MI. 11.11.2015 | Bürgerhaus Stollwerck. Köln ANTI-FLAG Supports: Trophy Eyes. The Homeless Gospel Cholr. Red City Radio Do. 12.11.2015 | Live Muslc Hall. Köln FRISKA VILJOR Do. 12.11.20151 Bürgerhaus Stollwerck. K61n DARWIN DEEZ So. 15.11.20151 Live Muslc Hall. Köln RYAN SHERIDAN Mo. 16.11.20151 Live Muslc Hall, Köln GHOST special guest: Dead Soul Di. 17.11.2015 j Live Muslc Hall, Köln RUDIMENTAL DI. 17.11.20151 Bürgerhaus Stollwerck. Köln WE ARE SCIENTISTS S. ASH MI. 18.11.2015 | Bürgerhaus Stollwerck, Köln SKINDRED Do. 19.11.2015 | Gloria, Köln MSMR Sa. 21.11.20151 Live Muslc Hall, KOIn DONOTS speclai guest: Pascow Sa. 21.11.2015 | Esslglabrlk. Köln PERIPHERY Support: Veit Of Maya Mo. 23.11.2015 | Bürgerhaus Stollwerck, Köln COURTNEY BARNETT speclai guest: Big Scary DI. 24.11.2015 j Live Muslc Hall, Köln BELLE AND SEBASTIAN Speclai guest: Other Llves DI. 24.11.2015 | Gloria. Köln ANDREAS DORAU & GEREON KLUG Arger mit der Unsterblichkeit Di. 24.11.20151 Bürgerhaus Stollwerck, Köln JOHN GRANT Sa. 28.11.2015 | Die Kantine, Köln VINTAGE TROUBLE Ml. 02.12.2015 | Kulturkirche. Köln K S CHOICE Fr. 04.12.20151 Die Kantine, Köln ELVY (feat. Matt Bernlnger von The National und Brent Knopf von Ramona Falls/Menomena) Mo. 07.12.2015 | Gloria, Köln DI. 08.12.2015 | Zeche, Bochum SASHA Dl. 08.12.2015 ! Live Music Hall. Köln RAE SREMMURD Mi. 09.12.2015 | Essigfabrik, Köln MAXIMO PARK Mi. 09.12.2015 i Gloria. Köln (Zusatztermin) Do. 10.12.2015 | Gloria. Köln GUILDO HÖRN & DIE ORTHOPÄDISCHEN STRÜMPFE Sa. 12.12.20151 Die Kantine, Köln IBEYI Do. 17.12.20151 Gloria. Köln ANTILOPEN GANG Do. 28.01.2016 | Live Music Hall. Köln FRAKTUS Do. 28.01.2016 | Die Kantine. Köln THE MACC:ABEES Ü3BSE35&B <>'••• prime entertainment www.prlme-entertalnment.de Maschine sollten erkennbar sein, und »Howl« ist tatsächlich alles andere als ein steriles Gemisch aus Beats und Samples geworden. Stattdessen spielt das Album durch technoides Dröhnen und verzerrte Soundscapes mit den dunklen Fa- cetten des menschlichen Innenlebens. Mehr als drei Ebenen legt West auf »Howl« nie übereinander. Dadurch gerät das Album zu einem minimalistisch-mechanischen Rausch, der gleichsam bedrückt wie begeistert. Kristof Beuthner Roots Manuva Bleeds Big Dada / Ninja Tune / Rough Trade / 30.10.15 Roots Manuvas sechstes Album pendelt angenehm abwechslungsreich zwischen Stadion-Bombast und frischer südenglischer Bass-Musik. Für sein aktuelles Album verarbeitet Rodney Smith alias Roots Manuva neben ein wenig Reggae auch reichlich aktu- elle Tanzmusik wie Trap und Footwork. Dazu kommen eine Menge orchestrale Elemente, etwas Pathos und eine wirklich opulente Produktion. Für die zeichnen diesmal Four Tet, Adrian Sherwood, Fred und Switchs neues Team With You verantwortlich. Fast 20 Jahre sind seit Smiths Debüt »Brand New Second Hand« vergangen, das damals auch schon durch seine spannende, zukunftsweisende Vermischung von Dub, Ragga, Funk und HipHop beeindruckte. AI! diese Elemente sind auch auf »Bleeds« wieder vertreten. Das Ergebnis ist wirklich vielschichtig geraten: Es gibt einen melodramatischen, von Streichern getragenen Track mit R'n'B-Background-Chor und,eine von HipHop durchtränkte Piano-Ballade mit gospeliger Atmosphäre. Dazu Barry-White- Samples mit weinenden Säuglingen zu häkelnden, aber trei- benden Beats und Warnsignal-Keyboards. Zudem beherrscht Smith nach wie vor straighte und knapp gestrickte Tracks, die kompromisslos nach vorn gehen und »Bleeds« zu einem wirklich spannenden Album machen. Andreas Brüning Bill Ryder-Jones West Kirby County Primary Domino / GoodToGo / 06.11.15 Mit seiner Ex-Band The Coral hat das hier wenig zu tun: Bill Ryder-Jones spielt