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Johanniter – Jugendarbeit im Orden Pilgerreise nach Israel 23. – 30. Oktober 2010 „Die Waffenrüstung Gottes: Instrumente des Glaubens“

„Die Waffenrüstung Gottes: Instrumente des Glaubens“...• Einführung in das Thema der Reise mit Dr. Jörg Bremer und Pastorin Dr. Petra Heldt • Abendessen und Übernachtung

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Page 1: „Die Waffenrüstung Gottes: Instrumente des Glaubens“...• Einführung in das Thema der Reise mit Dr. Jörg Bremer und Pastorin Dr. Petra Heldt • Abendessen und Übernachtung

Johanniter – Jugendarbeit im Orden

Pilgerreise nach Israel

23. – 30. Oktober 2010

„Die Waffenrüstung Gottes:

Instrumente des Glaubens“

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Samstag, 23. Oktober

• Ankunft Tel Aviv, Geldwechseln, Transfer nach Jerusalem

• Einführung in das Thema der Reise mit Dr. Jörg Bremer und Pastorin Dr. Petra Heldt

• Abendessen und Übernachtung im HOTEL KNIGHTS PALACE

• Nachtspaziergang durch die Via Dolorosa zur Anastasis

Sonntag, 24. Oktober

• Gespräch mit Martin Brons und Gottesdienst in der Erlöserkirche (unter Mitwirkung des

Ordens)

• Mittagessen und Gespräch über die politische Lage in Israel mit

Hans-Christian Roeßler, FAZ- Korrespondent

• Besichtigung der neueren Ausgrabungen im antiken Teil von Jerusalem mit

Professor Gunnar Lehmann, Ben Gurion Universität

• Besuch der Himmelfahrtkirche auf dem Auguste Victoria Gelände auf dem Ölberg bei

Pfarrerehepaar Michael und Ulrike Wohlrab

• Abendessen im „Café Auguste“

Montag, 25. Oktober

• Besuch der Grabes- und Auferstehungskirche mit Dr. Petra Heldt

• Besuch des griechisch-orthodoxen Viertels

• Fahrt nach Abu Ghosh – Johanniterkirche und Benediktinerkloster; Gespräch mit Schwester

Marie-Madeleine

• Fahrt zum Berg Zion, Diskussion

• Gespräch bei Rechtsanwalt Elias Khoury

• Abendessen im Johanniter-Hospiz

• Feier im Österreichischen Hospiz anlässlich des österreichischen Unabhängigkeitstags

Dienstag, 26. Oktober

• Yad Vashem – Führung mit Karin Dengler

• Abfahrt nach Bethlehem – Mittagessen im Restaurant Al Andalus

• Besichtigung des Herodion

• Besuch der Geburtskirche

• Besuch von Talitha Kumi, Gespräch mit Verwaltungsleiter Bernhard Scheurenbrand

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Mittwoch, 27. Oktober

• Abfahrt nach Jericho, Berg der Versuchung und Besuch des griechischen Klosters,

Mittagessen auf dem Markt in Jericho

• Weiterfahrt zur Festung Belvoir

• Ankunft zur Übernachtung mit Abendessen im PILGERHAUS TABGHA am See

Genezareth

• Baden im See Genezareth

• Gottesdiest bei den Benediktiner-Mönchen

• Geschichte des Ordens (Dr. Jörg Bremer/ Dr. Moritz Trebeljahr)

Donnerstag, 28. Oktober

• Tagestour nach Obergaliläa/ Naturreservat Tel Dan

• Fahrt in den Golan mit Wanderung durch das Nahal Zavitan zum Wasserfall Meshushim

• Besuch von Kapernaum

• Gespräch über Ephraim, den Syrer

Freitag, 29. Oktober

• Gespräch mit Professor Haim Goren

• Fahrt nach Akko und Besichtigung der Kreuzfahrer-Festung

• Begegnung mit Propst Dr. Uwe Gräbe am See Genezareth

• Feedback-Runde

Samstag, 30. Oktober

• Fahrt nach Karsi (Gerasa), Besichtigung der Kloster-Überreste, Andacht

• Transfer zum Flughafen/ Abflug von Tel Aviv

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Samstag, 23. Oktober 2010

Am 23. Oktober ging es los: die Reise der JiO – Jugend im Orden unter dem Thema der Waffenrüstung Gottes mit dem „Schild des Glaubens, dem Helm des Heils und dem Schwert des Geistes“ (Epheser 6).

Gegen 14 h kam der größte Teil der Gruppe am Flughafen in Tel Aviv an. Im Bus auf dem Weg nach Jerusalem gab es schon mal einen ersten Eindruck von dem, was uns auch auf zukünftigen Busfahrten erwarten wird: eine erste kleine Einleitung von Jörg Bremer.

Im Hotel „Knights Palace“ in der Altstadt Jerusalems warteten schon die übrigen Teilnehmer, die einen Tag früher angereist waren. Und wir waren komplett – naja fast komplett: Es fehlten noch zwei Teilnehmer, Michael und Moritz, die leider wegen Nebels in Frankfurt hängen geblieben waren und erst Samstagnacht anreisten, ferner waren die Koffer von Frederik und Andreas noch nicht da - deren Ankunft uns für Sonntag zugesagt wurde…Nachdem wir unsere Zimmer bezogen hatten, trafen wir uns kurz darauf beim ersten kühlen Getränk auf der Hotel-Terrasse. Es folgte eine kurze Vorstellungsrunde, um sich näher kennenzulernen.

Jörg Bremer, der wie auch in den letzten Jahren die Reise leitete, hatte 18 Jahre mit seiner Familie in Jerusalem gewohnt, um als FAZ-Korrespondent über das Land mit seiner Politik und Geschichte zu berichten. In dieser Zeit hat Jörg die Situation in Israel hautnah miterlebt und dabei besondersinteressante Kontakte zu spannenden Personen geknüpft und als Freunde gewonnen. Netterweise waren einige für uns zu einer Gesprächsrunde bereit, so dass wir Israel mit unterschiedlichen Sichtweisen, Eindrücken und Einstellungen erfahren konnten.

Unsere zweite „Begleitperson“ Petra Heldt ist deutsche Theologin an der Erlöserkirche in Jerusalem und lebt seit 40 Jahren im Land - eine enge Freundin der Familie Bremer. Das besonders vertraute Verhältnis zwischen Jörg und Petra wurde uns bereits während der Vorstellungsrunde bewusst. Dieses neckische, herzliche und besonders informative „Streitgespräch“ zwischen dem Historiker und der Theologin begleitete uns die ganze Reise und wir wollten es auf keinen Fall missen!

Die Vorstellung aller Teilnehmer ist schwierig wiederzugeben. Aber eine kleine Statistik lässt sich erstellen:

• 12 (später 11) Männer, 12 Frauen• Altersdurchschnitt ca. 30 Jahre• Zwei Pärchen, davon eins verlobt• 7 Juristen (gefühlt waren es 10)• 1 Person mit Hinkebein und Krücken• 3 Österreicher, der Rest Deutsche • 2x2 Schwestern• 8 Ordensritter oder -Anwärter

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Jörg Bremer sagte an diesem Abend einen kurzen aber entscheidenden Satz, den die meisten von uns leider (!!) zu schnell wieder vergaßen. Und zwar: „Wir werden Euer Bild von Israel in Jerusalem zerstören und am See Genezareth wieder langsam Schritt für Schritt aufbauen“. Als Jörg diesen Satz in unserer Abschlussrunde am letzten Abend wiederholte, fiel es einigen wie Schuppen von den Augen. Denn genauso kam es auch:

Weiter ging es zur Klagemauer – nein Stopp, wir lernten dazu, es heißt nicht „Klagemauer“, denn die Juden klagen hier nicht. Es heißt „Westmauer“ oder „HaKótel“. Die Westmauer hat bei vielen einen besonderen Eindruck hinterlassen, vor allem da es durch die Beendigung des Sabbats sehr voll und somit besonders imposant war.

