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PD Dr. phil. habil. Marion Grein 7. Bremer Symposion zum Sprachenlernen und -lehren 01.03.2019 Folie Nr. 1 Inhalt: In ihrem Vortrag wird Marion Grein auf anschauliche Weise erläutern, wie lernen aus neurobiologischer Perspektive vonstattengeht. Wie lernt das Gehirn? Wie funktioniert Sprachenlernen? Dabei wird zum einen deutlich, dass sich Motivation sehr eindeutig messen lässt, zum anderen aber auch, dass Lernen etwas sehr Individuelles ist und jeder Mensch über sehr spezifische Lernstile verfügt. Ferner wird gezeigt, dass auch die Lernkultur einen anfänglichen Einfluss auf den Lernerfolg beim Sprachenlernen hat.

7. Bremer Symposion zum Sprachenlernen und -lehren · Wie lernt das Gehirn? Wie funktioniert Sprachenlernen? Dabei wird zum einen deutlich, dass sich Motivation sehr eindeutig messen

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PD Dr. phil. habil. Marion Grein

7. Bremer Symposion zum Sprachenlernen und -lehren

01.03.2019 Folie Nr. 1

Inhalt: In ihrem Vortrag wird Marion Grein auf anschauliche Weise erläutern, wie lernen aus neurobiologischer Perspektive vonstattengeht. Wie lernt das Gehirn? Wie funktioniert Sprachenlernen? Dabei wird zum einen deutlich, dass sich Motivation sehr eindeutig messen lässt, zum anderen aber auch, dass Lernen etwas sehr Individuelles ist und jeder Mensch über sehr spezifische Lernstile verfügt. Ferner wird gezeigt, dass auch die Lernkultur einen anfänglichen Einfluss auf den Lernerfolg beim Sprachenlernen hat.

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7. Bremer Symposion zum Sprachenlernen und -lehren

Folie Nr. 2 01.03.2019

Allgemeines: Lernen und die Neurobiologie – Neuropsychologie – Neurodidaktik • Die Erkenntnisse der Neurobiologie sind nicht dergestalt, dass sie die gesamten

bildungswissenschaftlichen Erkenntnisse quasi über den Haufen werfen und absolut Neues, Revolutionäres für den Unterricht bringen. Sie leisten einen wichtigen Beitrag zum Verständnis von Lernprozessen und ermöglichen eine Unterstützung bereits bekannter pädagogischer Anliegen.

• Dabei bestätigen und ergänzen vor allem bildgebende Verfahren („neuroimaging“;

Kernspin- und Magnetresonanz-Tomographie, Positronen-Emissions-Tomographie, EEGs, eyetracking) Erkenntnisse der Bildungswissenschaften/Pädagogik.

Ganz allgemein: da, wo gerade Aktivität stattfindet im Gehirn (Lernen, Freude, Trauer, etc.), fließt mehr Blut – das erkennen die bildgebenden Verfahren

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7. Bremer Symposion zum Sprachenlernen und -lehren

Folie Nr. 3 01.03.2019

Urin- & Speichelmessung; kostenintensiv!

Methoden: Neurolab; Linguistiklabor EEG, eyetracker, ab 2018 fMRT

Mediziner

Flora Bastian

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7. Bremer Symposion zum Sprachenlernen und -lehren

Folie Nr. 4 01.03.2019

Beispiel zu EEG/ERP-Kappe Neugeborene können am Intonationsmuster erkennen, ob ihre Muttersprache oder eine andere Sprache gesprochen wird.

Dies erkennt man an ERPs, die bei „falscher“ Intonation zu einer erhöhten Aktivität im Gehirn führen (Papa, Mama dt. vs. frz., vgl. Current Biology, Volume 19, Issue 23, 1994-1997, 05

November 2009, Newborns, Cry Melody Is Shaped by Their Native Language, Birgit Mampe, Angela D. Friederici, Anne Christophe and Kathleen Wermke).

