45
5 A1 Urzeit bis 1173 nach Christi Geburt Vor 13,8 Mrd. Jahren beginnt mit dem Urknall (Theorie der "Ewigen Inflation") die Bildung und Ausdehnung unseres Sonnensystems . Aus dem Urnebel (kosmische Gase und Staub) entsteht u. a. die Urerde. ------------------------------------------------------------------------------------------------- Vor 4,6 Mrd. Jahren im HADAIKUM (1. und ältestes Äon / – 4 Mrd. / ältestes Erdzeitalter, die Erdurzeit / früher auch Azoikum oder Präkambrium ) entsteht bei Kollision (Abbildung rechts) der Protoerde Gaia mit dem Protoplaneten Theia. Aus dessen Resten entsteht der heutige Mond (zunächst nur ca. 20.000 km entfernt / Abstand wächst aber um 3,8 cm pro Jahr / der Erdentag dauert gerade mal 6 Std.) und die Erde erreicht ihre heutige Idealgröße. In der sauerstofffreien Uratmosphäre ist Wasserstoff (H), Helium (He), Methan (CH4), Ammoniak (NH3). Wegen der noch geringen Schwerkraft und sehr starken Sonnenwinde geht diese Gashülle bald wieder verloren. Es gibt noch kein Leben, Vulkanismus und Dauereinschlag von Himmelskörpern (Asteroiden – 3,9 Mrd.) beherrscht die Erde. Die Sonne hat erst 75 % Leistung. In der Ursuppe erstarren erste Teile des glutflüssigen Erdmantels (oberer Mantel in 35-410 km Tiefe / Übergangszone 410-660 km / unterer Mantel 660-2.900 km) zur Erdkruste (0-35 km = Ränder der späteren Kontinente). Es bilden sich erste Faltengebirge mit den ältesten Gesteinen (Acasta-Gneis und Grünstein) auf Ur-Kratonen (unterschiedlich große Kerngebiete der späteren Kontinente aus diesem metamorphen Gestein). Die bodennahe Temperatur beträgt noch 180°C. Vor 4,4 Mrd. Jahren entsteht der erste weltumspannende Urozean mit einem sehr hohen Soda -Anteil (CaCO3). Das gesamte weltweit vorhandene Wasser hat aber erst ca. 10% der heutigen Menge erreicht. ------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------- Vor 4 Mrd. Jahren im ARCHAIKUM (2.Äon / – 2,5 Mrd. / Beginn der Erdfrühzeit – 541 Mio.) bilden sich erste kontinentale Krustenblöcke (=Terran / von tektonischen Einflüssen umgeben). Der Eisen- Nickelkern im inneren Erdkern (in 5.100-6.371 km Tiefe / umgeben vom äußeren Kern 2.900-5.100 km) verfestigt sich und beeinflusst nun die weitere Entwicklung des Planeten. Die 1.Atmosphäre der jungen Erde (– 3,5 Mrd.) hat 80% Wasserdampf, 10% Kohlendioxid (CO2), 7% Schwefelwasserstoff (H2S). Die Sonne erreicht bald 90 % ihrer heutigen Leistung. Erwärmende Treibhausgase wie CO2 (1.400x höher als Anfang des 19. Jhd.) und Methan (CH4) verhindern aber die Abkühlung. Die bodennahe Temperatur beträgt noch 100°C und die Luft ist sehr trocken. Nur kleinste Kontinente am Äquator ragen aus dem gelbtrüben Ozean (Abb. rechts). Vor 3,8 Mrd. Jahren gibt es erste hefezellenartige Lebensformen. Älteste strukturierte Lebensspuren sind einzellige Mega- sphären und Archaeobakterien (Pro- karyoten). Vor 3,5 Mrd. Jahren entstehen daraus Cyanobakterien (sogen. "Blaualgen", aber ohne echten Zellkern / sie sind etwa bis zu 10-mal größer als andere Bakterienzellen). Sie werden später auch zu Mehrzellern und entwickeln mit Chlorophyll-a und Phycobiline eine eigene Photosynthese zur Produktion von erstem Sauerstoff in der 2.Atmosphäre (O² / – 2,4 Mrd.). Vor 3,4 Mrd. Jahren entsteht in Vredefort (Südafrika) der größte nachgewiesene Einschlagkrater (Asteroid oder Meteorid ?) mit 180 x 320 km. Erste Stromatolithen im Meer! Vor 3,2 Mrd. Jahren endet das große "Bombardement". Die Oberfläche kühlt langsam ab, bei gleichzeitigem erhöhtem Vulkanismus. Wasserdampf kondensiert zu flüssigem Wasser – die Hydrosphäre entsteht. Die Kratone der späteren Kontinente bewegen sich teilweise aufeinander zu. Bildung von Dolomit- und Kalkgestein .

A1 Urzeit bis 1173 nach Christi Geburt - mardorf.de · 5 A1 Urzeit bis 1173 nach Christi Geburt Vor 13,8 Mrd. Jahren beginnt mit dem Urknall (Theorie der "Ewigen Inflation") die Bildung

  • Upload
    others

  • View
    9

  • Download
    0

Embed Size (px)

Citation preview

Page 1: A1 Urzeit bis 1173 nach Christi Geburt - mardorf.de · 5 A1 Urzeit bis 1173 nach Christi Geburt Vor 13,8 Mrd. Jahren beginnt mit dem Urknall (Theorie der "Ewigen Inflation") die Bildung

5

A1 Urzeit bis 1173 nach Christi Geburt

Vor 13,8 Mrd. Jahren beginnt mit dem Urknall (Theorie der "Ewigen Inflation") die Bildung und Ausdehnung unseres Sonnensystems. Aus dem Urnebel (kosmische Gase und Staub) entsteht u. a. die Urerde .

-------------------------------------------------------------------------------------------------

Vor 4,6 Mrd. Jahren im HADAIKUM (1. und ältestes Äon / – 4 Mrd. / ältestes Erdzeitalter, die Erdurzeit / früher auch Azoikum oder Präkambrium) entsteht bei Kollision (Abbildung rechts) der Protoerde Gaia mit dem Protoplaneten Theia . Aus dessen Resten entsteht der heutige Mond (zunächst nur ca. 20.000 km entfernt / Abstand wächst aber um 3,8 cm pro Jahr / der Erdentag dauert gerade mal 6 Std.) und die Erde erreicht ihre heutige Idealgröße. In der sauerstofffreien Uratmosphäre ist Wasserstoff (H), Helium (He), Methan (CH4), Ammoniak (NH3). Wegen der noch geringen Schwerkraft und sehr starken Sonnenwinde geht diese Gashülle bald wieder verloren. Es gibt noch kein Leben, Vulkanismus und Dauereinschlag von Himmelskörpern (Asteroiden – 3,9 Mrd.) beherrscht die Erde. Die Sonne hat erst 75 % Leistung.

In der Ursuppe erstarren erste Teile des glutflüssigen Erdmantels (oberer Mantel in 35-410 km Tiefe / Übergangszone 410-660 km / unterer Mantel 660-2.900 km) zur Erdkruste (0-35 km = Ränder der späteren Kontinente). Es bilden sich erste Faltengebirge mit den ältesten Gesteinen (Acasta-Gneis und Grünstein) auf Ur-Kratonen (unterschiedlich große Kerngebiete der späteren Kontinente aus diesem metamorphen Gestein). Die bodennahe Temperatur beträgt noch 180°C.

Vor 4,4 Mrd. Jahren entsteht der erste weltumspannende Urozean mit einem sehr hohen Soda-Anteil (CaCO3). Das gesamte weltweit vorhandene Wasser hat aber erst ca. 10% der heutigen Menge erreicht.

-------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------

Vor 4 Mrd. Jahren im ARCHAIKUM (2.Äon / – 2,5 Mrd. / Beginn der Erdfrühzeit – 541 Mio.) bilden sich erste kontinentale Krustenblöcke (=Terran / von tektonischen Einflüssen umgeben). Der Eisen-Nickelkern im inneren Erdkern (in 5.100-6.371 km Tiefe / umgeben vom äußeren Kern 2.900-5.100 km) verfestigt sich und beeinflusst nun die weitere Entwicklung des Planeten. Die 1.Atmosphäre der jungen Erde (– 3,5 Mrd.) hat 80% Wasserdampf, 10% Kohlendioxid (CO2), 7% Schwefelwasserstoff (H2S). Die Sonne erreicht bald 90 % ihrer heutigen Leistung. Erwärmende Treibhausgase wie CO2 (1.400x höher als Anfang des 19. Jhd.) und Methan (CH4) verhindern aber die Abkühlung. Die bodennahe Temperatur beträgt noch 100°C und die Luft ist sehr trocken. Nur kleinste Kontinente am Äquator ragen aus dem gelbtrüben Ozean (Abb. rechts).

Vor 3,8 Mrd. Jahren gibt es erste hefezellenartige Lebensformen. Älteste strukturierte Lebensspuren sind einzellige Mega-sphären und Archaeobakterien (Pro-karyoten ). Vor 3,5 Mrd. Jahren entstehen daraus Cyanobakterien (sogen. "Blaualgen ", aber ohne echten Zellkern / sie sind etwa bis zu 10-mal größer als andere Bakterienzellen). Sie werden später auch zu Mehrzellern und entwickeln mit Chlorophyll-a und Phycobiline eine eigene Photosynthese zur Produktion von erstem Sauerstoff in der 2.Atmosphäre (O² / – 2,4 Mrd.).

Vor 3,4 Mrd. Jahren entsteht in Vredefort (Südafrika) der größte nachgewiesene Einschlagkrater (Asteroid oder Meteorid ?) mit 180 x 320 km. Erste Stromatolithen im Meer! Vor 3,2 Mrd. Jahren endet das große "Bombardement ". Die Oberfläche kühlt langsam ab, bei gleichzeitigem erhöhtem Vulkanismus. Wasserdampf kondensiert zu flüssigem Wasser – die Hydrosphäre entsteht. Die Kratone der späteren Kontinente bewegen sich teilweise aufeinander zu. Bildung von Dolomit- und Kalkgestein.

Page 2: A1 Urzeit bis 1173 nach Christi Geburt - mardorf.de · 5 A1 Urzeit bis 1173 nach Christi Geburt Vor 13,8 Mrd. Jahren beginnt mit dem Urknall (Theorie der "Ewigen Inflation") die Bildung

6

Vor 3 Mrd. Jahren formt sich am Äquator der erste Großkontinent Ur (– 1 Mrd.) im umgebenden weltweiten Urozean (mit "Halit" = Steinsalz und sinkendem pH-Wert / – 1 Mrd.). Er ist kleiner als das heutige Australien und hat 4 große und 5 kleine Kratone. Es ist der Beginn der Plattentektonik.

Vor 2,9 Mrd. Jahren ist der Sauerstoffanteil (O²) in der Luft noch unter 1%; der Rest ist größtenteils Stickstoff (N). Weltweit bilden sich Methan-produzierende Bakterien und begünstigen mit erhöhtem CO2 eine erste kurze Kaltzeit an den beiden Polen.

Vor 2,7 Mio. Jahren ist Avalonia (– 2,45 Mrd. / mit dem Gebiet des heutigen Mardorf) ein vulkanisch aktiver Archipel in einem Flachmeer und oberhalb einer Subduktions-Platte (bei 60° südlicher Breite).

-------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------

Vor 2,5 Mrd. Jahren im PROTEROZOIKUM (3.Äon / – 541 Mio. / früher auch Eozoikum) entstehen Algenkalke (vor allem Stromatolithen). Erste Einzeller mit echtem Zellkern (vor 1,5 Mrd. Jahren Eukaryoten ) sowie Organellen, Protomitochondrien, Protoplastiden und Chloroplasten entwickeln sich u. a. zu Urtieren , Urpflanzen (Pilze) und kugelartigen Algen (mit eigener Photosynthese). Sie sind bis zu 10.000 Mal größer als Prokaryoten.

Vor 2,45 Mrd. Jahren entsteht überwiegend auf der Nordhalbkugel der erste größere (?) Superkontinent Kenorland (– 2 Mrd. / mit großen Teilen Laurentias, Sibiriens und Südamerikas, Australien, Antarctica, Südchina, Grönland und Baltica (befindet sich aber am Südpol), davor ist im Flachmeer das längliche Archipel Avalonia (teilweise schon als sichtbares Festland mit dem heutigen Norddeutschland und Mardorf).

Vor 2,4 Mrd. Jahren leitet der Zerfall von Kenorland, weniger CO2 und die Reaktion vom O2 mit CH4 die Abkühlung der Erde ein und es gibt die erste weltweite Vereisung (Huronische Kaltzeit – 2,1 Mrd.). Das "Große Sauerstoffereignis", führt zum 1. katastrophalen Massenaussterben der bis dahin vorherr-schenden anaeroben Lebewesen führt. Beginn der 3.Atmosphäre (– 65 Mio.).

Der Zyklus für Kaltzeiten (mit Eiszeit und Vereisung) beginnt etwa alle 150 Mio. Jahre und dauert ca. 50-65 Mio. Jahre . Die Durchschnittstemperatur sinkt dann weltweit um 10°C ab. Gründe sind u. a. periodische Schwankung (Neigung der Erdachse) zwischen 21,5° – 24,5° in ca. 41.000 und Taumeln (Präzession der Erdachse) in ca. 26.000 Jahren.

Abb. unten: Die Kratone und die orogenen Gürtel (Gebirgszüge) vor 3 Mrd. – 600 Mio.

Page 3: A1 Urzeit bis 1173 nach Christi Geburt - mardorf.de · 5 A1 Urzeit bis 1173 nach Christi Geburt Vor 13,8 Mrd. Jahren beginnt mit dem Urknall (Theorie der "Ewigen Inflation") die Bildung

7

Vor 2,3 Mrd. Jahren bewirken festländische Rotsedimente (Eisenoxidation / sogen. "BIF") den Anstieg von Sauerstoff (O²) in der Luft bis auf 3%. Die "Red-Bed "-Gesteine mit hoher Kupferkonzentration verwittern (2,2 – 1,9 Mrd.). Ein salzarmes Flachmeer um 30° südlich des Äquators bedeckt teilweise Avalonia vor dem Festland des östlich gelegenen Baltischen Schildes (tektonisch stabiles Kontinentalgebiet, kaum Sedimente) als Teil der Osteuropäischen Tafel.

Vor 2 Mrd. Jahren entsteht der (?) Großkontinent Atlantica (– 1,8 Mrd. / mit 5 Kratonen: Westafrika, Congo, 3x Südamerika). Bis zu 70% der heutigen Kontinentalkruste existiert bereits. Vor 1,85 Mrd. hinterlässt ein Asteroid oder Meteorid in Ontario (Canada) den zweitgrößten Einschlagkrater mit 200x250 km Größe.

Vor 1,8 Mrd. Jahren entsteht um den Äquator der (?) Superkontinent Columbia (– 1,5 Mrd. = Nuna / mit Afrika und Südamerika nördlich von 0° und Laurentia, Grönla nd, Sibiria, Baltica, Avalonia (mit dem Gebiet des heutigen Mardorfs) sowie India, Australia, Antarctica südlich des Äquators. Daraus wird schließlich der (?) Großkontinent Arctica (– 1,5 Mrd. / mit Teilen von Nordamerika und Sibiria) auf der Südhalbkugel. Vor 1,75 Mrd. entsteht hier der (?) Großkontinent Nena (– 1,265 Mrd. / mit Arctica, Ostantarctika, Baltica und Avalonia mit dem heutigen Mardorf).

Vor 1,2 Mrd. Jahren bilden sich durch die 1.Endosymbiose einfache Plastide, die Rotalgen (nur Chlorophyll-a). Gleichzeitig aber auch Grünalgen (mit Chlorophyll-a und -b). Nach der 2.Endosymbiose kommt bei den Rotalgen Chlorophyl-c hinzu und sie werden zu komplexen Plastiden in Form von Heterokontophyta (Braun-, Gold-, Kieselalgen ) und Dinophyta. Die Grünalgen werden zu Euglenophyta. Der Sauerstoffanteil (O²) in der Luft liegt jetzt bei über 2%. Es gibt kein Inlandeis mehr. Vor 1 Mrd. entwickeln sich Geißel- und Wimpertierchen, Amöben und Pilze.

Vor 1,1 Mrd. Jahren bildet sich der Super-kontinent Rodinia (– 750 Mio.) u. a. mit Antarctica, Laurasia (800-150 Mio. / mit Laurentia, Grönland, Sibiria nördlich und Baltica südlich des Äquators) und auf der Südhalbkugel u. a. Avalonia (mit dem heutigen Mardorf), Amazonia und Afrika. Alles wird umgeben vom welt-umspannenden Ozean Mirovia (1 Mrd. – 541 Mio.). Der Sauer-stoffanteil (O²) der Atmosphäre liegt bei 3% (– 650 Mio.). Die damals weltweite riesige Wasseroberfläche verringert sich bis heute auf ca. 71% gegenüber Land. Vor 750 Mio. Jahren beginnt Rodinia aufzubrechen. Eine erste dünne Ozonschicht (O³) bildet sich bis 400 Mio.

Die Kratone vor 750 Mio. Jahren (Karte rechts)

Vor 735 Mio. Jahren beginnt nach dem Zerfall von Rodinia eine zweite welt-weite Vereisung ("Schneeball Erde" – 635 Mio.) in 3 großen Schüben: Sturtische Kaltzeit-(735-700 Mio.), Marinoische-Kaltzeit (650-635 Mio.), Varanger-Kaltzeit (620-580 Mio.). Vor 640 Mio. Jahren gehören zu den Avalonian Terranes (Arc / Krustenblock) die kleinen Kratone: Carolina, Ost-Avalonia (mit dem heutigen Mardorf), West-Avalonia. Der Kleinkontinent liegt südlich auf 60° zw. Gondwana (Südpol) und Laurentia / Baltica. Bildung des Iapetus Ozeans (– 300 Mio.) zwischen Laurentia, Baltica, Gondwana.

Page 4: A1 Urzeit bis 1173 nach Christi Geburt - mardorf.de · 5 A1 Urzeit bis 1173 nach Christi Geburt Vor 13,8 Mrd. Jahren beginnt mit dem Urknall (Theorie der "Ewigen Inflation") die Bildung

8

Vor 600 Mio. Jahren hat sich der Salz-Anteil im Weltmeer auf den heutigen Wert erhöht. Der Sauerstoffanteil (O²) in der Luft steigt auf 7%. Es ist Warmzeit und Vielzeller beherrschen nun die Welt. Es entsteht südlich des Äquators der (?) Großkontinent Pannotia (– 540 Mio. / = Vendia oder Groß-Gondwana / mit Teilen von Rodinia, Australia, Antarctica). Avalonia (mit dem heutigen Mardorf) ist zeitweise unter Wasser in einem Flachmeer und liegt im Aegir Meer südöstlich Amazonia.

Vor 580 Mio. Jahren ist zwar nur für 2 Mio. Jahre die weltweite Gaskiers-Kaltzeit . Sie führt aber fast zum Aussterben der Vielzeller und Auftreten erster komplexer Eukaryoten. Der Abstand zwischen Erde und Mond vergrößert sich weiter (heute ca. 384.000 km). Ein Erdentag dauert schon 22 Std. und 1 Jahr hat 400 Tage. Vor 555 Mio. Jahren gibt es immer noch einen hohen Anteil von Stickstoff (N), Kohlenmonoxid (CO) und Kohlendioxid (CO²) in der Luft. Der Sauerstoffgehalt (O²) liegt jetzt bei 10%.

Vor 550 Mio. Jahren entsteht nach der Öffnung des Iapetus Ozeans in den späteren Ozean Panthalassa (ab 300 Mio.) der neue Superkontinent Gondwana (– 150 Mio. / mit allen Kontinenten bis auf: Laurentia, Sibiria, Baltica, Avalonia / Globus rechts). Um 545 Mio. (– 50 Mio.) befindet sich Avalonia (mit heutigem Mardorf) von West nach Ost bei 60° südlicher Breite – knapp unterhalb des antarktischen Polarkreises und liegt zeitweise unter Wasser. Proto-Tethys ist der Vorläufer der Tethys (ab 420 Mio.).