Mit einem angekündigt „kleinen“ Abendspaziergang am Samstagabend durch die Altstadt für den ersten Eindruck von Jerusalem sollte es losgehen. Es wurde ein sehr langer Stadtrundgang mit unglaublich vielen Informationen und Eindrücken, der „kalte Sprung ins sehr nasse Wasser“. Vom Hotel ging es vorbei beim Griechischen Patriarchaten, dann entlang der Christian Quarter Road. Hier lernten wir auch gleich Ali kennen, bei dem man zwar die gleichen Souvenirs fand wie auch in den Nachbarläden. Doch Ali war besonders nett und man konnte bei ihm hervorragend Geld wechseln. Außerdem gab uns Jörg einige nützliche Shoppingtipps der Familie Bremer v.a. zu Keramik oder Stoffen (…wovon viel Gebrauch gemacht wurde!).

Bevor wir zum Friedhof, der außerhalb der Stadtmauern gelegen ist, und zu der Kirche der Nation rüberblickten, sollten wir noch einmal zurückschauen auf den Tempelberg. Vom Tempelberg gab es auf dieser Seite mal eine Treppe, die von der Davidstadt rauf zum Tempel führte. Durch diese soll damals auch Jesus in die Stadt Jerusalem eingezogen sein. Die Treppe ist komplett zerstört – wahrscheinlich war dies der Grund, warum keiner „sah“, welche Treppe Jörg Bremer meinte. (Zum Glück erklärte am nächsten Tag der Archäologe Gunnar Lehmann dies erneut…)

Viel zu kurz konnten wir die neu erworbenen Eindrücke auf uns wirken lassen. Denn der „Spaziergang“ sollte noch weiter gehen…. Wir verließen die „old city“ und gingen entlang der Stadtmauer in Richtung Ölberg. Hier sahen wir auch zum ersten Mal die andere deutsche Kirche „Auguste-Victoria“, die wir am Montag besuchen wollten. Die Kirche gehört wie die Erlöserkirche in der Altstadt zu den christlich evangelischen Kirchen in Jerusalem.

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Wir beendeten den vierstündigen „Spaziergang“ in der Grabeskirche. Die, so lernten wir von Petra – und wir werden es auch nicht mehr vergessen –, nicht „Grabeskirche“ sondern „Grabes- und Auferstehungskirche“ oder noch besser „Anastasis“ heißt. Zum Ausklang konnte hier jeder noch so lange verweilen, wie er wollte, um danach müde, erschöpft und glücklich ins Bett zu fallen!

Franziska v. Schmeling & Beatrice Martini

Dann ging es weiter durch das St. Stephen’s Tor zurück in die Altstadt und über die Via Dolorosa am sehr schönen Österreichischen Hospiz vorbei. Auf dem Weg über die Via Dolorosa begegneten uns einige Gruppen von Christen, die auf die verschiedenste Art den Leidensweg Christi mit all seinen Stationen abliefen: Es waren Mönche in braunen Kutten und großen umgehängten silbernen Kreuzen, laut klagend-betende Frauen, fotografierende Chinesen, still betende Priester – mit großem Holzkreuz oder auch ohne. Jede Gruppe lebte ihren Glauben auf ihre Art und alle respektierten den anderen, auch wenn es manchmal auf den schmalen Gassen neben den ganzen Touristen eng wurde. Ein Bild, welches sich einigen Teilnehmern sehr einprägte.

Sonntag, 24. Oktober 2010

Nach unserem Frühstück, zu dem sogar die schlaftrunkenen erst nächtens aufgrund Flugzeugsausfalls eingetroffenen Moritz und Michael erschienen waren, brachen wir zur deutschen ev. Erlöserkirche auf. Im dortigen Refektorium empfing uns pünktlich um 9 Uhr der Pfarrvikar Martin Brons. Er gab uns einen ersten Eindruck von der verworrenen Situation in der deutschen Erlöserkirche, die derzeit aufgrund der gemeinsamen Nutzung von Erlöserkirche und Propstei durch den deutschen Propst und den palästinensischen Bischof besteht.

In den anschließenden Gottesdienst zogen wir feierlich ein, Philipp und Philipp mit Vortragekreuz vorneweg, am Schluss die Ritterbrüder unter uns, die mit einem Ordensmantel ausgestattet waren, zwischendrinAndreas und Frederik schick in Turnschuhen, da ihr Gepäck in Wien liegen geblieben war. Der Gottesdienst war geprägt von der sehr kämpferischen Predigt der Pastorin Dr. Petra Heldt zu Epheser 6,10-17 und Jesaja 59, 9-17, die für den Sonntag vorgegebene Bibelstelle, die zufälligerweise dem Motto der Pilgerreise „Die Waffenrüstung Gottes: Instrumente des Glaubens“ entsprach.

Die von Paulus im Predigttext genannten Kosmokraten – böse Mächte, die die Welt beherrschen, wie etwa Dämonen oder der Satan – sollten uns auch später noch auf unserer Reise mehrmals begegnen. Ein Musikschulorchester aus dem Hochsauerlandkreis begleitete den gut besuchten Gottesdienst musikalisch und wir durften mit Fürbitten und Hilfe bei der Austeilung des Abendmahls zum Gottesdienst beitragen. Tee mit der Gemeinde im Kreuzgang, eine Besichtigung der Ruinen eines Vorgängerbaus unter der Kirche und eine Andacht in der Johanniterkapelle rundeten unseren Besuch der Erlöserkirche und Propstei ab.

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Ein kurzer Gang in das armenische Viertel führte uns in das Restaurant „Bulghourji“. Hier wurden wir mit örtlichen Speisen bewirtet und hatten währenddessen die Gelegenheit, vom aktuellen FAZ-Korrespondent in Jerusalem, Hans-Christian Rößler, eine Einführung in die aktuelle politische Situation in Israel zu erhalten.

Professor Gunnar Lehmann von der Ben Gurion Universität führte uns sodann in einem Schnelldurchgang durch die Geschichte Jerusalems von dessen frühen Anfängen bis fast in die Neuzeit. Beeindruckend war die dabei gewonnene Erkenntnis, dass das großartige sagenumwobene Jerusalem zu König Davids Zeiten um 1000 v. Chr. ein kleines Nest gewesen sein muss mit kaum mehr als rund 3.000 Einwohnern.

Um 18 Uhr brachte uns ein Bus auf nicht ganz direktem Wege hoch auf den Ölberg. Hier begrüßte uns das Pfarrerehepaar Michael und Ulrike Wohlrab. Sie zeigten uns ihre Wirkungsstätte, die von Kaiser Wilhelm II. und seiner Frau Auguste Victoria 1910 gestiftete Himmelfahrtkirche. Dabei beeindruckten der neu hierher verlegte Altar aus der früheren deutschen Schneller-Schule und der seit diesem Jahr wieder in altem Glanz erstrahlende Festsaal, in dessen Mitte ein frisch restaurierter grimmig dreinblickender

Barbarossa thronte.

Auch nach diesem Objekt scheint der Bischof der wohl kleinsten lutherischen Bischofsgemeinde der Welt seine Finger ausstrecken zu wollen...

Nach einem köstlichen Ratatouille und noch köstlicherem Kuchen im CaféAuguste sowie einer Besteigung des Turms der Himmelfahrtkirche mit Blick über das nächtliche Jerusalem endete der offizielle Teil dieses langen Tages.

