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PREMIERE NEUFASSUNG »Peer Gynt« Ballett von John Neumeier OPERA STABILE Premiere »In the Locked Room« | »Persona« 41. HAMBURGER BALLETT-TAGE 28.JUNI – 12. JULI 2015 DAS MAGAZIN DER HAMBURGISCHEN STAATSOPER 6 2014/15 JUNI, JULI

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PREMIERE NEUFASSUNG »Peer Gynt« Ballett von John NeumeierOPERA STABILE Premiere »In the Locked Room« | »Persona«

41 . HA MBURG E R B ALLE T T-TAGE 28 . JUNI – 12 . JUL I 2015

DAS MAGAZIN DER HAMBURGISCHEN STAATSOPER

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SHMF2015 Schleswig-Holstein

Musik Festival

11.7. – 30.8. Martin Grubinger

Peter Tschaikowsky

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Unser Titel: Plakatmotiv zu »Peer Gynt«

BALLETT

06 Premiere Peer Gynt Peers Weltflucht ist eine Flucht in dieWelt, ein Entschwinden in das Reich der Fantasie, das übergroßins Leben ragt. Und dennoch: »Am Schluss ist Peers Geschichteeine Legende über die Liebe und Ambition, die am Ende alleAnonymität hinter sich lässt«, weiß John Neumeier. Sein Ballettfrei nach Ibsen wurde 1989 uraufgeführt. Jetzt eröffnet die Pre-miere der Neufassung die 41. Hamburger Ballett-Tage.

12 Gastspiel Houston Ballet Die fünftgrößte US-amerikanischeCompagnie gastiert mit drei Choreografien ihres KünstlerischenLeiters Stanton Welch und bereichert am 7. und 8. Juli die Ham-burger Ballett-Tage mit »Tapestry«, »Maninyas« und »Velocity«.

28 Ensemble Er zählt zu den beliebtesten Tänzern des HamburgBallett. Zahlreiche Rollen hat er ausgefüllt und ihnen in unver-gleichlicher Weise Leben auf der Bühne eingeflößt. Am Endeder Spielzeit verlässt Otto Bubenícek die Compagnie undspricht über seine vielfältigen Ideen in der Zukunft.

RUBRIKEN

21 Balletträtsel Mitraten und Mitgewinnen

32 Namen und Nachrichten

36 Leute Premiere in der Staatsoper

38 Spielplan Alle Veranstaltungen auf einen Blick

40 Finale Impressum

OPER

18 Premiere In the Locked Room / Persona Die Mitglieder des In-ternationalen Opernstudios präsentieren zwei Kammeropernals Psychokrimi: »In the Locked Room« von Huw Watkinsund die Uraufführung »Persona« nach Ingmar Bergmans be-rühmtem Film von Michael Langemann.

22 Repertoire La Belle Hélène Volldampf voraus: Barbe & Doucets vergnügliche Offenbach-Inszenierung versetzt denOlymp auf ein Kreuzfahrtschiff. Mit Mezzostar Vesselina Kasarova ist die Schöne Helena höchst attraktiv besetzt.

25 Abschiedsvorstellung Simon Boccanegra Simone Young ver-abschiedet sich vom Hamburger Publikum mit Verdis »SimonBoccanegra«. Nach der Vorstellung sind alle Besucher herzlichzur Abschiedsparty im Foyer eingeladen.

PHILHARMONIKER

34 Konzerte Das Buch mit sieben Siegeln und Summertime Dasmonumentale spätromantische Oratorium »Das Buch mitsieben Siegeln« von Franz Schmidt bildet den spektakulärenAbschluss von Simone Youngs Abonnementskonzerten. EinSängerfest mit Klaus Florian Vogt, Georg Zeppenfeld undInga Kalna. Im »Summertime«-Konzert wählt diesmal dasPublikum ein launiges Programm aus Evergreens, Filmhitsund Geheimtipps.

Juni, Juli 2015Inhalt

T I T E L B I L D : H O L G E R B A D E K O W

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OPER Momentaufnahme»la bianca notte / die helle nacht«

Faszinierende Klanglandschaften: Beat Furrers »la bianca notte/die hellenacht« eröffnete neue Räume des Hörens. Mit feinen mikrotonalen Schwin-gungen und pulsierenden Rhythmen entfaltete Furrers Musik ihren sugges-tiven Sog. Zum Ende ihrer Intendanz dirigierte Simone Young diese von ihrin Auftrag gegebene, gewichtige Uraufführung um den Dichter Dino Cam-pana. Das Regieteam Ramin Gray und Jeremy Herbert reagierte mit atmo-sphärischen Bildern auf die fremde Schönheit von Furrers Klängen. DasPublikum feierte auch den Chor der Hamburgischen Staatsoper und die So-listen Derek Welton, Tanja Ariane Baumgartner, Tómas Tómasson (im Bild)und Golda Schultz.

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BALLETT 41. Hamburger Ballett-Tage

it der Premiere der Neufassung von JohnNeumeiers »Peer Gynt« am 28. Juni wer-den die diesjährigen Hamburger Ballett-Tage eröffnet. Innerhalb von zwei Wo-chen kommen die wichtigsten Werke des

laufenden Repertoires auf die Bühne der Hamburgi-schen Staatsoper. Sie bündeln eine Spielzeit, die sich vorallem den Hervorbringungen der Romantik verschrie-ben hat. Das in die Moderne weisende dramatische Gedicht »Peer Gynt« wurde von Henrik Ibsen in derMitte des neunzehnten Jahrhunderts verfasst. Nur etwasfrüher fand am 28. Juni 1841 in Paris die Premiere von»Giselle« statt – ein Ballett, das die Illusion eines körper-losen Schwebens mit einer Schauerästhetik verbindet, inder das Reine einen Pakt mit dem Unheilvollen eingeht.Noch deutlicher wird diese Gegenüberstellung in August Bournonvilles »Napoli«, welches nur ein Jahrnach der Urauf führung von »Giselle« das Licht der Weltin Kopenhagen erblickte. Der gebürtige New YorkerLloyd Riggins, langjähriger Erster Solist und Ballett-meister der Hamburger Compagnie, hat BournonvillesMeisterwerk im Dezember 2014 auf die Staatsopern-bühne gebracht und gewissermaßen für mediterranenGeist aus dänisch-amerikanischen Händen gesorgt.

In der »Kleinen Meerjungfrau« kam es zu einer wei-teren dänisch-amerikanischen Allianz, als John Neu-meier vor zehn Jahren das gleichnamige Märchen vonHans Christian Andersen bearbeitet und dabei zum ers -ten Mal mit der Komponistin Lera Auerbach ein abend-füllendes Ballett herausgebracht hat. Die künstlerischeKooperation wurde 2014 mit John Neumeiers »Tatjana«fortgesetzt. Das Ballett bezieht seinen Stoff aus Alexan-der Puschkins 1833 erschienenem Versepos »EugenOnegin«. Auch hier liegen die Ursprünge im produkti-ven neunzehnten Jahrhundert.

Lediglich sechs Jahre vor Veröffentlichung des Vers-romans von Puschkin komponierte Franz Schuberteinen für seine Zeitgenossen »schauerlichen« Liederzy-klus mit Texten von Wilhelm Müller. Was bei Puschkinzur Suche nach Erfüllung einer verpassten Chance wird,liegt bei Schubert und Müller als Erfahrung bereits vorund mündet in ihrer Konsequenz in eine umfassendeAuflösung. Damit nehmen Komponist und Dichter dieZersetzungstendenzen des zwanzigsten Jahrhundertsvorweg, woran Hans Zender und John Neumeier inihrer Version der »Winterreise« anschließen.

Besonders freuen wir uns auf das Gastspiel des Houston Ballet, mit dem John Neumeier im September2014 seinen »Sommernachtstraum« in Houston erar-beitet hat. In Hamburg präsentiert die amerikanischeCompagnie drei Choreografien ihres Künstlerischen Di-rektors Stanton Welch. Lesen Sie hierzu mehr auf denSeiten 12 und 13.

Ein weiterer Schwerpunkt der Hamburger Ballett-Tage sind die Werke von William Shakespeare, die zu Be-ginn des neunzehnten Jahrhunderts in Deutschland zu-nehmend einem breiten Publikum bekannt wurden.Mit »Shakespeare Dances – Die ganze Welt ist Bühne«feiert John Neumeier einen Autor, der die menschlicheNatur in den Mittelpunkt seines Theatrum Mundi stellt.Ergänzt wird die dreiteilige Werkschau des englischenDramatikers mit John Neumeiers Ballettfassungen von»Othello« und »Romeo und Julia«.

Den Abschluss der Ballett-Tage 2015 bildet die 41.Ausgabe der Nijinsky-Gala – auch dieses Jahr wieder mitinternational gefeierten Stars und natürlich unserenHamburger Tänzerinnen und Tänzern.

Begleiten Sie uns durch spannungsreiche Tanztage!| André Podschun

M

Tatjana2. Juli, 19.30 Uhr

Die kleine Meerjungfrau3. Juli, 19.30 Uhr

Shakespeare Dances4. Juli, 19.00 Uhr

Tod in Venedig5. Juli, 19.30 Uhr

Houston Ballet7., 8. Juli, 19.30 Uhr– Gastspiel –

Winterreise9. Juli, 19.30 Uhr

Peer Gynt28. Juni, 18.00 Uhr | Premiere A30. Juni, 19.00 Uhr | Premiere B

Romeo und Julia29. Juni, 19.00 Uhr

Napoli1. Juli, 19.30 Uhr

Giselle10. Juli, 19.30 Uhr

Othello11. Juli, 20.00 Uhr

Nijinsky-Gala XLI12. Juli, 18.00 Uhr

EditorialZum Programm der 41. Hamburger Ballett-Tage

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BALLETT Premiere

s liest sich wie die Auflösung eines ruhelosenUnterwegsseins – um in der vermeintlichenAnkunft lediglich vor neu sich aufwölben-den Fragen zu stehen. Die Auflösungschließt nicht ab, sie führt tiefer in ein Inne-

res, das sich dem Betrachter neu zu entziehen weiß. Mitjeder Enthüllung zeigt sich eine weitere Hülle, endlospotenziert, sich im Horizont verlierend ebenso wie imzerbröselten Rest eines Gewesenen auf ausgestreckterHand. So jedenfalls liest sich Peers Zwiebelgleichnis, dasHenrik Ibsen seinen Protagonisten an einem Pfingst-abend irgendwo im heimatlichen Hochland erdenkenlässt. Peer, der um die Welt gezogen ist, ergreift im Grü-beln um einen neu aufzufindenden Standpunkt eineZwiebel und schält Haut um Haut ab. »Du bist kein Kai-ser; du bist eine Zwiebel«, wird ihm klar und zieht dieäußere, zerfetzte Schicht ab, Sinnbild für ein gescheiter-tes Leben, das seinen Kampf noch nicht aufgegeben hat.Was liegt darunter? Ein durchdringender Geruch, »derein ehrlich Mannsaug’ wie Gift beißt«. Schicht umSchicht – es hört nicht auf. Peer zerpflückt die Zwiebelbis zu ihrem »innersten Innern« und wundert sich:»Bloß Häute, nur immer kleiner und kleiner.« Entnervtwirft er den Rest weg. Ein Lebenswandel in permanenterUmmantelung, so scheint es, ohne erkennbaren Kern,ohne einen alles zusammenhaltenden Sinn, dafür lautereinzelne, zerfallende Teile.

Eine Parabel auf das Leben und, womöglich, auf dieBinnendynamik einer im Entstehen befindlichen Neu-schöpfung. Der Stoff färbt auf den Prozess seiner Nach-erzählung ab, er fordert sein Recht und macht deutlich,wie die ihm eingeschriebenen Irrungen und Wirrungen

drohen, sich auf die Umrisse des Wiedererstehens zuübertragen. »Peer Gynt«, im industriell erwachendenneunzehnten Jahrhundert geschrieben, erzählt von denAbwegen eines Lebens, das versucht, sich selbst einzu-holen. Es ist die Geschichte rasanter Verwandlungenund Neuerfindungen, die seither die Fantasie zahlreicherBühnenkünstler befeuert hat. Bereits während seinesStudiums befasst sich John Neumeier mit dem Drama:»In der Vorbereitung auf die bevorstehende Premierewurde mir wieder klar, wie lange ich schon daran ge-dacht hatte, ein ›Peer Gynt‹-Projekt zu realisieren. Undwie viele verschiedene Wege – auch Irrwege – ich bis zurUraufführung des Balletts am 22. Januar 1989 beschrit-ten habe. Schon in den frühen sechziger Jahren habe ichangefangen, für die Aufführung des Ibsen-Schauspielsan der Marquette Universität Kostüme zu entwerfen.Unter der Regie von Pater John J. Walsh SJ. Das Projektist leider nie verwirklicht worden.« Immerhin, ein An-fang ist gemacht für eine Reise, die im Laufe vieler Jahremehrfache Wendungen und Umwege erfährt. 1981, achtJahre vor der Uraufführung, vermerkt John Neumeiererste Notizen in einem Arbeitsbuch und etabliert Solveigam Ende als wahres Zentrum der Zwiebel. Umarmendhält sie Peer wie ein entblößtes Kind und spielt dabei aufdie Pietà-Figur an. Und tatsächlich, das Pfingstwundersetzt ein, wenn Solveig bei Ibsen in der Hütte singt undvon Peer lauschend vernommen wird: »Nun ist hier zurPfingstfeier alles bereit. Lieber Junge mein, in der Ferne,bist Du noch weit? Dein Werk, das harte, schaff ’s nur ge-mach. Ich warte, ich warte, wie ich Dir’s versprach.« Stilloffenbart sich für Peer Solveigs Hingabe: »Eine, dieTreue hielt, – und einer, der vergaß. Einer, der ein Leben

John Neumeiers lange Reise mit Peer GyntJohn Neumeier im Gespräch mit André Podschun über die Stationeneiner Entwicklung seines Balletts »Peer Gynt«.