-------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------

Vor 541 Mio. Jahren beginnt das PHANEROZOIKUM (4. und jüngstes Äön / bis heute). Mit der Ära des Paläozoikum (Erdaltertum oder Erdaltzeit / – 252,2 Mio.) beginnt auch das System (Periode) des Kambrium (– 485,4 Mio.). Es ist allgemein warm und trocken! Gliederfüßer (u. a. Krebse und Spinnen) entstehen.

Vor 514 Mio. Jahren ist ein allmählicher Temperaturanstieg (weltweit auf +14,5°C / über dem Boden bis +21°C und damit ca. 7°C höher als heute). Der O²-Wert ste igt bis 500 Mio. auf 12% und der CO²-Wert liegt noch 12-16x höher als heute - bei 4.500 ppm. So existiert kein Leben auf dem Land , aber es sind schon wirbellose Tiere (z. B. Trilobiten , Krebse) im großen Panthalassa Ozean. West-Avalonia mit dem nordwestlichen Gondwana verbunden, während Ost-Avalonia (mit heutigem Mardorf) in den südlichen Iapetus Ozean ragt. Landmassen bilden die Kontinentalschollen (z. B. Gondwana, Baltica Sibiria und Laurentia) und im tropisch-warmen Meerwasser mit zunehmenden Salzgehalt ist eine intensive Riffbildung.

Vor 485,4 Mio. Jahren ist im System (Periode) des Ordovizium (– 443,4 Mio.) der Sauerstoffgehalt (O²) bei 68% von heute, nur noch 11x soviel CO² und die Temperatur ist +2°C höher als heute. es ist allgemein gleichmäßig mild und feuchtwarm Erste fischförmige Wirbeltiere (Kieferlose), große Kopffüßer und Formenreichtum bei Stachelhäutern. Vor 488 – 480 Mio. Jahren bricht Avalonia (mit dem heutige Norddeutschland und Mardorf) von Gondwana ab und der Rheische Ozean (600 – 300 Mio.) öffnet sich dazwischen. Avalonia ist nun Festland im Iapetus Ozean und ist vor 480 Mio. schon südwestlich von Baltica, aber noch durch das Tornquist Meer getrennt. 5 Mio. Jahre später ist Ost-Avalonia (mit heutigem Mardorf) westlich von Baltica. Das Klima vor 470 Mio. Jahren tropisch ist feucht und sehr heiß.

Vor 450 Mio. Jahren beginnt eine neue (schwächere) Vereisungsphase auf Gondwana am Südpol (Anden-Sahara-Kaltzeit – 420 Mio.), bei der nur die Südhalbkugel bis zum Polarkreis vereist. Ein (?) Gammastrahlenausbruch („GBR“ / erdnaher Röntgenblitz aus dem All) führt zur Zerstörung der Ozonschicht und es folgt das 1. globale Massenaussterben (60 % des Lebens vor allem in den oberen Wasserschichten), u. a. Trilobiten und Astraspis (Vorfahre der Wirbeltiere). Der Magmatismus nimmt weltweit zu.

Vor 443,4 Mio. Jahren im System (Periode) des Silur (– 419,2 Mio. / O² bis zu 70%, 12x CO², +3°C gegenüber heute) gibt es nur geringe Schelfablagerungen, aber ausgedehnte Flachmeere mit ersten Korallenriffen und erste Salzlagerstätten. Erste echte Fische , Riesenkrebse und andere Tiere und Pflanzen erobern das Süßwasser auf dem meist trockenwarmen Festland.

Page 5: A1 Urzeit bis 1173 nach Christi Geburt - mardorf.de · 5 A1 Urzeit bis 1173 nach Christi Geburt Vor 13,8 Mrd. Jahren beginnt mit dem Urknall (Theorie der "Ewigen Inflation") die Bildung

9

Südliche Hemisphäre vor 500-400 Mio. Jahren und die Bewegung von Laurentia, Baltica und Avalonia (Zeichn. oben)

Vor 440 Mio. Jahren ist Ost-Avalonia (mit dem heutigen Mardorf) schon auf 30° südlicher Breite und kollidiert mit dem südlichen Baltica (dem heutigen Nordwestpolen). Trennt sich aber vor 425 Mio. Jahren vorübergehend wieder und verbleibt mit West-Avalonia noch auf dem südlichen 30. Breitengrad. Ost-Avalonia (mit dem heutigen Mardorf) liegt bis Anfang Devon im tieferen Wasser des Rheischen Ozeans. Vor 420 Mio. Jahren bildet sich die Paläo-Tethys (– 250 Mio.) zwischen Laurussia und Gondwana, liegt später östlich von Pangea und wird unter Laurasia subduziert.

Vor 419,2 Mio. Jahren gibt es im weitgehend trockenen und warmen System (Periode) des Devon (– 358,9 Mio.) 71% O², nur noch 5,5x CO² , +6°C von heute. R otsedimente (Eisenhydroxid) bilden Old-Red-Sandstein. Es gibt erste Amphibien (Lungenfisch) und flügellose Insekten, großen Fischreichtum und erste Samenpflanzen (Farnsamer, Bärlappgewächs). Vor 405 Mio. Jahren ist West-Avalonia mit Laurentia und Ost-Avalonia mit Baltica fest verbunden zum neuen Großkontinent Laurussia (400-300 Mio.). Nördlich des Tethys Ozeans, aber durch die mitteleuropäische Kaledonische Gebirgskette durchtrennt.

Avalonia mit heutigem Mardorf im frühen Devon,

aber noch südlich des Äquators / man sieht

deutlich die rote Trennlinie zwischen Schotland und

England und die späte Proto-Tethys (Karte rechts)

Page 6: A1 Urzeit bis 1173 nach Christi Geburt - mardorf.de · 5 A1 Urzeit bis 1173 nach Christi Geburt Vor 13,8 Mrd. Jahren beginnt mit dem Urknall (Theorie der "Ewigen Inflation") die Bildung

10

Vor 400 Mio. Jahren setzt sich wieder schwülwarmes Klima durch und Amphibien erobern das Land. Die Norddeutsche Tiefebene (mit heutigem Mardorf) ist Vorland-Senkungsgebiet („Saumtiefe“ vor den Mittelgebirgen) und zeitweise unter einem tropischen Flachwasser-Korallenmeer. West-Avalonia liegt bei 45° und Ost- Avalonia (mit heutigem Mardorf) bei 30° südlicher Breite ble ibt bis zum Trias Festland. Vor 365 Mio. Jahren nach einem Superbloom (Supervulkan unter Wasser) folgt ein Massenaussterben unter Wasser.

Vor 358,9 Mio. Jahren im System (Periode) des Karbon (– 298,9 Mio.) ist O² bei 63%, CO² +100%, aber eine ähnliche Durchschnittstemperatur wie heute. Auf der Nordhalbkugel ist es feuchtwarm mit ersten Reptilien, flugfähigen Großinsekten (Riesenlibelle). Haiähnliche (Urhaie ) entwickeln sich prächtig. ausgedehnten küstennahen Waldmooren und üppigen Sumpfwäldern. Erste Nadelbäume entstehen, aber mit der Dominanz von riesigen Schachtelhalmbäumen (Abb. rechts), Siegel- und Schuppen-bäumen. Intensive Steinkohlenbildung im heutigen Ruhrgebiet nach Westen.

Vor 350 Mio. Jahren durch Verschiebung der Kontinentalplatten tektonisch hervorgerufene Orogenese (Gebirgsbildung), Auffaltung des "Variszischen Gebirges" (400-250 Mio. / Appalachen, Ural – in Mitteleuropa die Mittelgebirge u. a. der Harz). Im davor gelegenen Norddeutschen Flachmeer gibt es vor 340 Mio. Jahren maritime Ablagerungen (Kalk, Tonschiefer). Statt Kohle bildet sich hier vorwiegend Erdgas (siehe heutiges Mardorf) und Erdöl . Avalonia liegt noch knapp südlich des Äquators. Gondwana kommt von Süden und Sibiria von Norden heran.

Vor 300 Mio. Jahren ist Avalonia (mit heutigem Mardorf) noch am Äquator. Laurasia vereinigt sich mit dem südlich gelegenen Gondwana zum letzten Superkontinent Pangea (Pangäa / – 150 Mio. / Abb. weiter unten). Er reicht von Pol zu Pol und hat große Schelfgebiete (in der Karte: hellblau). In umgibt der globale Ozean Panthalassa (– 150 Mio. / Vorläufer des Pazifik).

Vor 290 Mio. Jahren beginnt zwischen dem südlichen Pol und Polarkreis die Karoo- oder Gondwana-Kaltzeit ("permokarbonische Vereisung" / – 260 Mio.). Weltweit sinkt die Durchschnittstemperatur auf -4°C.

Vor 280 Mio. Jahren im System (Periode) des Perm (298,9 – 252,2 Mio. / der Sauerstoffgehalt (O²) der Luft erreicht den Rekordwert von 35% / CO²+225%, Temp.+2°C gegenüber heute) ist das heu tige Norddeutschland (mit Mardorf) ein salzhaltiges tropisches ("Rotliegendes" Zechstein -) Flachmeer (Abb. weiter unten). Auf der Nordhalbkugel ist es zunehmend heiß und trocken. Der Südpol (mit Gondwana) liegt unter Eisbedeckung. Es gibt erste Raubechsen mit säugetierähnlichem Gebiss.

Vor 270 Mio. Jahren führt im immer wieder folgenden „Wüstenklima“ Verdunstung der flachen Meeresbecken ohne Wasseraustausch zur Entstehung von über 1.000 m mächtigen Rotsedimenten, Zechstein- und Kalisalz- Lagerschichten u. a. 150 – 1.500 m tief unter dem Gebiet des heutigen Bokeloh und Mardorf bis Husum. Unter dem Steinhuder Meer ist diese Schicht aber bis zu 3.000 m tiefer.

-------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------

Vor 252,2 Mio. Jahren ist Beginn der Ära des Mesozoikums (Erdmittelalter / – 66 Mio.) und des Systems (Periode) des Trias (– 201,3 Mio. / Rückgang O²-Anteil an der Atmosphäre auf nur noch 15% / CO²+450%, Temp.+3°C gegenüber heute). Es ist überwie gend sehr warm und trocken.

Pangea vor 250 Mio. Jahren (Globus rechts)

Vor 250 Mio. Jahren gibt es in Westsibirien (Trapp / betroffene Fläche = Größe USA) einen verheerenden Vulkanausbruch . Als Folge führen in den folgenden 500.000 Jahren Halogenkohlenwasser-stoffe (und SO2 / CO2) zum weltweiten Temperaturanstieg von +10°C und größten Massenaussterben aller Zeiten (– vor 200 Mio.), dem 90 % der Meereslebewesenu. a. Trilobiten und 70 % auf dem Land zum Opfer fallen. Nur wenige Tierarten (u. a. die säugetierähnlichen Cynodonten in unterirdischen Tunnelsystemen) überleben. Die Neo-Tethys (– 23 Mio.) entsteht östlich von Pangea.

Page 7: A1 Urzeit bis 1173 nach Christi Geburt - mardorf.de · 5 A1 Urzeit bis 1173 nach Christi Geburt Vor 13,8 Mrd. Jahren beginnt mit dem Urknall (Theorie der "Ewigen Inflation") die Bildung

11

Vor 230 Mio. Jahren bildet sich im norddeutschen Flachmeer Bundsandstein und Muschelkalk (Abb. unten). Dabei werden auch Ton und Mergel abgelagert (in Mardorf heute besonders im nordöstlichen Dorfgebiet am Mergelgrund, in der Lehmkuhle und an der Alten Lehmkuhle zu finden). Vor 210 Mio. Jahren fällt das Flachmeer immer öfter trocken und es bleibt „sandwüstenartiges“ Flachland zurück (heute u. a. Lüneburger Heide und Teile nördlich von Mardorf). Die Senkung Norddeutschlands hält an, deshalb ist es zeitweise vom Germanischen Muschelkalk-Flachmeer überflutet. Das Wasser des Tethys Meeres (ab 240 Mio.) strömt von Süden durch mehrere "Pforten". Fluss-, Seen- und Sumpflandschaften und weitere Rotsedimente und Salzlagerstätten entstehen. Erste primitive Säugetiere entstehen, aber die Entfaltung der Großreptilien (Dinosaurier, Fischsaurier) geht weiter. Dominanz der Nacktsamer (z. B. Nadelbäume ) und Aussterben baumförmiger Bärlappgewächse und Schachtelhalme.

Vor 201,3 Mio. Jahren am Beginn des Systems (Periode) des Jura (– 145 Mio. / O² = 26% / CO²+500%, Temp.+3°C gegenüber heute), das mild und zunehmend trocken ist, steht das subtropische Norddeutschland (mit heutigem Mardorf) wieder zeitweise unter Wasser (Flachmeer mit Muscheln, Schnecken, Stachelhäuter, Ammo-niten). Es entsteht die heutige Ölschiefer-Schicht. Erste Säuge-tiere , die Dino- und Flugsaurier (u. a. "Tawa Hallae") sowie Vögel (u. a. "Archaeopteryx") haben sich entwickelt. Baumfarn ist im Unter-jura (Lias) weit verbreitet.

Vor 161 Mio. Jahren im Oberjura (Malm / heller Kalk oder Mergel) reicht die norddeutsche Küste noch bis zum Nordharz und erste Ameisen entwickeln sich. Vor 160 Mio. Jahren kollidiert ein Asteroid mit dem „Baptistina“-Asteroiden. Bruchstücke treffen später Erde und Mond. Vor 150 Mio. Jahren zerfällt Pangea in die heutigen 7 Kontinente (u. a. in Europa mit dem Gebiet des heutigen Mardorf). Erste Schlangen haben sich entwickelt.

Vor 145 Mio. Jahren zum Ende des Jura kommt es zu einem Massenaussterbe -Ereignis. Am Beginn des Systems (Periode) der Kreide (– 66 Mio. / O² = 28% / CO²+400%, Temp.+4°C von he ute) trennt der neu entstehende Atlantische Ozean (Atlantik) allmählich Nordamerika von Eurasien. Zunächst ist das Klima feucht und kühl, allmählich aber tropisch warm. Die Steinkohle unter dem heutigen Beckedorf bis zum Deister hat sich gebildet. Witterungsbeständiger Wealden-Sandstein entsteht (Abbau heute im Steinbruch Münchehagen). Dieses durch Aufwölbung von Malm-Salzen nach oben gedrückte Festgestein der Rehburger Berge (eigentlich ein „Sattel“) hält der späteren Verwitterung stand und umgibt heute die „kesselartige“ Sinke („Reliefumkehr“) bei Wiedenbrügge-Schmalenbruch. Erste bedecktsamige Blütenpflanzen (Magnolie, Weide, Palme) bilden sich und das Riesenwachstum vieler Tierarten wie z. B. der Dinosaurier (z. B. Tyrannosaurus) und Ammoniten verstärkt sich. Mächtiger heller Kalkstein wird abgelagert. Mittelmeer -Entstehung und Alpen -Auffaltung beginnt. Norddeutschland hebt sich und Festland dehnt sich aus. Zurück bleibt ein großer zentraler Brackwassersee – das „Niedersächsische Becken “. An dessen Südrand liegt das Gebiet mit dem späteren Mardorf.

Page 8: A1 Urzeit bis 1173 nach Christi Geburt - mardorf.de · 5 A1 Urzeit bis 1173 nach Christi Geburt Vor 13,8 Mrd. Jahren beginnt mit dem Urknall (Theorie der "Ewigen Inflation") die Bildung

12

Vor 140 Mio. Jahren hinter-lassen Riesen-saurier im damals weichen Boden eines Flussmündungs-deltas etwa 250 Fußabdrücke, die noch heute im Sandstein bei Münchehagen sichtbar sind. Bei den fossilen Spuren handelt es sich mehrere Fährten sowohl von Pflanzen fressenden „elefantenfüßigen“ Sauropoden (Abdruck und Herde – Fotos oben) als auch von dreizehigen Fleisch fressenden Theropoden (Abdruck und Eoraptor – Fotos rechts).

Vor 120 Mio. Jahren (– 80 Mio.) ist extremer Vulkanismus im Pazifik. Es kommt zur weltweiten Klimaer-wärmung von +10°C und erneutem Anstieg des Meeresspiegels von +250 – +300 m, mit Überflutung Norddeutschlands (mit heutigem Mardorf) und Bildung von Kalkstein und Feuersteinknollen (u. a. „Externsteine“ bei Detmold).

Vor 112,9 Mio. Jahren zum Ende des Aptium (seit 126,3 Mio. / Kreide) kommt es zu einem Massenaussterbe -Ereignis.

Vor 93,9 Mio. Jahren zum Ende des Cenoman (seit 100,5 Mio. / Kreide) kommt es zu einem Massenaussterbe -Ereignis. Vor 86,2 Mio. Jahren entwickelt sich Euarchonta als Vorstufe der Primaten (die seit 79,6 Mio. Jahren nachweisbar sind). Erste Mücken eingeschlossen in Bernstein.

Vor 66 Mio. Jahren ist Beginn der der Ära des Känozoikums (Erdneuzeit / bis heute) und des Systems (Periode) des Paläogen (bis 23,03 Mio.) und der Serie (Epoche) des Paläozän (– 56 Mio.). Früher der Beginn des Tertiär, heute = Paläogen u. Neogen. Aber die "KT-Grenze" von Kreide zum Tertiär gilt weiterhin als markante Erdschicht. Der O²-Anteil der Atmosphäre stabilisiert sich bei 20% (heute 21%), es ist feuchtwarm und gibt eine Arten-fülle bei den Bedecktsamern in tropischen und subtropischen Wäldern. Die Landschaft ist abwechslungsreich mit Seen, Mooren und Wäldern. Bei der Gebirgsbildung der Alpen trifft die Adriatische Platte auf das südliche Europa). Tektonisch gehört das heutige Norddeutschland (mit Mardorf) seit der Kaledonischen Orogenese (Karte rechts: Platten und tektonische Linien in rot) zu der (Ost-) Avalonischen Kruste (grün), die sich von Südirland über Mittelengland, südliche Nordsee, Belgien und Niederlande, Nordwestdeutschland und Nordwestpolen bis an die Karpaten hinzieht. Die nördlich angrenzenden Gräben spielen tektonisch eine wichtige Rolle. Laurentia ist der östliche Rest aus der gemeinsamen Zeit mit Nordamerika.

Vor über 65 Mio. Jahren schlägt ein Trümmerteil vom Asteroiden „Baptistina“ (10 km groß) in Yucatan (Mexico) ein. Die Katastrophe (200 km Krater, Erdbeben, Tsunamis, Schwefelsäurewolken, Kälte) führt zum weltweiten Massenaussterben von 2/3 der Tier- und Pflanzenarten (u. a. aller Großsaurier). Die kleinen (haarigen) Säugetiere bekommen ihre Chance, vor allem in Walgebieten. Vor 55,8 Mio. beginnen erste Säuger Bäume zu besiedeln. Unter ihnen der Purgatorius (vor 65 – 56,8 Mio. / Zeichnung rechts) als früheste Art der Primaten.

Page 9: A1 Urzeit bis 1173 nach Christi Geburt - mardorf.de · 5 A1 Urzeit bis 1173 nach Christi Geburt Vor 13,8 Mrd. Jahren beginnt mit dem Urknall (Theorie der "Ewigen Inflation") die Bildung

13

Um 58,7 Mio. Jahren kommt es zu einem dramatischen Temperaturanstieg von 5-6 °C in nur 1.000 Jahren (bis vor 50 Mio. ist die weltweite Durchschnittstemperatur bei +14°C). CO2 in der Luft verdoppelt den Treibhauseffekt, die Meere versauern und Methangas wird frei.