Frederik Giessing und Andreas v. Oppen

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Montag, 25. Oktober 2010

Dass Pilgerreisen und 16-Stundentage einander nicht ausschließen müssen, konnten wir an Tag 2 unserer Reise erleben. Gleich nach dem Frühstück erwartete uns Pastorin Dr. Petra Heldt um 08:00 Uhr in der Jerusalemer Altstadt vor der „Mutter aller Kirchen“. Als zentrales Heiligtum der Christenheit vereint der eindrucksvolle Bau dabei in seinem Inneren den Felsen Golgatha, den Ort der Kreuzigung, den Salbungsstein, Anastasis, den Nachbau des heiligen Grabes und Ort der Auferstehung Christi sowie die unterhalb des Kalvarienbergs befindliche Adamskapelle. Das 326 von Kaiser Konstantin als Basilika begründete Gebäude der Grabeskirche (welche wir ab diesem Moment nur noch Anastasis oder Grabes- UND Auferstehungskirche nennen durften), das über die Zeiten hinweg in verschiedenen Phasen und Schichten mal abgetragen und zerstört, mal erhalten, erneuert, auf- oder umgebaut wurde, vereint heute in sehr eindrucksvoller Weise eine lebende Ökumene. Auch wenn die moslemische Familie Joudeh seit mehreren Jahrhunderten über den Schlüssel der Kirche wacht und der Streit um die Schutzherrschaft derKonfessionen innerhalb der Kirche 1853 als Auslöser des Krimkrieges herangezogen wurde, teilten sich seit dem Jahre 1555 Franziskaner und griechisch-orthodoxe Christen, seit Ende des 19. Jahrhunderts griechisch-orthodoxe, römisch-katholische, armenisch-apostolische, koptische, äthiopisch-orthodoxe und syrische Christen nach einem festen Regelwerk Herrschaft und Verantwortung innerhalb der Kirche.

Weitere Einblicke in die Anastasis und die Vielfalt ihrer Geschichte und Konfessionen sollten sich noch im weiteren Verlauf des Vormittags ergeben. Nach einer kurzen Besichtigung der zentralen Plätze der Kirche fanden wir Zeit zu einer kurzen Andacht am griechisch-orthodoxen Kreuzigungsaltar, bevor der nächste Termin vor der Tür stand.

Es ging einige verwinkelte Gässchen weiter, wo wir im griechisch-orthodoxen Patriarchat eintrafen. Aufgrund anderweitiger Verpflichtungen fand zwar der Hausherr Theophilos III. keine Zeit für die angekündigte Audienz, doch hinterließ er unserem kundigen Fremdenführer Dr. Jörg Bremer die Schlüssel für das an die Dachanlagen der Grabeskirche angrenzende Gebäude.

Die folgenden Eindrücke waren faszinierend. Es zeigten sich neben einem postkartentauglichen, traumhaften Panorama der heiligen Orte dreier Weltreligionen auch die Kuppeln und Rotunden der Grabeskirche. Hautnah und unter fachkundiger Führung durch den Pfarrvikar Martin Brons konnten wir aus ungewöhnlicher Perspektive die Fresken der Engelsgeschichte als einendes Element der abrahamitischen Religionen bestaunen.

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Während die meisten von uns gegen 13:30 Uhr dem drängenden Verlangen nach einer warmen Mahlzeit und dem Ruf der geheimnisvoll orientalischen Basare der Altstadt folgten, gelang es Moritz Trebeljahr noch, Jörg Bremer zu einer privaten Führung durch die Seitenkapellen der Grabeskirche zu überreden. Der sich durch enge Gänge und verfallene Klosterzellen auf einem tiefer liegenden Dachund an einer alten Zisterne im tiefen Innern der Kirche entlang führende Weg zeigte Moritz Trebeljahrund Michael Busching die armenischen, koptischen und äthiopischen Kapellen, den Taufstein Kaiser Konstantins, eine äthiopische Kapelle für die Wesen, die außerhalb der Schöpfungsgeschichte geschaffen worden waren sowie die armenische Märtyrerkapelle mit Grablege der letzten Patriarchen.

Vor allem der weibliche Teil unserer Gruppe wurde von Jörg durch die Altstadt geschleust, durch kleine und große Gassen, und kurz bevor man das Gefühl hatte, verloren zu sein, hieß es auf einmal „wir sind da“. Wir standen vor einem Stoffgeschäft, in dem Jörgs Frau früher eingekauft hatte, und der Name Bremer wurde hier zu einem Zauberwort. Tücher und Stoffe in allen möglichen Formen und Farben wurden aus den Regalen gerissen und begutachtet. An der Kasse verhalf der Name Bremer dann zu einigen Rabatten, so dass es natürlich nicht nur bei einem gekauften Schal bleiben konnte.

Ähnlich lief es in dem armenischen Keramikladen ab. Hier ging es sogar soweit, dass manche sich ihre Schüsseln oder Untersetzer selbst zusammengestellt haben. Entweder wurden die vorhandenen Bilder mit neuen Rändern, anderen Farben, andere Größen ausgesucht oder aber man ließ seiner eigenen Kreativität freien Lauf und malte selbst. Nach dem „Shopping-Wahn“ ging es zurück zum Treffpunkt am Hotel.

Kaum dort angelangt, wartete bereits die nächste Station auf uns. Mit dem Bus fuhren wir in das etwa 10 Kilometer nördlich von Jerusalem entfernte arabisch bewohnte Dorf Abu Gosch. Der jüdischen Überlieferung nach soll im damaligen Kirjat Je’armin die Bundeslade nach der Rückgabe durch die Philister verwahrt worden sein. Vom gleichen Ort aus, der im Lukasevangelium als „Emmaus“Erwähnung findet, erblickten sowohl Richard Löwenherz auf seinem Kreuzzug, als auch Wilhelm II. auf seiner Pilgerreise in das damals osmanische Palästina, erstmals Jerusalem.

Ziel unseres Besuchs des von der Sabbatruhe ausgenommenen, kulinarischen Ausflugsziels der Jerusalemer Bevölkerung, waren zwei im selben Gebäudekomplex auf den Mauern einer Johanniterkirche aus der Kreuzfahrerzeit errichtete Klöster – das Kloster „Abbaye Sainte Marie de la Resurrection“ mit seinen 10 Benediktinermönchen sowie das Nonnenkloster „St. Francoise“. Gezeigt und erklärt wurde uns die auf einer römischen Zisterne errichtete und aus zwei Kapellen bestehende byzantinisch geprägte Kirche von Schwester Marie-Madeleine, die vor einigen Jahren als Theologiestudentin aus Deutschland nach Jerusalem gekommen war und im Konvent des Klosters eine geistliche Heimat fand. In einem – leider viel zu kurzen – Gespräch im Garten des Klosters ließuns Schwester Marie-Madeleine nicht nur an der geistlich-spirituellen Welt des Klosters, sondern auch an ihren alltäglichen Erfahrungen mit dem Klosterleben teilhaben.

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Die von 21 Benediktinermönchen bewohnte Abtei bot uns einen geeigneten Rahmen, das Thema unserer Reise zu besprechen und zu vertiefen. Ausgehend von der Sonntagspredigt, die Petra Heldtüber den „christlichen Kampf – die Waffenrüstung Gottes“, basierend auf dem Paulus-Brief an die Epheser (6, 10-17) hielt, haben wir verschiedenste Sichtweisen – von John Henry Newmans „sanftem Licht der Wahrheit“, über Paulus’ (11, 33-36) Welt Gottes, die größer ist als unser Verstand, bis hin zu Ratzingers Glaube und Vernunft – diskutiert. Erst als im Schatten einer mit schreienden Farben im Andy Warhol-Stil gemalten und mit einer Tiara gekrönten Abendmahlsszene im späten Verlauf der Diskussion aus „Kosmokraten“ zuweilen „Aristokraten“ und „Kosmonauten“ wurden, wurde es Zeit, die Diskussion zu beenden (aber nur, damit sie an anderen Tagen wieder aufgenommen werden konnte) und uns auf die nächste Station unserer Reise zu begeben.

Schon im Halbdunkel des Abends fuhren wir durch die Vororte Jerusalems direkt zu Elias Khoury, einem alten Freund Jörg Bremers und seiner Familie. Bereits die Biographie Khourys, mit der uns Jörg Bremer in Grundzügen auf der Fahrt vertraut gemacht hatte, kündigte einen Ausflug zu den Schattenseiten der israelisch-palästinensischen Geschichte und Gegenwart an. Unser Gastgeber entstammt einer palästinensischen Familie mit griechisch-orthodoxem Glauben und ist als Rechtsanwalt und Richter am israelischen Verfassungsgericht tätig.