feinsten Power-Pop mit einer sehr persönlichen Note. The Coral galten zu Beginn der 2000er mal als die fähigsten Typen des britischen Festlandes: Sie waren mit der seltenen Gabe ausgestattet, dem verhangenen Psyche- delic der 1960er einen modernen und tanzbaren Stempel aufzudrücken. Nach zwei großartigen Alben wurde es aber still um die talentierten Musiker. Daher zeugt es durchaus von Spürsinn, dass Bill Ryder-Jones, der die Band gemeinsam mit Sänger lan Skelly gründete, das langsam sinkende Schiff 2008 verließ. Man darf es konsequent und mutig finden, dass er auch auf seinem dritten Soloalbum nicht zum Ursprungsstil seiner ehemaligen Band zurückkehrt. Im Haus seiner Mutter zog sich Ryder-Jones immer mal gänzlich unters Kopfkissen zurück und spielte verschleppte kleine Lo-Fi-Stücke, die stark von ihrer Fehler zulassenden Ausrichtung profitieren. Vor allem in der zweiten Albumhälfte durchbricht der Mann diesen Ansatz aber immer wieder, beschleunigt hie und da das Tempo und hat Refrains und Harmonien im Gepäck, deren Güte momentan nicht mal der artverwandte Power-Popper Mikal Cronin erreicht. Bemerkenswert ist auch, dass bei Jones die Form nie wichtiger wird als der Inhalt. Man höre nur auf den todtraurigen und sehr persönlichen Text zu »Daniel«! Die Texte zählen eh zu den großen Stärken des 32-Jährigen. »The seabirds are circling, they seem to follow, too« ist nur eine exemplarische Zeile für ein schönes Liebesbekenntnis. Dass Ryder-Jones den Hörer nah an sich heranlassen will, illustriert bereits das Coverfoto, das ihn verschmitzt lächelnd in der Badewanne seines Elternhauses zeigt. Kai Wichelmann Sedlmeir Melodien sind sein Leben Rookie / Cargo Eigentlich egal, was hier oder anderswo über dieses Album steht, es wird wieder nichts ändern an der Tatsache, dass die Karriere des in Berlin lebenden Songwriters weiter unterm Radar abläuft. Schöner Mist! Lorem ipsum dolor sit amet... Na ja, ganz so verfestigt ist die Wahrnehmung von Sedlmeir vielleicht doch nicht, dass man gleich Blindtext rauskramen muss. Aber dennoch schon ernüchternd, wenn-so tolle Songs letztlich wieder bestenfalls als Geheimtipps verhallen. Aber man kann als Künstler wie Rezensent halt nicht immer auf der Welle mitschwimmen, daher hier einfach mal gute Nachrichten aus dem beseelten Niemandsland: Nicht bloß Stücke wie »Konrad Weiss Preis«, »Sedlmeir / Presley« oder »Senior 21 Volt« sind vielschich- tige und eingängige Genre-Perlen, alles an dieser Platte ist gleichermaßen überschwänglich wie abgehangen. Wer Bernd Begemann schätzt (der streng genommen ja selbst schon zu wenig Aufmerksamkeit genießt), sollte unbedingt mal hier auftauchen. Da ist viel für einen drin. Linus Volkmann Sex Jams Catch This Charming Man / Cargo Sex Jams zeigen, dass die aktuelle Austropop-Welle kein Gesetz sein muss: Weirdness statt Österreichness. Wolfgang Möstl for president! Zwar weiß man nicht, ob sein leicht grenzdebiler bis wahnsinniger Blick Masche oder Ernst ist, aber bei Politikern ist das ja meist genauso unklar. Wichtig ist im Fall Möstl ja eh nur, was aus den Boxen kommt. Der Legende nach hat er um die 500 Songs geschrieben (der Mann ist um die 30!!). Egal, ob Noise-Rock ä la KÜIed By 9V Batteries, die Lo-Fi-Variante mit Mile Me Deaf oder eben Sex Jams mit Frontfrau Katie Trenk - in Sachen Musik scheint Möstl einiges verdammt richtig zu machen. Fairerweise muss man zugeben, dass Ssx Jams ohne Trenk am Mikro gar nicht funktionieren würden. Dass man sofort an Kim Gordon und Courtney Love erinnert wird, liegt nicht nur an ihren platin- blonden Haaren, sondern auch am wilden Gesang und ihrem punkigen Habitus, beispielsweiseim Video zum Song »Sweet Advice«. Auch wenn das Hauptaugen- und Ohrenmerk bei Sex Jams auf der Frontfrau liegt, fällt auf, dass Möstl schon wieder bei was mitmischt, das absolut unösterreichisch klingt: eine Mischung aus Garage-DIY-Riot-Grrrl beispielsweise im Opener »Catch!