Vor 56 Mio. Jahren kommt es zum Ende des Paläozän und am Beginn der Serie (Epoche) des Eozän (– 33,9 Mio.) schließlich zu einem größeren Massenaussterbe -Ereignis unter Wasser. Weltweit wird es wärmer und feucht (Beginn der Bernstein-Bildung). Die Insel Island entsteht! Dagegen verlassen Wale (vor 50 Mio. aus Paarhufern entwickelt und wolfsgroß) endgültig das Land. Vor 47 Mio. Jahren gibt es erste Primaten (Trockennasenaffen als Vorläufer der Affen und Hominiden). Vor 47 Mio. Jahren entwickelt Notharctus (– 18 Mio.) "moderne" Greifhände). Norddeutschland (mit heutigem Mardorf) ist unter Wasser.

Vor 45 Mio. Jahren entsteht der Leinegraben (Tal der oberen Leine als Teil einer (tektonischen) norddeutschen Bruchlinie – „Westeuropäisches Riftsystem“) an der Grenze zwischen den Ost- und Westschollen Europas. Vor 40,4 Mio. Jahren beginnt sich das Himalaya -Gebirge allmählich aufzufalten, denn Indien trifft auf das südliche Asien.

Vor 37,2 Mio. Jahren beherrscht der Riesenlaufvogel Diatryma große Gebiete der Erde. Urpferde haben sich aus Paarhufern weiterentwickelt. Vor ca.35 Mio. Jahren zum Ende des Eozän gilt die gesamte Erdoberfläche als eisfrei und der Meeresspiegel ist daher 70 m höher.

Vor 33,9 Mio. Jahren am Beginn der Serie (Epoche) des Oligozän (– 23,03 Mio.) reicht die Nordsee mit einzelnen Buchten immer noch bis zum Harz.

Vor 33,5 Mio. Jahren beginnt das „Känozoische Eiszeitalter “ (das bis heute andauert) Vor 30 Mio. Jahren vergletschert die Antarktis und vor 2,7 Mio. Jahren die Arktis, seitdem wechseln sich längere Kaltzeiten oder Glaziale mit kürzeren Warmzeiten oder Interglaziale ab. Vor 33 Mio. Jahren erscheinen in Afrika unter den Altweltaffen (Catarhini) erste Menschenartige (Hominoidea / noch als gemeinsame Vorfahren) und Abtrennung der anderen Altweltaffen in Afrika und Eurasien.

Vor 27,8 Mio. Jahren ist der größte Vulkanausbruch aller Zeiten : „LaGarita-Caldera“ (Colorado, USA). Vor 26 Mio. Jahren trennen sich die Gibbon (Hylobatidae) in Asien von den anderen Hominoidea ab. Bei denen entwickelt sich das Steißbein zurück (vor 25 Mio.) und erstes Farbsehen ist möglich – aber noch ohne rot/grün (23 Mio.).

Vor 23,03 Mio. Jahren zum Ende des Oligozän kommt es zu einem Massenaussterbe -Ereignis. Am Beginn des Systems (Periode) des Neogen (bis 2,588 Mio.) und der Serie (Epoche) des Miozän (– 5,333 Mio.) gibt es in Europa große trockene Steppen- und Savannengebiete, weltweit wird es allmählich kühler und trockener. Entwicklung von Mischwäldern (Nadel- und Laubhölzer). Säugetiere mit vielen Großsäugern (z. B. Tapir, Nashorn, Ur-Pferd ) entfalten sich, Affen sind noch zahlreich und sogar Krokodile. Vor etwa 20 Mio. Jahren erste Wölfe . Wale breiten sich in den Meeren aus. Ausgedehnte Küstensümpfe begünstigen Braunkohlenbildung in der Niederrheinischen Bucht.

Vor 14,4 Mio. Jahren trifft ein Meteorit das Nördlinger Ries (Süddeutschland). In dieser Zeit (– 13 Mio.) kommt es zu einem größeren Massenaussterbe -Ereignis. Der Megalodon (größter Hai aller Zeiten bis ca. 1 Mio.) bevölkert das Weltmeer. Das sich aus Paarhufern entwickelte Flußpferd ist in seinem Element angelangt. Vor 12 Mio. Jahren trennt sich die Entwicklung des Orang in Asien von den restlichen Primaten ab. Norddeutschland (mit heutigem Mardorf) erhebt sich aus dem Wasser.

Vor 10–8 Mio. Jahren entwickelt sich mit der endgültigen Trennung von Mensch und Affe (Gorilla und Schimpanse) der Vormensch . Einige Menschenaffen in Afrika (Hominidae) bewegen sich zeitweise aufrecht, dabei aber nach vorn gebeugt (vor 7 – 6 Mio. Sahelanthropus und vor 6,2 – 5,65 Mio. Orrorin). Weltweit ist es warm und vor 6 Mio. Jahren trocknet das Mittelmeer für 10.000 Jahre aus!

Vor 5,333 Mio. Jahren am Beginn der Serie (Epoche) des Pliozän (– 2,588 Mio.) breiten sich in den Steppen erste Gräser aus. Vor 4,4 Mio. Jahren gibt es in Ostafrika (Äthiopien) erste aufrecht gehende Hominiden (u. a. Ardipithecus Ramidus / Größe um 1,10 m und Gewicht um 50 kg, aber noch mit abstehenden großen Fußzehen). Sie leben auf Bäumen und am Boden. Vor 4,2 Mio. Jahren bildet sich die inneramerikanische Landbrücke (Mittelamerika / –2,4 Mio.) und der Golfstrom entsteht im Atlantik. Vor 4 Mio. Jahren gibt es den Australopithecus Afarensis (– 2,9 Mio.) in Ostafrika.

Vor 3,6 Mio. Jahren gibt es eine weltweite Abkühlung . Vor 3,2 Mio. Jahren sterben in Europa Giraffen aus. Vor 3 Mio. Jahren noch im Pliozän ist es 2-3°C wärmer als heute und der Meeresspiege l 25-35 m höher. Es gibt jetzt in Mitteleuropa Panther, Mammut , Ur-Hunde (ausgestorben), Hyäne und Säbelzahnkatzen (teilweise bis vor 126.000 ausgestorben) und puma ähnliche Raubkatzen. Seit 2,7 Mio. Jahren ist stetiger Rückgang des Arktis-Eises um den Nordpol (bis heute).

Page 10: A1 Urzeit bis 1173 nach Christi Geburt - mardorf.de · 5 A1 Urzeit bis 1173 nach Christi Geburt Vor 13,8 Mrd. Jahren beginnt mit dem Urknall (Theorie der "Ewigen Inflation") die Bildung

14

Menschwerdung in den letzten 86,2 Mio. Jahren: (Grundlage aus www.paleofood.de)

Page 11: A1 Urzeit bis 1173 nach Christi Geburt - mardorf.de · 5 A1 Urzeit bis 1173 nach Christi Geburt Vor 13,8 Mrd. Jahren beginnt mit dem Urknall (Theorie der "Ewigen Inflation") die Bildung

15

Vor 2,588 Mio. Jahren am Beginn des Systems (Periode) des Quartär (Quartäres Eiszeitalter / bis heute) gibt es 70% CO² in der Luft. Die Serie (Epoche) des Pleistozän (– 0,0117 Mio.) kennzeichnet der Wechsel von Kalt- und Warmzeiten (verursacht u. a. als Folge des Zusammenstoßes von Süd- und Nordamerika, Verstärkung des Golfstroms mit mehr Verdunstung und dann mehr Schnee). Von Skandinavien vorrückendes Inlandeis gelangt in vielen unterschiedlich weit reichenden Vorstößen nach Norddeutschland mit Gletschern und Schmelzwasser, verwilderte Flüsse (Elbe, Weser, Ems, Rhein, Maas) formen die Landschaft. Die älteste Stufe (Alter) im Pleistozän ist das Gelasium (– 1,806 Mio.).

Vor 2,5 Mio. Jahren beginnt in Afrika die Älteste Altsteinzeit (Alt-Paläolithikum / – 250.000 / Beginn in Mitteleuropa erst vor 1 Mio.). In Afrika erscheint der Homo Rudolfensis (– 2,3 Mio. / noch mit einfachen Schlaggeräten und Steinwerkzeugen). Vor 2,4 Mio. Jahren ist im nördlichen Europa die Brüggen-Kaltzeit und vor 2,3 Mio. Jahren die Prätegelen-Kaltzeit (entstanden durch die dortigen Festlandgletscher). In Mitteleuropa entwickeln sich Wühlmäuse , Moschus, Riesenhirsch, Bison und Auerochse und trotzen auch schwierigen Umweltbedingungen.

Vor 2,2 Mio. Jahren gibt es im heutigen Yellowstone Nationalpark (NP,WY,USA) den 1. und schlimmsten Supervulkan -Ausbruch mit weltweiten Klimaverschlechterungen. Vor 2,1 Mio. Jahren ist die Tegelen-Warmzeit im nördlichen Europa (– 1,6 Mio.). Vor 2 Mio. Jahren existieren in Afrika erste Frühmenschen (–1,8 Mio. / Australopithecus Sediba mit Größe um 1,30 m). Vor 1,9 – 1,4 Mio. Jahren tritt dort der Homo Ergaster auf und vor 1,8 – 1,44 Mio. Jahren der Homo Habilis.

Vor 1,806 Mio. Jahren beginnt die Stufe (Alter) Alt-Pleistozän (Calabrium / – 0,781 Mio.). Der Homo Erectus (– vor 40.000) baut zunächst noch in Afrika, später dann auch in Asien und Europa z. T. schon einfache Hütten, nutzt das Feuer und gebraucht Werkzeuge.

Vor 1,6 Mio. Jahren kommt die Eburon-Kaltzeit über Nordeuropa (– um 1,3 Mio.). Vor 1,3 Mio. Jahren gibt es im Yellowstone (NP,WY,USA) einen 2. Supervulkan -Ausbruch mit weltweiten Klimaveränderungen und den Beginn der Waal-Warmzeit (bis 900.000).

Seit 1,2 Mio. Jahren siedelt der Homo Erectus (Homo Heidelbergensis) auch in Mitteleuropa (z. B. – 800.000 schon zwischen Main und Thüringen). Vor 1 Mio. Jahren beginnt der Bavel-Warmzeit-Komplex (– 700.000).

Bis vor 1 Mio. Jahren beginnt in Mitteleuropa die Altsteinzeit (Alt-Paläolithikum / hier – 200.000 / Beginn in Afrika schon vor 2,5 Mio.) mit der Achaleen-Kultur (bis vor 100.000 Jahren / „Faustkeile“).

Vor 900.000 Jahren (– 800.000) ist die Menap-Kaltzeit im nördlichen Europa (Mitteleuropa vor 900.000 Jahren – Zeichnung J.Sibbicki). Vor 850.000 beginnt der Cromer-Warmzeit-Komplex mit 3 Kalt- und 4 Warmzeiten in Mitteleuropa. Vor 790.000 entwickelt der Homo Erectus die ersten menschlichen Laute (u. a. "Klick" ?) zur Verständigung.

Page 12: A1 Urzeit bis 1173 nach Christi Geburt - mardorf.de · 5 A1 Urzeit bis 1173 nach Christi Geburt Vor 13,8 Mrd. Jahren beginnt mit dem Urknall (Theorie der "Ewigen Inflation") die Bildung

16

Vor 760.000 Jahren nach einen großen Vulkanausbruch eine riesige Caldera im "Long Valley " (CA,USA).

Vor 781.000 Jahren (+/- 50.000) beginnt die Stufe (Alter) Mittel-Pleistozän (Ionium / – 0,126 Mio.). Vor 700.000 Jahren (– 350.000) hat sich der archaische Homo Sapiens in Ostafrika (vorwiegend Südost-Äthiopien) entwickelt. Er jagt (Hetzjagd) und lebt in einfachen Hütten. Er kommt vor 150.000 Jahren über Kleinasien bis nach Südost-Europa. Dort und vor allem in Mitteleuropa trotzt aber bereits seit 600.000 Jahren der Homo Heidelbergensis (– 200.000 / seit 300.000 dessen Nachfahre Homo Neandertalensis ) den schwierigen Witterungsverhältnissen. Er lebt bis an den Rändern der Eismassen, denn vor 640.000 Jahren ist im Yellowstone (NP,WY,USA) der 3.Supervulkan -Ausbruch mit weltweiten Klimaverschlechterungen.

Findlinge in Mardorf :

Der Davidstein an der Weißen Düne/Badestrand (Foto unten links 1986). Der graurote, mittelkörnige Granit (Abb. Steinstruktur unten Mitte) mit Feldspateinschlüssen (bis 1 cm Länge) ist vor bis zu 1,5 Mrd. Jahren entstanden und befand sich ursprünglich in Östergötland (?), Mittelschweden. Er hat ein Gewicht von über 60 Tonnen, Höhe ca. 2,5 m, Durchmesser mehr als 4 m, Umfang über 5 m (Großteil des Findlings ist nicht sichtbar). Er ist in der Elster-Kaltzeit (vor 475.000-370.000 Jahren) mit den Gletschermassen hierher transportiert worden.

Der Paul-Woldstedtstein am Mardorfer Hochmoor (Foto oben rechts: Nähe Schlammpolder) wurde erst 1982 gefunden und etwas weiter abgelegt. Großer an den Kanten durch parallele Gletscherschliffe gekennzeichneter Findling aus Granit (Abb. Struktur rechts) mit bis zu 5 cm großen Kalkspatkristall-Einschlüssen (kristallines Kalziumkarbonat als äußerlich regelmäßig geformter Mineralkörper, in dem notwendigerweise Höhlungen vorhanden sein müssen). Der Stein ist im Gletschereis aus Östergötland (?), Mittelschweden in der Elster-Kaltzeit vor 475.000-370.000 Jahren) hierher transportiert und hat ein Alter von 1 Mrd. Jahren. Er wiegt bis zu 25 Tonnen, ist 4,10 m lang, 1,70 m breit und 1,60 m hoch. Er ist benannt nach dem Geologen und Eiszeitforscher Prof. Dr. Paul Woldstedt (1888-1973), der erstmalig im Jahre 1928 die Schneerener Berge nördlich vom Steinhuder Meer als Teil der Endmoräne der „Rehburger Phase“ erkannte. Dieser Höhenzug wurde während der Saale-Kaltzeit vor ca. 200.000 Jahren durch das bis hierher vorgedrungene Inlandeis gebildet. Er erstreckt sich nach Westen bis ins Emsland.

Der Goliathstein am Nethelnberg (Foto ganz rechts 2010) ist ein klein- bis mittelkörniger roter Växjö-Granit (Abb. Struktur oben) und bis zu 1,8 Mrd. Jahre alt. Er befand sich ursprünglich in Småland, Südschweden und ist in der Elster-Kaltzeit (vor 475.000-370.000 Jahren) hierher transportiert worden. Durch Sprengungen wurde der Stein um 1900 wesentlich verkleinert (um mehr als 75% / Bruchstücke), sodass er heute kleiner als der Davidstein ist (nur noch ca. 15 to.). Ein relativ großes Leitgeschiebe vom Typ roter Växjö-Granit ist in der Region Hannover selten.

Page 13: A1 Urzeit bis 1173 nach Christi Geburt - mardorf.de · 5 A1 Urzeit bis 1173 nach Christi Geburt Vor 13,8 Mrd. Jahren beginnt mit dem Urknall (Theorie der "Ewigen Inflation") die Bildung

17

Vor über 400.000 Jahren reicht die Elster -Kaltzeit (– 320.000 / u. a. wegen Verschiebung der Erdachse) mit 2 Vorstößen (– 340.000) bis ans Weserbergland (Karte weiter unten grüne Linie 1. ). Die Gletscherränder haben eine Höhe von 500–2.000 m und Mardorf liegt darunter. Die (Rot-) Buche weicht bis in den Mittelmeerraum zurück. Große und viele kleine (bis zu 1 Mio. Jahre alte) Granit-Findlinge aus Skandinavien (zumeist aus Mittel- und Südschweden: 2 Fotos oben / Finnland, selten auch Norwegen) verbleiben um Mardorf.

Vor 400.000 Jahren bleibt das Gebiet zwischen den großen norddeutschen Urstromtälern (mit Fließrichtung von SO nach NW) nördlich des späteren Steinhuder Meeres auch bei zurückweichenden Eis unwirtlich und karg. Es gibt hier kaum Vegetation und schützende Höhlen, trotzdem aber schon Jäger mit ersten „Wurfspeeren“ (Schöningen).

Bis vor 330.000 Jahren fließt die Weser nördlich von Hameln Richtung Deister und dann östlich bei Nordstemmen in das Leine-Urstromtal weiter nach Norden.

Vor 370.000 Jahren beginnt die Holstein-Warmzeit (– 250.000). Wasserbüffel, Löwen und Leoparden leben neben Auerochsen, Waldnashörnern .

Vor 300.000 Jahren ist in Europa der Beginn des Saale-Kaltzeit-Komplexes (– 132.000 / Karte weiter unten: rote Linie 2 .) mit 4 Kalt- und 3 Warmzeiten. Der Homo Sapiens in Afrika gebraucht ab 300.000 zielgerichtet das Feuer (Pyrit, Feuerstein, Holzstäbe). In Europa entwickeln sich erste Wildkatzen.

Vor 230.000 Jahren beginnt die größte Ausdehnung des Gletschereises ("Drenthe-Vorstoß").

Vor 210.000 Jahren erreicht die Saale-Kaltzeit mit der (Hamelner und) Rehburger Phase von Nordosten unser Gebiet. Es beginnt mit der Aufpressung und Aufstauchung vor und am Gletscherrand und der folgenden Ablagerung. An der Eisrandlage entsteht ein "Stauchmoränen-Komplex" der sich mit Erhebungen von Westen bei Zwolle/Enschede (NL) bis nach Osten bei Magdeburg hinzieht.

Klimawandel im Paläolithikum: (seit 135.000 Jahren bis heute / Grundlage für

Abb. rechts aus www.paleo.de)

Vor 200.000 Jahren beginnt in Mitteleuropa die Mittlere Altsteinzeit (Mittel-Paläo-lithikum / – 40.000) mit einfacher Stein-„Abschlag-kultur“. Micoquien (100.000 – 52.000) und Mousterien-Kulturen (– 40.000). Familien verbinden sich zu "Horden", bleiben aber weiterhin Nomaden . In Mitteleuropa ist der Homo Neandertalensis (Gesamtzahl bis zu 100.000 Menschen) in kleinen iso-lierten Gruppen ansässig (oft in Höhlen und an unzu-gänglichen Felswänden). Er ist robust, bestens an seine harte Umgebung angepasst, bis 1,70 m groß und ernährt sich als Jäger fast nur von Fleisch – selten wird er über 30 Jahre alt. Der Neandertaler beherrscht die "Pech-Herstellung", hat eine Sprache, pflegt Körperbemalung und symbolische Handlungen, glaubt an einen Gott und beerdigt seine Verstorbenen in aufwendigen Grabstätten.

Page 14: A1 Urzeit bis 1173 nach Christi Geburt - mardorf.de · 5 A1 Urzeit bis 1173 nach Christi Geburt Vor 13,8 Mrd. Jahren beginnt mit dem Urknall (Theorie der "Ewigen Inflation") die Bildung

18

(Neandertaler) Sie sind als Rentierjäger auch am späteren Steinhuder Meer unterwegs (Fund eines Altsteinzeit-Lagers am Hohen Holz bei Großenheidorn). Menschlicher „Werkplatz“ am Giebichenstein (Granit ca. 330 to. vor 250.000 Jahren in der Saale-Kaltzeit mit hierher transportiert / benannt nach dem „Zwergen-könig Geweke/Giebich“) bei Stöckse. Auch viele Hagenburger Findlinge stammen aus dieser Zeit.