Zu seinen Mandanten zählt dabei nur am Rande der Johanniterorden. Vor allem sind es diejenigen palästinensischen Bürger, deren Rechte Khoury im Zusammenhang mit Entrechtung, Enteignung und Vertreibung durch die zähen Mühlen der israelischen Justiz hindurch verteidigt.

Der überzeugte Gewaltgegner und Demokrat ist ungeachtet schwerer Schicksalsschläge – durch die Enteignung und Vertreibung seiner Familie aus Ostjerusalem durch israelische Truppen, sowie den Terrormord an Vater und Sohn durch palästinensische Terroristen – seinen Überzeugungen treu geblieben. Bei Wein, Tee und traditionellem arabischen Gebäck verbrachten wir so einen von aktueller Politik und jüngerer Geschichte geprägten Abend im gastfreundlichen Haus der Khourys. Die Fälle, die Khoury uns erzählte, faszinierten uns alle, vor allem wie das nicht vorhandene Rechtssystem „funktioniert“.

Von Frau Khoury hervorragend mit genügend Reiseproviant versorgt, machten wir uns gegen 21:00 Uhr auf den Rückweg in die Altstadt. Im Bus wurde heiß diskutiert, was nun richtig und was falsch ist, und wie wir alle die Khourys bewunderten, so einen Optimismus und so eine Lebensfreude auszustrahlen. So kamen wir viel zu schnell in der Altstadt wieder an und liefen erneut wie eine Entenfamilie Jörg Bremer zum Abendessen hinterher.

Am Johanniterhospiz, welches sich in direkter Nähe von Grabeskirche und Hotel befindet, angelangt, wartete die aus dem Marburger Pastor Dirk Klinghöfer, seiner Ehefrau Steff und einer Hospitantin bestehende Besatzung mit Würstchen, Kartoffelsalat und der vertrauten Atmosphäre eines deutschen Pfarrhauses auf uns. Im Anschluss an das Essen hielten wir mit Pastor Klinghöfer unter Verwendung vertrauter oliv-grün eingebundener Bundeswehr-Gesangsbücher eine Andacht in der Kapelle des Hospizes.

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Das Hospiz wurde Mitte des 19. Jahrhunderts als ein Ort christlicher Gastfreundschaft für Pilger und Wanderer im Heiligen Land gegründet. Seit 1993 wohnen und arbeiten dort wechselnde Teams des Christus-Treffs. Die unkomplizierte Gastfreundschaft inmitten eines Basars konnten im Anschluss an das offizielle Programm von Beatrice Martini, Juliane v. Einem, Franziska und Maximiliane v. Schmeling, Ariane v. d. Horst und Katharina v. Schultzendorff ausgiebig genossen werden, die hier Quartier für weitere Ausflüge nach Jordanien und an das Tote Meer bezogen.

Nachdem die Mehrheit unserer Pilgergemeinde den Abend nach der Andacht im Johanniterhospiz ausklingen ließ, zog es Anne und Hubertus v. Barby, Jörg und Philipp Bremer, Moritz Trebeljahr, Andreas v. Oppen, Philipp v. Arnim und Michael Busching noch in das Österreichische Hospiz, wo eine Feier anlässlich des österreichischen Unabhängigkeitstages stattfand. Unsere österreichischen Mitpilger Katharina Strobl, Raphael Lindeck-Pozza und Roland Proché hatten sich dort bereits schon am früheren Abend zu den offiziellen Feierlichkeiten eingefunden. Die Uhr schlug schließlich 01:30 Uhr, als ein erlebnisreicher Tag zwischen Apfelstrudel und Sissikult im Drei-Viertel-Takt einer österreichischen Militärkapelle bei angeregten Gesprächen beim frisch gezapften Gösser-Pils einen Ausklang fand, den man in Jerusalem kaum erwartet hätte …

Maximiliane v. Schmeling und Michael Busching

Dienstag, 26. Oktober 2010

Dienstag: Tag eins nach Friedel. Ob Frederik das Vakuum füllen können wird? Sofort verspäteten wir uns um fünf Minuten.

Unser erstes Ziel war Yad Vashem. Karin Dengler führte uns durch die zentrale Gedenkstätte der Shoa. Wir erlebten die globale Dimension des Vernichtungsfeldzuges gegen das jüdische Volk. Trotz der Omnipräsenzdieses Themas schafft es die Ausstellung einen bleibenden Eindruck zu vermitteln. Entlang der Geschichte des Holocausts führte uns die Ausstellung aus dem Dunkel der Schäbigkeit des Menschen in das Licht des gelobten Landes. Trotz der Enge von Zeit und Raum und der bedrückenden Thematik bleibt Yad Vashem dennoch eine Stätte der Hoffnung, wie insbesondere die Existenz von Gerechten der Völker ins Gedächtnis ruft.

Die Straße der Hoffnung führte uns nach Bethlehem. In der zentral gelegenen Kantine Hazboun lernten wir am dritten Tag zum siebten Mal die Vorzüge der arabischen Küche kennen. Maître Hazboun himself pries seine zwölf Gerichte an.

Dieser Art gestärkt brachen wir umgehend zum Herodion auf. Herodes, ein Erzschurke, war ein Kosmokrat wie er im Buche steht. In seiner manifesten Boshaftigkeit meuchelte er wahlweise Stiefsöhne, Erstgeborene und Exfrauen.

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Die Geburtskirche war eine Enttäuschung. Besonders für Jörg. Wer konnte aber auch ahnen, dass die Mutter aller Baugerüste derzeit das Hauptschiff besetzt!? Hätte dort kein Gerüst gestanden, dann hätte uns der Herr Prof. melitensis causa von vielerlei Dingen erzählt. Er hätte uns von dem Gemmenkreuz erzählt, er hätte uns von der byzantinischen Grundstruktur erzählt und er hätte uns ganz bestimmt von Weihnachten bei Bremers erzählt.

So aber waren wir auf Petra angewiesen, die uns über ihre Franziskaner Connekes in „This is the cave“schleuste. Dort hielten wir inmitten pilger-touristischem Gedränge eine Andacht: Petra erzählte uns über den Weinstock und die Reben und hielt die Fürbitte.

Dies war auch die Premiere der pocket-sized Bibel unseres österreichischen Mitpilgers Roland, der uns den Text aus Johannes 15 vorlas.

Unser letzter „Tagesordnungspunkt“ (O-Ton Bremer) war die evangelisch-lutherische Mädchenschule Talitha-Kumi vor den Toren Bethlehems, in Bei Jala. Hier trafen wir den Verwaltungsleiter Bernhard Scheurenbrand, der uns bei Tee und Keksen das Konzept der Schule vorstellte. Christliche und muslimische Mädchen und Jungen erhalten hier eine Grundausbildung, die ihnen allein schon wegen des Unterrichts in mehreren Sprachen (Deutsch, Englisch, Arabisch) exzeptionelle Karrierechancen eröffnet, für die Besten ein weiterführendes Studium in Deutschland.

In Momenten, in denen er nicht mit Mord- und Schandtaten befasst war, stellte er ein beeindruckendes Genie darin unter Beweis, dass er sich die Naturgewalt in seinen Prachtbauten zu Nutzen machte.

Ins Tal blickend diskutierten wir mit Jörg die geniale Dreistigkeit der jüdischen Siedlungspolitik. Dort wechseln mitunter Olivenhaine über Nacht ihre Besitzer und Konfession.

Nach diesem eindrucksreichen Tag führte uns der Weg zurück nach Jerusalem in unsere ritterliche Herberge. Einige begaben sich nach dem Abendessen direkt in ihre Zimmer, andere wagten einen erneuten Erkundungsgang in das Nachtleben der New City.

Doch das ist bereits der nächste Teil der Geschichte des nächsten Tages unserer Pilgerreise ...