«, poppigen Blondie-Melodien (»Zehn Schilling«) und einem Hauch von Grunge. Wolfgang, mein Kreuzchen ist dir schon mal sicher! Senfa ßesf #Review 115 •i The Schwarzenbach Nicht sterben. Aufpassen. Staubgold / Indigo / 30.10.15 Dietmar Daths Stimme sticht nicht nur im Feuilleton heraus. Als Sänger von The Schwarzenbach lässt er sich voller Leidenschaft in das verschachtelte Labyrinth of Sound fallen, das die Band in seinem Rücken errichtet und einreißt, errichtet und einreißt... Im Zentrum des zweiten Albums von The Schwarzenbach steht ein Song namens »Mänkmol mein l«. Im Kosmos des ganzen Werks aus dickem Bass und verschmitzter Elektronika, rumorender Krachgitarre und zeterndem Harmonium nimmt er eine Stellung ein, die an das »Abendlied« auf Blumfelds »Testament der Angst« erinnert. Während das Thema des Meisterwerks der Hamburger Schule damals Depression angesichts der Ausweglosigkeit aus der großen Scheiße war, berühren The Schwarzenbach mit der Vertonung eines Textes in alemannischem Dialekt, der vom Liedermacher Roland Hofmaier stammt. Auf vielen Songs von »Nicht ster- ben. Aufpassen.« liegen der kalte Tod und die hochfliegenden Gedanken und Emotionen, sprich: Möglichkeiten des Lebens miteinander im Clinch. In »Mänkmol mein hingegen ver- leihen The Schwarzenbach nach den Hass und Verachtung, Liebe und Ekel andeutenden Zeilen und Tönen davor ihrer kollektiven Parteilichkeit eine zum Heulen zärtliche, verdammt zerbrechliche Schönheit. Die Worte wollen für alles eine Lö- sung finden, die Musik alles durchdringen. Das muss einen zerreißen. Dietmar Dath ist nicht einfach ein großer Journa- list und Schriftsteller, Heike Aumüller, Johannes Frisch und Thomas Weber alias Kammerflimmer Kollektief sind nicht einfach eine große Band. Zusammen sind sie The Schwär- zenbach, aber man könnte auch sagen: ein so komplexer wie gewaltiger Aufstand gegen Resignation und Belanglosigkeit. Den Titel sollte sich jeder zu Herzen nehmen. Wolfgang Frömberg Small Black Best Blues Jagjaguwar / Cargo Der kurzfristig hippe Stempel »Chillwave« klebt nach wie vor an Small Black. Am schmalen Grat zwischen elektro- nisch verziertem Indie-Rock und blassem Synthie-Pop bluten sie jedoch unverhofft in die Belanglosigkeit aus. Natürlich ist Josh Hayden Koleniks Gesangs-Schnappat- mung weiterhin ein prägender Bestandteil des über die Jahre geformten Bandsounds Small Blacks. Aber seit ein amerika- nischer Blogger kurz nach der Geburtsstunde der ersten EP der Band (»Small Black« von 2009) die wackelige Schublade »Chillwave« zusammenzimmerte, ist dieser Sammelbegriff für Retro-Synthesizer-Sounds, Wave-Rock und Electro-Pop nur noch ein ziemlich blutleerer Hype geblieben. Auf »Best Blues« kommen dann, bis auf ein paar gekonnt zitierte 1980er- Sounds, auch keine greifbaren Momente vor, die dem Album Nachhaltigkeit verleihen. Wabernde Synthetik über beliebigen Klangflächen, dem Schlagzeug und auch dem Gesang - das weckt im besten Fall Erinnerungen an Shoegaze-Heroen und die heimlich geliebten Synthie-Pop-Momente der 1980er, die mittlerweile nicht mehr peinlich sind, sondern beinah schon zum Checker-Wissen gehören. Trotzdem: Wer braucht dafür eine musikalische Eselsbrücke wie dieses Album? K/aas Tigchelaar T.Raumschmiere T.Raumschmiere Shitkatapult / Indigo / 30.10.15 Marco Haas alias T.Raumschmiere ließ sich musikalisch immer schwer einordnen und tat über die Jahre alles dafür, dass das so blieb. Auf