Musik

Alfred Schnittke

Choreografieund Inszenierung

John Neumeier

Bühnenbild und Kostüme

Jürgen Rose

Musikalische Leitung

Markus Lehtinen

Philharmoniker Hamburg

Peer Gynt

Ballett von John Neumeier

frei nach Henrik Ibsen

– Neufassung 2015 –

Premiere A

28. Juni 2015 | 18.00 Uhr

Premiere B

30. Juni 2015 | 19.00 Uhr

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Ivan Liska, Anna Grabka und Gigi Hyattin der Uraufführung 1989

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verspielt, – und eine, die wartend saß. O, Ernst! Undnimmer kehrt sich das um! O, Angst! Hier war mein Kai-sertum!« Ist es das, wonach er sein Leben lang gesuchthat? Die heimatlichen Klänge wecken in Peer ein Gefühlinnerer Einkehr – und das bei einem Menschen, dernoch immer seiner harrt. Solveigs Summen führt ihn zuseinen Anfängen, tief verankert in Norwegens Gebirgs-welt.

In seiner Beschäftigung mit »Peer Gynt« bildet dieWahl der Musik für John Neumeier einen vergleichba-ren zentralen Ausgangspunkt für die choreografischeUmsetzung. Da liegt es nahe, zunächst an Werke vonJean Sibelius zu denken, vor allem an dessen SinfonischeDichtungen, die Siebte Sinfonie sowie »Valse triste«.Doch wird Neumeier die Musik von Sibelius 1982 fürsein Ballett »Artus-Sage« verwenden und im Sommer1982 eine Reise nach Norwegen unternehmen, um dasLand Peer Gynts, vor allem aber um den norwegischenKomponis ten Arne Nordheim aufzusuchen, mit dem erplant, gemeinsam an dem Projekt zu arbeiten. Dochwird diese Möglichkeit nicht zuletzt durch unterschied-liche Vorstellungen der zeitlichen Realisierung nichtweiter verfolgt. Dafür spricht John Neumeier mit HansZender, dem damaligen Generalmusikdirektor der

Hamburgischen Staatsoper, über geeignete Musikstückeund erhält nur wenig später einen Brief, in dem Zenderanregt, Bruckners Dritte Sinfonie, die für ihn die »stärk-ste Impression von Gebirge« wiedergibt, mit Werkenvon Bernd Alois Zimmermann zu verbinden. Aber auchdieser Vorschlag kommt nicht zur Ausführung. Über dieweitere Suche erinnert sich John Neumeier: »Inzwi-schen hatte ich viel Musik von Alfred Schnittke mit gro-ßem Enthusiasmus gehört und plante, mit seinem Con-certo grosso das Ballett ›Othello‹ zu choreografieren.Über den Sikorski-Verlag entwickelte sich eine rege Kor-respondenz mit Schnittke. Auf meinen Vorschlag, ent-weder Tschechows ›Drei Schwestern‹ oder Ibsens ›PeerGynt‹ als Stoff für ein Ballett zu nehmen, antworteteSchnittke spontan: ›Peer Gynt‹! Die HamburgischeStaatsoper erteilte daraufhin einen Kompositionsauf-trag, und die Uraufführung wurde für die Eröffnung derHamburger Ballett-Tage 1987 geplant.« In einem Briefan Neumeier schildert Schnittke seine ersten Eindrückeüber Ibsens Stoff: »Ich war erstaunt über die Vieldeutig-keit des Werkes und über die Unmöglichkeit, es irgend-wie einzustufen und damit auszuschöpfen (für mich hates eine Verwandtschaft mit dem Faust-Thema).« ImSeptember 1984 kommt es bei der Uraufführung von

BALLETT Premiere»Peer Gynt«

Ivan Liska und Gigi Hyatt, Uraufführung 1989Schlussapplaus nach der Uraufführung 1989 mit Alfred Schnittke, John Neumeier, Jürgen Rose und dem Dirigenten Eri Klas

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Schnittkes Viertem Violinkonzert in Berlin zu einemers ten Treffen zwischen dem Komponisten und Choreo-grafen. Es ist eine durchaus schicksalhafte Begegnung,die da stattfindet, mit einem ersten intensiven Arbeits-gespräch in der Berliner Akademie der Künste. Man ver-abredet eine eher sinfonisch gehaltene Musik, die mehroder weniger durchkomponiert ist, und denkt dement-sprechend an offene, einfache Verwandlungen des Büh-nenbilds. John Neumeier startet einen ersten Versuchzum Verfassen eines Librettos. Während eines weiterenArbeitstreffens in Moskau im April 1985 wird eine Drei-teilung des Balletts angestrebt. Die Gliederung konzen-triert sich auf Norwegen, auf die Phase eines reisendenLebens als Theater/Film und drittens auf die Rückkehr.Als Verkörperung von Peers Mutter denkt John Neu-meier an Pina Bausch, Schnittke will Musik von EdvardGrieg bearbeiten: »Einen Grieg, den es nicht gibt.« Beidegehen davon aus, dass die Komposition im Frühjahr1986 fertiggestellt und in Russland aufgenommen wirdund Tonband sowie Orchestermaterial im November1986 vorliegen. Doch erfolgt im Sommer 1985, kurznach Neumeiers Aufenthalt in Moskau, der nächsteUmweg: Schnittke erleidet einen Schlaganfall und liegtfür einige Zeit im Koma. Unvermeidlich geraten die Ar-beiten ins Stocken. Wie geht es weiter? John Neumeierentsinnt sich: »Nach langer Rekonvaleszenz, körperlichnoch sehr geschwächt, begann Schnittke erneut mit derKomposition. Der spätestmögliche Probenbeginn fürdie Choreografie rückte näher und näher, doch die Fer-tigstellung der Komposition verzögerte sich. AufWunsch des Komponisten wurde Gennadi Rozhdest-vensky eingeladen, die Uraufführung zu dirigieren.

Rozhdestvensky erklärte sich außerdem bereit, einenAuszug für Klavier zu vier Händen herzustellen, damitich die Komposition in etwa hören und mit der Choreo-grafie beginnen konnte. Über den Sikorski-Verlag warich in ständigem Kontakt mit Schnittke und wusste des-halb über den Fortgang der Komposition Bescheid.«Nach einem Treffen der beiden in München im Mai1986 notiert Neumeier in sein Tagebuch: »Schnittke hatbis jetzt noch nicht begonnen, an Peer wieder zu arbei-ten. Er scheint durch seine Krankheit sehr geschwächt.Unsere Besprechungen sind sehr anstrengend für ihn,manchmal ist er sehr blass, es fällt ihm schwer, zu gehen,das Sprechen ist belastend für ihn, und ich denkemanchmal, wir sollten die Treffen abbrechen. Dennochgibt es eine rationale Schärfe in seiner Art zu denken, diezur endgültigen Form führen soll, die mich davon über-zeugt, dass er völlig im Stoff und Stück lebt. Am Morgendes 26. April war er völlig außer sich über die Atomka-tastrophe in der Ukraine. Er will unbedingt morgennach Russland zurück, obwohl er die Mög lichkeit hätte,eine weitere Woche im Westen zu bleiben.« Angesichtsder Fülle des Materials will Neumeier das Stück für zweiAbende konzipieren, Schnittke tendiert nach längeremÜberlegen zu drei Abenden. Als Schnittkes Agent ausdem Sikorski-Verlag von mehreren Abenden hört, wirder fast ohnmächtig. Man hält an drei Teilen an einemAbend fest.

Hoffnung breitet sich aus, das Projekt im April 1987abzuschließen. Doch zeichnet sich im Herbst 1986 ab,dass Partitur und Orchestermaterial mit optimistischemBlick erst zu Beginn der Orchesterproben im März 1987fertiggestellt sind, während die Proben mit den Tänzern

»Peer Gynt«

BALLETT Premiere

John Neumeier probt mit Carsten Jung, Anna Laudere, Karen Azatyan, Marc Jubete und Alexandre Riabko für die Neufassung 2015

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spätestens im Januar beginnen müssen. In dieser heiklenPhase des Planens und Entscheidens stirbt John Neu-meiers Vater in den USA, kurze Zeit später seine Mut-ter – zwei Ereignisse, die zwar nicht unmittelbar im Zu-sammenhang mit dem Projekt stehen, gleichwohl abersymptomatisch sind für die Grenzgänge, Gefährdungenund Abweichungen, die diesen eigenwilligen Realisie-rungsweg begleiten. Eine Verschiebung des Urauffüh-rungstermins um weitere zwei Jahre ist unvermeidlich,da die nächsten Ballettpremieren bereits feststehen.»Wie bringt man so etwas einem Komponisten bei, derTag und Nacht wie ein Berserker arbeitet, um ein Werkzu vollenden, das doch so bald wie möglich erklingensoll?«, fragt John Neumeier. Seinem BetriebsdirektorChristoph Albrecht fällt die Aufgabe zu, die schwierigeMission zu übernehmen. Im Gepäck nach London trägter Neumeiers Vorschlag, für den jetzt freien Premieren-termin im April 1987 Neumeiers Stuttgarter Choreogra-fie von »Endstation Sehnsucht« einzuplanen, in der derChoreograf immerhin Schnittkes Erste Sinfonie ver-wendet. Begreiflicherweise ist der Komponist trotz desAngebots alles andere als glücklich, doch kann auch ersich dem Zeitproblem nicht verschließen, zumal die

Idee geboren wird, nicht nur eine Tonbandaufnahme imVorfeld zu erstellen, sondern einen Teil der Ballettmusikkonzertant aufzuführen. Gemeinsam gelingt es, den Di-rigenten Gennadi Roshdestvensky dafür zu verpflichten,der bereits für die Uraufführung des Balletts gewonnenwerden konnte. Und so starten die 13. Hamburger Bal-lett-Tage am 27. April 1987 mit einem Sonderkonzert:»So kam es wahrscheinlich zum ersten Mal in der Bal-lettgeschichte dazu, dass ein Ballettfestival mit einemSinfoniekonzert und der Uraufführung eines Teileseiner neuen Ballettmusik (ohne Tanz!) eröffnet wurde.Es war der letzte Teil des Balletts, der beeindruckende›Epilog‹. Das Konzert war ein riesiger Erfolg«, erinnertsich John Neumeier – mit dem nützlichen Ergebnis, dassTonaufnahme und Libretto endgültig vorliegen undeiner gründlichen Vorbereitung nun nichts mehr imWege steht. Die Voraussetzungen für eine vertiefendeZusammenarbeit mit dem Bühnen- und KostümbildnerJürgen Rose sind geschaffen. Sie bilden fortan dieGrundlage für intensive Gespräche der Ausgestaltung.Doch lässt der nächste Stolperstein nicht lange auf sichwarten. Im Sommer 1988, wenige Monate vor dem er-neuten Probenbeginn mit dem Orchester, sagt

BALLETT Premiere»Peer Gynt«

Alina Cojocaru und Carsten Jung während der Proben

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Anna Laudere, Carsten Jung, Alexandre Riabko, KarenAzatyan, Aleix Martínez, Marc Jubete

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JÜRGENROSE(Bühne undKostüme)

begann seinekünstlerischeLaufbahn als

Assistent von Gustav Rudolf Sellneram Landestheater Darmstadt. Esfolgten Ausbildungsjahre an derKunstakademie in Berlin und aufder Schauspielschule. Seit 1972 ar-beitet er mit John Neumeier zusam-men, u.a. in »Daphnis und Chloë«,»Der Nussknacker«, »Ein Sommer-nachtstraum«, »Illusionen – wieSchwanensee«, »Dornröschen«,»Romeo und Julia«, »Die Kamelien-dame«, »Peer Gynt« sowie »A Cin-derella Story«. Neben den Ballett-ausstattungen wirkt er für Schau-spiel und Oper an allen großenBühnen der Welt sowie bei den Fest-spielen in Bayreuth und Salzburg.