Die 3 großen Kaltzeit-Komplexe : (vor über 400.000 bis vor 12.700 Jahren / Abb. unten)

Vor 150.000 Jahren wird im Drenthe-Stadium das Maximum erreicht (bis London, Düsseldorf, Paderborn, Hameln, Goslar). Dabei werden die in der "Rehburger Phase" entstandenen Stauchmoränen vom vorrückenden Gletscher überrollt. Die Permafrost-Grenze dehnt sich bis zu den Alpen aus und das Meereis des Nordatlantik reicht im Winter bis nach Spanien. Mardorf liegt zeitweise unter einer 250 Meter dicken Eisschicht. Die Leine muss in der Zeit davor (und noch lange danach) ca. 50 km weit nach Südwesten ausweichen und fließt durch die Senke des späteren Steinhuder-Meer-Gebiets und mit der Weser viel weiter westlich über die Hunte in die Ems, die bei Oldenburg in einen riesigen Gletscher-Stausee mündet. Zurück bleiben nach dem Abschmelzen weitere unzählige Granit-Findlinge: U. a. den Brasestein , der beim bergen zerbricht (Teile jetzt bei Nr.3 und Nr.211). Zum Ende der Saale-Kaltzeit (– 130.000) zieht sich in deren letzten Zwischeneiszeit (Interstadial) die riesige Eisfront manchmal innerhalb von nur 1.000 Jahren zurück.

Vor 160.000 Jahren werden noch alle norddeutschen Flüsse durch die Gletscherbarrieren nach Nordwesten abgelenkt. Es entsteht das Becken des späteren Steinhuder Meeres in einer Ebene des „pleistozänen“ Flachlandes zwischen den großen Urstromtälern von Leine /Aller und Weser /Hunte. Diese Sinke hat über den Ur-Meerbach bei Nienburg Anschluss an die großen Urströme. Die Weser schafft aber doch irgendwann den Durchbruch bei Porta Westfalica. Aus der Zeit stammen die gewaltigen Mengen an "Weserkies" auf dem neuen Flussabschnitt.

Später soll nach einer (nicht nachweisbaren) Theorie an der Stelle des heutigen scharfen Knicks nach Westen im Süden Nienburgs (kurz vor der Wesermündung) der Ur-Meerbach weiter nach Nordosten geflossen und bei Rethem in die Aller gemündet sein. Diesem evtl. früheren Verlauf folgt heute der „Schipsegraben“.

Page 15: A1 Urzeit bis 1173 nach Christi Geburt - mardorf.de · 5 A1 Urzeit bis 1173 nach Christi Geburt Vor 13,8 Mrd. Jahren beginnt mit dem Urknall (Theorie der "Ewigen Inflation") die Bildung

19

(Darstellung von Hans Heinrich Meyer) links der Gletscherrand an einem Urstrom und rechts die schon eisfreie Geest

Vor 130.000 Jahren in der folgenden Eem-Warmzeit (– 117.000) mit mildem und subtropischen Klima (vor 120.000 ist es 1-2°C wärmer und der Weltmeeresspieg el 4-6m höher) kommt es zur Sedimentbildung (Mudde) in den Vorgänger-Seen des heutigen Steinhuder Meeres (noch heute sind Reste davon im Boden).

In den Wald- und Steppengebieten finden sich Elefanten, Nashörner, Rothirsche. Die Neandertaler verfeinern ihre Geräte und Waffen (Fäustel, Faustkeile, Schaber, Kratzer aus Grauwacke, Kieselschiefer, Amphibolit, Feuerstein). Sie sind "Wildbeuter" (Jäger und Sammler). Gruppen mit Faustkeilmesser und -schaber – 40.000 / Taubachgruppe – 100.000).

Vor 126.000 Jahren beginnt hier die Stufe (Alter) des Jung-Pleistozän (Tarantium / – 0,0117 Mio.).

Vor 117.000 Jahren bringt der Weichsel-Kaltzeit-Komplex (– 12.700 / Karte weiter oben: gelbe Linie 3. ) vorübergehend Stillstand in die hiesige menschliche Entwicklung. Die Nordsee ist bis 125 m Tiefe ausgetrocknet („Doggerland“ ist mittendrin ein großes Festland). Die neuen Eisränder enden aber diesmal schon östlich der Elbe. Der schnelle Wechsel von Kaltphasen (Versteppung) und Warmphasen (Bewaldung) verlangt Mensch und Natur eine hohe Anpassungsfähigkeit ab.

Die angepassten Tiere dieser (sub-)arktischen Zeit sind Mammut, Wollhaar-Nashorn, Moschus, Höhlenbären . Die Neandertaler entwickeln "tuschierte" (=seitenbeschlagene) Klingen, Bohrer, Hand- und Pfeilspitzen für Stoßspeere . Felle, Sehnen, Knochen werden zur Herstellung von wärmender Kleidung und schützender "Windschirme" (Abb. rechts) genutzt.

Vor 100.000 Jahren verlassen erste kleine Gruppen von Homo Sapiens ("Moderner Mensch") Ostafrika nach Norden durch die zu der Zeit „grüne Sahara“ (wasser- und vegetationsreich) bis in den Nahen Osten. In Israel leben sie eine lange Zeit in Höhlen bei Carmel. Sie pflegen schon Bestattungsriten und glauben an eine höhere Macht. Bei zunehmender Klimaverschlechterung und ohne Rückkehrmöglichkeit nach Afrika sterben sie aus.

Vor 75.000 Jahren nehmen wegen der inzwischen wieder unüberwindlichen Wüste weitere, kleine Familienverbände (nur einige Hundert Menschen mit einer ersten gemeinsamen einfachen Ur-Sprache / u. a. Klicklaute) des Homo Sapiens den Weg nach Osten („out of Africa “) über die damals fruchtbare südliche Küste der arabischen Halbinsel. Nördlich des persischen Golfes trennen sie sich in verschiedene Gruppen (vor 50.000 Jahren in Australien, 25.000 in Sibirien (und Europa), 15.000 in Alaska, 4.500 in der Arktis und 1.500 bis nach Neuseeland).

Page 16: A1 Urzeit bis 1173 nach Christi Geburt - mardorf.de · 5 A1 Urzeit bis 1173 nach Christi Geburt Vor 13,8 Mrd. Jahren beginnt mit dem Urknall (Theorie der "Ewigen Inflation") die Bildung

20

Vor 74.000 Jahren explodiert der Supervulkan „Toba “ auf Sumatra. Die „Caldera“ ist 100x30 km groß. Infolge des globalen „Vulkanischen Winters “ (Ascheregen in Indien noch 2 m dick) kommt es zur Abkühlung um bis zu 10° über 5-10 Jahre. Die weltwei ten Klimaverschlechterungen (u. a. verstärkt sich die mittlere Weichsel-Kaltzeit vor 66.500 – 24.000 Jahren im nördlichen Europa z. B. mit Permafrostböden ). Die Neandertaler in Europa versuchen nach Süden oder Südwesten auszuweichen. Die vereisten Gebiete werden für ca. 20.000 Jahre unbewohnbar.

Der Homo Sapiens (Afrika) stirbt fast aus, setzt aber seine weltweite Ausbreitung weiter fort und beginnt nun auch mit der gezielten Kleidungsherstellung !

Kulturell sind in Europa die Blattspitzen-Gruppen (50.000 – 35.000) bestimmend.

Weser-Aller-Urstromtal nach den Eiszeiten (mit Mardorf am Steinhuder Meer / Grundlage: Stadt-Land-Oldenburg)

Vor 45.000 Jahren trifft der Homo Sapiens auf seinem Weg durch Zentral- und Kleinasien auf dort lebende Neandertaler (bis zu 2,4 % Vermischung). Er ist leichtfüßig, Nomade, hat soziale Netzwerke, künstlerische Fähigkeiten (Flöte) und zählt zum „Handspitzen-Schaberkreis“. Es wird aber nur jedes 3.Kind erwachsen (12–15 Jahre) und nur jeder 2. über 20 Jahre alt. Das Klima ist feucht und der Meeresspiegel weltweit viel niedriger. Der Homo Sapiens Sapiens ("Heutiger Mensch") gelangt schließlich bis an alle nord- und mitteleuropäischen Eisgrenzen und wird seit 40.000 Jahren als „Cro Magnon “ bezeichnet.

Page 17: A1 Urzeit bis 1173 nach Christi Geburt - mardorf.de · 5 A1 Urzeit bis 1173 nach Christi Geburt Vor 13,8 Mrd. Jahren beginnt mit dem Urknall (Theorie der "Ewigen Inflation") die Bildung

21

Vor 43.000 Jahren beginnt das Hengelo-Interstadial (der vorletzte, relativ milde Zeitabschnitt vor Einsetzen der Eisvorstöße des Hauptglazial der Weichsel-Kaltzeit vor ca. 39.000). In diesen Zwischeneiszeiten mit verträglichen Lebensbedingungen im Sommer kehren die Neandertaler für kurze Zeiten in die alten Gebiete zurück. In den "Gras- und Strauchsteppen" jagen (u. a. Mammut) und sammeln sie, wohnen mobil in zeltartigen Hütten. In Mitteleuropa leben aber insgesamt nur bis zu 25.000 Neandertaler. Neue Werkzeuge sind Klingen, Pfriem (zum stechen und bohren) und Flachspitzen. Es ist auch der Zeitraum in dem sie auf die zahlenmäßig überlegenen (10:1) Homo Sapiens treffen. Sie leben neben- oder miteinander und vermischen sich z. T. auch (bis zu 30% unserer heutigen Gene, insbesondere helle Haut und glattes Haar und unser Immunsystem verdanken wir der Zeit – die "Überlebensgene").

Vor über 40.000 Jahren beginnt die Domestizierung von Wölfen – als Hund wird er später enger Begleiter des Menschen.

Vor 40.000 Jahren beginnt in Mitteleuropa die Jüngere Altsteinzeit (Jung-Paläo-lithikum / – ca. 9.700 v. Chr.) und die Aurignacien-Kultur (35.000 – 28.000 mit vielen Höhlenmalereien) kommt aus dem südwestlichen Europa.

Vor 39.000 Die Phlegräischen Felder (Nähe Vesuv, Italien) kommt es zu einer supermassiven Eruption bei der Vulkanasche ganz Südosteuropa bis nach Zentralasien bedeckt. Der folgende vulkanische Winter führt zur Klimaabkühlung und zerstört die Vegetation. Die Menschen (Neandertaler und Homo Sapiens) hungern und versuchen sich an die neue Umwelt anzupassen.

Vor 35.000 Jahren wird die Haut der "neuen Mitteleuropäer" (Homo Sapiens) gen- und umweltbedingt heller. Die Tierwelt südlich der zurückweichenden Gletscher (also auch in unser Gegend zwischen den Urstromtälern von Weser und Leine) wird noch bestimmt vom Wollhaar-Mammut (Abb. oben). Aber auch Braunbären, Wisente, Wildpferde, Eisfüchse, Wölfe, Elche, Rentier e sind zahlreich vorhanden. Moschus, Kalt steppen- und Wollhaar-Nashörner kommen hier noch bis vor 17.000 Jahren vor. Aber einige (heute exotische) Pflanzen schaffen es nach der letzten Eiszeit nicht wieder zurück in unsere Vegetationsgebiete: Ölweide, Magnolie, Mammutbaum und Esskastanie bleiben südlich der Alpen, obwohl hier eine neue Warmzeit naht. Die Cro-Magnon (Menschen) werden perfekt an die rauhe Umwelt angepasste Jäger, Fischer und Sammler. Sie sind einfach innovativer und entwickeln alles Wichtige ständig weiter. Als Nomaden ziehen sie mit ihren Familienclans (Gruppen/Horden mit 30-40 Menschen) und Fellzelten den Nahrungsquellen (1 Ren reicht 1 Woche für 1 Familie mit ca.10 Personen) entgegen oder hinterher. Auch in dieser Zwischeneiszeit sind die Sommer kurz und die Winter grausam kalt. Nahrungskonkurrenten sind Höhlenbären , -löwen und -hyänen . Die vielfältigen Jagdverletzungen heilen die "Schamanen". Vor 28.000 Jahren blüht die Gravettien-Kultur (– 21.000) bis ins mittlere Europa.

Vor 26.000 Jahren hat der Vulkan Taupo in Neuseeland einen schweren Ausbruch mit weltweiter Wirkung. Die Neandertaler ziehen sich weiter in die äußersten Randbereiche Südwest-Europas (u. a. bis Gibraltar) zurück, wo sie schließlich bis vor 24.000 Jahren ausgestorben sind. Vor 22.000 Jahren beginnt im Nahen Osten die Landwirtschaft.

Vor 21.000 Jahren (– 18.000) Jahren ist das (Hoch-)„Glaziale Maximum “ ("Brandenburger Phase") der Weichsel-Kaltzeit. Die Gletscher reichen bis an die Elbe (Hamburg-Berlin). Das vor gelagerte Norddeutsche Tiefland wird entvölkert und erst vor 17.000 Jahren erneut stärker besiedelt.

Vor 20.000 Jahren (in der oberen Weichsel-Kaltzeit ist das Weltmeer 1,20 m tiefer und das Klima 5-6°C kälter) erstreckt sich eine eiszeitliche (aber nicht vergletscherte) insel- und tundrenartige Moräne (mit Permafrost) von der (späteren) Düsselburg-Rehburg, über Mardorf und Schneeren (dort zusätzl. Grundmoränen ) nach Norden, endet am Aller-Urstromtal bei Steimbke und reicht als Höhenzug nach Westen bis ins Emsland. Die Endmoränen der Rehburger Phase (vor 210.000 Jahren / "Drenthe") waren beim Abschmelzen des Gletschereises am südlichen Gletscherrand als vorher aufgeschobene End- oder Stauchmoränen zurückgeblieben. Später werden diese Hügelketten mit Sand überweht. Die damals vorherrschende Windrichtung ist O–SO. Unter Sinken befinden sich noch viele und große „Toteislinsen “. Hier ist der eigentliche Beginn der späteren Moorbildung . Die offenen Wasserflächen versumpfen bis vor 12.000 Jahren.

Page 18: A1 Urzeit bis 1173 nach Christi Geburt - mardorf.de · 5 A1 Urzeit bis 1173 nach Christi Geburt Vor 13,8 Mrd. Jahren beginnt mit dem Urknall (Theorie der "Ewigen Inflation") die Bildung

22

Vor ca. 19.000 Jahren wird die Speerwurf-Hilfe „Atlatl “ entwickelt – infolge dessen auch Pfeil und Bogen. Vor 16.000 erlebt Norddeutschland am Ende des „Hochglazial der Weichsel-Kaltzeit“ einen neuen Kälte-Tiefpunkt . Das Eis weicht aber weiter zurück (vor 14.000 Jahren ist Fehmarn/Poel eisfrei).

Vor 15.000 Jahren erreichen Homo Sapiens Sapiens (Vaskonen ) über die Steppe vor Gibraltar Mitteleuropa bis zum Baltikum. Andere "moderne Menschen" kommen über Vorderasien und den Kaukasus oder gelangen über die Russische Steppe bis nach Mitteleuropa. Die Kultur in dieser noch fast baumlosen Steppenlandschaft (Waldlosigkeit) wird bestimmt von der aus Nordwesten kommenden Hamburger-Gruppe (– 14.000) und der Magdalenien-Kultur (17.000 – 11.500), die aus Südwesten vorrückt. Der weltweite Anstieg des Meeresspiegels beginnt und hält bis heute an.

Es entstehen an der nördlich des (Ur-) Steinhuder Meeres gelegenen Endmoräne die (Binnen-) Sanddünen (bei Mardorf u. a.: die Weißen Berge, der Poggendieksberg, der Weiße Berg, Diepholzberge und die Schwarzen Berge). Die Niederung ist damals noch ein großes Wasser- u. Sumpfgebiet. Die Dünen sind vorwiegend Wanderdünen mit Nord-Richtung und z. T. noch bis unsere Zeit in Bewegung. Das Verteilungsgebiet besteht aus 3 Haupt-bereichen (Übersichtskarte „Dünen“ unten). An der Uferlinie des sich bildenden Meeres werden erste kleine Sandstrände vom Wind hinterlassen.

Mit den Jahren ist selbst von der relativ kleinen Düne des „Poggen “ (Poggendieksberg / Foto oben rechts Uwe Müller 2012 mit Blickrichtung zu den Torfbergswiesen) noch Flugsand über das neu gebildete Niedermoor „Torfbergswiesen “ (Entstehung bis vor ca. 7.000 Jahren / Foto rechts 2012 Blickrichtung zum „Poggen“ beim Aushub des Regenrück-halteraums „Kaarbuschweg als helle Schicht sichtbar. Die alte Torfschicht darunter ist fast schwarz) am östlichen heutigen Dorfrand geweht.

Dünen um Mardorf:

Page 19: A1 Urzeit bis 1173 nach Christi Geburt - mardorf.de · 5 A1 Urzeit bis 1173 nach Christi Geburt Vor 13,8 Mrd. Jahren beginnt mit dem Urknall (Theorie der "Ewigen Inflation") die Bildung

23

Das Steinhuder Meer: (weitere Informationen im Datenteil B2) Eine Legende besagt, dass es vor langer Zeit noch Riesen auf den Bergen im Grinder Wald gab.

Unter Kiefernwurzeln lebten aber auch Zwerge. Sie spielten den Hünen oft einen Schabernack. Dabei geriet einer der Riesen einmal in große Wut und die Zwerge mussten fliehen. Doch kaum hatten sie den Wald hinter sich gelassen, wurden sie auch schon entdeckt. Ärgerlich stampfte der Riese sie mit seinem Stiefelabsatz tief in den Boden. Dadurch entstand ein großes Loch, das sich mit den Tränen der Zwerge füllte. Es wurde später das Steinhuder Meer genannt. Der Riese hatte auch Sand in den Stiefel bekommen. Er schüttete ihn vor sich aus und so entstand der Weiße Berg .

Foto rechts: Der Weiße Berg ist noch nach 1975 als Wanderdüne erkennbar

Ein anderer Riese mit Namen „Goliath “ wollte der Stärkste und Mächtigste sein im ganzen Lande. Eines Tages stand er auf dem „Brunnenberg“ in den Rehburger Bergen und hatte einen großen Stein in der Hand. Als er ihn gerade fortwerfen wollte, stand plötzlich ein kleiner Junge vor ihm mit dem Namen „David “. Er fragte: „Darf ich mit werfen?“ Höhnisch lachte der Riese und dachte: „Na, dich werde ich schon kriegen.“ David suchte schnell einen Stein und es konnte losgehen. Ein Schwung und die Steine flogen durch die Luft. Doch Goliaths Stein flog nur bis zum „Nethelnberg“ (Lüttjen Mardorf), während der von David es bis zur Weißen Düne schaffte. Über diesen misslungenen Wurf war der Riese sehr ärgerlich. Er nahm sein Schwert und schlug den großen Stein mitten durch. So wurde der viel größere Goliathstein das erste Mal geteilt (nach 1900 wurde er durch Sprengungen noch kleiner).

1952 aufgeschrieben von Magda Kliemek Mardorf Nr.194

Eine andere Legende von Anwohnern westlich des Meeres vermutet die Entstehung des Steinhuder Meeres durch einen „Erdfall“, bei dem eine ganze Ortschaft mit Kirche und Glocken versank.

Tatsächlich lebten vor über 140 Mio. Jahren Riesenechsen („Dinosaurier“) im Gebiet der heutigen Rehburger Berge. Viele Fußspuren sind bei Münchehagen (Foto „Dinopark“) im heutigen Sandstein erhalten geblieben.

Die aktuelle Forschung über die Entstehung des Steinhuder Meeres kommt zu diesen Theorien:

Die Mulde des Steinhuder Meeres ist schon früh im Erdzeitalter des Perm (vor 280 Mio. Jahren) entstanden, als sich Kali-Salzstöcke im Untergrund (bei 150 - 1500 m Tiefe) bilden, die später (wahrscheinlich erst vor einigen Tausend Jahren) tektonisch (oberflächennahe Bewegungsvorgänge) umgelagert und verformt werden. Bei Kontakt des Steinsalzes mit Grundwasser kommt es zu "Ablaugungserscheinungen"; dabei wird Salz im Wasser gelöst und abtransportiert. Dies hat zur Folge, dass sich große Hohlräume bilden, die schließlich das darüber anstehende Deckgebirge unterirdisch zum Einsturz („Erdfall“) bringen. Der Einbruch im Salz reicht von nahe der Oberfläche bis 1.000 m Tiefe – in Erdschichten und Gesteinsverwerfungen darunter z. T. in komprimierter Form noch bis ca. 3.000 m tiefer. Kalisalz ist deshalb nur südlich und nördlich des Meeres wirtschaftlich abbaubar.