Ariane v.d. Horst und Moritz Trebeljahr

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Mittwoch, 27. Oktober 2010

Und wieder dürfen wir nicht ausschlafen. Diesen Mittwoch wollen wir von Jerusalem zum See Genezareth und dabei Jericho und die Festung Belvoir besichtigen. Nach einem letzten Frühstück im Knights Palace lassen wir die drei Türme, die den Eingang zu Jerusalem in Richtung Osten markieren, hinter uns und finden uns, nach dem ersten Checkpoint, in der Judäischen Wüste wieder. Von hier geht es nur noch bergab, von 800m über dem Meeresspiegel zum tiefsten Punkt der Welt: das Tote Meer; es liegt bei 400m unter dem Meeresspiegel (das Tote Meer sehen wir leider nur aus der Ferne). Wir fahren zur ältesten und heißesten Stadt der Welt: Jericho. Selbst der interessante Fotostopp auf Meereshöhe -für Touries mit Kamel - kann uns nicht aufhalten.

Es ist heiß, weit über 30 Grad, und alle schwitzen vom Aufstieg. Doch es gibt kein Erbarmen. Alle Knie und Schultern müssen bedeckt sein. So folgen 10 Minuten Tüftelei: Wer kann welchen Schal oder Pullover so anziehen, dass alle Knie und Schultern bedeckt sind?! Immer wieder schüttelt der freundliche, dunkelhäutige Türsteher den Kopf, nachdem er sich mit dem Mönch um die Ecke abgesprochen hat. Endlich ist alle nackte Haut soweit bedeckt, dass wir dem griechisch-orthodoxen Mönch begegnen können. Er zeigt uns das Kloster und die Kapelle mit jenem Stein, auf dem Jesus gesessen haben soll als der Teufel zu ihm sprach. Hätten wir Griechisch sprechen können, hätte er uns sicher auch etwas erklärt.

Nach einer Lesung der Bibelpassage, einer Erklärung der griechisch-orthodoxen Ikonographie sowie mehreren Bildern von einem Balkon über das Tal, steigen wir die vielen Treppen wieder hinab. Diesmal erwartet uns, gemäß Bremer-Sitte, ein erfrischender Granatapfelsaft, frisch gepresst natürlich.

Nach der steinigen Wüste fahren wir jetzt an Bananenplantagen vorbei, ein kleiner Bach lässt die Wasserquellen von Jericho erahnen. Endlich erreichen wir unseren ersten Halt: den Fuß des Berges Quarantal (vierzig Tage). Hier soll Jesus vierzig Tage und Nächte gefastet haben und oben auf dem Berg vom Teufel in Versuchung geführt worden sein (Matthäus 4,1-4). An der Stelle steht jetzt das griechisch-orthodoxe „Kloster der Versuchung“. Der Weg hoch erscheint endlos. Die Sportlichen liefern sich ein Wettrennen hinauf und beachten weder die enorme Aussicht über Jericho und das Westjordanland, die mit jeder Stufe schöner wird, noch den Müll, der das Resultat der unbenutzten neuen Gondelbahn ist. Den Mönchen im Kloster ist die Bahn ein Dorn im Auge – sie zerstört die Heiligkeit des Platzes. Petra Heldt hat es geschafft, uns die Türen zum Kloster zu öffnen. Das ist eine Besonderheit: Normalerweise kommen nur Griechisch-Orthodoxe in das Kloster hinein. Oder eben, wenn der Patriarch es ausdrücklich erlaubt.

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Weiter geht es ins Zentrum Jerichos. Als offizielle Hauptstadt der Palästinensischen Autonomiebehörde ist die Stadt vollkommen in palästinensischen Händen. Aber den alten Glanz brachte ihr das nicht zurück. Die Touristenzahlen haben sich verringert, die schönen Gärten, die früher zu einem frischen Orangensaft oder arabischem Kaffee einluden, sind zum Teil der Natur überlassen; allein im Zentrum herrscht noch Leben. Das frische Obst und Gemüse von der Umgebung – Datteln, Tomaten, Bananen, Mandarinen – wird an jeder Ecke verkauft, Nussstände und Bäcker mit frischer Pieta bieten ihre Waren an. Also tauchen auch wir in das Leben Jerichos und decken uns mit den Köstlichkeiten der Region ein.

Wir erfreuen die Einwohner Jerichos mit unseren bleichen Gesichtern und der vermeintlichen Freude, möglichst viel zu kaufen. So erstehen wir ein Kilo Bananen, auch wenn wir nur eine einzige wollten: ‚Vitamine, Vitamine’. Warum auch nicht 1 Kg Pistazien oder eine riesige Honigmelone?

Im Bus, vorbei an jüdischen Siedlungen im PA Gebiet, sprechen wir über alles Mögliche – über Gott und die Welt im wahrsten Sinne des Wortes, genießen die Frische des Gekauften, und die beste Qualität der Baklawa aus dem Hause Khoury, das uns vorgestern als Proviant mitgegeben wurde. Einige konnten gar nicht oft genug „ja“ zu den Honigsüßigkeiten sagen. Die Älteren unter uns finden auch wieder Zeit, durch einen Mittagsschlaf zu alter Stärke zurückzufinden. Die Bauchschmerzen, die einige seit einem Tag belästigen, lassen aber leider nicht nach, da hilft auch kein Baklawa.

Am Jordan entlang erreichen wir schließlich die Kreuzfahrerburg Belvoir: der „Stern des Jordans“ auf Hebräisch – Kochav HaYarden. Hier errichtete der Johanniterorden im Jahre 1168 eine der mächtigsten Burgen im Nahen Osten als letzte Bastion. Belvoir ist die größte, noch erhaltene Johanniter-Feste; besonders beeindruckend sind die Gewölbe, die zu einem großen Teil die Jahrhunderte überdauerten. 1189 hatten die Johanniter ihre Burg kampflos an Saladin übergeben – zwei Jahre nach der Schlacht bei Hattin.

Im Innenhof malen wir das Kreuz auf einem Beschreibungsumriss der Burg wieder nach (es war von anderen ausradiert worden), springen über die vielen Steine, besichtigen die Küche und Waschstube (hier lernten wir, dass sich jeder Johanniter jeden Tag zu waschen und zu rasieren hat) und lassen uns von der Sonne braten.

Schon von der Burg aus sehen wir den See Genezareth. Das enge Jordantal liegt hinter uns und weitet sich nach Norden nun zur Ebene. Es wird grüner. Beim Kibbuz Degania erreichen wir das Südufer des Sees. Wir passieren die traditionelle Taufstelle für Pilger in Israel, fahren durch Tiberias und an verschiedenen Kibbuzim vorbei.

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So erreichen wir das Pilgerhaus des „Deutschen katholischen Vereins vom Heiligen Lande“ in Tabgha, zu dem vor allem ein Männer- und ein Frauenkloster des Benediktinerordens gehören.

Jetzt heißt es erst Mal das kühle (bzw. lauwarme) Nass des Sees Genezareths zu genießen. Nachdem die Formation des Johanniterkreuzes nicht geklappt hat, wurde sich im Steine-ditschen geübt. Dann genießen wir auf der Terrasse über dem See den Sonnenuntergang mit einem (oder mehreren) Bier, Cappuccino oder Gin Tonic („local“ wohl bemerkt, weil billiger).Aber noch ist das Tagesprogramm nicht abgeschlossen. Um 18 Uhr schließen wir uns der Vesper der Benediktiner an; danach das Abendessen. Letzter Programmpunkt dieses Tages ist das abendliche Gespräch, ein Vortrag über die Geschichte des Johanniter-Ordens von den beiden Doktores der Geschichte: Jörg und Moritz. Insbesondere letzterer hatte während seiner Promotion den katholischen Teil des Johanniter-Ordens auf Malta erforscht, die kniffligen Verbindungen zwischen Familienehre und Ordenszugehörigkeit im Konflikt zwischen Papst und Krone. Jetzt rauchen die Köpfe wieder und können nur noch mit Bier oder Campari-O gelöscht werden. So lassen wir den wunderschönen Tag unter dem Sternenhimmel, der sich im See spiegelt, ausklingen.