ALFREDSCHNITTKE(Musik)

wurde 1934 inEngels geborenund begannseine musikali-

sche Ausbildung 1946 in Wien, woer Klavierunterricht erhielt underste Kompositionsversuche unter-nahm. Ab 1953 studierte er amKonservatorium in Moskau Kom-position, Kontrapunkt und Instru-mentation. Seine erste Schaffens-phase ist von Schostakowitschbeeinflusst. 1968 führte ihn der Wegvon der Zwölftönigkeit zur Polysti -listik. Zwischen 1972 und 74 kom-ponierte er seine erste Sinfonie, dieEingang in John Neumeiers »End-station Sehnsucht« gefunden hat. In»Othello« verwendet Neumeier wei-tere Musik von Schnittke. 1990 ziehter nach Hamburg, wo er 1998 stirbt.

JOHNNEUMEIER(Choreo-grafie u.a.)

erhielt seinenersten Tanzun-terricht in sei-

ner Heimatstadt Milwaukee/Wis-consin und studierte Ballett inKopenhagen sowie an der RoyalBallet School in London. 1963wurde er an das Stuttgarter Ballettengagiert, wo er zum Solisten auf-stieg, und wechselte 1969 als Bal-lettdirektor nach Frankfurt. AugustEverding berief ihn 1973 als Ballett-direktor und Chefchoreograf nachHamburg. Seit 1996 ist er zudemBallettintendant. Einer seiner zahl-reichen künst lerischen Schwerpunk -te liegt in der Ausarbeitung vonHandlungsballetten, u. a. »Othello«,»Die Kameliendame«, »EndstationSehnsucht« sowie 2014 »Tatjana«.

Biografien Peer Gynt

Rozhdestvensky das Dirigat der Uraufführung ab. »Mankönne ja das Band verwenden«, wie er lakonisch mit-teilt. Bis heute bleibt seine Absage für John Neumeier einRätsel. Rozhdestvenskys Rückzug bringt ihn jedoch mitdem Dirigenten Eri Klas zusammen, der sich schon da-mals große Verdienste um das Werk Schnittkes erwor-ben hat. Klas sagt zahlreiche Verpflichtungen ab, um dasWerk dirigieren zu können. Auch diese Klippe ist alsoumschifft und gibt den Blick frei auf den ersten Proben-tag am 29. Oktober 1988. Mit dem ersten Pas de deuxvon Peer und Solveig (Ivan Liska und Gigi Hyatt) ent-steht zwischen 11.00 und 13.30 Uhr ein Anfang, der aufder Suche nach einem speziellen Bewegungsvokabularist. Rückblickend auf die ersten unebenen, mehrmaligenAnläufe und gleichzeitig mitten aus dem Prozess derKreation heraus notiert John Neumeier am 15. Novem-ber 1988: »In den Jahren, als Peer Gynt immer wieder alsmögliches Thema für ein Ballett in meinen Gedankenblieb, waren stets verschiedene As pekte wichtig. Manch-mal, auch jetzt, weiß ich nicht, warum ich gerade diesesStück gewählt habe. Das Choreografieren – die Aktion,Schrit te, Situationen, eine Tanzwelt zu erfinden – ist dieSuche nach dieser Antwort: Warum choreografiere ich›Peer Gynt‹? Wegen der Dinge, die für mich wahr sind,die mir (wie Peer) helfen, mich selber zu finden – meineeigenen Aspekte auszusortieren – sie auf einen Tisch zulegen – im Ballettsaal oder auf einer Bühne zu sehen undso mehr zu begreifen.« Als die Uraufführung am 22. Ja-

nuar 1989 erfolgt, sind die emotionalen Hoch- und Tief-punkte, die sich musikalisch wie choreografisch in denEndproben, vor allem im »Epilog«, ereignet haben, kei-neswegs vergessen – so als ob, ganz nach Ibsen, noch ir-gendwo ein offener Rest bestünde.

Auch wenn sich ein Kreis geschlossen hat, manchmalgreift er in den folgenden. Vor dem Hintergrund derwechselvollen Entstehungsgeschichte ist es kaum zuglauben, dass die Genese des Balletts mit der Premierevon 1989 tatsächlich abgeschlossen sein soll. Mankönnte meinen, Peers Reise dauere an, als verändere seinUmherirren im Wechsel der Jahre zwar seine Richtung,nicht aber seine Vision von einem endlichen, letztlichutopischen Ankommen. Liegt nicht jetzt, 26 Jahre spä-ter, eine berechtigte Chance, manchen damals begange-nen Umweg zu begradigen? John Neumeier ist über-zeugt, im Abstand der Zeiten einige Linien in derChoreografie klarer herauszuarbeiten. Ihm geht es nichtum eine Wiederaufnahme, sondern um heutige Einsich-ten, die ihn dazu führen, die einzelnen dramaturgischenElemente in der Struktur sowie die Schritte neu zudurch denken und neu zu choreografieren. Dabei be-schränken sich die Veränderungen nicht nur auf Teile inder Dramaturgie und Bewegungs sprache: Auch wurdenJürgen Roses Bühnenbild und Kostüme in den Werkstät-ten komplett überarbeitet.

Peer Gynt und John Neumeier – ihre Streifzüge ge -hen weiter.

»Peer Gynt«

BALLETT Premiere

MARKUSLEHTINEN(MusikalischeLeitung)

absolvierte einKlavier- undDirigentenstu-

dium an der Sibelius-Akademie inHelsinki. Zudem studierte er Kom-position bei Aulis Sallinen und Ein-ojuhani Rautavaara. 1988 wurde eran die Königliche Oper in Kopen-hagen verpflichtet, der er bis 1993angehörte. Er war Chefdirigent desJyväskylä Sinfonieorchesters sowieGastdirigent des Malmö Sinfonieor-chesters. 1993 debütierte er an derHamburgischen Staatsoper, weitereEngagements in Deutschland warenunter anderem an der DeutschenOper Berlin und an der BayerischenStaatsoper. Seit 2004 hat MarkusLehtinen eine Professur an der Sibe-lius-Akademie inne.

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BALLETT Gastspiel

2013, IN JOHN NEUMEIERS vierzigs -tem Hamburger Jahr, sprach der Künstleri-sche Leiter des Houston Ballet StantonWelch über die Einflüsse und Prägungen,die er als Heranwachsender erhalten hat, soauch an der Elbe: »Als junge Tänzer verfolg-ten meine Kollegen und ich die Arbeit desrenommierten Hamburg Ballett und reistenoft nach Deutschland, um die Compagnieauf ihrer Heimatbühne zu sehen.«

Three Of Us« und »Of Blessed Memory«zwei choreografische Arbeiten vor, für dieihn die Leser des britischen Magazins»Dance & Dancers« 1992 zum Besten NeuenChoreografen wählten. Schnell folgtenabendfüllende Produktionen wie »Cinde-rella«, »Red Earth«, »X« und »Madame But-terfly«, das als Schlüsselwerk in das interna-tionale Repertoire eingegangen ist und bisheute auf den Spielplänen des Houston Bal-

Houston Ballet

Wenn Stanton Welch im Juli wieder an derAlster vorbeischaut, kommt er nicht allein.Er bringt seine Compagnie mit, die immer-hin die fünftgrößte in den USA ist. Undnicht nur das: er präsentiert sich als Choreo-graf und zeigt drei seiner Werke. Welch, derin Melbourne als Sohn eines australischenTänzerehepaars geboren wurde, nahm 1989ein Engagement beim Australian Ballet an.Bereits 1990 und 1991 legte er hier mit »The

Enthüllung und VerknüpfungDas Houston Ballet gastiert bei den 41. Hamburger Ballett-Tagen

»Tapestry«, Choreografie von Stanton Welch

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Houston Ballet

BALLETT Gastspiel

links: Stanton Welch | oben: »Maninyas« | unten: »Velocity«

let, National Ballet of Canada, Atlanta Bal-let, Singapore Dance Theatre sowie des Bos -ton Ballet steht. Weitere Arbeiten entstan-den u.a. für das San Francisco Ballet, dasAmerican Ballet Theatre, das BalletMet, dasRoyal Danish Ballet, das Birmingham RoyalBallet und für das Moskauer Tanz-Theater.Im Juli 2003 wurde Welch zum Künstleri-schen Leiter des Houston Ballet berufen,welches seine Anfänge am 17. Februar 1969im Sam Houston State Teacher’s College inHuntsville, Texas, mit einer Gruppe von 15jungen Tänzerinnen und Tän zern erlebte.

In Hamburg gastiert die Compagnie miteinem dreiteiligen Programm. Ausgehendvon Mozarts Violinkonzert Nr. 5 faszinierteWelch in »Tapestry« die türkische Kultur.Ihn beeindruckte eine Fotografie, die eineSchaftmaschine eines Webstuhls abbildete.So entstand die Idee einer übergreifendenVerknüpfung: »Eine Ballettcompagnie istwie ein Bildteppich, mit ganz unterschiedli-chen Typen von Tänzern, Körpern undKünstlern, die alle miteinander verflochtensind.« In »Maninyas«, dem zweiten Stückvon Welch, kommt es zu einem Mix ausklassischem und zeitgenössischem Ballett.Das eher abstrakt gehaltene Werk beschreibteinen Prozess der Enthüllung: »Es unter-sucht, wie man sich in Beziehungen all -mählich Schicht um Schicht öffnet und wiebeängstigend, dunkel und offen es ist, sichdem anderen schutz los preiszugeben«, er-läutert der Choreograf. »Ein erlesenes Duettin Blau, mit wilden Hebungen und unver-mittelt wirbelnden Bewegungen«, urteilte

das »Dance Magazine«. Angelegt als hoch-touriges Riff traditioneller Balletttechnikfür acht Tänzerinnen und acht Tänzer bil-det »Velocity«, das dritte Werk des Gast-spiels, eine Hommage an klassische Kon-ventionen in zeit genös sischer Ausführung.Stanton Welch kommentiert: »In ›Velocity‹spiele ich mit der Geschwindigkeit und Be-weglichkeit des klas sischen Balletts. DasWerk lotet die Gren zen und Eigenschaften

der Tänzer aus. Sie ge hen bis an ihre Limitsund treiben ihre Technik voran.«

Man darf sich freuen auf die zahlreichenSchattierungen, in denen die Spielarten desBalletts als Kunstform aufscheinen und dieTänzer des Houston Ballet in temporeichenBewegungen einfangen. | André Podschun

Aufführungen7. und 8. Juli, 19.30 Uhr

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BALLETT Stiftung John Neumeier

VON DEN BALLETTEN Vaslaw Nijin-skys ist sicher »Till Eulenspiegel« das am we-nigsten bekannte Werk. Nijinsky war nachAusbruch des Ersten Weltkriegs bei der Fa-milie seiner Frau Romola de Pulsky inBudapest untergekommen. Sein bereits la-biler Gesundheitszustand besserte sich 1915und er plante, inspiriert von RichardStrauss’ sinfonischer Dichtung »Till Eulen-spiegels lustige Streiche«, ein Ballett umdiese mittelalterliche Figur. Zu Beginn desJahres 1916 traf sich Nijinsky mit RichardStrauss, um dieses Vorhaben zu besprechenund kurz darauf gelang es Sergej Diaghilewnach langen diplomatischen Bemühungen,dass Nijinsky zu den in den VereinigtenStaaten gastierenden Ballets Russes stoßenkonnte. Nach der anschließenden Sommer-pause an der Ostküste beginnt Nijinsky mitseiner Arbeit an »Till Eulenspiegel«, das am23. Oktober 1916 die Saison am ManhattanOpera House eröffnet. Es wird sowohl vomPublikum als auch von der Presse enthusias -tisch aufgenommen. Nach der von Nijinskygeleiteten New Yorker Saison folgten Auffüh-

»Till Eulenspiegel« – ein Ballett von Vaslaw NijinskyNeue Erwerbungen in den Sammlungen John Neumeier

rungen auf der sich anschließenden Tourneein Amerika, aber durch die zeitlichen Um-stände sollten weder Diaghilew noch Europadieses Ballett je zu sehen bekommen! So istdieses Ballett kaum dokumentiert, aber essind die Entwürfe des Bühnenbildners Ro-bert Edmond Jones und die Fotografien, dieuns einen lebhaften Eindruck von Nijinskysungewöhnlicher Kreativität geben. Es freutuns daher besonders, dass wir eine weitereZeichnung von Jones in die Sammlung beka-men, die uns die Kostümentwürfe der Pro -fessoren zeigen. Der mittelalterliche Schau-platz mit dunklen gotischen Fassaden nimmtsich gegenüber den überladenen und farbin-tensiven Kostümen der vielen Charakterrol-len zurück. In den Kostümen tobt sich dasmittelalterliche bunte Leben aus und istSinn bild für den schelmenhaften Till Eulen-spiegel, den Nijinsky selbst tanzte. Die Fülledieser Inszenierung wirkt angesichts seinerbeginnenden, schweren Krankheit befreiendund lebensbejahend. Es wäre schön, nochmehr über dieses Ballett erfahren zu können!| Hans-Michael Schäfer

oben: Robert Edmond Jones: Nijinskys »Till Eulenspiegel«, Die Professoren, 1916 | untere Fotos und Entwürfe: Reihe oben: Nijinsky als TillMitte: Lydia Sokolova als Apfelfrau | unten: Nijinsky als Professor | © Stiftung John Neumeier

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BALLETT Gastspiel Salzburg

Hippolyta und Theseus’ traumähnliche Verwandlungen Das Hamburg Ballett mit John Neumeiers »Ein Sommernachtstraum« bei den Salzburger Pfingstfestspielen

oben: Blick von der Hofstallgasse zur Hohensalzburg

Das sechste Gastspiel dieser

Spielzeit führte das Ham-

burg Ballett nach Salzburg.