Dieses vorhandene Becken des „(Ur-) Steinhuder Meeres“ wird in der späten Weichsel-Kaltzeit (Dryas-Tundrenzeit – bis vor 13.800 Jahren) mit Flusskies und -sanden vollkommen verfüllt u. a. durch die eiszeitliche „Leine“ aus Thüringen kommend. Darunter verbleiben im Dauerfrostboden (z. T. durch kapillaren Aufstieg) Reste von Eismassen und bilden riesige Eislinsen („Toteisblöcke“). Durch den „Thermokarst “ (wiederholtes Auftauen und Gefrieren von Untergrundeis) kommt es zum Einsinken des Bodens. Die allmähliche Klimaerwärmung vor 12.000 Jahren führt zum endgültigen Auftauen des „Permafrostbodens “. Die Oberflächensande sacken in die bestehende Mulde (oder Mulden) nach. Ein großer oder mehrere kleine Flachseen z. T. mit „Vermoorung“ (z. B. Hagenburger Moor) entstehen.

Page 20: A1 Urzeit bis 1173 nach Christi Geburt - mardorf.de · 5 A1 Urzeit bis 1173 nach Christi Geburt Vor 13,8 Mrd. Jahren beginnt mit dem Urknall (Theorie der "Ewigen Inflation") die Bildung

24

Das Steinhuder Meer ist ein Binnensee. In den ältesten Urkunden lateinisch „mare“ (Meer) genannt, wird im 17.Jhd. in Norddeutschland das mittelalterliche niederdeutsche Wort „meri“ (für Teich oder See) durch das Hochdeutsche „mari“ (für Meer oder See) abgelöst. Beides steht im Sprachraum von Flandern bis Niedersachsen bis heute für ein Binnengewässer. In den Niederlanden wurde z. B. die „Zuiderzee“ als Teil der offenen Nordsee (das Hochdeutsch eigentlich „Nordmeer“ heißen müsste) durch den Abschlussdeich zum „Ysselmeer“.

Seit fast 14.000 Jahren findet eine allmähliche Verlandung und Verlagerung des Ur-Meeres von Westen (Rehburg) nach Osten statt – mit Verlandung im Westenmeer und Verschlammung besonders vor dem Meerbachtrichter. Aber mit nur geringfügiger Ausdehnung im Ostenmeer, die zudem durch die Sandbarrieren vor dem Toten Moor begrenzt wird.

Das Norddeutsche Tiefland wird bestimmt von Tundra und Waldtundra mit riesigen Rentierherden.

Das Steinhuder Meer in der Entwicklung der letzten 15.000 Jahre: (Karte oben / gelb = erste Besiedlungen in Mardorf)

• Hell- bis dunkelblau zeigt die West-Ostverschiebung und orientiert sich überwiegend an der 38,5-40 m Höhenlinie, der südlichen Geestkante (Endmoränen / hier sind zudem auch die vielfältigen späteren Dünenformationen) und den natürlichen Begrenzungen der im Süden liegenden Bergformationen der Rehburger Berge.

• Das östliche Hochmoor (Totes Moor) lag und liegt höher als das Meer und hatte früher auch eine Entwässerung zur tiefer liegenden Leine.

• Dagegen bestand aber lange Zeit noch eine direkte Wasserverbindung in die nordwestlich von Mardorf gelegenen Niedermoore. Noch heute sind diese inzwischen trocken gefallenen Gebiete um 38 m hoch – also Meeresniveau. Die Endmöranen mit Mardorf zeigen deutlich die Halbinsellage.

• Die einzelnen braunen Zahlen geben die Mächtigkeit der Mudde (oder Moor) bzw. die blauen Zahlen die Wassertiefen an. Die Höhe über NN ist mit m (Meter) angegeben.

• Die roten Zahlen zeigen den zeitlichen Ablauf der Verlandung.

Vor 14.400–9.000 Jahren gedeihen in dieser Gegend schon erste Weiden , Birken (Foto rechts) und Kiefern .

Page 21: A1 Urzeit bis 1173 nach Christi Geburt - mardorf.de · 5 A1 Urzeit bis 1173 nach Christi Geburt Vor 13,8 Mrd. Jahren beginnt mit dem Urknall (Theorie der "Ewigen Inflation") die Bildung

25

In Mardorf gefundene Gegenstände aus der Zeit des ausgehenden Spät-Paläolithikums (vor 40.000 – 10.000 Jahren). Diese Gegenstände waren im Original viele Jahre in der neuen Schule an der Eichendorffstraße in Vitrinen ausgestellt – sind aber leider nach 1974 abhanden gekommen. Fotos sind bisher keine bekannt. Renate Schmidt Mardorf Nr.33 hat aber am 1.10.1967 eine umfassende Arbeit über die Relikte erstellt und dazu diese Zeichnungen gefertigt. Flintwerkzeuge aus Feuerstein – Steinbeile (Zeichnungen unten) nachweisbar an drei Stellen in Mardorf: 1) Westlich: Wester-Mardorf / In den Weißen Bergen / Unterm Lindenberg. 2) Nördlich: Um den Bannsee. 3) Östlich: Bei Lütjen Mardrup / Am Weißen Berg / In den Schwarzen Bergen.

Vor 14.300 Jahren gelangen aus Ostsibirien, über Alaska und an der pazifischen Seite Nordamerikas, entlang

der Gletschermassen (auf damaligem Festland), die ersten „Indianer “ bis nach Feuerland.

Vor 13.800 Jahren endet die älteste Tundrenzeit (Dryaszeit) mit der Alleröd-Warmzeit , die vor 13.590 Jahren in die ältere Tundrenzeit (–13.400) übergeht. In der jüngeren Tundrenzeit (12.730–11.700) erfolgt ein erneuter globaler „Kälterückfall “. Hervorgerufen evtl. durch die „Clovis-Kometen/Meteoriten-Explosion“ über Südost-Canada (Laurentischer Eisschild / 12.900–11.000 Flächenbrände, Staubstürme, weltweite Erwärmung und dann wieder Abkühlung). Viele eiszeitliche „Mega-Säugetierarten“ sterben aus und menschliche Kulturen in den eisnahen „verwüsteten“ Gebieten verschwinden. Fast zeitgleich (vor 12.930-13.065 Jahren ?) bricht im Südwesten Deutschlands in der "Vulkaneifel" der Vulkan "Laacher See " aus und verursacht weitere negative Auswirkungen.

Vor 12.000 Jahren endet die Altsteinzeit (Paläolithikum) mit dem ausgehenden Pleistozän und nördlich des Steinhuder Meeres üben die Federmesser-Gruppen (–10.700) kulturellen Einfluss aus. In China werden Tontöpfe hergestellt und Reis kultiviert.

Vor 11.700 Jahren (9.660 ± 40 Jahre v. Chr. ) beginnt das jüngste System (Periode) des Känozoikums und des Quartär mit der Serie (Epoche) des Holozän (dauert bis heute an). Das Klimas am Ende des Pleistozäns wird immer wärmer. Es ist die Nacheiszeit („heutige Warmzeit “ in der noch andauernden Kaltzeit). Statt gutem Lößboden bleibt um Mardorf am Ende der Eiszeiten nur Sand, Kies und Geröll zurück. Aus Nordosten hat die Bromme-Kultur (11.700–11.000) und die Spätpaläolith-Kultur (11.500–10.000) Einfluss. Menschen im Flachland bauen schon einfache Hütten, oft in Ufernähe eines Gewässers. Im nördlichen Bereich des Steinhuder Meeres (Bannsee bis Nordufer) kommt es jedoch vorerst immer nur zu einer zeitlich begrenzten Besiedlung .

Page 22: A1 Urzeit bis 1173 nach Christi Geburt - mardorf.de · 5 A1 Urzeit bis 1173 nach Christi Geburt Vor 13,8 Mrd. Jahren beginnt mit dem Urknall (Theorie der "Ewigen Inflation") die Bildung

26

Vor 11.600 Jahren (ca. 9600 v. Chr.) beginnt die Mittelsteinzeit (Mesolithikum / – 4300 v. Chr.) mit der allmählichen Wiederbewaldung Norddeutschlands. Die Hasel (als Busch) breitet sich aus. Die Mikrolithen-Kultur mit „Feingeräten“ hat ihre Blütezeit. Das Frühmesolithikum endet ca. 6500 v. Chr.

Vor 11.500 Jahren (ca. 9500 v. Chr.) kann man mit dem Einbaum noch vom Bannsee , über den Kolkdobben zum Meer und weiter bis nach Rehburg fischen und transportieren. Die Uferrandbesiedelung am nordöstlichen Meerufer mit 1 – 2 Höfen und unter 30 Einwohnern ist für die Zeit aber eine relativ dichte Besiedlung.

Weitere Funde am Steinhuder Meer (Nordufer Mardorf / Lehrer Heinrich Dannenberg und A.Meier-Böke):

Bodenschichten der Sanderflächen im Geestgebiet :

Auch große Teile nördlich des Steinhuder Meeres sind Geest. Eine Boden-Verbesserung ist nur durch aufbrechen mit dem Pflug und zusätzlichem Dünger möglich.

Page 23: A1 Urzeit bis 1173 nach Christi Geburt - mardorf.de · 5 A1 Urzeit bis 1173 nach Christi Geburt Vor 13,8 Mrd. Jahren beginnt mit dem Urknall (Theorie der "Ewigen Inflation") die Bildung

27

Vor 11.000 Jahren (–7.000) lösen sich unter den moorigen Sinken die letzten „Toteislinsen “ auf. Bis vor 9.000 Jahren sind die moorigen Sinken wieder von offenen Wasserflächen bedeckt. Es entstehen unabhängig vom Steinhuder Meer allmählich erste kleine Niedermoore : Vorwiegend im Westen und Nordwesten von Mardorf, aber auch am östlichen heutigen Dorfrand (Torfbergswiesen, Bultgärten / Zeichnung aus dem NWReisemagazin):

1. Faulschlamm setzt sich in Schmelzwasserseen ab (siehe auch Karte bei 4.000 v. Chr. – eiszeitliche Seen bei Mardorf). 2. Versumpfungsgebiete verlanden. Abgestorbene Pflanzen vertorfen und ein Niedermoor entsteht (untere Schichten mit stark

zersetztem Schwarztorf) bis vor 9.000 v. Chr.

Die Bildung von Hochmoor : (Abb. unten bis 800 v. Chr: obere Schichten mit schwach zersetztem Weißtorf).

Sagen zum Moor finden sich im Kapitel C4 („Kiepenfrau – Hohokerl“, „Huckupp“, „Moorgeister“).

Vor ca. 10.700 Jahren (8700 – 8000 vor Christi Geburt) kommt die Ahrensburger-Gruppe von Nordwesten auch bis in diese Gegend. Die „Birken- und Kiefernwälder“ lichten sich.

Um 8500 v. Chr. (also vor 10.500 Jahren ) entsteht die erste feste Besiedlung westlich des heutigen Mardorf in den Weißen Bergen („Wester-Mardorf “) in der Nähe der damaligen Uferlinie des Steinhuder Meeres. Dessen nordöstliche Bucht bis etwa zur Moorhütte und der südöstliche Meeresarm bis Steinhude reicht. Die westliche Ur-Ausdehnung ist hinter Rehburg schon größtenteils verlandet. Ebenso wird der südwestliche Bereich zum Hagenburger Moor. Gleichzeitig geht aber die östliche Erweiterung weiter. Bis 8200 v. Chr. ist die Weichsel-Kaltzeit vorbei.

8000 v. Chr. wirkt die Maglemosekultur (–6000) und Beuronien-Kultur (7700–5800) aus Nordosten bis hierher. Nach dem katastrophalen Bruch des kanadischen (Laurentischen) Eisschildes folgt in wenigen Hundert Jahren eine weltweite Überflutung und der Golfstrom kommt vorübergehend zum erliegen. Im Schwarzen Meer wird das Süßwasser schlagartig mit fast 120 m Salzwasser auf Dauer überflutet („Sintflut “). Eine erneute Kaltzeit und die folgende mittlere Warmzeit (Atlantikum bis vor 4000 v. Chr.) führen zum endgültigen Aussterben eiszeitlicher Tierarten (z. B. Wollhaarmammut) und die Menschen werden wieder kleiner (Größe ca. 1,55 m).

Um 7500 v. Chr. werden die Sommer wieder wärmer und feuchter. Die Steppe wird zur Tundra. Eichen-Mischwälder mit Ulme und Linde verdrängen bis 6200 v. Chr. Birken und Kiefern auf die Sand- und Moorflächen. Jäger (Rothirsch, Reh, Wildschwein), Fischer (Flüsse und Seen) und Sammler (pflanzliche Nahrung) müssen sich umstellen und es beginnt hier die erste Landwirtschaft mit Getreideanbau (veredelte Grassamen) und der Zucht von Ziegen und Schafen.

Um 7000 v. Chr. ist England noch mit dem europäischen Festland verbunden. Themse und Rhein münden nach Südwesten in den Kanal. Die Höhenzüge vom "Doggerland" erheben sich mitten in der Nordsee und östlich von ihnen münden Weser und Elbe. Die zurückweichenden Gletscher und der weltweite Anstieg des Meeresspiegels verlangsamt sich, lassen ab 6000 v. Chr. von Südwesten her (Lübecker Bucht) allmählich die Ostsee entstehen.

Page 24: A1 Urzeit bis 1173 nach Christi Geburt - mardorf.de · 5 A1 Urzeit bis 1173 nach Christi Geburt Vor 13,8 Mrd. Jahren beginnt mit dem Urknall (Theorie der "Ewigen Inflation") die Bildung

28

Weitere Funde am Steinhuder Meer (Nordufer Mardorf / Lehrer Heinrich Dannenberg und A.Meier-Böke):

Um 6000 v. Chr. reicht die Fläche des späteren Steinhuder Meeres noch von Rehburg bis vor den Weißen Berg und am sumpfigen Nordufer stehen möglicherweise Pfahlbauten am oder im Wasser (Modell rechts ähnlich). In der späten „Kiefern- und Haselzeit“ geht die offene Wasserfläche in moorigen Gebieten zurück.

Um 5000 v. Chr. kommt es im Klima-Optimum (Mitteleuropa ist völlig eisfrei und sehr trocken / Höhepunkt der heutigen Warmzeit vor ca. 6000 Jahren) zur Erfindung des Rades . Gewebeherstellung aus Woll- und Pflanzenfasern. Aus Südosten kommt die Stichbandkeramik-Kultur (4900–4500), aus Osten die Rössener-Kultur (4600–4300) und Gaterslebener Gruppe (4400–4200).

Vor 4300 v. Chr. (Ende Spät-Mesolithikum) leitet die Trichterbecher-Kultur (Foto rechts / – 3000) in Verbindung mit der nordeuropäischen Megalith-Kultur („großer Stein“ / 3500–2000 v. Chr. Niederlande, Norddeutschland, Polen bis Schweden) in Niedersachsen die Jungsteinzeit (–1600) ein. Es herrscht ein tiefer „Jenseitsglaube“ bei den Menschen der Zeit. Neue Laubgehölze wie Ahorn , Esche , Erle werden langsam heimisch.

Page 25: A1 Urzeit bis 1173 nach Christi Geburt - mardorf.de · 5 A1 Urzeit bis 1173 nach Christi Geburt Vor 13,8 Mrd. Jahren beginnt mit dem Urknall (Theorie der "Ewigen Inflation") die Bildung

29

4300 v. Chr. beginnt hier die Mitteleuropäische Jungsteinzeit („Spätsteinzeit“ / Neolithikum / – 2200 / in Niedersachsen – 1600 v. Chr.). Von Süden kommt die Linearbandkeramik (–4900 / Keramikgefäße erleichterten das Zubereiten, Garen und Aufbewahren von Nahrungsmitteln) bis an die Lössgrenze der Leine. Der Durchschnittsmann ist wieder 1,65 m groß. Der nomadisierende Jäger, Fischer und Sammler wird sesshaft und beginnt mit Ackerbau und Viehzucht.

Es gibt erste feste, aber noch kleine Siedlungen auch im Bereich Mardorf. Vereinzelt entstehen Einbäume (Funde: 1928 am Ufer vor der DJH, im Mardorfer Hochmoor ?, 1936 im Bannsee und 1935 im Meer vor Lüttjen Mardorf). Lt.C14 Analyse v.1982 ca. 5.900 Jahre alt und damit ältestes Boot Norddeutschlands in der Bauart der Frühkulturen.

Bis 4000 v. Chr. findet in der späten „Eichenmischwaldzeit “ und beginnenden „Haselzeit “ (Haselnussgehölze) verstärkt die Besiedlung entlang der gesamten Mardorfer Geestkante (nördlich des damaligen Meeres – etwa an der 40 m Höhenlinie) statt. Von Westen kurz vor dem heutigen Rehburg (u. a. „Wester-Mardorf “) bis nach Osten an den Rand des Toten Moores (u. a. „Oster-Mardorf “) und im Raum um den Bannsee .

Im Mardorfer Buchholz (nördl. des Wilden Moores) werden 1903 bei Land-Vermessungen 2-3 Hügelgräber (Bronzezeit) und 1939 südlich der Häfern (Mardorfer Riethe) 16 Hügelgräber (meist aus der Jungsteinzeit) entdeckt: Diese Gräber haben nur einen zentralen Holzhohlraum ; sind einfach und ohne Eichensärge oder Steineinfassungen (Abb. rechts: Schematische Darstellung des Aufbaus eines Hügelgrabs). Die vorbereiteten Körper werden in einem Tuch oder Eingeäscherte mit einer Urne bestattet. Das Kreuzholzmoor (Foto rechts) ist einer der häufigsten späteren Fundorte für solche Gräber. In anderen Gegenden wird vorwie-gend mittels großer Findlinge eine zentrale begehbare Grabkammer mit angrenzenden Neben-gräbern auf und in den trockenen sandigen Moränenboden gebaut. Darin befinden sich hölzerne oder steinerne Behältnisse zur Bestattung der vorher „entfleischten“ Knochen („Exkarnation“) mit allerlei Beigaben. Die Hügel werden durch mehrfache „Überbauung“ zwischen 1 und 13 m hoch. Mehrere Generationen nutzen dieselbe Grabstelle, bevor sie verschlossen und mit Erde bedeckt wird. Gleichzeitige oder spätere Kulturen leeren die vorgefunden Grabstellen wieder und nehmen sie für ihre Bestattungen.

Die Tierwelt in den Moor-, Sumpf- und Wassergebieten ist sehr Artenreich. Es gibt Biber, Otter, Wolf, Luchs, Wisent, Auerochs (Urrind), Wildschweine und vereinzelt auch mal Bären.

Die Menschen der damaligen Zeit sind Jäger (Wild als Frisch- und Dörrfleisch, u. a. Rehwild und Wildschweine) und Sammler (Honig, Beeren und Früchte, frisch und getrocknet). Fischer fangen in den Bächen, Teichen, vielen kleinen Seen und am Uferrand des Meeres u. a. Aal, Karpfen, Hecht, Wels, Steinbeißer (auf der Zeichnung rechts) und alle Arten von Weißfischen und Vogelfänger (Wildvögel) sorgen für ein reichhaltiges Nahrungsangebot. Ihre kleinen Hütten haben Reetdach, Weidengeflecht-Wände mit Lehmputz (Abdichtung mit Birkenrindenteer).