seinem siebten Album ist er nun endgültig beim Ambient gelandet. Electropunk oder »Dreck-Electro«, wie arte einst seine Musik beschrieb - solch unpräzise Genre-Bezeichnung wurde T.Raumschmiere einst übergestülpt. Exakter konnte man auch nie umreißen, was er da fabrizierte. Eine wilde Mischung aus Punk, Industrial und Techno. Bei seinen Live-Sets lässt er regelmäßig die Kuh fliegen. Gefangene macht er nicht. Umso überraschender kommt sein siebtes Studioalbum daher, sein erstes seit 2008. Es ist Ambient in Reinkultur. Bei »Anker« leiern träge Synthies. »Zwischenstopp« erinnert an eine Fahrt in einem U-Boot. Allein »7«klingt ganz entfernt nach dem alten T.Raumschmiere. Die einzigen Vocals finden sich am Ende bei »Sleeping Pitls And Habits« und befördern in eine andere, psychedelische Welt. Absolut nichts an dieser Platte erinnert noch an Tracks wie »E« oder »Monstertruckdriver«. Die selbstbetitelte Scheibe lässt ohne Zweifel Raum zum Träumen und entführt einen ins Sphärische. Dass das Album trotz des offensichtlichen Stilbruchs in der Summe etwas zu berechenbar bleibt, ist allerdings ein Wermutstropfen. Christian Schlodder wieder Dub-Spielereien oder auch Industrial-Elemente bie- ten. Darüber liegt immer der soulige, tiefe Gesang von Fee R. Kuerten, die den abstrakten Songgebilden Struktur verleiht und immer wieder von Selbstverwirklichung und künstleri- scher Identität kündet. Wenn man nun von fragilen Melodien, Echos und Noises sowie halluzinatorischen Loops redet, mag mancher sich an Künstlerinnen wie FKA Twigs oder Grimes erinnert fühlen. Tellavision ist im Gegensatz zu diesen viel greifbarer. Fee R. Kuerten ist nicht der Geist in der Maschine, sie ist die Maschine: eben doch mehr Hard- als Software. Kerstin Kratochwill * Ma'ia Vidal You're The Waves Crammed Discs / Indigo Mat'a Vidal ist schlimm verliebt, und genau das ist es, was ihren Pop zu einem Kuriosum macht. Erst mit ihrem dritten Album erreicht Mai'a Vidal nun so richtig die Oberfläche des Folk-Pop. Dem ersten Eindruck nach könnte man sie als Durchschnitts-Popmädchen abtun, aber schon ein erstes Hinhören bei den Texten zeigt, wie falsch man damit läge. Die Single »Bones« macht beispielsweise stutzig, weil Vidal darauf mit Zeilen wie »Skin so soft l could tear it off« oder »l'd liketo make a home in your frontal lobe« so wunderbar Verliebtheit mit Kannibalismus vergleicht. Die spanisch- und französischstämmige Amerikanerin erfindet sich auf jedem Album neu, für die sehr vielseitigen, teil weise gar kauzigen Arrangements und die Produktion ist sie fast ausschließlich selbst verantwortlich. Ein Blick in ihre Vergan- genheit bestätigt mit der Rancid-Coverband Your Kid Sister und überzeugenden Georges-Brassens-interpretationen auf dem Akkordeon ihre DIY-Wurzeln. Wenn »You're The Waves« jetzt nur nicht komplett und so überschwänglich einem bestimmten Kerl gewidmet wäre, Wenn ich mir was wünschen darf: mehr Verschrobenheit und drei rosa Herzen weniger, bitte. Elisabeth Haefs Tellavision The Third Eye Karlrecords / Cargo Tellavision setzt sich zwischen ganze Besucherreihen in Galerien und Ateliers: Für Künstler klingt die Hamburgerin zu punkig, für Punks zu artsy. Sie selbst sagt »Hardware Post-Pop« dazu. »The Third Eye« stellt ein Gerüst aus reduzierten Melo- dien, analogen Synthesizern und abgehackten Percussions auf; um jenes versammelt sich dann das Publikum, hebt eine Augenbraue und fragt: Ist das Kunst, oder kann das weg? Ein Kalauer dieser Art ist Tellavision jedoch nicht, zu drängend sind ihre infektiösen Tracks, die mal Kraut-Einflüsse, dann TfUSt Fund Q l l -f ' OeenTIS UnT3ir Turnstile /Carolme/ Universal /VÖ 30.10.15 AUF TOUR FEBRUAR 2016