Katharina v. Schultzendorff und Philipp Bremer

Donnerstag, 28. Oktober 2010

Ziel „Zonenrandgebiet“: Dorthin ging es an unserem ersten Tag am See Genezareth, hinauf in den äußersten Nordosten Israels, in das libanesich-syrisch-israelische Grenzgebiet und in den Golan. Mag auch wohlmeinenden Angehörigen daheim allein die Angabe dieser Region Sorgen hinsichtlich unserer Sicherheit bereitet haben, so waren Bedenken diesbezüglich gänzlich unbegründet.

Unser Bus brachte uns nach der Abfahrt zunächst vorbei an dem Berg der Seligpreisungen – zumindest wenn man Petra Glauben schenken wollte, die die für die Bergpredigt erforderlichen akustischen Bedingungen an dem kargen Hang oberhalb von Tabgha mit ihren Studenten bereits auf Tauglichkeit für eine Rede vor vielen Menschen überprüft haben wollte. Jörg war da (natürlich) etwas anderer Meinung und zeigte aus dem Busfenster auf einen anderen nahe gelegenen Ort. Auf einer gut ausgebauten Straße (Zonenrandgebiet eben) ging es vorbei an Rosh Pinna, einer von den Rothschilds einstmals gegründeten Ortschaft gen Norden nach Qiyat Shemona. Dort schauten wir aus den Busfenstern auf eine nicht besonders schmucke Stadt, die in den Einwanderungswellen Ziel für weniger betuchte Zuwanderer gewesen ist, da dort Steuern niedrig und Wohnraum billiger als anderswo in Israel ist. Die Gefahr von Raketen der Hisbollah macht die Region verständlicherweise nicht besonders attraktiv.

Unser Ziel war dann Tel Dan, zugleich Naturreservat und Ausgrabungsstätte. Zwischen der dort üppigen Vegetation finden sich die Überreste einer Siedlung, die bis auf 2700 v. Chr. zurückreicht. Später siedelte hier der Stamm Dan, einer der 12 Stämme Israels.

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Gut erkennbar sind dort neben dem Stadttor von ca. 1800 v. Chr. aus teilweise damals noch unüblichen Ziegelsteinen vor allem die Grundmauern einer Kultstätte. An der Stelle verehrten die Angehörigen des Stammes Dan zu Zeiten des Sohns des Königs Salomons ein goldenes Kalb an der Stelle des Gottes Jahwe. Dies wohlgemerkt zu politischen Zwecken, um etwa gegen hohe Steuern zu protestieren, die das den Gott Jahwe anbetende Königreich von ihnen verlangte. Martin verwies an Ort und Stelle auf den 121. Psalm, der das Verlassen hinaus in das gefährliche Terrain der Berge zum Thema hat und dessen Autor Tel Dan vor Augen gehabt haben mag.

Von Tel Dan aus konnten wir aus alten Schützengräben heraus Ghajar, eine kleine Ortschaft, erkennen. Einstmals syrisch, wurde es zum Spielball der drei angrenzenden Staaten und ist heute in einen libanesisch und einen israelisch kontrollierten Teil getrennt.

Wir ließen Tel Dan hinter uns und nahmen Kurs auf den Golan. Den über 2200m hohen Berg Hermonim Blick fuhren wir durch einige überwiegend von Drusen bewohnte Dörfer. In der wasserreichen Region dominiert Obst- und Weinanbau. Das Drusentum wird als „Geheimreligion“ bezeichnet, deren Inhalte wohl in Verwandtschaft mit dem Islam stehen, aber doch weitgehend eigenständig sind. Die Angehörigen dieser Religionsgemeinschaft sind recht gut in die israelische Gesellschaft integriert und stellen derzeit auch einen Armeegeneral. Al Quneitra, die in der entmilitarisierten Zone zwischen Syrien und Israel gelegene Stadt, die im Sechs-Tage-Krieg gelitten und seitdem von den Syrern (bewusst) nicht mehr recht aufgebaut wurde, bekamen wir indes nur von weitem zu sehen.

Nach kurzzeitiger, gleichsam „hazbounesquer“ Unklarheit über den rechten Weg ging es an Kasernen und Panzerrohren vorbei zum „Yehudiya“ Naturreservat. Dort wanderten wir alle auf und ab an einem rauschenden Fluss entlang zu einem von Vulkangestein geformten Weiher. Baden gingen darin aber nur die „harten“ unter uns und solche mit Badehose.

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Fast schon in der Dämmerung erreichten wir schließlich unseren letzten Besuchsort, Capernaum, wo Jesus verschiedentlich gewirkt hatte. In der Ausgrabungsstätte beeindruckte insbesondere die weitgehend erhaltene Synagoge aus dem 4. Jahrhundert n. Chr. Über dem Haus von Petrus dagegen befremdete eher eine wie ein Ufo schwebende katholische Kirche, die mit ihrem in die Jahre gekommenen Beton einmal Pavillon auf einer Weltausstellung in den 70er Jahren gewesen sein könnte.

Martin erfreute uns vor dem Abendessen mit einer stimmungsvollen Andacht am Ufer des See Genezareth, die er dem Thema Wasser widmete. Nach dem Abendessen in unserem Gästehaus in Tabgha lasen wir auf den besonderen Wusch von Petra Verse von Ephraim dem Syrer, einem christlichen Dichter und Kirchenlehrer der syrischen Kirche aus dem 4. Jahrhundert. Die Schönheit seiner Verse mag sich nicht jedem unmittelbar erschlossen haben. Petras Enthusiasmus für die Texte machte es einem aber leicht, sich auf die doch fremd klingende Sprache einzulassen. Bei Rotwein und Bier schließlich ging der lange Tag auf der Terrasse unserer schönen Herberge zu Ende.

Juliane v. Einem und Benjamin Contrael

Freitag, 29. Oktober 2010

Nach einem wunderbaren Frühstück in dem Pilgerhospiz Taghba ging es zum Vortrag mit Professor Haim Goren. Professor Goren verblüffte uns zunächst mit seinen hervorragenden Deutschkenntnissen. Herr Goren ist Historiker und insbesondere Experte des deutschen, katholischen Erbes im heiligen Land. Er leistete seinen Wehrdienst im israelischen Militär, um dann ab 1967 Mitglied in einem Kibbutz zu werden. Dort widmete er sich 15 Jahre lang der Landwirtschaft und arbeitete in einer Fabrik. Danach studierte er mit Spezialisierung auf das deutsch-katholische Erbe im heiligen Land.

Besonderes Augenmerk richtete er in seiner Arbeit auf das 19. Jahrhundert, insbesondere also vor dem Zweiten Weltkrieg. In Israel gibt es alleine zwei deutsche Kolonien, eine davon ist Tel Aviv. Im 19. Jahrhundert gab es immer wieder Auswanderungswellen insbesondere orthodoxer Juden aus Europa, vermehrt aus Deutschland und Ost-Europa, wegen der Verfolgung der Juden. Zu den größten Auswanderungswellen kam es natürlich zwischen 1933 und 1939. Professor Goren berichtete, dass es viel deutsches und katholisches Erbe in Israel gibt, bspw. Architektur, Kultur, Sprache etc. und dass die Israelis auch Interesse an diesem Erbe hätten. Allein in Jerusalem gibt es mind. 30 monumentale deutsche Bauwerke, bspw. den Johann Ludwig Schneller-Komplex oder auch verschiedene Bauwerke am Tempelberg, die von den Templern aus dem 12. Jahrhundert stammen. Zur Erforschung und Bewahrung dieses deutsch-katholischen Erbes rief Professor Goren das GIF-Project (German-Israeli-Foundation) ins Leben.

Professor Goren äußerte sich auch ganz konkret zur aktuellen politischen Situation in Israel: Er bezeichnete sie als „fast hoffnungslos“, denn „Netanjahu läuft von einer Krise in die andere.“ Seiner Meinung nach gewinnen leider immer nur die Extremisten. Denn es stimmte nicht, dass die Probleme nur zwischen Juden und Nicht-Juden herrschen, die Probleme und Konflikte bestehen genauso zwischen ultra-Orthodoxen und nicht Orthodoxen.