Page 26: A1 Urzeit bis 1173 nach Christi Geburt - mardorf.de · 5 A1 Urzeit bis 1173 nach Christi Geburt Vor 13,8 Mrd. Jahren beginnt mit dem Urknall (Theorie der "Ewigen Inflation") die Bildung

30

Um 4000 v. Chr. beginnt die Mitteleuropäische Kupfersteinzeit (Kupferzeit / –2200 v. Chr.) zum Ende der Jungsteinzeit. Das Metall wird hier aber nur selten gefördert oder verarbeitet, sondern aus dem südöstlichen Europa importiert (getauscht).

Frühe Besiedlung um Mardorf (Karte unten nach 1937 Hübotter-Hamster): Die beige Fläche verdeutlicht die vermuteten nacheiszeitlichen Seen. Das frühe Steinhuder Meer und die noch zahlreichen kleineren Seen sind hellblau dargestellt. Der östliche eiszeitliche See hatte keine Verbindung zum Meer, sondern zur Leine.

4000–1000 v. Chr. ist die „Zeit der Eichen “ (Foto unten links)!

Um 3900 v. Chr. (lt. C14 Analyse) wird das älteste Wasserfahrzeug Nieder-sachsens datiert – ein Einbaum gefunden im Steinhuder Meer und ausgestellt auf dem Wilhelmstein (Aufbau-Skizzen davon und eines weiteren Fundes vor Mardorf in der Abbildung rechts).

Page 27: A1 Urzeit bis 1173 nach Christi Geburt - mardorf.de · 5 A1 Urzeit bis 1173 nach Christi Geburt Vor 13,8 Mrd. Jahren beginnt mit dem Urknall (Theorie der "Ewigen Inflation") die Bildung

31

(Foto rechts: Wiegand, HV Schneeren) Das vermutete ehemalige Seeufer am Rand der Häfern (siehe auch

Karte weiter oben)

Ab 3500 v. Chr. entwickelt sich erst allmählich eine bäuerliche Lebensweise in den Geestgebieten (schlechte Bodenergiebigkeit). Im Bereich Mardorf gibt es noch heute Äcker mit den geringsten Bodenpunkten. Die Viehzucht beginnt mit dem Haus-Schaf, Ziegen, schon seit längerem domestizierten Wildschweinen und ersten Hausrindern . Vereinzelt wird auch schon Geflügel gehalten. Pferde spielen zu dieser Zeit hier noch keine Rolle. Daneben gibt es erste Versuche im Getreideanbau (Einkorn, Dinkel, Emmer, Zwerg- und Saatweizen, Gerste, Hirse) und Anbau von Ackerbohne, Erbse, Linse, Schlafmohn sowie Leindotter (Flachs). Die Kenntnis darüber gelangt in einem langen Zeitraum aus dem nahen Osten über den Balkan schließlich auch ans Steinhuder Meer.

Mardorfer Bauernhof in Ufernähe in der Jungsteinzeit (Zeichnung Volksschule 1958)

Wichtige frühe Handelswege führen an der Weser und Leine von Süden nach Norden (in der Nähe des Meeres) entlang. Die Verbindung der einzelnen kleinen Siedlungen erfolgt noch über lange bekannte Pfade durch die dichten Wälder, großflächigen Moor- und Sumpfgebiete. Erst der Gebrauch von Kuh - oder Ochsen-Gespannen macht besonders befestigte breitere Wege notwendig, denn seit kurzem ist auch in Norddeutschland das Rad für Transport-Wagen im Einsatz (aber noch mit einteiligen Holz-Scheibenrädern und starren Achsen). So entstehen die ersten „Bohlenwege “ nach Rehburg (noch immer unter der Asphaltdecke der heutigen L360 kurz vor den ersten dortigen Häusern – bei Nebel ist die moorige Stelle gut zu erkennen) und im nördlichen damaligen Seengebiet nach Husum und Brokeloh. Man verlegt Längshölzer aus Erle in den feuchten Boden. Darauf werden die Eichen-Querbohlen seitlich mit Holzzapfen befestigt. Darüber eine Lage Sand und ein gut zu befahrener Überweg ist fertig. Für 100 m Bohlenweg werden ca. 230 mittlere Eichen benötigt.

3100 v. Chr. entsteht in der Ägäis das Minoische Reich und es ist die Zeit der Kugelamphoren (–2700). Erste Rotbuchen und besonders Hainbuchen besiedeln wieder vereinzelt das Geestrandgebiet.

Bis 3000 v. Chr. gibt es schon entwickelte Kulturen mit Ackerbau, Bewässerung und Schrift in Mesopotamien (Babylon), im Nahen Osten (Palästina, Phönizien) und zw. 3032–2707 herrscht in Ägypten die 1.u.2.Dynastie des Alten Reiches. In China beginnt ab 2200 die Xia-Dynastie am Hwangho und um 2000 in Indien der Hinduismus.

Um 3000 v. Chr. werden in der „Eichenzeit “ die Hütten allmählich größer (manche Häuser sind schon bis zu 13 m lang und 5 m breit). Sie bleiben aber vom Baustil her fast unverändert (Zeichnung des gemeinschaftlichen Bauens oben).

Page 28: A1 Urzeit bis 1173 nach Christi Geburt - mardorf.de · 5 A1 Urzeit bis 1173 nach Christi Geburt Vor 13,8 Mrd. Jahren beginnt mit dem Urknall (Theorie der "Ewigen Inflation") die Bildung

32

Um 3000 v. Chr. entsteht das Großsteingrab „Krähe“ bei Stöckse.

Zw.2800–2400 v. Chr. kommt von Südwesten die Glockenbecher-Kultur und von Osten die Schnurkeramik-Kultur (mit Streitaxt und Pferden ). Es kommt zur „Vermischung der Völker“. Sie bestatten („Niederlegung“) schon die Körper ihrer verstorbenen Angehörigen. Es schließt sich die Dolchzeit (2300–1600) an.

Zw.2800–2300 v. Chr. entstehen viele Einzelgräber (Hünengräber, Großsteingräber, Steinhäuser) unter Erdhügeln (Grabhügeln, auch „Grablege“ genannt).

Karte zur Ausdehnung der Megalith-Kulturen (–2000 v. Chr. / braun / mit Mardorf am südl. Rand)

Steinhäuser mit Körperbestattung (wie damals in ganz Norddeutschland üblich) werden auch im Nordosten von Mardorf (2 davon Nähe Bannsee) gefunden. Die Findlinge werden aber bis 1826 für den Chausseebau nach Schneeren verwendet und die Gräber bis 1910 gänzlich abgetragen. Sie sind ursprünglich 55 Fuß (16 m) lang, 10 Fuß (2,9 m) breit und in 5 Abteilungen (Ost-West Richtung) gegliedert.

Bis 2300 v. Chr. Die Fotos unten links und Mitte zeigen ähnliche Steinhäuser in Norddeutschland. Die Zeichnung unten rechts (nach J.H.F.Bloemers, NL) zeigt den mühsamen Bau einer solchen Anlage: a) Mit Ochsengespannen und Rollen werden die großen reichlich vorhandenen eiszeitlichen Findlinge herangeschafft. b) Die Steine werden über Rampen an einem provisorischen Bodenhügel aufgerichtet. Die Zwischenräume der Steine werden mit Trockenmauerwerk verschlossen. c) Die Deckensteine werden über Sand-Rampen hochgezogen.

d) Eine zusätzliche Findlings-Einfassung bildet den Rand des späteren Erdhügels aus Sand. Die eigentliche Grabkammer wird wieder freigelegt.

2204 v. Chr. ist Komet „Hale-Bopp “ fast ein Jahr am Tage sichtbar.

2200 v. Chr. beginnt im nördlichen Europa die Frühe/Ältere Bronzezeit (–1600 v. Chr.) mit Hügel-Körpergräber-Kultur und weiterhin Ackerbau und Viehzucht.

Bei Mardorf wird 1893 eine Bronzenadel mit einfachem Kopf aus einem Hügelgrab geborgen.

2100 v. Chr. sind Transport-Wagen lenkbar und haben mehrteilige Scheibenräder.

Vor 2000 v. Chr. soll noch Abraham als Stammvater der Juden, Christen und Moslems gelebt haben.

1700 v. Chr. werden die Hochmoore (östlich von Mardorf besonders um das „Große“ oder „Tote Moor“) an den Rändern von den vorherrschenden Eichen gesäumt. Auf dem Moor wachsen nur niedere Büsche und spezielle Moor-Gräser.

Zw.1630–1625 v. Chr. Vulkanausbruch „Santorin “ (Ägäis) mit schweren Folgen besonders für Südeuropa.

1600 v. Chr. Mittlere Bronzezeit (–1300 / „Himmelsscheibe “ Nebra / Hügel-Brandgräber-Kultur).

Bäuerliche Besiedlung (Rechteckhäuser) erfasst jetzt den südwestlichen Teil des heutigen Mardorfs, entlang der Geestkante bis „Wester-Mardorf“ und am Nordufer bis „Lüttjen Mardorf“.

Page 29: A1 Urzeit bis 1173 nach Christi Geburt - mardorf.de · 5 A1 Urzeit bis 1173 nach Christi Geburt Vor 13,8 Mrd. Jahren beginnt mit dem Urknall (Theorie der "Ewigen Inflation") die Bildung

33

1600 v. Chr. werden 1903 im Buchholz (nördl. Wildes Moor) 2-3 Hügelgräber entdeckt. 1940 Fund von drei Hügelgräbern am Bannsee und einer Bronzeaxt ohne Schaft (5-7cm / Zeichnung rechts Renate Schmidt, Nr.33) im Torf am „Neuen Damme“ (Bieförthmoor).

1500 v. Chr. entstehen erste schriftliche Aufzeichnungen der alten chinesischen Kultur.

Vor über 1400 v. Chr. soll Moses als einer der wichtigen Verfasser des „Alten Testaments“ gelebt haben.

1300 v. Chr. Späte/Jüngere Bronzezeit (–800 / Urnen-Gräberfelder-Kultur). Es werden um 1833 bei Grabungen und später beim Abbau in Kies- und Sandgruben viele Urnengräber (Urnenscherben/Leichenbrand) entdeckt – stellenweise sind es richtige „Friedhöfe. Die Reste nach der Totenverbrennung werden zuerst auch ohne Urne bestattet. Die Urnen haben sehr unterschiedliche Formen. Die Norddeutsche Bronze-Kultur reicht bis zur Porta Westfalica.

An der Leine (Empede als nächster Punkte zum nördlichen Steinhuder Meer) führt einer der wichtigen Handelswege von Süd nach Nord für Kupfer und Bernstein.

1240 v. Chr. entsteht ein Sequoia -Baum im gleichnamigen Park (USA) und wächst noch im Jahre 2013!

Um 1000 v. Chr. verdrängen Buchen (Foto rechts) und insbesondere Hainbuchen drastisch die bis dahin vorherrschenden Eichen.

Bildet sich die „Eiform “ des Steinhuder Meeres endgültig heraus. Das Ufer ist immer noch sehr uneinheitlich und hat nur wenige offene Abschnitte oder zugängliche Strände (wie z. B. vor der Wanderdüne am Weißen Berg).

800 v. Chr. Frühe/Ältere Eisenzeit (–450 / Hallstadt-Kultur). Germanische Stämme drängen nach Südwesten und Keltische Stämme dringen nach Nordosten vor – Schnittpunkt ist der Weser-Leineraum (mit dem Steinhuder Meer) Urnen-Gräberfelder-Kultur.

Während der gesamten Eisenzeit findet überall im Gebiet von Mardorf Besiedlung durch die "Harpstedt-Nienburger-Gruppen" statt; neben anderen Bereichen auch „Auf der Höhe“ (Flachgrab „Hinter dem Kirchhofe“ mit 8 Urnen) und „Lütjen Mardrup“ (am Ufer).

(Foto rechts: Wiegand HV Schneeren / Nachbau Dr Kass) Im Eisenschmelzofen (auch "Rennofen" wegen der flüssigen Schlacke) ist besonders gut die Glut zu

erkennen. Darunter verbirgt sich nach dem Brennvorgang die "Luppe aus gesintertem Eisen". Das Rohmaterial "Raseneisenerz" für die zunehmende

Metallherstellung (Feuerstein verliert an Bedeutung) findet man in den umliegenden Mooren wie auch Torf und Holzkohle zum Befeuern der

"Verhüttung".

Seit etwa 800 v. Chr. sind die mächtigen Hochmoore um Mardorf voll ausgebildet und Buchen dringen bis an zum Rand vor.

753 v. Chr. Gründung Roms und Beginn des Römischen Reichs (180 n. Chr. größte Ausdehnung und Ende 476/480).

Um 700 v. Chr. entwickelt sich aus dem Griechischem die lateinische Schrift mit den noch heute bestehenden Buchstaben. Die Körperbestattung verdrängt wieder die Feuer-/ Urnenbestattung.

Page 30: A1 Urzeit bis 1173 nach Christi Geburt - mardorf.de · 5 A1 Urzeit bis 1173 nach Christi Geburt Vor 13,8 Mrd. Jahren beginnt mit dem Urknall (Theorie der "Ewigen Inflation") die Bildung

34

6. –2.Jhd. v. Chr. siedeln Kelten bis an die Weser und westlich des Steinhuder Meeres. Seitdem sind hier fast die Hälfte unserer Gene immer noch keltischer Herkunft und nur ca. 1/4 germanischen und zum anderen slawischen Ursprungs.

Westlich von Mardorf wird ein eisenzeitliches Grab mit mehreren Urnen entdeckt (Heinrich Dannenberg Nr.22, Lehrer) / „Auf der Höhe“ eine Urne mit 30 cm Höhe.

Um 563 v. Chr. soll „Gautama “ (Buddha) der Begründer des Buddhismus geboren sein (+zw.483 u.368?).

551 v. Chr. wird „Konfuzius “ (Kung Fuzi) als späterer großer asiatischer Philosoph geboren (+479).

550-330 v. Chr. Perserreiche (bis Alexander).

500–100 v. Chr. Erste Germanische Lautverschiebung.

Im 5.Jhd. v. Chr. beginnt der Bau der „Chinesischen Mauer “ (mit über 2.400 km Mauer).

450 v. Chr. Späte/Jüngere Eisenzeit ( bis um Christi Geburt / Latène-Kultur von Süden).

Ab 336 v. Chr. Makedonischer König Alexander der Große III (+323 / um 300 größte Ausdehnung).

3.Jhd . v. Chr. Zeit der ersten kleineren Völkerwanderungen . Nördlich des Steinhuder Meeres (lateinisch Palus = sumpfiger See) siedeln nur wenige Angrivarier („Wiesenleute“ – Germanische Küstengruppe). Mardorf ist wegen der Randlage im Einflussgebiet der germanischen und auch keltischen Kultur und Sprache.

200 v. Chr. verbessert sich das Klima (Wärme) zunehmend.

Um 120 v. Chr. beginnt der große Zug der Kimbern und Teutonen bis zur Donau und nach Frankreich.

Um 100 v. Chr. steigt der Holzbedarf für Feuerung, Hausbau und Holzkohle (Köhlerei ) stetig an.

24.8.79 v. Chr. Vulkanausbruch „Vesuv “ (Süditalien) mit Klimaauswirkungen in ganz Europa.

59 v. Chr. wird Gaius Julius Caesar Konsul der Römischen Republik (46 Diktator, 44 ermordet).

9 v. Chr. stirbt der römische Feldherr Drusus auf Kriegszügen in Germanien. Er gelangt quer durch Niedersachsen bis zur Elbe und Saale.

Mardorfer Einbaum in der Ausstellung auf der Insel Wilhelmstein (Foto rechts).

Um 2 v. Chr. (lt. C14 Analyse um 115 n. Chr.) Bau eines Einbaums am Steinhuder Meer. Fundort ist 1948 bei Mardorf. Die Form ähnelt dem späteren frühen Steinhuder Torfkahn, der bis ins 18.Jhd. genutzt wird.

Im Jahr 0 um Christi Geburt: Jesus Christus (tatsächlich aber um 4 v. Chr. in Nazareth geboren) ist Religions-Stifter des Christentums und stirbt zwischen 31-33 n. Chr. in Jerusalem am Kreuz. Beginn der heutigen weltweiten (christlichen) Zeitrechnung!

Beginn der Römischen Eisenzeit (bis 4.Jhd. n. Chr. / auch „Römische Kaiserzeit“). Brandgräber ohne Urnen und Importe von römischen Kulturgütern!

Birken und Kiefern auf Sandböden und am Moorrand rund um das heutige Mardorf (Foto rechts)

Im 1.Jhd. n. Chr. besteht die Vegetation nördlich des Steinhuder Meeres vorwiegend aus Wald und Heide. Auf Sandböden wachsen Birken, Stieleichen und Kiefern, auf Geschiebedecksanden und Lehmböden Buchen und Eichen. Es gibt erste kleine Rodungen und „Waldhude“ im Buchen- und Eichenwald zur Schweinemast.

Der weltweite Anstieg des Meeresspiegels stoppt und beginnt erst wieder im 19.Jhd.

Page 31: A1 Urzeit bis 1173 nach Christi Geburt - mardorf.de · 5 A1 Urzeit bis 1173 nach Christi Geburt Vor 13,8 Mrd. Jahren beginnt mit dem Urknall (Theorie der "Ewigen Inflation") die Bildung

35

Im 1.Jhd. n. Chr. verteilt sich die geringe Bevölkerung (1 – 2 Höfe mit fast 45 Einwohnern ) in einem weiten Gebiet am Nordufer des Steinhuder Meeres. Durch-schnittlich leben hier 2 Menschen pro km² - südlich des Meeres aber schon bis zu 30 pro km².

Modell einer Cheruskischen Küche im 1.Jhd. n. Chr.

4 / 5 n. Chr. stößt der römische Feldherr Tiberius wieder in Germanien über die Nordsee bis in die Elbe vor.

Um 9 n. Chr. „Varus Schlacht“ am Teutoburger Wald! Die Römer kämpfen unter Publius Quinctilius Varus gegen die Germanen unter Arminius (Herrmann der Cherusker), die dank Regen, Sumpf und Ortskenntnis aber vernichtend siegen.

Es entsteht die „Angrivarier-Wall “ (Karte unten als gelbe Linie) genannte Grenzlinie, die sich vorrangig gegen die Cherusker richtet (Germanische Westgruppe – südlich des Meeres im „Buki Gau“ / später Schaumburg). Sie reicht von der alten Weserschleife (weiter östlich als heute) südlich von Leese, ostwärts bis südlich der Düsselburg, südlich der Geestkante am Meerbach entlang bis zum damals noch weiter westlich gelegenen Ufer des Steinhuder Meeres.

Die alten Gaue und der "Angrivarier Wall" um 9 n. Chr. (Karte aus Calenberger Urkundenb. III)

Page 32: A1 Urzeit bis 1173 nach Christi Geburt - mardorf.de · 5 A1 Urzeit bis 1173 nach Christi Geburt Vor 13,8 Mrd. Jahren beginnt mit dem Urknall (Theorie der "Ewigen Inflation") die Bildung

36

10–13 n. Chr. ist Tiberius erneut in Germanen, aber ohne weitere kriegerische Kontakte.

Frühjahr 15 n. Chr. kommen Römer mit Germanicus und allein 1.000 Lastkähnen über die Weser in unsere Gegend. Sie legen bei Barkhausen/Minden ein Römerlager („Wallburg“) und einen Übergang über die Mittelweser (Weser = Visurgis) bei Vlotho an.

Rekonstruktion des "Angrivarier-Grenzgebietes" um 16 n. Chr zwischen alter Weser und altem Steinhuder Meer mit 10 km Länge und möglichen befestigten Stellungen (rote Kreise), vorrangig entlang der 40 m Höhenlinie (Kartengrundlage aus

2012)

16 n. Chr. stehen sich Anfang des Jahres jeweils ca. 70.000 römische Soldaten und cheruskische Krieger bei 2 Schlachten gegenüber: Zuerst bei „Idistaviso“ (in der Nähe von Leine-Ith-Esbeck) und dann an einem "Angrivarierwall" (nördlich des Deisters bis zur Leineniederung / belegt durch Münzfunde). Ein Teil der römischen Truppen marschiert an der rechten Weserseite durch das urwaldartige "Dülwald"-Sumpfgebiet zunächst nach Nordosten und könnte dabei unter dem römischen Offizier Stertinius bis zum westlichen Steinhuder-Meer-Bereich ("Angrivarierwall" – siehe Karte oben) vorgestoßen sein, um die dort aufbegehrenden Angrivarier zu bekämpfen. Nach dem Sieg zieht er weiter nach Südosten um gemeinsam mit der Hauptarmee (die sich auf einer südlichen Route bewegt) zu den Kampfplätzen zu gelangen.