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7. Bremer Symposion zum Sprachenlernen und -lehren

Folie Nr. 5 01.03.2019

Herkömmliche „Forschungsmethoden“: Fragebogenstudien u.a. Fragebogenstudie (2018) zu Lernstilen

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7. Bremer Symposion zum Sprachenlernen und -lehren

01.03.2019 Folie Nr. 6

Wie funktioniert lernen? Lernen = Aufbau von Neuronenpopulationen

100 Milliarden Neuronen; 1 Neuron bis zu 10.000 synaptische Verbindungen 100 Milliarden bereits bei der Geburt, aber nicht verknüpft

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7. Bremer Symposion zum Sprachenlernen und -lehren

01.03.2019 Folie Nr. 7

Noch im Mutterleib entwickeln sich die 100 Milliarden Neuronen

Erste Hälfte der Schwangerschaft: pro Minute etwa 500.000 Neuronen

Sprachrezeption beginnt im letzten Drittel der Schwangerschaft

Babys im Alter zwischen 2 und 9 Monaten: Können alle Laute (Phoneme) der Sprachen der Welt hören und unterscheiden – eine Fähigkeit, die sie bald schon wieder sukzessive verlieren.

Gehirn von 250g auf 750g im ersten Lebensjahr (1400g Erwachsener) -> Geschlecht

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7. Bremer Symposion zum Sprachenlernen und -lehren

Folie Nr. 8 01.03.2019

Im Gehirn ist das Wissen in Form von neuronalen Netzen gespeichert, jede neue Information verändert die neuronale Struktur des Gehirns (-> Plastizität). Feste Wissensbestände bilden starke neuronale Netzwerke; eine neue sehr sehr leichte Verknüpfung entsteht bereits nach ca. 20 Minuten Training -> Netzwerk nach ca. einer Woche „Nichtaktivierung“ wieder gelöscht.

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7. Bremer Symposion zum Sprachenlernen und -lehren

Reiz kommt, limbisches System prüft, ob relevant Cortex

Subkortikaler Bereich Limbisches System

Wenn relevant, erste schwache neuronale Verknüpfung

Festigung durch Wiederholung, Mehrkanaligkeit, Emotionen

Neuronaler Umbauprozess im Schlaf, 24 Stunden, weitere Wiederholungen

01.03.2019 Folie Nr. 9

Nicht andockbare Vokabel: 20x wahrnehmen, 80mal anwenden Andere Wissensbestände abhängig von Interesse

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7. Bremer Symposion zum Sprachenlernen und -lehren

Folie Nr. 10 01.03.2019

Quelle: nach Spektrum der Wissenschaften

Limbisches System

Das limbisches System (u.a. Hippocampus, Amygdala) ist das Zentrum für bewusste und unbewusste Emotionen

Jeder Reiz wird hier emotional bewertet!

Erste Hürde: das limbische System muss die Information als relevant bewerten -> zentral ist hier sowohl die Lehrperson, als auch die angekündigte Methode

Erster zentraler Motivationsfaktor

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7. Bremer Symposion zum Sprachenlernen und -lehren

Folie Nr. 11 01.03.2019

Das limbische System wird auch im Unterricht mit vielen Reizen konfrontiert. Umgangssprachlich: zum einen Ohr rein, zum anderen hinaus -> das, was vom limbischen System nicht aufgenommen wird, kann auch nicht weitergeleitet und damit gelernt werden.

Selbst wenn man motiviert ist, kann das limbische System die Informationsweiterleitung verhindern! -> Lehrperson / Methode

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7. Bremer Symposion zum Sprachenlernen und -lehren

Nur die Reize, die weiter geleitet werden, werden von Neuron zu Neuron zum Cortex (über das Arbeitsgedächtnis zum Langzeitgedächtnis) weitergegeben – und auch hier zeigt sich die Individualität der Lernenden; die Weiterleitung erfolgt größtenteils über Neurotransmitter.

01.03.2019 Folie Nr. 12

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7. Bremer Symposion zum Sprachenlernen und -lehren

01.03.2019 Folie Nr. 13

Acetylcholin: Aufmerksamkeit, bessere Speicherung je nach Alter 8-25 Minuten!!