Die diesjährigen Pfingstfest-

spiele standen unter dem

Motto »So ruf ich alle Göt-

ter«. Unter der Leitung von

Cecilia Bartoli erinnerten sie

in Oper, Konzert und Ballett

an die unterschiedlichen

Spielarten des Göttlichen,

vor allem im klassischen

Griechenland.

Bartolis Ruf eilte bis nach

Hamburg: »Als große Be-

wunderin von John Neu-

meier freue ich mich, dass

wir sein mittlerweile schon

fast legendäres Ballett zei-

gen können«, verriet die ita-

lienische Starsängerin im

Vorfeld. Und so erreichte

das Verwechslungsspiel,

das sich an der Nahtstelle

von Fiktion und Wirklichkeit

bewegt, die Festspielstadt.

Am Pfingstsonntag kam

John Neumeiers »Ein Som-

mernachtstraum« im Gro-

ßen Festspielhaus zur

Aufführung. Sein choreo-

grafisches Verwirrspiel

wurde eigens für die große

Bühne umgearbeitet und

mit stehenden Ovationen

und langanhaltendem

Applaus im ausverkauften

Haus gefeiert.

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BALLETT BundesjugendballettF

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ÄNDERT SICH UNSER soziales Verhal-ten, unser Welt- und Selbstverständnisdurch den digitalen Wandel? Was passiert,wenn Algorithmen verstärkt unser Lebenbestimmen? Hat der zunehmende Verlustder Privatsphäre Einfluss auf unsere Identi-tät, unsere Freiheit? Diesen Fragen geht dasBundesjugendballett mit dem Abend »Infi-nite Identities« nach, den es nach erfolgrei-cher Premiere in Heidelberg nun dem Ham-burger Publikum vorstellt. Die Produktionsteht exemplarisch für das künstlerische Zielder Compagnie, junge Choreografie-Ta-lente für sich zu gewinnen und gleichzeitigauch die Kreativität der eigenen Tänzerin-nen und Tänzer zu fördern. Der Londoner

Choreograf sowie Künstlerische Leiter des»Just Us Dance Theatre« Joseph Toonga, dieniederländische Choreografin WubkjeKuindersma wie auch die beiden TänzerPascal Schmidt und Hélias Tur-Dorvault ge-stalteten die rund 80-minütige Gemein-schaftsproduktion choreografisch und sti -lis tisch vielfältig. Zu Musik von GustavMahler über Dmitri Schostakowitsch undPhilip Glass bis hin zu Elektroklängen ent-falten die vier Choreografen eigene Bewe-gungssprachen, die das klassische Ballettmit Elementen des modernen Tanzes undHip-Hop verbinden. »Ich verstehe unter›Infinite Identities‹ die Möglichkeit, endloseArten von Identitäten durch Profile in densozialen Netzwerken zu kreieren«, sagt dieChoreografin Wubkje Kuindersma. »MeineChoreografie zu Mahlers Klavierquartett-satz a-Moll zeichnet eine einfache Kurzge-schichte über drei Menschen, die denWunsch haben, sich selbst in Beziehung zuanderen zu definieren – in einer permanen-ten Suche nach Harmonie. Meine zweiteChoreografie zu Maurice Ravel rückt dieSinnlichkeit in den Mittelpunkt. Sie ist eineAuseinandersetzung mit der Frage: Wer binich unter meiner digitalen Haut?« Auch Jo-

seph Toonga, der beim InternationalenChoreografenwettbewerb Hannover 2014den Bundesjugendballett-Produktionspreisgewann, rückt in seinem Stück zu Musikvon Johannes Brahms den Menschen undseine Gefühle in den Mittelpunkt: »Techno-logie kennt den Unterschied zwischenglücklich und traurig nicht, wir als Men-schen schon«, sagt der gebürtige Kameru-ner.

Das Bundesjugendballett setzt für dasProjekt auf die Kooperation mit Künstlernanderer Sparten. »Infinite Identities« ent-stand gemeinsam mit Musikerinnen undMusikern der Heidelberger Festival Akade-mie. Als gleichwertige Partner stehen sie mitdem Bundesjugendballett sowie erstmalsauch mit Tänzerinnen der Londoner »JustUs Dance Theatre Company« auf der Bühneund setzen die aktuelle Debatte über dieAuswirkungen der Digitalisierung in einenBezug zu den Kunstformen Tanz undMusik. Die Licht- und Videokünstler von»telematique & u-matic« Sven Gareis undUte Härting tragen dabei mit Live VideoPerformance und Projektionen zu einervielschichtigen Atmosphäre bei.

| Nathalia Schmidt

AUFTAKT DER 41. HAMBURGER

BALLETT-TAGE

»Infinite Identities« – Das Bundesjugendbal-

lett & Tänzer des Just Us Dance Theatre in Ko-

operation mit dem Heidelberger Frühling:

Vorstellung am 27. Juni 2015, 19.30 Uhr, auf

Kampnagel [K6], Jarrestraße 20, 22303 HH

Tickets für 26 € (ermäßigt 16 €) telefonisch

unter 040 / 270 949 49, per E-Mail unter

[email protected] und online unter

www.kampnagel.de

Freiheit wagenWelchen Einfluss hat das digitale Zeitalter auf unsere Identität? Das Bundesjugend-ballett präsentiert am 27. Juni 2015 zum Auftakt der 41. Hamburger Ballett-Tage aufKampnagel seine neue Gemeinschaftsproduktion »Infinite Identities«, die im April beimHeidelberger Frühling uraufgeführt wurde. Eine letzte Gelegenheit, das Ensemble in seiner jetzigen Besetzung noch einmal auf großer Bühne in Hamburg zu erleben.

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Neue Solisten ab 2015/16Mayo Arii und Christopher Evans

Dieses Jahr musste seine Compagnie nicht bis zum Ende der

Nijinsky-Gala warten: Bereits im Frühjahr verkündete John

Neumeier zwei neue Solisten für die nächste Spielzeit. Freuen

dürfen sich Mayo Arii und Christopher Evans. Mayo gehört seit

2007 dem Ensemble an und war seitdem in zahlreichen Werken

zu sehen. Die Frau fürs Klassische tanzte eine der Najaden in

»Napoli« sowie Zulma, eine der Wilis in »Giselle«, übernahm aber

auch Soli in John Neumeiers »Préludes CV« und »Dritte Sinfonie

von Gustav Mahler«. Chris wurde mit dem diesjährigen Dr.-Wil-

helm-Oberdörffer-Preis ausgezeichnet und beeindruckte u.a. als

Albert (»Giselle«) und Günther (»Der Nussknacker«). Geehrt mit

dem Prix de Lausanne 2010 kam er 2012 zum Hamburg Ballett.

Weitere Soli zeigten ihn u.a. in »Petruschka-Variationen« und in

»Weihnachtsoratorium I–VI«. Weiterhin gutes Gelingen!

BALLETT NewsF

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Musikalische LeitungDaniel CarterInszenierungPetra MüllerBühne Heinrich Tröger vonAllwördenKostümeErika EilmesDramaturgieKerstin Schüssler-Bach

In the Locked Room:Ella Foley Christina GanschStephen Foley Benjamin PopsonSusan Wheeler Maria MarkinaBen PascoeVincenzo Neri

Persona:Elisabet VoglerAnat EdriAlma Ida AldrianHerr VoglerDaniel ToddDer ArztStanislav Sergeev

IN THE LOCKED ROOMKammeroper nach ThomasHardy (2012) Musik vonHuw Watkins Text von David HarsentDeutsche Erstaufführung

PERSONAKammeroper nach IngmarBergman (2015)Musik von Michael Lange-mann. Text von MichaelLangemann und KerstinSchüssler-Bach,nach der Übersetzung vonRenate Bleibtreu.(Uraufführung)

Premiere

4. Juli 2015

18.00 Uhr

Weitere Aufführungen6., 7., 9., 10., 12. Juli19.30 UhrOpera stabile

rojektion statt Begegnung. Wenn zwei Men-schen aufeinandertreffen, wird das Gegen-über oft eher als Spiegel der eigenen Sehn-süchte und Defizite wahrgenommen dennals Individuum mit einer eigenen Ge-

schichte. Davon erzählen auch die beiden Einakter »Inthe Locked Room« und »Persona«. Für das Internatio-nale Opernstudio hatte Simone Young immer abwech-selnd Barock und Zeitgenössisches auf den Spielplan ge-setzt. Nun beschließt sie ihre Intendanz nach BeatFurrers »la bianca notte« im Großen Haus mit einer wei-teren Uraufführung in der Opera stabile: der Kammer-oper »Persona« nach Ingmar Bergman. Der junge Kom-ponist Michael Langemann wurde hierfür mit einemAuftragswerk betraut. Dazu kombiniert der Doppel-abend eine Deutsche Erstaufführung: »In the LockedRoom« nach einer Novelle von Thomas Hardy, kompo-niert von dem Waliser Huw Watkins, uraufgeführt 2012in Edinburgh. Alle Mitglieder des InternationalenOpernstudios wirken hier mit; Michael Langemannstellte sich der Herausforderung, gezielt für die jungenSängerinnen und Sänger zu schreiben.

Watkins versetzte den »verschlossenen Raum« vonThomas Hardys 1894 erschienener Kurzgeschichte »Animaginative Woman« ins Heute. Der Plot aber blieb der-selbe: Ella, eine Frau von großer Sensibilität, verdorrt inder Ehe mit ihrem pragmatischen Mann, der sich aus-schließlich für seine Geschäfte interessiert. Als sich dasPaar in einem Ferienhaus am Meer einmietet, ist ein ver-schlossener Raum für den Schriftsteller Ben Pascoe re-

Psycho-Krimis und LebenslügenZwei spannende zeitgenössische Werke mit dem Internationalen Opernstudio

»In the Locked Room« »Persona«

OPER Internationales Opernstudio

serviert, der hier gelegentlich arbeitet. Ella kennt dessenWerke zu gut – und stopft all ihre Gefühle in die herbei-gesehnte Begegnung mit dem Dichter. In der Realität be-gegnen sich Ella und Ben nicht. Doch die Liebe hinter-lässt Spuren, die mit dem Tod des Dichters nicht enden.

Dieses Changieren zwischen Wirklichkeit und Fan-tasie hat auch Regisseurin Petra Müller fasziniert. DieBerliner Regisseurin, die als Spielleiterin an der Ham-burgischen Staatsoper zahlreiche Werke betreut, hat be-reits mehrere zeitgenössische Opern in Szene gesetzt,zuletzt die beiden »Black Box«-Abende »I am yourOpus« und »Ophelia_HM«. Für Huw Watkins’ »In theLocked Room« wirft sie aus der heutigen Perspektive ei-nige Rückblicke auf die historische Vorlage von HardysShort Story: »In der – realen oder erträumten – Begeg-nung mit dem Dichter steigert sich Ella in seine roman-tische Aura hinein. Wie ein ›Mister Darcy‹ bietet er ihreine Flucht aus dem Alltag. Sie sieht einen Seelenver-wandten in ihm, aber diese Liebe bleibt in ihrer Imagi-nation.« Die österreichische Sopranistin ChristinaGansch, seit dieser Spielzeit Mitglied des Opernstudiosund hier bereits als Gretel und Oscar erfolgreich, über-nimmt die empfindsame Ella. Im zweiten Opernstudio-Jahr ist Vincenzo Neri, der dem romantischen DichterBen Pascoe Stimme und Statur verleiht und im GroßenHaus bereits als Belcore oder Dancaïro nachhaltig aufsich aufmerksam machte. Der amerikanische TenorBenjamin Popson singt den börsenorientierten Ehe-mann Stephen. Noch eine zweite Frau ergänzt die span-nungsvolle Figurenkonstellation in »In the Locked

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Das Internationale Opernstudio wird unterstützt von der Körber-Stiftung, der Stiftung zur Förderung der Hamburgi schen Staatsoper, der Commerzbank, der Nord-metall Stiftung und Herrn Dr. Winfried Stöcker.

Der Dirigent DanielCarter und die Regis-seurin Petra Müller

Rechte Seite: »In the LockedRoom« /»Persona«Fotodesign: Jörn Kipping

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Room«: die Vermieterin Susan Wheeler, die ein zwie-lichtiges Spiel mit Ellas Fantasie treibt. Als Gast aus demEnsemble ist Maria Markina für diese Rolle dabei. HuwWatkins, der in Cambridge Komposition bei AlexanderGoehr und Robin Holloway studierte und mittlerweileselbst als Kompositionsprofessor an der Royal Academyof Music in London lehrt, arbeitete für die Adaption vonHardys Novelle bereits zum zweiten Mal mit dem re-nommierten Schriftsteller David Harsent zusammen.Als »nach innen gewandt und reflektiv, verbunden mittiefen Emotionen« beschreibt Watkins seine Oper, dienach der erfolgreichen Uraufführung für einen »OlivierAward« nominiert wurde. Auch bei den BBC Proms, derWigmore Hall London oder dem Théâtre Royal de laMonnaie Brüssel fanden Watkins’ Werke große Reso-nanz.