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Die Konflikte gehören hier in Israel zur Realität des täglichen Lebens: „Wir leben im Raum, der von den Libanesen beschossen werden kann. Jeden Tag kann der Frieden zu Ende sein. Ich habe das alles gesehen und manchmal sogar mitgemacht. Leider!“Nach Professor Gorens Einschätzung gibt es nur zwei Dinge, wie man mit diesem ständigen Sicherheitsproblem umgehen kann, denn es passiert immer etwas. Einerseits eine innere Flucht, sich komplett abschotten und keine Zeitung lesen. Oder man lernt nur die guten Sachen zu schätzen: „Wir können nicht in diesem Land leben ohne die Hoffnung zu haben und mit Humor.“

Dann fuhren wir mit dem Bus nach Akko, um die „unterirdische Kreuzfahrerstadt“ zu besichtigen. Diese gehört zu den am besten erhaltenen Kreuzfahrer-Bauwerken. Akko ist als letzte Stadt im heiligen Land von den mamelukkischen Eroberern eingenommen worden und wurde bis zum Schluss, 1291, von den Johannitern verteidigt. Die Eroberer bauten ihre „neue“ Stadt einfach über die Kreuzfahrerfestungen, aus diesem Grund ist noch vieles sehr gut erhalten. Die massiven Mauern und riesigen Säle geben einen sehr guten und imposanten Einblick, wie das Leben in dieser riesigen Festung gewesen sein muss. Leider kann man nicht mit Gewissheit sagen, welche Räumlichkeiten welchen Verwendungszweck hatten, da Aufzeichnungen oder eindeutige Wandmalereien fehlen. Angenommen wird, dass es sich bei den erhaltenen Sälen um Rittersäle der verschiedenen Zungen sowie Refektorium und Krypta handelt.

Nach zwei spannenden und viel zu kurzen Stunden in Akko ging es wieder zurück in die Pilgerherberge, wo uns ein Gespräch mit Probst Gräbe erwartete. Herr Gräbe ist Probst von Jerusalem und berichtete uns anschaulich von der „völlig alltäglichen und selbstverständlichen Ökumene“. Zu seiner Hauptaufgabe zählt die Seelsorge für die Menschen in Israel, dazu gehören auch Amman und Jordanien als Sondervikariate. Die EKD hat aus historischen Gründen drei Stiftungen im heiligen Land: Erstens die evangelische Jerusalem-Stiftung, die Erlöserkirche, zweitens die Kaiserin Auguste Victoria-Stiftung (diese ist auch im Weltbund), und drittens die DEI, die deutsche evangelische Institution des heiligen Landes. Die DEI unterteilt sich, wenn man so will, in drei Unterinstitutionen, nämlich die Gemeinde, die Studierenden oder Volontäre, die ein Jahr in Israel verbringen sowie die Pilger und Touristen. Die Gemeinde umfasst ungefähr 200 Mitglieder.Das Hauptproblem hierbei ist, dass es keine Kirchensteuer mit automatischer Mitgliedschaft gibt, sondern die Mitgliedschaft auf freiwilliger Basis ist und man aktiv der evang. Kirche bei-treten muss. Zusätzlich gibt es noch den Freundeskreis, dessen Mitglieder die hiesige Arbeit unterstützen. Nach den interessanten Gesprächen hatten wir am späteren Nachmittag etwas Freizeit, um schwimmen zu gehen, zu entspannen und an unserem letzten Tag im heiligen Land noch ein wenig die Atmosphäre des heiligen Landes in uns aufzusaugen. Nach dem Abendessen zogen wir uns nochmals in unsere geschlossene Runde zurück und begannen, das in der letzten Woche Erlebte aufzuarbeiten. Auch versuchten wir einen Weg zu finden, wie wir als Johanniter-Jugend im Orden die Situation im heiligen Land auch in Zukunft miterleben und mitbestimmen können. Der Abend schloss mit einer Feedback-Runde.

Katharina Strobl, Roland Proché und Raphael Lindeck-Pozza

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Samstag, 30. Oktober 2010

Ein letztes Mal morgendliches Schwimmen im See Genezareth, ein letztes Mal gemeinsam frühstücken in dem wunderschönen Tabgha, bevor wir unser Gepäck schweren Herzens in unseren Orient-Express-Bus luden. Aber noch wussten wir, dass Petra und Jörg etwas für uns vorbereitet hatten.

Jeder nahm seinen Platz ein und wir fuhren nach Kursi (Gerasa). Wir erwarteten nichts Besonderes und waren umso überraschter, als wir plötzlich mitten in den Überresten eines byzantinischen Klosters an den Ostufern des See Genezareth und an der Mündung eines früheren Flussbetts standen. Um die hohen Kirchenmauern herum finden sich grüne, dichte Sträucher und bunte Blumen, welche die Granitsteinwege überwuchern. Neben uns die typischen schwarzen Basaltsteine und Säulen aus dem 5. Jh. Unter uns in der 3-schiffigen Kirche ein buntes Mosaik aus quadratischen Rahmen mit Motiven aus Flora und Fauna, darunter Trauben, Feigen, Granatäpfel, Fische, Vögel und Wasservögel. Die Tierdarstellungen wurden leider von Anhängern der ikonoklastischen Bewegung in der frühen arabischen Zeit (7. Jh.) fast vollständig zerstört, was der Schönheit aber kein Abbruch tut.

Petra erläuterte uns den Aufbau des Klosters. So gibt es vorne im Ostende neben dem Altarraum das Baptisterium mit einer griechischen Inschrift über die Zeit der Entstehung (aus der Zeit Kaiser Mauritius' -Ende des 6. Jh.). Vor dem Kirchenschiff befindet sich ein von Säulen umstandener Vorraum, ein sog. Natex, in dem nicht getaufte Menschen dem Gottesdienst beiwohnen konnten. Nach einem Erdbeben Mitte des 8. Jahrhunderts wurde das Kloster zerstört und aufgegeben.

Nicht, dass dieses Kloster schon beeindruckend genug wäre, so wurden wir von Petra überrascht. Sie erzählte uns, dass unter dem Kloster vor 20 Jahren eine noch viel ältere Stadt gefunden wurde, welche Christen bei der Zerstörung der Stadt Zuflucht bot. Es gibt keine Funde, wie lange sich Christen dort verborgen hielten noch ob Kreuzfahrer in Kursi waren. Petra war schon öfter mit dem Archäologen in den Gängen, leider ist die unterirdische Stadt für Touristen nicht zugänglich.

Prof. Zeforis, ein ehemals griechisch-orthodoxer Mönch versucht jedoch jeden Sommer weitere Überreste zu finden – vielleicht kommt so auch der Beweis für die zahlreichen „Meerschweinchen“-Knochen zum Vorschein, deren Nachweis schon Originis (254 +) nicht glauben wollte – doch gilt hier auch wieder Petras wunderbarer Satz: „Wenn Christen hier zusammenfinden um zu beten, wird es ein christlicher Ort“.

Für unsere letzte Andacht von Petra stiegen wir südlich der Kirche 100 überaus sichere Stufen hinauf. Dort befinden sich die Überreste einer kleinen Kapelle mit Mosaikfußboden. Wir setzten uns rund um den Kapellenboden unterhalb einer ca. sieben Meter hohen Felswand auf der einen sowie dem See Genezareth auf der anderen Seite.

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Diese Stelle markiert wahrscheinlich die Stätte, an der „die Heilung zweier Besessener“ (Mos. 8, 28-34) stattgefunden haben soll. So ist es kaum verwunderlich, dass wir diese Geschichte hörten. Hiernach wohnten zwei Verrückte in den Felsen des Bergs.