Dopamin: (Neugierde, Konzentration, Handlungsbereitschaft): -> ausgewogen Dopamin (durch Lob z.B.): bessere Speicherleistung -> Motivation; [endogene Opioide]; Serotonin -> Glückshormon (Blutmessung) -> Sport & Bewegung: Endorphine

Noradrenalin: (Wachheit, Aufmerksamkeit, Reaktionsbereitschaft): richtige Menge -> gutes Lernen (Eustress, Motivation), zu viel -> kein Lernen (black out) - Speichelmessung

Oxytocin: Bindungshormon -> Sympathie zur Lehrkraft -> größter Motivator

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7. Bremer Symposion zum Sprachenlernen und -lehren

01.03.2019 Folie Nr. 14

Zusammenfassung Lernprozess:

+ Motivation

Emotionen

Ein und dieselbe „Aktivität“ wird von Lernenden unterschiedlich bewertet! -> Lernstile und Lernkultur ->Lernstile: alle Altersklassen, Lernkultur: Lernbiografie

Neurotransmitter-Cocktails

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7. Bremer Symposion zum Sprachenlernen und -lehren

Folie Nr. 15 01.03.2019

Motivation Die zentrale Motivation des Menschen ist auf menschliche Zuwendung, Wertschätzung und Akzeptanz gerichtet (nicht mehr Darwins Kampf ums Überleben)!

Motivation aus neurobiologischer Perspektive: • Dopamin • Oxytocin („Bindungshormon“) Dopamin und Oxytocin sind sog.

Motivatoren -> Bewusst oder unbewusst verhalten wir uns so, dass es im Gehirn zur Ausschüttung dieser Substanzen kommt

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Folie Nr. 16 01.03.2019

Lernkultur / Lernbiografie Die bisherigen Erfahrungen, die man mit dem Lernen gemacht hat, prägen die Erwartungen an den Unterricht -> neue Formen des Unterrichts / Sozialformen / Aktivitäten können zunächst abgelehnt werden -> langsames Heranführen an „handlungsorientierte“ Methoden (vor allem bei Fehlerorientierung; Auswendiglernen als Methode; keine Meinungsäußerung) Am Rande: Auch Lehrkraftwechsel führt anfangs zu Schwierigkeiten -> Oxytocin-Level noch nicht vorhanden

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7. Bremer Symposion zum Sprachenlernen und -lehren

Folie Nr. 17 01.03.2019

Lernstile sind von Anfang an geprägt, auch wenn in gewissem Maße veränderbar. Geschwister zeigen oft unterschiedliche Lernstile, so dass sie wohl nicht nur durch die Erziehung geprägt werden. Definition nach Grotjahn 2003: 326f.: „In dieser weiten Bedeutung bezeichnet der Terminus Lernstil intraindividuell relativ stabile, zumeist situations- und aufgabenunspezifische Präferenzen (Dispositionen, Gewohnheiten) von Lernern sowohl bei der Verarbeitung als auch bei der sozialen Interaktion.“

Lernstile

Feldabhängigkeit Sequenzialität Intuivität Lerntyp

und viele mehr

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7. Bremer Symposion zum Sprachenlernen und -lehren

Folie Nr. 18 01.03.2019

Übergeordneter kognitiver Lernstil: die Feldabhängigkeit (Witkin) – auch wenn seine

Studien kritisch reflektiert

Feldabhängigkeit/Feldunabhängigkeit Grad, in dem die Umwelt die Informationenaufnahme und Informationsverarbeitung beeinflusst Feldabhängig -> das Umfeld des Lernens nimmt eine wichtige Rolle ein • Mag ich den Lehrenden? • Ist mir die Lerngruppe sympathisch? • Sind die Räumlichkeiten lernförderlich? • Gefällt mir das Lehrwerk? • Gefallen mir der Aufbau des Unterrichts und die Methoden?

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Folie Nr. 19 01.03.2019

feldabhängige

Lernende

tendenziell

feldabhängige

Lernende

gleichermaßen

feld- wie

feldunabhängige

Lernende

tendenziell

feldunabhängige

Lernende

feldunabhängige

Lernende

8,45%

17,60%

5,40%

7,98%

7,98%

3,28%

3,52%

13,61%

8,68%

23,47%

Ablehnung

2

3

4

5

6

7

8

9

Zustimmung

Geräusche wie Karotten/Äpfel verursachen Stress beim Lernen

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7. Bremer Symposion zum Sprachenlernen und -lehren

Folie Nr. 20 01.03.2019

Ich muss aufräumen, ehe ich lernen kann (N=852)

9,85%

12,20%

0,70%

0,70%

13,61%

9,62%

8,68%

13,61%

7,51%

23,47%

Ablehnung

2

3

4

5

6

7

8

9

Zustimmung

5,16%

12,20%

3,10%

5,60%

17,84%

3,75%

8,92%

8,70%

11,50%

23,23%

Ablehnung

2

3

4

5

6

7

8

9

Zustimmung

Mein Heft/Ordner muss ordentlich aussehen, damit ich damit lernen kann

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7. Bremer Symposion zum Sprachenlernen und -lehren