•i · »Chillwave« zusammenzimmerte, ist dieser Sammelbegriff für Retro-Synthesizer-Sounds, Wave-Rock und Electro-Pop nu noc h ein ziemlic blutleere Hype geblieben. Auf »Best

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Page 1: •i · »Chillwave« zusammenzimmerte, ist dieser Sammelbegriff für Retro-Synthesizer-Sounds, Wave-Rock und Electro-Pop nu noc h ein ziemlic blutleere Hype geblieben. Auf »Best

114 #Review

lMo. 02.11.2015 | Bürgerhaus Stollwerck. Köln

THE 00Ml. 04.11.20151 Kulturkirche, Köln

PURITY RINGspecial guest: Empress Of

MI. 11.11.2015 | Gloria. Köln '

THE CINEMAT1C ORCHESTRAMI. 11.11.2015 | Bürgerhaus Stollwerck. Köln

ANTI-FLAGSupports: Trophy Eyes. The Homeless Gospel Cholr. Red City Radio

Do. 12.11.2015 | Live Muslc Hall. Köln

FRISKA VILJORDo. 12.11.20151 Bürgerhaus Stollwerck. K61n

DARWIN DEEZSo. 15.11.20151 Live Muslc Hall. Köln

RYAN SHERIDANMo. 16.11.20151 Live Muslc Hall, Köln

GHOSTspecial guest: Dead Soul

Di. 17.11.2015 j Live Muslc Hall, Köln

RUDIMENTALDI. 17.11.20151 Bürgerhaus Stollwerck. Köln

WE ARE SCIENTISTS S. ASHMI. 18.11.2015 | Bürgerhaus Stollwerck, Köln

SKINDREDDo. 19.11.2015 | Gloria, Köln

MSMRSa. 21.11.20151 Live Muslc Hall, KOIn

DONOTSspeclai guest: Pascow

Sa. 21.11.2015 | Esslglabrlk. Köln

PERIPHERYSupport: Veit Of Maya

Mo. 23.11.2015 | Bürgerhaus Stollwerck, Köln

COURTNEY BARNETTspeclai guest: Big Scary

DI. 24.11.2015 j Live Muslc Hall, Köln

BELLE AND SEBASTIANSpeclai guest: Other Llves

DI. 24.11.2015 | Gloria. Köln

ANDREAS DORAU& GEREON KLUGArger mit der Unsterblichkeit

Di. 24.11.20151 Bürgerhaus Stollwerck, Köln

JOHN GRANTSa. 28.11.2015 | Die Kantine, Köln

VINTAGE TROUBLEMl. 02.12.2015 | Kulturkirche. Köln

K S CHOICEFr. 04.12.20151 Die Kantine, Köln

ELVY(feat. Matt Bernlnger von The National und Brent Knopfvon Ramona Falls/Menomena)

Mo. 07.12.2015 | Gloria, KölnDI. 08.12.2015 | Zeche, Bochum

SASHADl. 08.12.2015 ! Live Music Hall. Köln

RAE SREMMURDMi. 09.12.2015 | Essigfabrik, Köln

MAXIMO PARKMi. 09.12.2015 i Gloria. Köln (Zusatztermin)Do. 10.12.2015 | Gloria. Köln

GUILDO HÖRN& DIE ORTHOPÄDISCHEN STRÜMPFESa. 12.12.20151 Die Kantine, Köln

IBEYIDo. 17.12.20151 Gloria. Köln

ANTILOPEN GANGDo. 28.01.2016 | Live Music Hall. Köln

FRAKTUSDo. 28.01.2016 | Die Kantine. Köln

THE MACC:ABEESÜ3BSE35&B <>'•••

prime entertainmentwww.prlme-entertalnment.de

Maschine sollten erkennbar sein, und »Howl« ist tatsächlichalles andere als ein steriles Gemisch aus Beats und Samplesgeworden. Stattdessen spielt das Album durch technoidesDröhnen und verzerrte Soundscapes mit den dunklen Fa-cetten des menschlichen Innenlebens. Mehr als drei Ebenenlegt West auf »Howl« nie übereinander. Dadurch gerät dasAlbum zu einem minimalistisch-mechanischen Rausch, dergleichsam bedrückt wie begeistert.Kristof Beuthner

Roots Manuva BleedsBig Dada / Ninja Tune / Rough Trade / VÖ 30.10.15

Roots Manuvas sechstes Album pendelt angenehmabwechslungsreich zwischen Stadion-Bombast undfrischer südenglischer Bass-Musik.

Für sein aktuelles Album verarbeitet Rodney Smith aliasRoots Manuva neben ein wenig Reggae auch reichlich aktu-elle Tanzmusik wie Trap und Footwork. Dazu kommen eineMenge orchestrale Elemente, etwas Pathos und eine wirklichopulente Produktion. Für die zeichnen diesmal Four Tet,Adrian Sherwood, Fred und Switchs neues Team With Youverantwortlich. Fast 20 Jahre sind seit Smiths Debüt »BrandNew Second Hand« vergangen, das damals auch schondurch seine spannende, zukunftsweisende Vermischungvon Dub, Ragga, Funk und HipHop beeindruckte. AI! dieseElemente sind auch auf »Bleeds« wieder vertreten. DasErgebnis ist wirklich vielschichtig geraten: Es gibt einenmelodramatischen, von Streichern getragenen Track mitR'n'B-Background-Chor und,eine von HipHop durchtränktePiano-Ballade mit gospeliger Atmosphäre. Dazu Barry-White-Samples mit weinenden Säuglingen zu häkelnden, aber trei-benden Beats und Warnsignal-Keyboards. Zudem beherrschtSmith nach wie vor straighte und knapp gestrickte Tracks,die kompromisslos nach vorn gehen und »Bleeds« zu einemwirklich spannenden Album machen.Andreas Brüning