»Persona«, das zweite Stück, »fängt eigentlich da an,wo das erste endet«, sagt Petra Müller: »Thematisch undatmosphärisch haben diese beiden Werke viele Gemein-samkeiten. Bei ›In the Locked Room‹ interessiert michdas Verhältnis der beiden Frauen zueinander: In den zu-nehmenden Obsessionen Ellas nimmt die Vermieterinmehr und mehr die Rolle einer Wärterin ein. Diese Si-tuation finden wir in ›Persona‹ noch gesteigert vor: Hierist es eine Krankenschwester, die über den Fall ihrer Pa-tientin wacht.« Die junge Krankenschwester Alma be-treut die Künstlerin Elisabet Vogler, die plötzlich ver-stummt ist und sich von der Welt zurückgezogen hat. ImSommerhaus auf dem Land soll Elisabets Therapie mitAlma beginnen. Doch stattdessen verstrickt sich Almaimmer mehr in ihre Beschäftigung mit Elisabet – bis hinzur völligen Preisgabe ihrer eigenen Identität. »Ichkönnte mich aber in dich verwandeln. Ich meine, inner-lich«, so offenbart die Krankenschwester ihrer Patientin.Beide Frauen, so Susan Sontag in ihrem »Persona«-Essay, tragen Masken: »Elisabets Maske ist ihre Stumm -

heit, Almas Maske ist ihre Gesundheit, ihr Optimis-mus.« Und »Persona« ist tatsächlich die Bezeichnung fürdie Maske im griechischen Theater. Doch schon C. G.Jung füllte den Begriff mit psychoanalytischem Gehaltauf: »Für Jung ist die ›Persona‹ der Ausschnitt des Ich,der eine Beziehung mit der Umwelt eingeht, ein Schutz-mechanismus in sozialen Beziehungen«, sagt Petra Mül-ler. Auch in Bergmans »Persona« wird diese soziale Rolledefiniert: Zwischen der braven Krankenschwester, diesich arrangiert hat, und der extravaganten Künstlerin,die aus den Konventionen ausbricht, entsteht ein ver-hängnisvolles Machtspiel.

Für seinen berühmten Schwarzweiß-Film von 1966schrieb Ingmar Bergman ein theatralisches Drehbuch,das der Komponist Michael Langemann und die Dra-maturgin Kerstin Schüssler-Bach als Libretto eingerich-tet haben. Michael Langemann selbst hat sich den Stoffausgesucht: »Ich war fasziniert von dem ständigenWech sel zwischen psychoanalytischer Klarheit und sur-realen Anteilen, zwischen Direktheit und Chiffriertheit.Außerdem behält Bergman immer das Sinnliche imAuge. Es ist ein überaus kammerspielhafter Stoff, un-mittelbar nah an den Figuren. Lyrische Szenen sozusa-gen, um Tschaikowsky zu zitieren«, sagt der 1983 inMoskau geborene Komponist, der heute in Köln lebt.Studien führten ihn zu Manfred Trojahn, George Ben-jamin und Tristan Murail. »Persona« ist bereits sein drit-tes musiktheatralisches Werk: 2013 wurde »Musik« nachWedekind auf ein Libretto von Helene Hegemann ander Oper Köln sowie »Orlando« an der Oper Bielefelduraufgeführt. 2016 folgt »Anna Toll« nach Schnitzlers»Anatol«-Zyklus an der Oper Frankfurt. Langemann er-hielt bereits zahlreiche Auszeichungen, darun ter denComposition Prize der Royal Philharmonic Society undden Förderpreis des Landes Nordrhein-Westfalen.

»Persona« ist ein großer Film, aber Michael Lange-mann will dessen eigenwillige Ideen- und Bilderwelt ineine eigenständige musiktheatralische Metamorphoseübersetzen. »Bergman stellt seinem Skript die Aussagevoran, dass er kein ›Drehbuch im herkömmlichen

Huw Watkins

Michael Langemann

»In the Locked Room« »Persona«

OPER Internationales Opernstudio

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Das Balletträtsel Nr. 2

Einladung zum Tanztod

Tanz gehört zu den Risikokunstarten. Gewiss – Bereit-schaft zu körperlicher Ertüchtigung mag hilfreich sein– doch aus kunstmedizinischer Sicht kann gerade vonübereilten Schritten nur abgeraten werden! Insbeson-dere in romantischen Balletten kann eine forscheGangart zu Drehwurm und Schleudertrauma führen.Exemplarisch zeigt dies unser gesuchtes Schauderstück:Schon die Titelfigur des bedrohlichen Balletts hält sichnur im ersten Akt auf den Beinen. Eine unerfreulicheNachricht über die Identität ihres Tanzpartners er-wischt sie auf dem falschen Fuß. Völlig aus dem Trittwalzt sie ins Grab. Es folgen Nacht + Wald + Geister =ein »weißer« Akt: Partyvolk stürmt den Dancefloor.Wenn es in den Beinen kribbelt, ist eben selbst die Lei-chenstarre ganz schnell vergessen. Und da das Totseinschließlich nicht wegläuft, kann auch unsere Titelfigurschlecht aus der Reihe tanzen. Zu seinem Unglückkommt ein Spaziertänzer im finsteren Forst vorbei undwird mörderisch choreografiert. Es ist Damenwahl undder letzte Tanz steht an: Von den bleichen Ballerinaswird er zu schädlichen Schrittfolgen in risikoreichemReigen aufgefordert. Er schwoft zu Tod. Auch ihr le-benslänglich Verlobter sieht sich von unserer Titelge-stalt zu einer schwungvollen Danse macabre genötigt.Er jedoch hält Schritt und – endlich ertönt der Raus-schmeißer – überlebt den kräftezehrenden Nahtanz!

Frage: Wie heißt das gesuchte Ballett?

Senden Sie die Lösung bitte bis zum 22. Juni 2015 andie Redaktion »Jour nal«, Ham bur gische Staats oper,Postfach, 20308 Hamburg. Mitar beiter der Hambur -gischen Staats oper und ihre Ange hörigen sind leidernicht teilnahmeberechtigt. Der Rechts weg ist ausge-schlossen.

DAS KÖNNEN SIE GEWINNEN

1. Preis: 2 Karten für »Les Troyens« am 14. Oktober 20152. Preis: 2 Karten für »Don Carlos« am 29. Oktober 20153. Preis: 2 Karten für »Liliom« am 31. Oktober 2015

Das war beim letzten Mal die richtige Antwort:>>> »La Fille du Régiment« (Gaetano Donizetti), »Lakmé« (Léo Delibes)Die Gewinner werden von uns schriftlich benachrichtigt.

Sinne‹ geschaffen habe, sondern ›eine Melodie‹, die er›gut instrumentieren‹ wolle. Bergman lädt die Fantasiedes Zuschauers ein, ›frei über das hier bereitgestellte Ma-terial zu verfügen‹, wie er schreibt. Beide Aussagenwaren für mich eine spannende Aufforderung, wie mansich dem Stoff, der auch über die Kunstform an sich re-flektiert, mit eigenem Zugriff nähern kann«, sagt derjunge Komponist.

Der Kenner des Films wird gleich auf eine Schwierig-keit bei der »Veroperung« stoßen: Bei Bergman ist diePatientin Elisabet Vogler eine Schauspielerin, die ihreSprache verloren hat – mithin fast während der ganzenZeit keinen Ton spricht. Für eine Opernfigur wäre daswenig ergiebig. Und so wird aus der Schauspielerin beiLangemann eine Sängerin, die mit Vokalisen, Summenoder Imitationen auf ihre Pflegerin Alma reagierenkann. »Dass Elisabet eine darstellende Künstlerin ist,wirft interessante Fragen nach dem Verhältnis zwischenKunst und Gesellschaft auf«, so Michael Langemann.»Bergman macht diese Reflexionen auf eine sehr tiefge-hende und umittelbare Weise zugänglich, die sich sicherauch aus seiner autobiografischen Erfahrung nährt.«Der gegenseitige Identitätswechsel Elisabets und Almasund das übergreifende Rollenspiel steigern sich in einerbarmungsloses Psychoduell aus Lebenslügen, bei demam Schluss auch Elisabets Ehemann den Überblick ver-liert. »Bergman kommt aber allen Figuren mit Empathieentgegen«, meint Lange mann. «Das will ich noch ver-stärken. Alle sind in einer Einsamkeit gefangen, selbstder Arzt, der seine zynischen Analysen aufgibt.«

»Mut zum Melos und zur großen Geste« will Lange-mann mit seiner Uraufführung beweisen: »Es wird einetheatrale Musik, in der der Gesang viel Raum hat. DasOrchester repräsentiert stilisierte Atmosphären, die inBergmans Film sehr wichtig sind: Dort gibt es raffinierteakustische Überblendungen, die mehr über den Zu-stand einer Figur aussagen als bloße Illustration.« Dirigent Daniel Carter wird sich mit dieser Produktionvon der Staatsoper verabschieden. Als Assistent von Si-mone Young dirigierte der Australier hier auch »DieZauberflöte« und »Il Barbiere di Siviglia«. Zwei Mitglie-der des Opernstudios werden noch ein zweites Jahr inHamburg anschließen: der russische Bass Stanislav Ser-geev, der den Arzt singt, und der australische Tenor Da-niel Todd, hier als Herr Vogler eingesetzt. Der Show-down der beiden Frauen wird in besten Kehlen sein:Anat Edri, Sopranistin aus Israel, die hier als Papagenaoder Rossinis Clorinda zu sehen war, singt die geheim-nisvolle Elisabet. Und Alma, deren Abgründe erst lang-sam aufbrechen, wird von der Österreicherin Ida Aldriangesungen, die jüngst in »Wien: Heldenplatz«, als Dora-bella und letzte Spielzeit als Orontea begeisterte. »Einegroße Chance, für so herausragend talentierte jungeSänger zu schreiben«, freut sich Michael Langemann.

| Kerstin Schüssler-Bach

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OPER Repertoire»La Belle Hélène«

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OPER Repertoire

Es ist nur ein Traum …In Offenbachs »La Belle Hélène« übernimmt Vesselina Kasarova die Titelrolle

ie Operette war während ihrer Blütezeitein lebendiger, unmittelbarer Ausdruckder Gegenwart. Später verband man mitihr die »guten alten Zeiten«, die man mitkeiner anderen Kunstgattung so assozi-

ierte wie mit dieser. Ein besonderer Zug der Operette istihre vollkommene Unwahrscheinlichkeit, der irrealemärchenhafte Charakter ihrer dahinwirbelnden Szenen.Fiktive Inhalte, ihre durchaus konventionellen Verwick-lungen und Lösungen sind Spielformen, die jede Bezie-hung zur Wirklichkeit verloren haben.

Im Paris des 2. Kaiserreichs war Jacques Offenbacheiner der erfolgreichsten Komponisten. Rossini bezeich-nete ihn als den »Mozart der Champs-Élysées«, er galtals eine Art Napoleon des Unterhaltungstheaters. Dochder gebürtige Kölner betrachtete das Treiben um sichherum mit dem scharfen Blick eines Außenseiters. Soempfand es jedenfalls der Wiener Karl Kraus, der denKomponis ten bewunderte und befand, dass in seinenWerken das Leben ebenso grotesk und unheimlich sei,wie es die Wirklichkeit aus einer gewissen Distanz gese-hen an und für sich ist. Die Operette schien die Leute zudemoralisieren, nicht weil ihre Verspottung der Antikeoder der klassischen Tragödie nur die verkappte Formder Gesellschaftskritik war, sondern weil sie den Glau-ben an Autoritäten erschütterte. Mit dieser Erschütte-rung ging allerdings das Lachen Hand in Hand.

Diese Aspekte griff das frankokanadische TeamBarbe & Doucet bei der Entwicklung seines Inszenie-rungskonzepts zu Offenbachs »La Belle Hélène« auf. Re-naud Doucet erläutert: »In ›La Belle Hélène‹ zeichnetOffenbach ein satirisches, aber treffendes Bild der fran-zösischen Bourgeoisie: Könige und griechische Heldensind auch nur Menschen mit ganz normalen Problemenund Las tern ihrer Zeit. Offenbachs antikes Griechen-land war das Paris des ausgehenden 19. Jahrhunderts. Inunserer Insze nie rung wiederum haben wir die Hand-lung in die 1960er-Jahre verlegt. Es brodelt in dieser Ge -sell schaft – hier wie dort eine Zeit der Be freiung vonKonventionen und einengendem Moralkorsett. Hélèneunternimmt bei uns eine Kreuzfahrt durch die Ägäis mitihrem Ehemann Ménélas. Der allerdings ist mehr angriechischen Götter statuen interessiert als an seinerGattin. Als die Besatzung eine große Adonis-Statue anBord des Schiffes hievt, wird Hélène von der Skulpturam Kopf getroffen. Von diesem Moment an träumt sie,

dass sie die Schöne Helena von Troja sei. Die Passagiereund Besatzungsmitglieder vermischen sich in ihrer Vor-stellung mit dem antiken Mythos … Das große Liebes-duett zwischen Hélène und ihrem jungen LiebhaberPâris beschwört es ja ausführlich: ›Ce n’est qu’un rêve,un doux rêve d’amour!‹ (›Es ist nur ein Traum, ein süßerLiebes traum!‹). Könnte nicht alles, was passiert, einTraum oder ein Wunsch Hélènes sein?«.