Folie Nr. 21 01.03.2019

Je feldabhängiger, desto stärker beeinflussen sie die anderen Lernstile Bekanntester Ansatz: Rebekka Oxford (ausgehend von Gregore) Intuitiv-zufällig konkret-sequentiell

Intuitiv-zufällig Konkret-sequentiell

Lernende versuchen nach den übergreifenden Prinzipien zu suchen -> wollen ein Gesamtmodell erkennen Raten, Vermuten, Ausprobieren sind okay; Abweichen vom Lehrwerk wird positiv bewertet

Lernende bevorzugen lineare Darstellung; Vorgaben sind wichtig; jede Aufgabe im Lehrwerk muss bearbeitet werden; ergänzende Projekte außerhalb des Lehrwerks verursachen Stress

Großes Problem: Wenn Vorstellungen der Lehrkraft von denen der Lernenden abweicht! -> z.B. kompletter Verzicht auf ein Lehrwerk

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7. Bremer Symposion zum Sprachenlernen und -lehren

Folie Nr. 22 01.03.2019

Weiterführung Oxford durch Ehrmann mit z.T. widersprüchlicher Definition! (Begriffe aber eigentlich unerheblich, wenn das Ziel eine Sensibilisierung für Unterschiede ist) -> Fokus Sprachenlernen.

Abstrakt Konkret

Grammatik wird als ausgesprochen zentral erachtet; oft beherrscht man Grammatik ohne wirklich sprechen zu können

Authentische Situationen bevorzugt; kommunikatives Handeln; Grammatik weniger wichtig

Sequentiell zufällig

Lernende fühlen sich nur wohl, wenn sie jede Aufgabe im Lehrbuch abhandeln; Auswendiglernen von Dialogen bietet Sicherheit; Sicherheit ist wichtig

Lernende möchten gerne reale Gespräche mit MuttersprachlerInnen führen; Erschließen aus dem Kontext bereitet Freude; Diskussionen und Meinungsaustausch werden geschätzt

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PD Dr. phil. habil. Marion Grein

7. Bremer Symposion zum Sprachenlernen und -lehren

Folie Nr. 23 01.03.2019

Was zeigt die Studie? Ich mag es nicht, wenn Übungen übersprungen werden

10,56%

5,86%

10,10%

12,67%

16,70%

12,91%

11,02%

10,10%

1,40%

8,68%

Ablehnung

2

3

4

5

6

7

8

9

Zustimmung

9,62%

8,21%

4%

3,52%

21,59%

5,63%

16,43%

13,38%

5,16%

12,44%

Ablehnung

2

3

4

5

6

7

8

9

Zustimmung

Eine Sprache lernt man nur, wenn man sich auch intensiv mit Grammatik auseinandersetzt

O-Töne: “da die Grammatik hier das ‘Sprachgefühl’ ersetzt - ich muss mich also ganz konkret damit beschäftigen” vs. “Grammatik lerne ich automatisch, wenn ich kommuniziere”.

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7. Bremer Symposion zum Sprachenlernen und -lehren

Folie Nr. 24 01.03.2019

Grammatik und Lernerautonomiewunsch noch einmal ergänzend

6,23%

30,86%

31,75%

23,44%

7,72%

absolut

meistens

manchmal

eher nicht

auf keinen Fall

Grammatik entdeckend?

16,67%

6,80%

15,02%

5,86%

20,42%

6,33%

3,28%

15,49%

5,16%

4,92%

Ablehnung

2

3

4

5

6

7

8

9

Zustimmung

Ich werde beim Lernen gerne kontrolliert (statt Selbstkontrolle)

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PD Dr. phil. habil. Marion Grein

7. Bremer Symposion zum Sprachenlernen und -lehren

Folie Nr. 25 01.03.2019

Meine Lernenden füllen zu Beginn eines Sprachkurses in unterschiedlichen Sprachen einen Lernstilbaum aus Vorbildung, Lernbiografie, gelernte Sprachen, Lernstile

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PD Dr. phil. habil. Marion Grein