Bill Ryder-JonesWest Kirby County PrimaryDomino / GoodToGo / VÖ 06.11.15

Mit seiner Ex-Band The Coral hat das hier wenig zu tun:Bill Ryder-Jones spielt feinsten Power-Pop mit einer sehrpersönlichen Note.

The Coral galten zu Beginn der 2000er mal als diefähigsten Typen des britischen Festlandes: Sie waren mitder seltenen Gabe ausgestattet, dem verhangenen Psyche-delic der 1960er einen modernen und tanzbaren Stempelaufzudrücken. Nach zwei großartigen Alben wurde es aberstill um die talentierten Musiker. Daher zeugt es durchausvon Spürsinn, dass Bill Ryder-Jones, der die Band gemeinsammit Sänger lan Skelly gründete, das langsam sinkende Schiff2008 verließ. Man darf es konsequent und mutig finden, dasser auch auf seinem dritten Soloalbum nicht zum Ursprungsstilseiner ehemaligen Band zurückkehrt. Im Haus seiner Mutterzog sich Ryder-Jones immer mal gänzlich unters Kopfkissenzurück und spielte verschleppte kleine Lo-Fi-Stücke, diestark von ihrer Fehler zulassenden Ausrichtung profitieren.Vor allem in der zweiten Albumhälfte durchbricht der Manndiesen Ansatz aber immer wieder, beschleunigt hie und dadas Tempo und hat Refrains und Harmonien im Gepäck, derenGüte momentan nicht mal der artverwandte Power-PopperMikal Cronin erreicht. Bemerkenswert ist auch, dass bei Jonesdie Form nie wichtiger wird als der Inhalt. Man höre nur aufden todtraurigen und sehr persönlichen Text zu »Daniel«!Die Texte zählen eh zu den großen Stärken des 32-Jährigen.»The seabirds are circling, they seem to follow, too« ist nureine exemplarische Zeile für ein schönes Liebesbekenntnis.Dass Ryder-Jones den Hörer nah an sich heranlassen will,illustriert bereits das Coverfoto, das ihn verschmitzt lächelndin der Badewanne seines Elternhauses zeigt.Kai Wichelmann

SedlmeirMelodien sind sein LebenRookie / Cargo

Eigentlich egal, was hier oder anderswo über dieses Albumsteht, es wird wieder nichts ändern an der Tatsache, dassdie Karriere des in Berlin lebenden Songwriters weiterunterm Radar abläuft. Schöner Mist!

Lorem ipsum dolor sit amet... Na ja, ganz so verfestigt istdie Wahrnehmung von Sedlmeir vielleicht doch nicht, dassman gleich Blindtext rauskramen muss. Aber dennoch schonernüchternd, wenn-so tolle Songs letztlich wieder bestenfallsals Geheimtipps verhallen. Aber man kann als Künstler wieRezensent halt nicht immer auf der Welle mitschwimmen,daher hier einfach mal gute Nachrichten aus dem beseeltenNiemandsland: Nicht bloß Stücke wie »Konrad Weiss Preis«,»Sedlmeir / Presley« oder »Senior 21 Volt« sind vielschich-tige und eingängige Genre-Perlen, alles an dieser Platte istgleichermaßen überschwänglich wie abgehangen. Wer BerndBegemann schätzt (der streng genommen ja selbst schon zuwenig Aufmerksamkeit genießt), sollte unbedingt mal hierauftauchen. Da ist viel für einen drin.Linus Volkmann

Sex Jams CatchThis Charming Man / Cargo

Sex Jams zeigen, dass die aktuelle Austropop-Welle keinGesetz sein muss: Weirdness statt Österreichness.