Germanicus muss nach diesen letzten (und verlorenen) Schlachten des römisch-germanischen Krieges überstürzt nach Norden abziehen und büßt am niederländischen Wattenmeer seine gesamte Flotte ein.

64 n. Chr. lässt der römische Kaiser Nero (54-68 n. Chr.) Rom niederbrennen. 79 n. Chr. bricht der Vulkan Vesuv in Süditalien aus und hat klimatische Auswirkungen bis Mitteleuropa.

Im 2.Jhd. n. Chr. kommen aus Südost-Asien erste (heutige) Hausratten nach Mitteleuropa.

275–550 n. Chr. „Gupta“-Reiche in Indien.

Ab 3.Jhd. n. Chr. kommen Sachsen von nördlich der Elbe (durch Sturmfluten zerstörte Nordseeküste und Klimaverschlechterung) auch bis in unsere Gegend. Werden vorübergehend sesshaft und ziehen schließlich im 5.Jhd. in großen Teilen von hier weiter über die Niederlande bis nach Süd-England (449). Noch heute gibt es deshalb sprachlich viele Ähnlichkeiten des Mardorfer Platt (siehe Wörterbuch mit Grammatik) mit der englischen aber auch niederländischen Sprache. Verbliebene Sachsen, Engern (an der Weser) und Ostfalen ("Ostmänner" östlich der Weser bis zur Elbe) siedeln in Gebieten nördlich des Steinhuder Meeres .

Page 33: A1 Urzeit bis 1173 nach Christi Geburt - mardorf.de · 5 A1 Urzeit bis 1173 nach Christi Geburt Vor 13,8 Mrd. Jahren beginnt mit dem Urknall (Theorie der "Ewigen Inflation") die Bildung

37

Ab 4.Jhd. n. Chr. Nachrömische Eisenzeit (–6.Jhd. / auch Völkerwanderungszeit genannt).

300 n. Chr. wird das christliche Weihnachtsfest auf den 25.Dezember jeden Jahres festgelegt.

312 n. Chr. gilt Komet als Zeichen für Röm. Kaiser Konstantin in Italien das Christentum einzuführen.

21.7.365 n. Chr. hat ein schweres Erdbeben im Mittelmeerraum Auswirkungen bis nach Mitteleuropa.

375 n. Chr. (Im Klima-Optimum)ist der eigentliche Beginn der „Völkerwanderungen “ (bis ins 9.Jhd.). Ausgelöst durch Klimaverschlechterungen (kleine Kaltzeit) und den Ansturm der aus der Mongolei heranrückenden Hunnen (bis zum Tod ihres Anführers Attila 451). Mit und nach ihnen erreichen aus Südwesten die Thüringer (480) unser Gebiet auf ihren Kriegszügen nach Westen (Gallien). Andere Völker (Burgunder) auf der Suche nach neuem Lebensraum in Mittel-, West- und Südeuropa streifen uns dagegen nur. Es kommt zu Kontakten mit nordeuropäischen Völkern (insbesondere Langobarden nach 400) auf ihrem Weg nach Süden. Damit erklärt sich vielleicht auch die sprachliche Verwandtschaft des Mardorfer Platt z. B. zur schwedischen Sprache.

395 n. Chr. (Ende Klima-Optimum) wird das Römische Reich als Folge der Völkerwanderungen geteilt.

Seit 4./5.Jhd . n. Chr. findet die zweite (rein Hochdeutsche) Lautverschiebung in Süddeutschland statt.

Im 5.Jhd. n. Chr. Maya-Hochkultur in Mittelamerika und Beginn Früh(Frühes)-Mittelalter in Europa (-11.Jhd.).

Bis 450 n. Chr. wandern die etwas weiter östlich lebenden Langobarden nach Südeuropa weiter.

Verstreut am nördlichen Steinhuder Meer leben zu dieser Zeit bis zu 50 Einwohner in Mardorf.

481 Franken ziehen südwärts. Chlodwig (Merowinger 486-751) ist Herrscher des Frankenreiches.

498 Chlodwig (und damit alle Bewohner des Reichs) nimmt den christlichen Glauben an.

499 ? Der chinesische buddhistische Missionar Hui Shen segelt bis nach Amerika (Kalifornien).

Im 5.-8.Jhd. Entsteht das alte Dorf Mardorf (später „Lütjen Mardrup “) mit 2-3 landwirtschaftlichen „Freyen“ Höfen und weiteren einzeln verstreut liegenden Hütten von Jägern, Fischern, Vogelfängern.

Anfang 6.Jhd. Weitere Rodungen im Bereich zwischen Rehburg, Mardorf und Schneeren, weil die Äcker ausgelaugt sind.

531 Schlacht bei Ronnenberg (Franken und Sachsen erobern das Thüringerreich).

535/536 Durch den Vulkan-Ausbruch des "Ilopango " (in El Salvador) wird das Maya-Reich zerstört und es kommt zu einer weltweiten Klima-Katastrophe . Riesige Aschewolken, kältere Temperaturen lassen im Sommer Schnee fallen und verdunkeln für 1 Jahr den Himmel. Es kommt zu Missernten und die Beulenpest breitet sich von Nordafrika nach Europa aus und hinterlässt 25 Mio. Tote.

Bis 568 ist die Hauptwanderungsbewegung der Völker vorbei. Die verbliebenen Sachsen sind jetzt in unserem Gebiet dominierend (Einführung der „Gemeinteilung“).

Um 570 wird der Religionsstifter des Islam „Muhammad “ in Mekka (Haschemitischer Händler auf der arabischen Halbinsel) geboren. Er stirbt am 8.6.632 in Medina. Ab 622 (im islamischen Jahr 0 ) erfolgt die Ausbreitung des Islam bis nach Spanien (732 größte Ausdehnung).

Page 34: A1 Urzeit bis 1173 nach Christi Geburt - mardorf.de · 5 A1 Urzeit bis 1173 nach Christi Geburt Vor 13,8 Mrd. Jahren beginnt mit dem Urknall (Theorie der "Ewigen Inflation") die Bildung

38

Bis Ende 6.Jhd. wird (vermutlich) eine kleine Burg-Wallanlage beim „Hespenberg “ (abgelegener Hügel, 51 m über NN, nordwestlich. von Mardorf) errichtet. Das heißt, dass ein leichter ringförmiger Erdwall entsteht, worauf senkrechte Holzstämme die eigentliche „Burg“ darstellen. Hinter dem massiven Tor („Hespe“ bedeutet schmiedeeiserner Türbeschlag) finden die damaligen Bewohner ein wenig Schutz (Abb. rechts: Rekonstruktion des vermuteten Palisadenzauns)

Im 7.Jhd. gibt es getrennte Entwicklungen des Altenglischen, Altfriesischen und Altsäschsischen (mit Mardorf).

Stammesherzogtum Sachsen (-1180) mit Grafschaft Wölpe („Welipe“ im Raum Nienburg / rechts: Wappen Wölpe)

Um 600 rücken erste Slawen aus dem Osten bis an die Elbe und Saale heran (700–1200 "Slawenzeit ").

690 „Ütrechter Mission“ (bis 750): Iren und Angelsachsen (Wilibrord 700 / Ewald und Lepuin bis vor Nienburg / Bonifatius ab 716) versuchen vergeblich die Gegend um das Steinhuder Meer zu missionieren. Zwischen 800 und 820 erfolgt ein erneuter Versuch (Wilehad kommt bis Bremen).

Im 8.Jhd. Die Beulenpest tritt in Norddeutschland auf und grassiert (nachweislich) bis 1347 in Europa!

Slawen dringen bis zur Leine vor. Das slawische Volk der Wenden wird evtl. schon Ende 7.Jhd. bei Loccum sesshaft.

Die Luccaburg wird am Ende des 8.Jhd. durch das Adelsgeschlecht „von Lucca“ (im 9.Jhd. erstmals erwähnt / slawisch lucca = feuchte Wiese) in der sumpfigen Fulde-Niederung errichtet. Im Waldgebiet „Sundern“ bei Loccum wird ein inselartiger kreisrunder (ca. 40 m Durchmesser) und bis zu 4 m hoher runder Erdhügel zu einer Turmhügelburg ("Motte") aufgeschüttet und mit dort vorkommenden Sandsteinen verstärkt. Ein großer "Meierhof" kommt hinzu.

(links: Luccaburg Wallschnitt im 9.Jhd. / rechts: die heutigen Mauerreste)

762/763 Am Ende des Klima-Pessimums ist der „härteste Winter aller Zeiten“ mit einem halben Jahr bei unter -25° C!

772 Beginn der Sachsenkriege („32-jähriger Krieg“ bis 804). Mit der Zerstörung der „Irminsul “ (Heilige sächsische Baum-Säule in Südostwestfalen / Abb. rechts ähnlich) fallen die Franken (751-843/987) unter Karl „dem Großen “ (768-814 Franken-Königreich der „Karolinger “) in Sachsen ein, zunächst bis zum Loingau mit der Grafschaft Wölpe; werden aber wieder hinter die Weser nach Südwesten abgedrängt.

775 Karl der Große bezwingt die Engern (im Mittelweserraum) und Ostfalen (Heide bis südliche Oker), deren Gebiet 776 zur Mark Sachsen wird.

777 wird „Widukind “ (Wittekind) erster Herzog der Sachsen, leistet Widerstand gegen den christlichen Glauben und führt einen „Guerilla-Krieg“. 779 kommt es zum 1.Aufstand in den besetzten Gebieten gegen Karl, der daraufhin viele Sachsen nach Westen deportieren lässt. 782 ist die Schlacht am Süntel und der Franken-Rachefeldzug westlich der Weser.

Page 35: A1 Urzeit bis 1173 nach Christi Geburt - mardorf.de · 5 A1 Urzeit bis 1173 nach Christi Geburt Vor 13,8 Mrd. Jahren beginnt mit dem Urknall (Theorie der "Ewigen Inflation") die Bildung

39

782 Mardorf bei Homberg/Efze in Hessen wird erstmals urkundlich erwähnt.

785 lässt sich Widukind für Frieden taufen. Seine Nachfolger als Herzog werden Sohn Wikbert, Enkel Waltbert und Urenkel Wikbert.

Ab 789 beginnt die katholische Christianisierung durch die Karolinger (von Kloster Corbie in Frankreich zum Bistum Fulda entlang der Weser nach Norden bis zum Steinhuder Meer! 798 entsteht das Bistum Minden (Minda) im Erzbistum Köln. Karl reformiert Verwaltung und Kirche und führt die einheitliche Minuskel-Schrift ein, die bis ins 12.Jhd. Bestand hat.

Ab 794 weitere Sachsenfeldzüge (-797 östlich der Weser). Karl kommt auf dem Feldzug nach Holstein bei Rehburg vorbei und macht die Engern endgültig untertan.

(Rekonstruktion und Grundriss der Düsselburg nach der Ausgrabung von 1904)

8. –10.Jhd. Die Düsselburg wird als frühmittelalterlicher Ringwall (Fliehburg „Dusleborg“ mit 150x120 m Oval) westlich von Rehburg, an der nördlich des Meerbach gelegenen Geestkante angelegt. In dieser Zeit entstehen auch die Burganlagen bei Husum (?) und Neustadt ("Loghingeborch" = Lüningsburg mit 1,4 ha großem Ringwall an der Leine im "Loingau" = Leinegau).

Holzgericht im Goh Linsburg.

Parochie (Kirchspiel) „Monnekehusen “. Münchhausen ist ein schon 1350 vermutl. durch Pest untergegangener (wüster) Ort mit Kirche am Haarberg bei Winzlar / später auch “Olenkerken“ genannt.

8. –14.Jhd. „Mittelalterliche Warmzeit“ (Klima-Optimum zwischen 1000 und 1300).

Die mittlere Temperatur steigt auf +4° über heute, erhöhter Niederschlag, die Landwirtschaft wächst und die Bevölkerung steigt stark an. Auch deshalb sind Wikinger (516–1066) im Nordatlantik auf dem Weg nach Westen. Unter Erik dem Roten besiedeln sie ab 870 (Island) die unwirtlichen Küsten. 985 bis um 1500 leben sie auf Grönland (Weinbau). Um 1000 erreichen sie unter Leif Eriksson auch Nord-Amerika (Neufundland / „Vinland“).

Im Pazifik sind die Meister der damaligen Seefahrt die Polynesier auf der Suche nach neuem Land. Sie erreichen Amerika (erst den südlichen Kontinent und bis 1400 auch Kalifornien).

Die höheren Temperaturen begünstigen auch katastrophale Sturmfluten an der noch weitestgehend ungeschützten natürlichen Nordseeküste (799/800 erste urkundlich erwähnt).

804 Friedensschluss Karls des Großen mit den restlichen Sachsen. Alte Gaueinteilungen (als untere Verwaltungseinheit mit einem Gaugrafen ) werden beibehalten.

Das Archidiakonat St.Osdag in Mandelsloh entsteht als Verwaltungseinheit im Bistum Minden (mit dem Gebiet nordwestlich des Steinhuder Meeres).

814 Neuer König im Frankenreich wird Ludwig „der Fromme“. Östlich der Weser verläuft eine wichtige Handelsroute von Süd nach Nord.

822/823 Sehr strenger Winter!

838 Schwere Sturmflut an der Küste! Dänische Wikinger bedrängen ab 840 Norddeutschland.

843 Frankenreich wird endgültig geteilt (Verdun). Ostfränkisches Reich schon ab 840 unter König Ludwig I. “dem Deutschen“. 844 Liudolf Herzog von Sachsen.

860/861 Sehr strenger Winter – die Nordseeküste ist zu großen Teilen zugefroren.

Page 36: A1 Urzeit bis 1173 nach Christi Geburt - mardorf.de · 5 A1 Urzeit bis 1173 nach Christi Geburt Vor 13,8 Mrd. Jahren beginnt mit dem Urknall (Theorie der "Ewigen Inflation") die Bildung

40

866 Nachfolger als Herzog von Sachsen wird Brun.

Ab 870 2.Teilung des Frankenreichs (Mersen).

871 Stiftung des Nonnenklosters Wunstorf (erste urk. Erwähnung).

872 Dürresommer!

876 Ostfränkischer König Karl III. „der Dicke“; 887 gefolgt von Arnulf von Kärnten.

880 3.Teilung des Frankenreiches (Ribemont). Otto I. der Er-lauchte (*845) wird Herzog von Sachsen (–912).

20.8.889 (urk. Erwähnung) Bordenau.

9.11.892 Schwere Sturmflut an der Nordseeküste (Novemberflut)!

899–955 Madyaren aus Ungarn kommen (bis 955) als Reitervolk (Zeichnung rechts oben) mehrfach auch bis nach Norddeutschland. 906-915 bis nach Ostwestfalen (Obernkirchen, Herford). 919 dringen sie auf einer nördlichen Route bis an den Niederrhein und dabei auch in die Nähe des Steinhuder Meeres vor. Vermutlich entsteht nach dieser Zeit in den Nachbarorten Mardorfs die „Zigeunerlegende “. Da oft auch heute noch in einer Mardorfer Familie gleichzeitig "dunkle und helle" Hauttypen sowie Augen- und Haarfarben vorkommen, obwohl beide Elternteile nur einer Richtung zuzuordnen wären. Man vermutet also Nachfahren aus dieser Zeit. „Zigeuner“ ist eine seit dem frühen 15. Jahrhundert im deutschen Sprachraum belegte Fremdbezeichnung für Bevölkerungsgruppen, denen von der Mehrheitsbevölkerung abweichende Eigenschaften zugeordnet werden.

Altsächsischer Sprachraum im 9.Jhd. (-1200 / Mardorf=rot)

Im 10.Jhd. Mardorf hat jetzt 2-3 „Freye Höfe“ , einige weitere Hütten und bis zu 50 Einwohnern .

900 Ludwig IV. „das Kind“ wird Ostfränkischer König (+911 = Ende der Karolinger).

Seit etwa 900 nimmt die Moornutzung (insbesondere Hochmoor / kultivierte Moor-Erde) immer weiter zu und Forsten, Äcker und Wiesen werden kultiviert.

911 Konrad I. König der Ostfranken.

919 Heinrich I. (*876+936) „Der Vogeler “ wird Ostfränkischer König (Roi de Germanie / schon ab 912 Herzog von Sachsen = ein „Ottone“).

927/928 Äußerst strenger Winter!

936 Riesige aktive Lavaspalte auf Island führt zu weltweiter Klimaverschlechterung.

Otto II. Herzog von Sachsen wird als Otto I. „der Große“ (+973) Ostfränkischer König und 962 erster Kaiser des „Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation“.

950 "Medieval-Maximum " (Klima-Optimum / – 1250)!

965 Langer Dürresommer!

973 Bernhard I. (ein „Billunger“) wird Herzog von Sachsen (mit Westfalen, Engern, Ostfalen – Karte weiter unten). Otto II. wird Römischer König und Kaiser. Ihm folgt 996 Otto III. als Kaiser.

975 Langer strenger Winter bis Mai!

984/985 Sehr kalter Winter bis in den Mai!

Anfang 987 Starkes Weserhochwasser!

988 herrscht ein Dürresommer und Anfang 989 gibt es eine „Große Sturmflut“ an der Nordseeküste. Allmählich wird die alte Küstenlinie aufgebrochen und mit vielen neuen Buchten nach Süden verlagert.

Anfang 992 Langer Winter bis Pfingsten in Mitteleuropa!

Page 37: A1 Urzeit bis 1173 nach Christi Geburt - mardorf.de · 5 A1 Urzeit bis 1173 nach Christi Geburt Vor 13,8 Mrd. Jahren beginnt mit dem Urknall (Theorie der "Ewigen Inflation") die Bildung

41

993/994 Kalter, sehr rauer und trockener Winter, der bis in den April reicht. Als Folge gerät die Landwirtschaft auch in Norddeutschland in Not.

994 kommt noch ein Dürresommer hinzu. Im Oktober 994 beginnt der Winter früh, wird hart und kalt und reicht bis weit ins nächste Jahr.

Ab Juli 995 führt der anhaltende Frost zur Hungersnot in ganz Mitteleuropa.

999 Ein Dürresommer mit „unerhörter Hitze und Trockenheit“! Viele Flüsse fallen trocken.

Karte Mitteleuropa um 1000: Flüsse und alte Nordseeküste mit Meredorpe zwischen West- und Ostfalen

1000 Erneuter Hitzesommer und alle Flüsse in Mitteleuropa trocknen aus.

1006 Beginn der Kreuzzüge (bis 1291). Im Gefolge der Ritter sind auch Männer aus dieser Gegend, aber kaum einer kehrt zurück.

Erste Judenverfolgungen in Europa!

1010/1011 „Unvorstellbar kalter Winter“ in ganz Europa (Nil friert zu)!

1011 wird Bernhard II. Herzog von Sachsen.

1012 Sturmflut an der Nordseeküste!

1014 Heinrich II. „der Heilige“ („Ottone“) Römischer Kaiser.

1019/1020 Strenger Winter mit Kälte und Schnee!

1020 Asbeke (Esbeke / rechts oben: Rekonstruktion der Gesamtanlage im 11.Jhd. / rechts: Zustand 1519) "gestiftet" vom Bremer Erzbischof Adalbert um nördlich vom heutigen Rehburg Sandstein für den Bremer Dom abzubauen. Kloster im 12.Jhd. aufgegeben, kleines Dorf um 1519 (freigelegte Fundamentreste heute noch sichtbar am Heerweg).