7. Bremer Symposion zum Sprachenlernen und -lehren

Folie Nr. 26 01.03.2019

Sind Lernstile veränderbar? Wahrscheinlich sind sie bereits pränatal angelegt -> werden während der Kindheit / Jugend / Schule immer deutlicher -> kaum veränderbar Problem: Jeder Mensch ist auch hier „Ethnozentrist“ und geht davon aus, dass jede/r so lernt, wie er/sie selbst -> besonders problematisch die Lehrkraft, wenn sie sich der Lernstile nicht bewusst ist und „ihren“ Lernstil auf ihre Lernenden übertragen möchte. Lehrwerke: berücksichtigen in der Regel alle Lernstile -> Lehrende tendieren dazu, solche Aufgaben wegzulassen, die ihrem Lernstil nicht entsprechen -> falsch! Tests (nicht valide)

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PD Dr. phil. habil. Marion Grein

7. Bremer Symposion zum Sprachenlernen und -lehren

Folie Nr. 27 01.03.2019

Vorlieben aufgrund von Hirndominanzen Einstiegstest: (im Internet zusätzlich: http://quiz.sueddeutsche.de/quiz/2081640111-hirndominanztest) Falten Sie jetzt alle ohne zu überlegen Ihre Hände ineinander und lassen Sie sie so liegen

Welcher Daumen liegt bei Ihnen oben? Schauen Sie auch nach Ihren Nachbarn!

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PD Dr. phil. habil. Marion Grein

7. Bremer Symposion zum Sprachenlernen und -lehren

Folie Nr. 28 01.03.2019

Rechter Daumen oben -> linke Gehirnhälfte aktiver Linker Daumen oben -> rechte Gehirnhälfte aktiver

Rechter Daumen oben -> linke Gehirnhälfte aktiver Linker Daumen oben -> rechte Gehirnhälfte aktiver

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7. Bremer Symposion zum Sprachenlernen und -lehren

Folie Nr. 29 01.03.2019

Ausgleichtest Mit Uhrzeiger: rechts Gegen Uhrzeiger: links -> ich z.B. Wer kann gesteuert beides sehen?

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PD Dr. phil. habil. Marion Grein

7. Bremer Symposion zum Sprachenlernen und -lehren

Folie Nr. 30 01.03.2019

Mein Ergebnis bei dem Test unter dem folgenden Link, der ungefähr auch der Selbsteinschätzung entspricht: https://braintest.sommer-sommer.com/de/

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7. Bremer Symposion zum Sprachenlernen und -lehren

Folie Nr. 31 01.03.2019

Die Verteilung der Hirndominanz beeinflusst die Vorlieben beim Lernen -> und vor allem die Vorlieben Ihrer Lernenden!! (Benziger) Jeder ganz individuell!! Je stärker linksdominant (rechter Daumen oben) -> desto stärker linear, Schritt-für-Schritt, systematisch, weniger Spiele-affin … meist Ruhe bevorzugend, Helligkeit spielt (schon in jungen Jahren!) eine große Rolle; arbeitet zunächst gerne alleine, ehe PA/GA gewünscht werden … mögen Arbeitsblätter mit Überblick / Fakten -> erst passiv -> Festigung -> kreativ/handlungsorientiert dann OK -> Sicherheitsbedürfnis

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7. Bremer Symposion zum Sprachenlernen und -lehren

Folie Nr. 32 01.03.2019

Jeder ganz individuell!! Je stärker rechtsdominant: gerne Musik im Hintergrund, gewisse Unordnung und Dämmerlicht bevorzugt; Essen gerne beim Lernen; offene Aufgaben bevorzugt; Stationenlernen -> erst am Ende: Festigung des selbsterarbeiteten Lernstoffs -> Risikobereiter

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7. Bremer Symposion zum Sprachenlernen und -lehren

Folie Nr. 33 01.03.2019

Gehirnaktivitätsmessungen (Benziger) PET Präferenzen bei der Verarbeitung/Bearbeitung von Aufgaben -> blau: „besonders aktiv“ -> Aufgabenstellung -> welcher Bereiche wird aktiv? -> Kombinationen -> vorne links: logisch strukturiert, analytisches Herangehen -> hinten links: sequentielle Herangehensweise; bevorzugt feste Routinen organisiert -> vorne rechts: Kreativität, Spaß, Intuition -> hinten rechts: emotional, Harmonie herbeiführen, Interaktiv

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7. Bremer Symposion zum Sprachenlernen und -lehren

Folie Nr. 34 01.03.2019

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