Hélène gehöre zu den empfindsamen, raffiniertenund sinnlichen Frauen, die sich nicht in das Prokrustes-bett bürgerlicher Moralvorstellungen zwingen lassen,befand Stimmenkenner Jürgen Kesting bei seinem Ein-führungsvortrag »La Belle Hélène« im September 2014:»Es ist unverkennbar, dass Offenbach und seine Libret-tisten Meilhac und Halévy ihre ganze Sympathie an He-lena verschenken.«

Bei den Aufführungen im Juni wird die anspruchs-volle Partie der Hélène von Vesselina Kasarova über-nommen, eine der führenden Vertreterinnen des Mez-zofaches. In der Partie der Hélène begeisterte sie bereits1997 unter der musikalischen Leitung von NikolausHarnoncourt in einer auch aufDVD eingespielten Produktionder Zürcher Oper. Die aus Bulga-rien stammende Künstlerin gas -tiert an den wichtigen internatio-nalen Opern häusern undFes tivals. Eine ihrer Paraderollenist Rosina in »Il Barbiere di Sivi-glia«, die sie vor vier Jahren auchin Hamburg präsentiert hat. Ros-sinis Opern bilden einen Schwer-punkt ihres Repertoires, ebensoMozart oder die Komponisten desBarock. Auch in den Strauss’schenMezzopartien wie Octavian oderKomponist hat sie reüssiert. Nachund nach nahm sie eine Facher-weiterung vor, mit Rollen wieCar men, Eboli, Venus oder Dalila.Für viele ihrer zahlreichen CD-Aufnahmen wurde Vesselina Ka-sarova mit Preisen wie dem Echo,Diapason d‘Or oder dem Preis derdeutschen Schallplattenkritikaus gezeichnet. |AC

Vesselina Kasarovalinke Seite: Szenenfoto aus »La Belle Hélène«

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OPER Repertoire

»La Belle Hélène« »Madama Butterfly« »Simon Boccanegra«

GIUSEPPE VERDISimon Boccanegra

Musikalische Leitung: Simone YoungInszenierung: Claus Guth Bühnenbild und Kostüme:Christian SchmidtLicht: Wolfgang Göbbel Chor: Eberhard Friedrich Spiel leitung: Wolfgang Bücker

Simon BoccanegraPlácido Domingo (10. Juni)George GagnidzeJacopo Fiesco Sir John TomlinsonPaolo Albiani Robert Bork Pietro Alin Anca Amelia Grimaldi Barbara Frittoli Gabriele Adorno Giuseppe Filianoti Un Capitano dei BalestrieriDaniel Todd Un’Ancella di AmeliaAnat Edri

Die Aufführungsserie wird unterstützt durch die Stiftungzur Förderung der Hamburgischen Staatsoper

Aufführungen10., 13., 18. Juni, 19.30 Uhr21. Juni, 18.00 Uhr

Siehe auch rechte Seite

GIACOMO PUCCINIMadama Butterfly

Musikalische Leitung: Kirill KarabitsInszenierung: Vincent Boussard Bühnenbild: Vincent LemaireKostüme: Christian LacroixLicht: Guido LeviChor: Christian Günther Dramaturgie Barbara WeigelSpiel leitung: Heiko Hentschel

Cio-Cio San Alexia VoulgaridouSuzuki Cristina Damian Kate Pinkerton Ida Aldrian B. F. Pinkerton Stefano Secco Sharpless Lauri Vasar Goro Jürgen SacherIl Principe Yamadori Viktor RudLo Zio Bonzo Tigran MartirossianYakusidè Eun-Seok Jang/Bernhard Weindorf Il Com missario Imperiale Vincenzo Neri L’Ufficiale del Registro Christian Boden-burg/Doo-Jong Kim

Aufführungen

14., 20., 24. Juni, 19.30 Uhr

JACQUES OFFENBACHLa Belle Hélène

Musikalische Leitung: Gerrit PrießnitzInszenierung und Choreografie:Renaud DoucetBühnenbild und Kostüme:André BarbeLicht: Guy SimardChor: Eberhard FriedrichDramaturgie: Kerstin Schüssler-BachSpiel leitung: Holger Liebig

Pâris Jun-Sang HanMénélas Peter GalliardHélène Vesselina Kasarova Agamemnon Viktor RudOreste Andrew WattsAchille Dovlet NurgeldiyevAjax premier Sergiu SaplacanAjax deuxième Benjamin PopsonCalchas Moritz GoggBacchis Anat EdriLéœna Renate SpinglerParthœnis Gabriele Rossmanith

Aufführungen

19., 23., 25. Juni, 19.30 Uhr

Andrew Watts übernimmt die Rolle desOreste in »La Belle Hélène«. Er gastiert anden großen Opernhäusern, wie dem ROHLondon, der Bayerischen Staatsoper, dendrei Berliner Häusern, dem Teatro La Fe-nice, dem Teatro Real Madrid, dem GrandThéâtre de Genève sowie dem SydneyOpera House. 2006/07 gab er in der Par-tie des Adschib in Henzes »L’Upupa« seinHamburger Debüt. In der Neuproduktion»Lear« war er als Edgar zu erleben,2013/14 folgte Behemoth bei der Pre-miere »Der Meister und Margarita«.

Opernrepertoire vor der Sommerpause

Madama Butterfly

Simon Boccanegra

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OPER Repertoire

Das Ende einer ÄraMit der Vorstellung von Verdis »Simon Boccanegra« verabschiedet sich Simone Youngam 21. Juni 2015 von der Hamburgischen Staatsoper

n FÜR DIE FRÜHEN oder eher selten ge-spielten Werke Giuseppe Verdis interessiertesich die Hamburgische Generalmusikdirek-torin und Opernintendantin Simone Youngschon immer ganz besonders. Neuproduk-tionen von »Simon Boccanegra« und »LaBattaglia di Legnano«, »I due Foscari« und»I Lombardi alla prima Crociata« in derpreisgekrönten Trilogie »Verdi im Visier«fanden ebenso den Weg auf ihren Hambur-ger Opernspielplan wie »Luisa Miller«. Und

so ist es nur konsequent, dass sie sich zumAbschluss ihrer Hamburger Amtszeit mit»Simon Boccanegra« verabschiedet. Dasvon Claus Guth inszenierte Politdramastand 2005 als zweite Premiere gleich amBeginn ihrer Intendanz auf dem Programm,mit der Wiederaufnahme in glänzender Be-setzung sagt Simone Young jetzt »Auf Wie-dersehen«. Auf die Besucher wartet ein fulminantesSängerfest mit Künstlern, die Simone Youngeng verbunden sind und mit ihr viele ge-meinsame Erfolge feiern konnten: In zweiVorstellungen übernimmt Plácido Domin -go die Titelpartie, am 13., 18. und 21. Juniist George Gagnidze als Boccanegra zu er-leben. An seiner Seite singen Barbara Frit-toli (Amelia), John Tomlinson (Jacopo),Robert Bork (Paolo) und Giuseppe Filia-noti (Gabriele Adorno).

ABSCHIEDSPARTY FÜR ALLE

Im Anschluss an die Aufführung wollen sichdie Mitarbeiter der Staatsoper mit einer

Würdigung auf der Bühne von SimoneYoung verabschieden. Danach soll gefeiertwerden – alle Besucher sind herzlich einge-laden, in den Foyers mitzufeiern. Den Ab-schiedsschmerz versüßt ein After-Show-Programm: Im Parkettfoyer swingen »ThePhilharmonic Clowns« mit Christian Sei-bold (Saxofon/ Klarinette), Leon Gurvitch(Klavier) und Katharina von Held (Kontra-bass) und sorgen für Stimmung. Wem esvom Zuhören in den Beinen kribbelt, kannsich im 4. Rang austoben: Die »StifterLounge« wird zum Dance Floor, wenn DJDenys Karlinskyy auflegt.| Bettina Bermbach

Letzte Vorstellung:

21. Juni 2015, 18.00 Uhr

Anschließend: Abschiedsparty in den Foyers für alle»The Philharmonic Clowns« spielen im ParkettfoyerDJ Denys Karlinskyy legt im Foyer im 4. Rang auf

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OPER Sommergastspiele

Musical-Klassiker und Trommelstars aus Japan»Jesus Christ Superstar« und »Yamato – The Drummers of Japan«gastieren im August in der Hamburgischen Staatsoper

chwimmen, Picknick, Open Air-Kino –Hamburg im Sommer kann traumhaft sein.Das Programm in der Staatsoper macht demStadtpark, der Strandperle und dem Alster-ufer in diesem Sommer wieder Konkurrenz:

Die berühmten Taiko-Trommler aus Japan und einesder beliebtesten Musicals überhaupt gastieren im Au-gust in Hamburg.

Vom 12. bis zum 23. August 2015 wird »Jesus ChristSuperstar« im Haus an der Dammtorstraße gezeigt. Einewegweisende Uraufführung am Broadway und sensatio-nelle acht Jahre am Londoner West End legten denGrundstein für den Erfolg des Musicals. Mit diesemStück feierte das Erfolgsduo Andrew Lloyd Webber undTim Rice vor über 40 Jahren seinen großen Durchbruch.Seinen Erfolg erreichte der Klassiker nicht zuletzt durchden unkonventionellen Umgang mit dem biblischenStoff: Jesus, von seinen Anhängern und Gegnern glei-chermaßen zur Kultfigur erhoben, wird als menschli-cher und verletzlicher Held dargestellt. Ihm gegenübersteht Judas, der als desillusionierter Freund und charis-matischer Gegenspieler die Rolle des sarkastischenKommentators übernimmt. Zwischen den beiden Män-

SJesus Christ Superstar

Yamato – The Drummers of Japan

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nern und Maria Magdalena entspinnt sich eine unheil-volle Dreiecksbeziehung … Mit seinen Soul-Arien, ge-fühlvollen Balladen und mitreißendem Rock ist dasWerk ein Klassiker, der das Musiktheater revolutio-nierte. In Hamburg wird das Erfolgsmusical in eineropulenten Neuinszenierung gezeigt. »Atemberaubend –ein unvergesslicher Musical-Triumph«, attestierte dieEvening Post der neuen Produktion. Und das LiverpoolEcho befand: »Ein Wunder«.

Nicht weniger erstaunlich ist das, was die Trommlerder Gruppe Yamato – The Drummers of Japan auf dieBühne bringen. Jeden Tag beginnen die Trommler ihrTraining mit einem 10-Kilometer-Lauf und mit Kraft-übungen, um sich fit zu machen für die energiegelade-nen Auftritte. Yamato ist das erfolgreichste Taiko-En-semble der Welt und hat seit seiner Gründung 1993 inNara, der historischen Hauptstadt Japans, in über 50Ländern sein Publikum begeistert. Für ihre mitreißen-den Shows haben die Künstler die traditionelle japani-sche Trommelkunst perfektioniert. Über 40 Trommeln,die bis zu 400 Jahre alt sind, kommen bei einem Auftrittzum Einsatz. Damit holen sie den Sound der traditio-nellen Trommeln immer wieder ins Heute. Vom 25. biszum 30. August 2015 kehren Yamato für ein Gastspielnach Hamburg zurück und präsentieren ihr neues Pro-gramm »BAKUON – Legend of the Heartbeat«. MitSpitzenfrequenzen von 500 Trommelschlägen pro Mi-nute lassen die Trommler Abend für Abend ein einzig-artiges Rhythmus-Kunstwerk entstehen – genau richtigfür einen heißen Sommerabend!

| Anja Bornhöft

»Jesus Christ Superstar«12. bis 22. August 2015dienstags bis freitags: 20.00 Uhr, samstags: 15.00 und 20.00 Uhr,sonntags: 14.00 und 19.00 Uhr, 23. August 2015, 11.00 und 14.00 Uhr

Yamato »BAKUON – Legend of the Heartbeat« 25. bis 30. August 2015Dienstag bis Freitag: 20.00 Uhr, Samstag: 16.00 und 20.00 Uhr,Sonntag: 15.00 Uhr

Tickets: Tel. 040-356868oder 040-450 118 676 und im Internet unter

www.staatsoper-hamburg.de oder www.funke-ticket.de

Mein CD-TippVolker Krafft

Als allererste Opernaufnahme hat mich Webers »Frei-schütz« sehr geprägt, und zwar die Einspielung der Berli-

ner Philharmoniker unter Joseph Keilberth (EMI). RudolfSchock in Hochform als Max und Elisabeth Grümmer als seelen-volle Agathe sind ein ideales Paar. Und Gottlob Frick mit seinemtiefschwarzen Bass ist eine Luxusbesetzung als Eremit. Diese Auf-nahme habe ich im Kinderzimmer rauf und runter mitgesungen!