Wolfgang Möstl for president! Zwar weiß man nicht, obsein leicht grenzdebiler bis wahnsinniger Blick Masche oderErnst ist, aber bei Politikern ist das ja meist genauso unklar.Wichtig ist im Fall Möstl ja eh nur, was aus den Boxen kommt.Der Legende nach hat er um die 500 Songs geschrieben (derMann ist um die 30!!). Egal, ob Noise-Rock ä la KÜIed By 9VBatteries, die Lo-Fi-Variante mit Mile Me Deaf oder eben SexJams mit Frontfrau Katie Trenk - in Sachen Musik scheintMöstl einiges verdammt richtig zu machen. Fairerweise mussman zugeben, dass Ssx Jams ohne Trenk am Mikro gar nichtfunktionieren würden. Dass man sofort an Kim Gordon undCourtney Love erinnert wird, liegt nicht nur an ihren platin-blonden Haaren, sondern auch am wilden Gesang und ihrempunkigen Habitus, beispielsweise im Video zum Song »SweetAdvice«. Auch wenn das Hauptaugen- und Ohrenmerk beiSex Jams auf der Frontfrau liegt, fällt auf, dass Möstl schonwieder bei was mitmischt, das absolut unösterreichisch klingt:eine Mischung aus Garage-DIY-Riot-Grrrl beispielsweiseim Opener »Catch!«, poppigen Blondie-Melodien (»ZehnSchilling«) und einem Hauch von Grunge. Wolfgang, meinKreuzchen ist dir schon mal sicher!Senfa ßesf

#Review 115

•iThe SchwarzenbachNicht sterben. Aufpassen.Staubgold / Indigo / VÖ 30.10.15

Dietmar Daths Stimme sticht nicht nur im Feuilletonheraus. Als Sänger von The Schwarzenbach lässt er sichvoller Leidenschaft in das verschachtelte Labyrinth ofSound fallen, das die Band in seinem Rücken errichtetund einreißt, errichtet und einreißt...

Im Zentrum des zweiten Albums von The Schwarzenbachsteht ein Song namens »Mänkmol mein l«. Im Kosmos desganzen Werks aus dickem Bass und verschmitzter Elektronika,

rumorender Krachgitarre und zeterndem Harmonium nimmter eine Stellung ein, die an das »Abendlied« auf Blumfelds»Testament der Angst« erinnert. Während das Thema desMeisterwerks der Hamburger Schule damals Depressionangesichts der Ausweglosigkeit aus der großen Scheißewar, berühren The Schwarzenbach mit der Vertonung einesTextes in alemannischem Dialekt, der vom LiedermacherRoland Hofmaier stammt. Auf vielen Songs von »Nicht ster-ben. Aufpassen.« liegen der kalte Tod und die hochfliegendenGedanken und Emotionen, sprich: Möglichkeiten des Lebensmiteinander im Clinch. In »Mänkmol mein l« hingegen ver-leihen The Schwarzenbach nach den Hass und Verachtung,Liebe und Ekel andeutenden Zeilen und Tönen davor ihrerkollektiven Parteilichkeit eine zum Heulen zärtliche, verdammtzerbrechliche Schönheit. Die Worte wollen für alles eine Lö-sung finden, die Musik alles durchdringen. Das muss einenzerreißen. Dietmar Dath ist nicht einfach ein großer Journa-list und Schriftsteller, Heike Aumüller, Johannes Frisch undThomas Weber alias Kammerflimmer Kollektief sind nichteinfach eine große Band. Zusammen sind sie The Schwär-zenbach, aber man könnte auch sagen: ein so komplexer wiegewaltiger Aufstand gegen Resignation und Belanglosigkeit.Den Titel sollte sich jeder zu Herzen nehmen.Wolfgang Frömberg

Small Black Best BluesJagjaguwar / Cargo

Der kurzfristig hippe Stempel »Chillwave« klebt nach wievor an Small Black. Am schmalen Grat zwischen elektro-nisch verziertem Indie-Rock und blassem Synthie-Popbluten sie jedoch unverhofft in die Belanglosigkeit aus.

Natürlich ist Josh Hayden Koleniks Gesangs-Schnappat-mung weiterhin ein prägender Bestandteil des über die Jahregeformten Bandsounds Small Blacks. Aber seit ein amerika-nischer Blogger kurz nach der Geburtsstunde der ersten EPder Band (»Small Black« von 2009) die wackelige Schublade»Chillwave« zusammenzimmerte, ist dieser Sammelbegrifffür Retro-Synthesizer-Sounds, Wave-Rock und Electro-Popnur noch ein ziemlich blutleerer Hype geblieben. Auf »BestBlues« kommen dann, bis auf ein paar gekonnt zitierte 1980er-Sounds, auch keine greifbaren Momente vor, die dem AlbumNachhaltigkeit verleihen. Wabernde Synthetik über beliebigenKlangflächen, dem Schlagzeug und auch dem Gesang - dasweckt im besten Fall Erinnerungen an Shoegaze-Heroen unddie heimlich geliebten Synthie-Pop-Momente der 1980er, diemittlerweile nicht mehr peinlich sind, sondern beinah schonzum Checker-Wissen gehören. Trotzdem: Wer braucht dafüreine musikalische Eselsbrücke wie dieses Album?K/aas Tigchelaar

T.RaumschmiereT.RaumschmiereShitkatapult / Indigo / VÖ 30.10.15

Marco Haas alias T.Raumschmiere ließ sich musikalischimmer schwer einordnen und tat über die Jahre allesdafür, dass das so blieb. Auf seinem siebten Album ist ernun endgültig beim Ambient gelandet.