Als Jesu kam sprachen sie Ach Jesu, du Sohn Gottes, was haben wir mit dir zu tun? Bist du hergekommen, uns zu quälen, ehe denn es Zeit ist? Da baten ihn die Teufel und sprachen: Willst du uns austreiben, so erlaube uns, in die Herde Säue zu fahren. Und er sprach: Fahret hin! Da fuhren sie aus und in die Herde Säue. Und siehe, die ganze Herde Säue stürzte sich von dem Abhang ins Meer und ersoff im Wasser.Wir stimmten unser Lieblingslied „Herr, wir bitten komm und segne uns“ an. Aufgeschreckt durch unseren Gesang – oder vielleicht, weil es eine heilige Stätte ist? – kamen plötzlich viele goldene Kälber über die Bergkuppe und verharrten an der Stelle, an der sich die Säue in den Abgrund stürzten. Waren es inzwischen unsere Dämonen, die in deren Körper gerutscht sind? Eine Kuh blieb und schaute uns noch eine Weile zu, als wir dieses Mal auch das Ordensgebet vor dem Vater Unser beteten und den Segen erhielten. Beschwingt durch dieses einmalige Erlebnis kann man sich vorstellen, wie hier Pilger an dem damals noch vorhandenen Fluss anlegten und zu dieser Stätte pilgerten. Wir waren allemal beseelt.

Zurück in Tabgha und nach einem kleinen, letzten Treffen auf der Terrasse nahte der Abschied. Petra fuhr mit den Jordanien-Reisenden nach Jerusalem, Hubertus und Anne fuhren mit ihrem Mitwagen weiter. So trennten sich bereits hier unsere Wege. Wir fuhren auf der Fahrt nach Tel Aviv durch zerklüftete, karge Steinberge und sanfte Berge, vorbei an fruchtbarstem Land der Yessre-Ebene und der Stadt Nazareth. Das letzte Mal berichtete uns Jörg alles, an dem wir blind vorbeigefahren wären.

Wir erreichten rechtzeitig den Flughafen und die Anspannung stieg. Würden sich die vorher erzählten Geschichten über die Ausreise bestätigen? Wir wollten uns bei der Lufthansaschlange einreihen und wurden direkt abgefangen und als Gruppe zusammengepfercht: vorne und hinten wurde ein blaues Band gespannt. Zwei Aufseher suchten sich je einen von uns aus, um Fragen zu stellen. Diese wurden unterschiedlich beantwortet und kurz hatten wir Sorge, was passieren mag. Aber es ging nach kurzer Zeit weiter: Gepäck wurde durchleuchtet und die gekaufte Marmelade und Keramik nicht als gefährlich empfunden, so dass wir einchecken konnten. Da saßen wir nun vor dem koscheren Pizza-Hut, aßen Pizza und waren überrascht, dass unsere 7-Tage-Reise in eine andere Welt plötzlich zu Ende sein sollte. Sieben Tage gefüllt mit vielen Informationen und Eindrücken, die erstmal sortiert werden müssen.

Wir alle danken Jörg und Petra sehr für ihren unermüdlichen Einsatz, uns Unbelehrte zu belehren und zu bekehren, sowie die vielen beeindruckenden Erlebnisse. Bei unserem Nachtreffen entweder in Rom oder auf Malta wird es sicherlich viel zu besprechen geben. Wir freuen uns auf ein Wiedersehen!

Charlotte v. Kress und Freda v. Kopp

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Ziehet an die ganze Waffenrüstung Gottes, damit ihr zu bestehen vermöget wider die Listen des Teufels.

Denn unser Kampf ist nicht wider Fleisch und Blut, sondern wider die Fürstentümer, wider die Gewalten, wider die Weltbeherrscher dieser Finsternis, wider die geistlichen Mächte der Bosheit in den himmlischen

Örtern.

Deshalb nehmet die ganze Waffenrüstung Gottes, auf daß ihr an dem bösen Tage zu widerstehen und, nachdem ihr alles ausgerichtet habt, zu stehen vermöget.

Stehet nun, eure Lenden umgürtet mit Wahrheit, und angetan mit dem Brustharnisch der Gerechtigkeit, und beschuht an den Füßen mit der Bereitschaft des Evangeliums des Friedens,

indem ihr über das alles ergriffen habt den Schild des Glaubens, mit welchem ihr imstande sein werdet, alle feurigen Pfeile des Bösen auszulöschen.

Nehmet auch den Helm des Heils und das Schwert des Geistes, welches Gottes Wort ist.

Im Brief an die Epheser beschreibt der Apostel Paulus, wie das mit der Waffenrüstung zu verstehen ist. Sie besteht aus mehreren Teilen:Der Gürtel: Das ist die Wahrheit. Die Wahrheit, in die der Heilige Geist jeden Gläubigen leiten wird. Das Erkennen der wahren Zusammenhänge. Ein Leben in Wahrheit. Der Panzer: Das ist die Gerechtigkeit. Ein Christ soll ein Leben in Rechtfertigung leben. "Der Gerechte wird aus Glauben leben" heißt es im Römerbrief. Es bedeutet also auch ein Leben in Gnade, denn niemand kann von sich aus zu seiner Erlösung beitragen. Es ist alles ein Gnadengeschenk Gottes. Und diese können wir allein durch den Glauben in Anspruch nehmen. Die Beschuhung: Paulus benutzt diese als Bild für die Bereitschaft zur Verkündigung des Evangeliums. Um rauszugehen, um die frohe Botschaft zu verkünden, braucht es stabiles Schuhwerk. Das Schild:Paulus sagt "Vor allem haltet das Vertrauen auf Gott als Schild vor euch, damit ihr alle Brandpfeile des Satans abfangen könnte" (Eph. 6,16). Hier ist das Vertrauen auf Gott in allen Lebenslagen gemeint. Wenn wir Gott vertrauen, schützt uns das vor den Angriffen Satans. Der Helm: Das ist ein Bild für die Gewissheit unserer Rettung. Damit ist die Heilsgewissheit gemeint. Jeder gläubige Christ kann sich seines Heils gewiss sein. Ein Christ kann sich darauf verlassen, das ewige Leben bei Gott durch den Glauben an Jesus Christus zu haben, denn Gott sagt dies in seinem Wort zu. Das Schwert: Das ist das Wort Gottes, die Bibel. Mit dem Wort Gottes kann der Satan bekämpft werden. Jesus Christus selbst benutzte das Alte Testament gegen den Teufel, als dieser versuchte, Jesus in der Wüste in Versuchung zu führen (nachzulesen in Matthäus 4). Deshalb ist es wichtig, in der Bibel zu lesen, um das Wort Gottes zu kennen. Ansonsten fehlt uns ein wichtiges Mittel im Kampf gegen finstere Mächte.

Das Entscheidende für einen Menschen ist es, zum Glauben an den Sohn Gottes, an Jesus Christus zu kommen. Wer das tut, ist errettet allein durch den Glauben. Die Waffenrüstung Gottes ist also nicht als heilsbringend zu verstehen. Die dort aufgeführten Bestandteile sind aber sehr wichtig für uns und gehören zu einem Christenleben einfach dazu. Denn ein Christ ist vielerlei Anfechtungen ausgesetzt. Die Bibel sagt: „Wir kämpfen nicht gegen Menschen, sondern gegen finstere Mächte und Gewalten“. Der Teufel kann uns, da er besiegt ist, nichts mehr tun. Aber er kann nach wie vor versuchen, uns in Versuchung zu führen, uns aufs Glatteis zu führen oder uns zu verstricken in Lügengerüsten (wie Lichtarbeit & Esoterik) oder anderen Lebenssituationen. Je mehr wir "anziehen" von der Waffenrüstung Gottes, desto besser können wir gegen die Listen des Teufels bestehen.

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„Segne, segne, Herr den Orden!

Dir zur Ehre will er dienstbar sein.

Sei ihm gnädig, hilfreich immer,

steh ihm bei im Kampf zum Heil.

Stärk' den Glauben an den Heiland,

der zur Ehren das Kreuz gebracht,

wehr' dem Bösen, hilf zum Guten,

dem schwachen hilf, treu zu sein,

den Schwachen hilf! Herr, höre uns!“

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© Anne und Hubertus von Barby