Als Pianist hat mich der Zyklus der kompletten Klaviersonatenvon Ludwig van Beethoven in einer ganz besonderen Edition (Cla-ves) begeistert: Der Hammerflugelspezialst Malcolm Bilson teiltesich die 32 Sonaten mit seinen sechs Studenten auf, wobei jede So-nate auf einem anderen historischen Instrument gespielt wurde.Mein späterer Lehrer am Amsterdamer Konservatorium, Bart vanOort, ist auch dabei. Die 10 CDs zeigen nicht nur das Spektrum vonBeethovens Klavierschaffen, sondern sind auch eine wunderbareDokumentation der Entwicklung des Instruments.

Ich liebe das Lied – und meine »Liedgötter« sind der BaritonChristian Gerhaher und sein Pianist Gerold Huber. Besondersempfehle ich ihr Album »Ferne Geliebte« (Sony), u.a. mit einergroßartigen Interpretation von Schönbergs »Buch der hängendenGärten«. Aber auch ihre neue Schubert-CD »Nachtviolen« (Sony)abseits der gängigen Schubert-Lieder ist unfassbar gut. Ich habeGerhaher mehrfach live gehört, zum ersten Mal in London, unddurfte ihn auch persönlich kennenlernen. Dass er mit Gerold Huberschon seit Studienzeiten musiziert, merkt man dieser ganz beson-deren künstlerischen Beziehung an. Es wäre mein Traum, ChristianGerhaher einmal selbst begleiten zu dürfen!

Schon vor der Arbeit an »Die tote Stadt« hatte ich Erich WolfgangKorngold für mich entdeckt. Seine Filmmusik zu »The Sea Hawk«(»Der Herr der sieben Meere«) hat Rumon Gamba mit dem BBCPhilharmonic eingespielt (Chandos). Die explosive Energie dieserunglaublich bildhaften Musik ist hinreißend! Ob Meuterei, Liebes-szene, Dschungel oder Seeschlacht – Korngolds Klänge führen allesvor Augen, ohne jemals konstruiert zu wirken. Schon immer wollteich sein Klavierquintett spielen und habe mich sehr gefreut, dass esjetzt anlässlich der »Toten Stadt« in einem philharmonischen Kam-merkonzert geklappt hat.

Und schließlich noch etwas von Johannes Brahms: sein 2. Kla-vierkonzert op. 83 in der Einspielung mit Svjatoslav Richter unddem Chicago Symphony Orchestra unter Erich Leinsdorf (Sony).Ebenfalls eine prägende, unerreichte Aufnahme für mich. Brahms’2. Klavierkonzert ist wahnsinnig schwer, nicht viele Pianisten kön-nen es spielen. Bei Richter klingt alles selbstverständlich und ein-fach, frei von jedem Pathos und jeder Schwere.

Volker Krafft ist Solorepetitorund Dirigent an der Hamburgi-schen Staatsoper.

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Jeder Moment muss Sinn machenOtto Bubenícek war langjähriger Erster Solist der Hamburger Compagnie und hatzahlreiche Rollen in John Neumeiers Balletten kreiert und geprägt. Am Ende der Spiel-zeit verlässt er das Hamburg Ballett. Mit Hans-Juergen Fink sprach er über seine zu-künftigen Pläne.

BALLETT Hinter den KulissenBallettensemble

as Datum seines letzten Auftritts auf derStaatsopernbühne kennt Otto Bubenícekschon: der 12. Juli, in der Nijinsky-Gala.Was er da tanzen wird? »Darüber wirdnoch nachgedacht.« Seine allerletzte Vor-

stellung mit dem Hamburg Ballett geht wenig späterbeim Gastspiel im La Fenice in Venedig über die Bühne,»in der Dritten Sinfonie von Gustav Mahler«.

»Stell’ dir eine völlig neue Art zu leben vor – ein Le -ben, in dem du frei bist zu sein, wer du wirklich bist. Dulebst dein Leben nicht länger danach, was andere Men-schen von dir denken könnten.« So steht es auf der Web-site www.bubenicek.eu – das Programm für die Zeitnach dem Hamburg Ballett? Bubenícek, Jahrgang 1974,lacht: »Klar. Dann bin ich frei – darum höre ich ja auf.«Verständlicher Wunsch bei einem, der länger als zwanzigJahre dem Hamburg Ballett treu geblieben ist.

Angefangen hat Ottos Karriere und die seines Zwil-lingsbruders Jirí in Hamburg mit einem »Nein«. JohnNeumeier bot ihnen 1991 an, nach Hamburg zu kom-men, doch sie wollten erst die Ballettschule am PragerKonservatorium beenden. Dann ging alles »ganz leicht«– 1993 Hamburg, 1995 wurden beide Solisten, 1997Erste Solisten, gelobt, gefeiert, geehrt. »Wenn wir etwasanpacken, dann mit 300 Prozent. Wir haben hart gear-beitet, und wir mussten nie kämpfen. Die Aufgabenkamen zu uns.« Die unzähligen großen und kleinenRollen, die er getanzt hat. »Allein in ›Romeo und Julia‹war ich Romeo, Mercutio, Tybalt, Benvolio und in derSchauspieltruppe – und jedesmal wird der Blick auf dieChoreografie bereichert.«

John Neumeier, sagt er, habe eine wunderbare Art,seine Tänzer dazu zu bringen, Dinge zu tanzen, vondenen sie gar nicht glaubten, dass sie das können. »Undwir sind hier Schauspieler, durch das Spielen und dieGefühle tanzen wir. Jeder Moment muss Sinn machen– und der Sinn muss zuerst da sein, dann kann man ihnauch tanzen – einfach, offen und wahr.«

Das Ende im Hamburg Ballett lässt ihm wenig Zeitfür Melancholie, auch wenn er hier mehr als sein halbesLeben getanzt hat. »Direkt nach Italien gehen wir nach

Tschechien«, erzählt Otto Bubenícek. Er und Jirí, der fastzeitgleich beim SemperOper Ballett in Dresden aufhört,wo er seit 2006 Erster Solist ist. In der diesjährigen Kul-turhauptstadt Europas Pilsen gibt es mehrere Auffüh-rungen unter dem hübschen Namen »Les Ballets Bube-nícek«. Sie waren schnell ausverkauft.

2009 – damit ließ sich die Distanz Hamburg – Dres-den leichter aushalten – begannen die beiden mit sol-chen Ballettabenden. Die Choreografie macht Jirí, Büh-nenbild, Kostüme, Musik und Videos stammen vonOtto, er designt und komponiert am Computer, »beimZeichnen mit der Hand und am Klavier bin ich einfachnicht schnell genug«. Inzwischen ist ihr Kalender bis2017 gut gefüllt. »Drei, vier Jahre möchte ich schon nochselbst tanzen«, sagt Otto Bubenícek.

Ausprobieren, was geht. Dem Traum von der eigenenCompagnie näherkommen. Sie choreografierten fürNew York, Sapporo, Zürich, Wien, Dortmund. Das Bal-lett Dortmund holen sie diesmal komplett nach Pilsenmit »3 Streifen: Tanz« zum Beispiel, ihr erstes großesHandlungsballett, nach dem Filmdrama »Das Piano«von Jane Campion.

Dass er unter dem Markennamen »Bbooties« auchWarm-up-Stiefel für Tänzer designt, ist typisch für denMann, dem kreative Ideen schneller kommen, als er sieumsetzen kann: »Solche Stiefel gab’s natürlich, nur ebenin langweiligen Farben.« Bubenícek hat Farbe undLeben ins Bootie-Design gebracht. Mutter, Vater undOnkel stellen sie her – und Tänzerinnen und Tänzer inaller Welt wollen sie haben.

Wo er leben will, wenn er die Hamburger Bühne ver-lassen hat? »In Hamburg.« Dafür hat die Liebe gesorgt,seine Freundin ist Orchestermusikerin in Hamburg,und Otto Bubenícek, der so viel Großes erreicht hat, willbei ihr bleiben. Und noch mal richtig lernen: »In Ham-burg kann man Bühnenbild studieren, das ist genaurichtig für mich.«

Hans-Juergen Fink war viele Jahre Kulturchef beim

Hamburger Abendblatt, er schreibt heute u.a. für das

Online-Feuilleton www.kultur-port.de

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Oper für die Kleinsten!Dank des Projekts »Kunst und Spiele« der Robert Bosch Stiftung konnten Angebote für das jüngste Publikum an der Staatsoper etabliert werden.

JUGENDPROJEKTE

Musikkontakte

Seit letzter Spielzeit gibt es im Programm der Reihe Musikkontakte Angebote, die sich für einen ersten Opernbesuch eignen.

Mit der Jungen Oper »Guten Abend, gut‘ Nacht, kleine Wolke« (3 – 5 Jahre) und der Reihe »Spielplatz Musik« (5 – 8 Jahre)

werden besonders die jüngsten Besucher angesprochen. Ermöglicht wurde dies durch die Teilnahme der Staatsoper Hamburg

am Förderprojekt »Kunst und Spiele« der Robert Bosch Stiftung.

Eine Besonderheit der Projektarbeit ist, dass die Staatsoper bei der Konzeption der Angebote mit Bildungspartnern zusammen-

arbeitet und damit die Bedürfnisse der Allerkleinsten in die künstlerische Arbeit einfließen können. Unsere Bildungspartner

sind der Musikkindergarten Hamburg und die Grundschule Hoheluft. Von dieser fruchtbaren Zusammenarbeit wollen wir auf

der gegenüberliegenden Seite berichten.

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n DIESE UND ANDERE Fragen stellten sich die Grundschülerinnen und Grundschülerunseres Bildungspartners Grundschule Hoheluft. Über mehrere Wochen beschäftigten siesich mit den Instrumenten eines Bläserquintetts: Fagott, Klarinette, Horn, Oboe undQuerflöte. In Workshops unter professioneller Anleitung der Konzertpädagogin Anke Fi-scher erfuhren sie, wie man die verschiedenen Instrumente hält und spielt und bauten In-strumente aus Alltagsgegenständen, wie zum Beispiel Gartenschläuche, Strohhalme undTrichter. Wie klingt es mit einem Gartenschlauch-Horn, wenn einem bösen Wolf dieSteine im Magen liegen? Wie hört es sich mit einer Strohhalm-Oboe an, wenn sich einkleines Geißlein seines Lebens freut? In szenischen Interpretationen spürten die Schülerdem Märchen nach und erarbeiteten ein Nachbereitungs-Konzept für die Besucher desneuen Programms der Reihe »Spielplatz Musik«: »Der Wolf und die sieben Geißlein«, un-termalt von Anton Reichas Quintett in Es-Dur.Das Projekt entwickelte eine eigene Dynamik. Gemeinsam mit ihren KlassenlehrerinnenAndrea Lütz und Rose Aurisch vertieften und erweiterten die Schülerinnen und Schülerihre Beschäftigung mit den Instrumenten, dem Märchen und dem Quintett von AntonReicha. Wenn im Englischunterricht an den selbst erschaffenen Partituren gefeilt wird, sosind alle Forderungen nach einem disziplinübergreifenden Unterricht erfüllt. Mit wie vielBegeisterung alle Beteiligten dabei waren, lässt dieses Bild erahnen.

n IN KOOPERATION mit dem Musikkindergarten ist in der letzten Spielzeitdie Junge Oper »Guten Abend, gut‘ Nacht, kleine Wolke« entstanden. Die Vor-schulkinder des Musikkindergartens beschäftigten sich intensiv mit der Ge-schichte von einer kleinen Wolke, die nicht schlafen kann und sich daher auf-macht, die Welt zu entdecken. Inspiriert von der Geschichte entwickelten dieKinder unter professioneller Anleitung von Kommunikationsdesignerin Jo-hanna Detering Bühnenbildmodelle und Kostümentwürfe, die zu den Vorstel-lungen in der Opera stabile ausgestellt wurden.In dieser Spielzeit wurde die Inszenierung wieder aufgenommen. Über meh-rere Wochen haben die Kinder des Musikkindergartens mit Unterstützungihrer Pädagoginnen und Pädagogen, Eva Biallas, Kai Schnabel, Dorle Rägerund Marjalisa Hinrichs, eine eigene Wolkengeschichte erfunden und mit einermusikalischen Interpretation untermalt. Parallel dazu bauten sie unter profes-sioneller Anleitung von Johanna Detering ein eigenes Bühnenbild in Original-größe und entwarfen die Kostüme. Ende April wurde dann die Insze nierung»Eine Wolkengeschichte« im Musikkindergarten zur Premiere gebracht. Fotografisch begleitet wurden die Kinder bei all diesen Schritten von JürgenOhneiser, dessen Bilder in einer Ausstellung in der Opera stabile gezeigt wur-den. Eine Auswahl an Fotos gibt hier einen Eindruck vom diesjährigen Pro-jekt: vom Bauen des Bühnenbildes und der Arbeit an den Kostümen übereinen Workshop mit der Regisseurin der Operninszenierung, Rebekka Stan-zel, bis zu einem Besuch in den Werkstätten der Oper.