Electropunk oder »Dreck-Electro«, wie arte einst seineMusik beschrieb - solch unpräzise Genre-Bezeichnung wurdeT.Raumschmiere einst übergestülpt. Exakter konnte man auchnie umreißen, was er da fabrizierte. Eine wilde Mischung ausPunk, Industrial und Techno. Bei seinen Live-Sets lässt erregelmäßig die Kuh fliegen. Gefangene macht er nicht. Umsoüberraschender kommt sein siebtes Studioalbum daher, seinerstes seit 2008. Es ist Ambient in Reinkultur. Bei »Anker«leiern träge Synthies. »Zwischenstopp« erinnert an eine Fahrtin einem U-Boot. Allein »7« klingt ganz entfernt nach demalten T.Raumschmiere. Die einzigen Vocals finden sich amEnde bei »Sleeping Pitls And Habits« und befördern in eineandere, psychedelische Welt. Absolut nichts an dieser Platteerinnert noch an Tracks wie »E« oder »Monstertruckdriver«.Die selbstbetitelte Scheibe lässt ohne Zweifel Raum zumTräumen und entführt einen ins Sphärische. Dass das Albumtrotz des offensichtlichen Stilbruchs in der Summe etwaszu berechenbar bleibt, ist allerdings ein Wermutstropfen.Christian Schlodder

wieder Dub-Spielereien oder auch Industrial-Elemente bie-ten. Darüber liegt immer der soulige, tiefe Gesang von Fee R.Kuerten, die den abstrakten Songgebilden Struktur verleihtund immer wieder von Selbstverwirklichung und künstleri-scher Identität kündet. Wenn man nun von fragilen Melodien,Echos und Noises sowie halluzinatorischen Loops redet, magmancher sich an Künstlerinnen wie FKA Twigs oder Grimeserinnert fühlen. Tellavision ist im Gegensatz zu diesen vielgreifbarer. Fee R. Kuerten ist nicht der Geist in der Maschine,sie ist die Maschine: eben doch mehr Hard- als Software.Kerstin Kratochwill

*Ma'ia Vidal You're The WavesCrammed Discs / Indigo

Mat'a Vidal ist schlimm verliebt, und genau das ist es, wasihren Pop zu einem Kuriosum macht.

Erst mit ihrem dritten Album erreicht Mai'a Vidal nun sorichtig die Oberfläche des Folk-Pop. Dem ersten Eindrucknach könnte man sie als Durchschnitts-Popmädchen abtun,aber schon ein erstes Hinhören bei den Texten zeigt, wie falschman damit läge. Die Single »Bones« macht beispielsweisestutzig, weil Vidal darauf mit Zeilen wie »Skin so soft l couldtear it off« oder »l'd liketo make a home in your frontal lobe«so wunderbar Verliebtheit mit Kannibalismus vergleicht. Diespanisch- und französischstämmige Amerikanerin erfindetsich auf jedem Album neu, für die sehr vielseitigen, teil weisegar kauzigen Arrangements und die Produktion ist sie fastausschließlich selbst verantwortlich. Ein Blick in ihre Vergan-genheit bestätigt mit der Rancid-Coverband Your Kid Sisterund überzeugenden Georges-Brassens-interpretationenauf dem Akkordeon ihre DIY-Wurzeln. Wenn »You're TheWaves« jetzt nur nicht komplett und so überschwänglicheinem bestimmten Kerl gewidmet wäre, Wenn ich mir waswünschen darf: mehr Verschrobenheit und drei rosa Herzenweniger, bitte.Elisabeth Haefs

Tellavision The Third EyeKarlrecords / Cargo

Tellavision setzt sich zwischen ganze Besucherreihen inGalerien und Ateliers: Für Künstler klingt die Hamburgerinzu punkig, für Punks zu artsy. Sie selbst sagt »HardwarePost-Pop« dazu.

»The Third Eye« stellt ein Gerüst aus reduzierten Melo-dien, analogen Synthesizern und abgehackten Percussionsauf; um jenes versammelt sich dann das Publikum, hebt eineAugenbraue und fragt: Ist das Kunst, oder kann das weg? EinKalauer dieser Art ist Tellavision jedoch nicht, zu drängendsind ihre infektiösen Tracks, die mal Kraut-Einflüsse, dann

TfUSt FundQ l l -f 'OeenTIS UnT3irTurnstile /Carolme/ Universal /VÖ 30.10.15

AUF TOUR FEBRUAR 2016