Juli 1020 Schweres Weserhochwasser!

1027 Der „Salier“ Konrad II. wird Römischer Kaiser.

Page 38: A1 Urzeit bis 1173 nach Christi Geburt - mardorf.de · 5 A1 Urzeit bis 1173 nach Christi Geburt Vor 13,8 Mrd. Jahren beginnt mit dem Urknall (Theorie der "Ewigen Inflation") die Bildung

42

Im 11.Jhd . Die Dünen südlich der Geest in und um Mardorf und besonders am östlichen Nordufer des Steinhuder Meeres (seit 15.000 Jahren in Bewegung) verfestigen sich und kommen (jenseits der 40 m Höhenlinie) allmählich zur Ruhe (Schaubild unten).

Der seit langem bewährte Einbaum wird zum neuzeitlichen „Fischerboot “ und „Torfkahn “: Auf der linken Abbildung unten (um 1285 gebaut) sind schon mehrere "Segmenten" erkennbar. Ein 1890 gefundener Einbaum (rechte Abb. unten) hat einen spitzen Kiel, ein Fischabteil und kann auf dem Steinhuder Meer mit 2 Segeln betrieben werden. Es werden insgesamt nie mehr als 30 Stück sein und sie werden fast nur von den Steinhuder Fischern betrieben. Sie dienen natürlich auch dem Brenntorf-Transport, der in Nachbarorten rund um das Meer gelegenen Steinhuder Torfstiche.

Die Wallgrabenanlage "Schloßplatz " bei Husum (zwischen Meerbach und Schessinghausen) wird als Turmhügelburg ("Motte") angelegt (Planskizze rechts).

11.1.1041 Starke Sturmflut an der Nordseeküste!

1046 Heinrich III. wird Römischer Kaiser.

Mitte 11.Jhd. „Hochmittelalter “ in Mitteleuropa (–Mitte 13.Jhd.).

1050 Übergang der Karolingischen/Ottonischen Kunst (seit 8.Jhd.) zur Romantik (bis ca.1270)!

1059 Ordulf Herzog von Sachsen.

Anfang 1066 „Ungeheure“ Sturmflut an der Nordseeküste!

14.10.1066 Wilhelm der Eroberer (Französischer Normanne) besiegt die Angelsachsen bei Hastings .

Page 39: A1 Urzeit bis 1173 nach Christi Geburt - mardorf.de · 5 A1 Urzeit bis 1173 nach Christi Geburt Vor 13,8 Mrd. Jahren beginnt mit dem Urknall (Theorie der "Ewigen Inflation") die Bildung

43

1072 Magnus Herzog von Sachsen (letzter „Billunger“).

1073 Aufstand der Sachsen unter Otto von Northeim gegen Heinrich IV.

Okt.1076 Äußerst strenger „Canossa-Winter“ mit Dauerfrost bis April 1077!

1084 Heinrich IV. wird Römischer Kaiser.

1085 Komet „Ikeya-Seki“ ist auch am Tage zu sehen.

Nach 1100 ist die getrennte Weiterentwicklung der Niederländischen und Niederdeutschen Sprache (mit Mardorf) bereits vollzogen, aber die große Nähe bleibt bis heute bestehen.

Karte mit der sprachlichen Grenze zwischen Niederdeutsch und Hochdeutsch nach 1100 (seit der 2.Lautverschiebung im 4./5.Jhd. / Zeichnung nach Moser, Krogmann, Niekerken)

Nach 1100 Zeit der großen Rodungen , vor allem für die seit Jahrzehnten zunehmende „Dreifelderwirtschaft “ (um den Boden zu regenerieren und wieder fruchtbarer zu machen). Unterteilung in Brachland, Herbst- und Frühlingssaatflächen, den "Allmenden" (gemeinsame Nutzungs-rechte) und Entwässerungen für neue Wiesen und Weiden. Der Waldbestand geht immer weiter zurück. Da schon viele Waldflächen (vor allem auf den sandigen, nährstoffarmen und unfruchtbaren Geest-böden) überweidet sind, bildet sich dort Heide (bei Mardorf besonders im nordöst-lichen Bereich am Bannsee und auf den Diepholzbergen). In der Folge wachsen dort dann auch Wachholder (siehe Foto rechts).

Page 40: A1 Urzeit bis 1173 nach Christi Geburt - mardorf.de · 5 A1 Urzeit bis 1173 nach Christi Geburt Vor 13,8 Mrd. Jahren beginnt mit dem Urknall (Theorie der "Ewigen Inflation") die Bildung

44

Nach 1100 Mehr Bauern werden sesshaft. Haufendörfer wie Schneeren (urkdl. später) entstehen. Pferde statt Ochsen (und Kühe) ziehen verbesserte Pflüge, Sensen und Dreschflegel sind in Gebrauch. Die Gemeinschaft der freien Bauern trifft sich zum „Ding “ (Gemeindeversammlung) unter einer (heiligen) Linde, um die Nutzung der „Allmende “ (Gemeinschaftseigentum der freien Bauern in Mardorf an Wald, Acker, Wiesen) zu bereden und ihren „Vorsteher “ zu wählen.

(Foto links oben Carl-Mardorf) So ähnlich muss es damals auf den Diepholzbergen ("Dyvesten Barge" / nordöstlich bis zum Bannsee) ausgesehen haben. Heute dagegen kann dort mit Dünger ertragreich geerntet werden (Foto rechts Roggenfelder).

Im 12.Jhd. Mardorf hat immer noch um 50 Einwohner . Zum seltenen Kirchgang geht es nach Loccum.

(urkl. Kloster Loccum) Reheburgk wird erstmals erwähnt und kommt 1153 zur Grafschaft Wölpe (ab 1120 / 1151 urk. Burg „Welipe“). Erst danach kommt Meredorpe und später auch Wiedensahl zum späteren Amt Rehburg . Das nach 1277 vom welfischen Herzog Otto dem Strengen auf einer sandigen Anhöhe („Horst“) in einem riesigen Sumpfgelände (im verlandeten z. T. moorigen ehemaligen Westenmeer) als Schutzburg (Grenzbefestigung) gegen die Herrscher von Schaumburg und Hoya ausgebaut wird. Die Verteidigungsstellung ist am schmalsten Übergang über die Meerbachniederung mit vor gelagerten Sandinseln (Rehhorst, Heerhorst, Katthagen). Die Zuwegung erfolgt über Knüppeldämme. Auch ein Teil des alten Verbindungsweges nach Mardorf (heutige L360, kurz hinter dem Ortsausgang Rehburg an der dortigen „Mardorfer Straße“) bestand lange nur aus einen solchen Knüppel- oder Bohlendamm.

Es gibt schon "größere" Bauernhöfe, die aber meistens abhängig sind von Lehnsherren. Die nächsten Ritterhöfe sind in Tiesenhausen (bei Wölpe-Nienburg) – dessen Familie später nach Livland auswanderte. Münchhausen bei Winzlar (am Haarberg) ist schon früh ein Kirchspiel, zu der Kirche gehen wohl auch Rehburger und Mardorfer. Zisterzienser Pater „Gyselheri de Monechusen“ gilt als Begründer des Adels aus „Monckhusen “ seit 1183 (als Familienname urkl. erwähnt / rechts das Wappen der von Münchhausen). 1335 wird das Kirchspiel letztmalig erwähnt und 1350 aufgegeben. Ab 1351 (-1438) findet Kirche nun wieder in Loccum statt.

Die Familie Münchhausen übersiedelt nach der völligen Zerstörung der Winzlarer Anlagen 1519 nach Brokeloh und errichtet am nördl. Ortsrand in der Nähe der Meerbachniederung und schwer zugänglich auf einer erhöhten bewaldeten Erhebung - mitten in Sumpf und Moor - eine Gutsanlage in Form einer Wasserburg. Das "Castrum" wird erbaut aus den Steinen der verfallenen Kirche bei Winzlar. Hauptbau mit Vierflügelanlage mit massivem Erdgeschoß von 1545 und Obergeschoß in Fachwerk um 1600 um einen quadratischen Innenhof. Schon 1602 ist die Familie mittellos. Ab 1620 gibt es mehrfach Besitzerwechsel und seit 1734 lebt die Familie Niemeyer in dem mehrfach restaurierten Anlagen (Foto rechts oben: Einfahrt in den Innenhof "Rittergut" Brokeloh).

Erste Familiennamen entstehen auch in Norddeutschland!

Page 41: A1 Urzeit bis 1173 nach Christi Geburt - mardorf.de · 5 A1 Urzeit bis 1173 nach Christi Geburt Vor 13,8 Mrd. Jahren beginnt mit dem Urknall (Theorie der "Ewigen Inflation") die Bildung

45

Im 12.Jhd. Die Karolingische-Minuskel-Schrift wird von der Rotunda-Schrift (Abb. unten) abgelöst. Aber schon im 13.Jhd. setzt sich die Textur-Schrift allgemein durch. Im 15. und 16.Jhd. können sich Einflüsse aus der Schwabacher-Schrift nicht durchsetzen. Erst die Fraktur-Schrift ab dem 16.Jhd. wird zur allgemeinen Umgangsschrift.

Alltagsleben im Hochmittelalter !

(Nach einem Aufsatz von Stefan Jacob 1998) Das Leben der einfachen Menschen auf

dem Lande (95 % der Gesamtbevölkerung und fast alle Bauern) war kurz und beschwerlich. Die Kindersterblichkeitsrate lag extrem hoch. So blieb nur etwa jedes zweite Kind nach der Geburt am Leben, die Chance in einem bäuerlichen Haushalt das Erwachsenenalter zu erreichen, war äußerst niedrig. Nur zwei bis drei von acht Säuglingen starben nicht als Kleinkind. Die Lebenserwartung lag durchschnittlich kaum über 30 Jahren, und gearbeitet wurde von Sonnenaufgang bis Sonnen-untergang. Es wurde früh geheiratet, oft schon im Kindesalter und selten aus Liebe, wobei die arbeitsfreie Kindheit schon mit fünf Jahren endete. Analphabetentum auf dem Lande war der Regelfall. Die Ehe brauchte noch nicht von einem Priester geschlossen zu werden, und entsprechend dem inoffiziellen Charakter gab es viele Trennungen und außereheliche Verbindungen, die moralisch nicht weiter beanstandet wurden. Der Mann hatte das selbstverständliche, auch von der Kirche abgesegnete Recht, seine Frau zu schlagen, allerdings „nur mit Maß und Ziel“. Man wohnte in einfachen Häusern aus Holz, Stroh (Reet) und Lehm. In den Fenstern war noch kein Glas; die Kälte wurde mit hölzernen Fensterläden oder Vorhängen aus Tuch oder Tierhaut abgehalten. Weil künstliche Beleuchtung teuer war, ging man „mit den Hühnern“ schlafen, und ohnehin konnte noch fast niemand außer gebildeten Geistlichen ein Buch lesen — sich erst recht keines kaufen, denn Bücher waren der teuerste Luxus. Es war üblich, in den zum Liegen zu kurzen Bettkästen halb sitzend auf Kissen aus Stroh zu schlafen, und man saß auf Schemeln oder Holzbänken. Man aß mit den Fingern, manchmal auch mit dem Löffel aus tönernen Näpfen; Teller waren noch nicht weit verbreitet, und Gabeln wurden bis ins 15. Jahrhundert als „Hexenwerkzeuge“ abgelehnt. Ein Messer, das die Männer sowieso als Waffe stets bei sich trugen, war zum Schneiden und Aufspießen des Essens immer dabei. Auf dem Speiseplan standen dieselben Haustiere wie heute, aber auch Krähen, Störche, Igel und Eichhörnchen. Zu jeder Mahlzeit wurde Brot gereicht, doch Gemüse gab es außer Rüben und Kohl kaum.

Wer es sich leisten konnte, trank Bier zum Essen und auf Festen. Den Ärmeren blieben nur Wasser und Milch. Da Vorratshaltung ohne Kühlung und Konservierung noch kaum möglich war, lebte man „von der Hand in den Mund“. Dass es trotz eines Bevölkerungswachstums, relativ selten zu großen Hungersnöten kam, ist bei den immer noch primitiven Anbaumethoden auf den zunehmenden Einsatz von Ochsen und Pferden als Zugtiere und vor allem auf die verstärkte Waldrodung zurückzuführen, durch die sich die land-wirtschaftlichen Nutzflächen immer mehr vergrößerten. Es gab noch keine öffentliche Verwaltung, keine Polizei und kein stehendes Heer. Es teilte sich die Gesellschaft in unfreie Menschen, die man auch „Hörige“ oder „Leibeigene“ nannte, und Freie , zu denen die Ritter, die Geistlichen und der Adel gehörten. Die Unfreien unterstanden einem Grundherrn, für den sie an 3 bis 5 Tagen in der Woche arbeiten mussten (Frondienst; ahd./mhd. „frô“ = Herr), dem sie außerdem aus ihrer privaten Produktion Naturalien abzugeben hatten. Sie durften das Land, auf dem sie lebten, nicht ohne Erlaubnis ihres Herrn verlassen und unterlagen im rechtlichen Streitfall seiner Gerichtsbarkeit. Sie konnten von ihrem Herrn totgeschlagen, verschenkt oder verkauft, aber auch freigelassen werden.

Page 42: A1 Urzeit bis 1173 nach Christi Geburt - mardorf.de · 5 A1 Urzeit bis 1173 nach Christi Geburt Vor 13,8 Mrd. Jahren beginnt mit dem Urknall (Theorie der "Ewigen Inflation") die Bildung

46

Auszug aus dem Sachsenspiegel „Tierhaltung im Hochmittelalter“ (Stich aus dem 12.Jhd.)

1106 Lothar III. von Supplingenburg Herzog von Sachsen und 1130 Römischer Kaiser.

1110 Der „Edle Mann Adolf von der Schaumburg “ wird vom Kaiser mit den Grafschaften Holstein und Stormarn belehnt – die „Schaumburger Landschaft“ entsteht.

1111 Heinrich V. wird Römischer Kaiser.

1123/1124 Harter Winter!

Bis 1124 Die Grafen von Schwalenberg (Widekind I.) sind Lehnsherren über den benachbarten „Marstemgau“ (Gebiet südlich Steinhuder Meer, Leine bis Hannover) und das Kloster Marienmünster mit Gutshof in Kolenfeld.

1125 Sehr harter Winter hält bis nach Pfingsten in den Juni!

1130 Burchard I. von Loccum-Hallermund (Freund von Lothar III.) stirbt.

1135 Hitzesommer!

1137 Heinrich II.„der Stolze“ („Welfe“) wird Herzog von Sachsen.

1138 Albrecht „der Bär“ („Askanier“) ist Herzog von Sachsen.

1142 Heinrich III.„der Löwe“ („Welfe“ = Fränkischer Adel) Herzog von Sachsen (–1180).

Mitte 12.Jhd. Aufstieg der „Hanse “ zur größten Kaufleutevereinigung der damaligen Zeit. Bis Mitte des 17.Jhd. bestimmen Niederdeutsche Kaufleute den Wirtschaftsraum Nord- und Ostsee. Verkehrssprache ist damals Niederdeutsch (Platt ), das von Nordfrankreich/England bis St. Petersburg/Nowgorod in Russland gesprochen oder zumindest verstanden wird (siehe auch Karte weiter oben).

1155 Friedrich I. „Barbarossa“ („Staufer“) wird Römischer Kaiser (-1190). Er zerschlägt das Herzogtum Sachsen. Das westliche Gebiet mit Westfalen kommt unter die Herrschaft des Erzbischofs von Köln. Das östliche (vorwiegend „welfische“) Territorium zerfällt in mehrere Fürstentümer. Wobei jeder dieser Fürsten zusätzlich bis 1692 den Titel „Herzog zu Braunschweig-Lüneburg“ trägt.

1157 Hitzesommer!

21.3.1163 12 Mönche (und 1 Abt) des Zisterzienserordens vom südlich in Thüringen gelegenen Mutter-Kloster Volkenroda gründen das Kloster Loccum („Beten und Arbeiten“). Sie errichten erste Gebäude auf einem geschenkten (Graf von Hallermund) Gelände um die alte Burg „Lucca“. Der 300 km lange Pilgerweg (Loccum-Volkenroda) entlang der Leine und Weser wird noch heute bewandert (Foto rechts) Der alte im gotischen Stil erbaute Kreuzgang heute.

Page 43: A1 Urzeit bis 1173 nach Christi Geburt - mardorf.de · 5 A1 Urzeit bis 1173 nach Christi Geburt Vor 13,8 Mrd. Jahren beginnt mit dem Urknall (Theorie der "Ewigen Inflation") die Bildung

47

(1163) (Zeichnung unten) Lageplan der gesamten Klosteranlage Loccum nördlich der ehemaligen Luccaburg.

(1163) (Stich rechts) Klosterkirche Loccum in einer späteren – aber bis heute fast unveränderten – Ansicht von 1840 / (unten) Grundriss.

17.2.1164 „Julianensturmflut“ als schlimmste Flut im 12.Jhd. mit 20.000 Toten. Der „Jadebusen“ entsteht.

1167 stirbt der Stifter des Loccumer Klostergrunds Graf Wulbrand I. von Lucca als letzter Graf von Hallermund. Die Luccaburg wird aufgegeben und verfällt.

(Wappen von Braunschweig-Lüneburg 1168)

Page 44: A1 Urzeit bis 1173 nach Christi Geburt - mardorf.de · 5 A1 Urzeit bis 1173 nach Christi Geburt Vor 13,8 Mrd. Jahren beginnt mit dem Urknall (Theorie der "Ewigen Inflation") die Bildung

48

1169 Vulkanausbruch Ätna (Italien) mit erheblichen Auswirkungen auf Mitteleuropa.

1171 (Urkundenbuch Stift Obernkirchen) Erste urkundliche Erwähnung in der „Historiae Westfaliae “: (Ritter) Giselerus de Meredorpe (Dorf am Meer) lebt in Münchhausen (Abb. unten) Auszugsweise Kopie der Urkunde von 1171 .

Ende 12.Jhd. sind weite Teile der Gegend südwestlich des Steinhuder Meeres bis zum Schaumburger Wald noch von dichten Waldungen bedeckt, nur von vielen Wasserläufen durchzogen. Erst Anfang des 13.Jhd. beginnt das Kolonisationswerk der Grafen von Roden und Schaumburg . Nordsehl, Smalenhagen (später wüst) und Wiedenbrügge, Lüdersfeld, Heidorn (1220 / später 2 Dörfer), Altenhagen, Lauenhagen, Nienhagen (später Hagenburg). Diese neuen Dörfer werden bereits 1247 an den Mindener Bischof abgetreten.

Page 45: A1 Urzeit bis 1173 nach Christi Geburt - mardorf.de · 5 A1 Urzeit bis 1173 nach Christi Geburt Vor 13,8 Mrd. Jahren beginnt mit dem Urknall (Theorie der "Ewigen Inflation") die Bildung

49

1173 (Urkl.- Cal. Urk. Abt. 3 Nr. 3 - Kloster Loccum) Es wird die unten dargestellte Urkunde gefertigt. Sie überliefert uns die Namen der ersten bekannten Mardorfer :

„Der Abt Conrad zu Schwalenberg setzt den Freien Hameco aus dem Ort „Merctorph“ mit seiner Freien Frau Frideburch und seinen drei Söhnen Rothero, Reinhardo, Bruningo , welche sämmtlich sich nach Paderborner Dienstmannsrechte in den Dienst seines Klosters begeben und zwei Hufen Erbländerei zu Merctorph demselben geschenkt haben, auf die Curie Coldeneuelde.“ (Kirchdorf Kolenfeld im Amt Blumenau für das Kloster Loccum)

Der bislang Freie Bauer Hamko mit Frau Friedburg und Söhnen Rother , Reinhard und Brüning verlässt 1173 Mardorf (Merctorph bedeutet: Mark- bzw. Grenzdorf) und begibt sich in die Abhängigkeit des Klosters Kolenfeld.

(Abb. unten) Auszugsweise Kopie der Urkunde von 1173