Eine Junge Oper für die Opera stabile und ein Opernprojekt im Musikkindergarten

Was macht ein Horn im Holzbläserquintett?

JUGENDPROJEKTE

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Simone Young Philharmoniker Hamburg

Bruckner Sinfonie Nr. 5 (1873–1875)

LIVE RECORDING

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Bruckners FünfteLETZTE BRUCKNER-CD

MIT SIMONE YOUNG UND DEN PHILHARMONIKERN HAMBURG

Alle elf Sinfonien Anton Bruckners habenSimone Young und ihr Orchester in denletzten Jahren live für das Label OehmsClassics eingespielt. Dabei standen nebenden offiziellen neun Sinfonien auch dieNullte und die Studiensinfonie auf den Kon-zertprogrammen. Mit der monumentalenfünften Sinfonie wird nun der Zyklus kom-plett. Das Werk bildet im Schaffen Bruck-ners einen vorläufigen Abschluss, dieAusformulierung seiner Tonsprache inner-halb der vorgegebenen Formen der Klassikgilt in vielerlei Hinsicht als ein nicht zuüberbietender Höhepunkt.

Anton Bruckner: Sinfonie Nr. 5 B-DurSimone Young, Philharmoniker HamburgOehmsClassics (OC 689), SACD

OPER SINNLICH ERFAHRBAR MACHEN

DIE STAATSOPER HAMBURG

UNTER SIMONE YOUNG

Dölling und Galitz Verlag 14,90 €

ca. 264 Seiten, ca. 100. Farbabbildungen

Klappenbroschur mit Bonus-Audio-CD

n »OPER SINNLICH ERFAHRBAR machen« – das ist dasMotto des Rückblicks auf die zehn Spielzeiten, die Simone Youngund ihr Team an der Staatsoper Hamburg gestaltet haben. Ineinem auch preislich attraktiv gestalteten Dokumenta tions bandsind sämtliche Premieren und Konzerte der Spielzeiten 2005/06bis 2014/15 nun noch einmal als dauerhafte Erinnerung zusam-mengestellt:ein sinnlicher Rückblick mit einer Fülle von exzellen-ten Farbfotografien, in denen nahezu alle Produktionen und zahl-reiche große Sängerinnen und Sänger abgebildet sind. Zusätzlichwerden in facettenreichen Essays aktuelle Fragen der Opernarbeitdiskutiert: Wie wichtig ist zum Beispiel das Studium der Partiturin Originalquellen für den Dirigenten? Wie lässt sich die Ensem-blepflege mit dem Gastengagement reisender Opernstars verein-baren? Wie verhält sich auf dem Spielplan die Barockoper zu Wag-ner und Verdi? Welche Bedeutung kommt dem so genanntenRegietheater in der Oper zu? Und auch: Welche Perspektive hat

Buch zur Hamburger Dekade von Simone Youngdas zeitgenössische Opernschaffen? Ist Hochkultur ein Wirt-schaftsfaktor? Brauchen wir Opernkritik im Feuilleton?Unter den Autoren der Beiträge sind Simone Young, Wagner-Ex-perte Udo Bermbach, Kritiker Wolfgang Schreiber, der geschäfts-führende Direktor der Staatsoper Detlef Meierjohann und derJournalist und Librettist Sören Ingwersen. Aus Simone YoungsTeam geben Operndirektor Francis Hüsers, die langjährige Chef-disponentin Dörte Rüter, Orchesterdirektor Thorsten Stepath unddie Leitende Dramaturgin Kerstin Schüssler-Bach Einblicke inFragen der Spielplan- und Repertoiregestaltung.Der sinnliche Band für kritische Opernliebhaber wird abgerundetdurch eine Bonus-CD von OehmsClassics mit Highlights aus denEinspielungen von Simone Young und den Philharmonikern. Eineoptische und akustische Erinnerung an eine wichtige Dekade desHamburger Kulturlebens.

SIGNIERSTUNDE MIT SIMONE YOUNGIm Anschluss an das 10. Philharmonische Konzertam Sonntag, 14. Juni und Montag 15. Juni signiertSimone Young im Foyer der Laeiszhalle.

32 JOURNAL 6 .20 14/ 15

OPER Namen&NachrichtenAktuelles aus der Staatsoper

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6 .20 14/ 15 JOURNAL 33

Tag der offenen TürAnlässlich seines 25-jährigen Jubiläums lud das Ballett-zentrum Hamburg – John Neumeier am 18. April 2015zum »Tag der offenen Tür« ein. Einen ganzen Nachmittaglang boten die Compagnie und die Ballettschule span-nende Einblicke in die tägliche Arbeit hinter den Kulissen.Die Highlights zum Jubiläum waren eine Signierstundemit John Neumeier sowie eine Gelegenheit zu gemeinsa-men Selfie-Fotos mit Lloyd Riggins. Und natürlich warauch das Ballettschuhlager mit über 3500 Paar Spitzen-schuhen an diesem Tag für alle Besucher geöffnet.

Die norwegischen Städte Oslo und Bergen erkundeten vom 22. bis zum 26. April die Teilnehmer der Ballettreisemit Studiosus. Höhepunkt war in Oslo die Ballett-Neuproduktion »Carmen« des jungen, aufstrebenden Choreo-grafen Liam Scarlett und die Besichtigung des 2008 eröffneten, spektakulären Opernhauses inklusive Werkstättenund Hinterbühne. Für einen halben Tag begleitete der ehemalige Tänzer des Hamburg Ballett und heutige Solistdes Norwegischen Nationalballetts, Dirk Weyershausen, die Gruppe um Reiseleiter Richard Eckstein und Ballett-betriebsdirektorin Ulrike Schmidt bei schönstem Wetter durch die Osloer Innenstadt. Auch ein Besuch der Na-tionalgalerie mit Edvard Munchs »Schrei« stand auf dem Programm. In Bergen erwartete die Teilnehmer einPiano-Privatkonzert im Edvard Grieg Haus.

Hélène Bouchet und Alexandr Trusch probieren »Romeo und Julia«

Reisen mit Studiosus

Im Traditionslokal »Oude Hansa« in der Tallinner Altstadtgeht es nicht ohne Kräuterbier und vor allem nicht-flüs-sige mittelalterliche Spezialitäten. Ein Auftakt nach Maßfür die von Richard Eckstein konzipierte STUDIOSUS-Reise zum Tschaikowsky-Festival in der estnischen Haupt-stadt Tallinn, früher unter dem hanseatischen NamenReval bekannt. In Estlands Parlament wurden die Abon-nenten, Freunde und Förderer der Hamburgischen Staats-oper wie Staatsgäste empfangen (siehe Bild in der Emp-fangshalle des Parlaments vor den Fahnen der RepublikEstland). Am Ende der Reise bei allen Reiseteilnehmern: Zufrieden-heit, glückliche Erschöpfung, Dankbarkeit für das Erlebte.

OPER Namen&Nachrichten

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PHILHARMONIKER Konzerte

34 JOURNAL 6 .20 14/ 15

Simone Young, Klaus Florian Vogt, Georg Zeppenfeld

Biblische Visionen und Hamburger Wahlen

Franz Schmidt

6. KAMMERKONZERT

Horn philharmonisch

Werke für Horn vonGeorg Philipp Telemann, Kerry Turner,Georges Bizet, Jan Koetsier, MichailGlinka, Gioachino Rossini, Louis Dauprat,Alexander Mitushin u.a.

Saskia van Baal (Horn)Ralph Ficker (Horn)Bernd Künkele (Horn)Paul Pitzek (Horn)Torsten Schwesig (Horn)Isaak Seidenberg (Horn)Jan-Niklas Siebert (Horn)Jonathan Wegloop (Horn)Clemens Wieck (Horn)Luise Bruch (Horn)

21. Juni, 11.00 Uhr Laeiszhalle, Kleiner Saal

SUMMERTIME »WUNSCHKONZERT«

Simone Young, Dirigentin und Moderation

Hamburgwahl

Das Beste aus Klassik und Film –Sie haben die Wahl!

05. Juli, 11.00 Uhr Laeiszhalle, Großer Saal

entfaltet aber auch eine mysteriöse, fast ex-pressionistische Herbheit. Das ist eine hoch-spannende Mischung, wie sie wohl nur imWien des frühen 20. Jahrhunderts möglichwar – eine Zeit, die mich immer wieder au-ßerordentlich fasziniert.«

Franz Schmidt gehörte der reichen Mu-siktradition der Donaumonarchie an: Ge-boren 1874 im heutigen Bratislava, wirkte erals Orchestermusiker, Pädagoge und erfolg-reicher Komponist in Wien. Neben derOper »Notre Dame« mit ihrem wunschkon-zerttauglichen Zwischenspiel schrieb FranzSchmidt auch vier Sinfonien. Schmidts Er-fahrung und künstlerische Expression kul-minierte in der Apokalypse-Vertonung»Das Buch mit sieben Siegeln«. In blenden-

10. PHILHARMONISCHES KONZERT

Simone Young, DirigentinKlaus Florian Vogt, TenorGeorg Zeppenfeld, BassInga Kalna, SopranBettina Ranch, MezzosopranDovlet Nurgeldiyev, TenorVolker Krafft, OrgelNDR Chor, Staatschor Latvija

Das Buch mit sieben Siegeln

Franz SchmidtDas Buch mit sieben Siegeln

14. Juni, 11.00 Uhr 15. Juni, 20.00 Uhr Laeiszhalle, Großer Saal

Einführung mit Kerstin Schüssler-Bach und Thorsten Stepatham So. um 10.15 Uhr im Kleinen Saalam Mo. um 19.15 Uhr im Kleinen Saal

Vorkonzert »Klangradar 3000«Montag um 18.45 Uhr im Kleinen Saal mitSchülern des Gymnasiums Bondenwald

n ZUM ABSCHLUSS ihrer letzten philhar-monischen Saison hat Simone Young nochzwei Überraschungen parat: Im 10. Philhar-monischen Konzert steht Franz Schmidtsmonumentales spätromantisches Orato-rium »Das Buch mit sieben Siegeln« in Star-besetzung auf dem Programm. Und dieStücke bei Simone Youngs vorerst letztemDirigat in Hamburg bestimmt das Publi-kum: der beliebte Saisonkehraus »Summer-time« steht dann unter dem Motto »Ham-burgwahl«.

Franz Schmidt – so allerweltsmäßig derName klingt, so herausragend ist seinHauptwerk »Das Buch mit sieben Siegeln«.In Österreich genießt es Kultstatus, in(Nord-)Deutschland ist es nur selten zu er-leben. Auch die Philharmoniker Hamburghaben es bislang noch nie gespielt. Dabeigibt es legendäre CD-Aufnahmen unterprominenten Dirigenten wie Nikolaus Har-noncourt oder Dimitri Mitropoulos. »›DasBuch mit sieben Siegeln‹ ist wirklich einMeisterwerk«, sagt auch Simone Young.»Mit seiner nuancierten Klanglichkeit undseiner fast theatralischen Bilderfülle ist esvon atemberaubender Wirkung. Schmidtsetzt einerseits ekstatische Klangwogen frei,

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zur Auswahl: Von Brahms bis Ben Hur, von»Die Macht des Schicksals« bis »Der mitdem Wolf tanzt«, von »Unter Donner undBlitz« bis »Pomp and Circumstance«, vonMozart bis Meyerbeer, von Barber bis Bizet.Aber auch für Ausgefallenes von SteveReich, Thomas Adès oder John Coriglianowürde sich ein Sprung über die Fünf-Pro-zent-Hürde unbedingt lohnen. Auf derWebsite der Philharmoniker oder mit demFormular, das dem Konzertprogrammheftdes 10. Philharmonischen Konzerts beiliegt,kann das Publikum seine Stimme abgeben –und außerdem noch einen ganz persönli-chen Wunschklassiker ins Rennen schicken.Als begleitender Kulturpartner wird NDRKultur während der Wahlperiode etlicheTitel der Liste als Vorgeschmack und Ent-scheidungshilfe spielen. Das Konzert wirdaufgezeichnet und am gleichen Abend um20 Uhr im Radio zu hören sein. SimoneYoung ist sehr gespannt auf die Abstim-mung – und wird sich in ihrer launigen Mo-deration sicher einen Reim darauf machen!

Zum finalen Halali bläst die Horngruppeder Philharmoniker im 6. Kammerkonzert.Schmetternde Jagdmusik wird dabei aller-dings weniger zu hören sein als ein unter-haltsames Potpourri aus Originalwerkenund Bearbeitungen. Ob Bizets »Carmen«oder Glinkas »Ruslan und Ludmilla« – diezehn Hornisten wildern vergnügt imOpernrevier. Aber auch authentische Kom-positionen für das formschön gewundeneBlasinstrument stehen auf dem Programm.Eine Menge Blech also – natürlich nur ma-terialmäßig. Zusammengerechnet immer-hin 40 Meter gewickeltes Rohr wollen ord-nungsgemäß bespielt werden. Und dass diezehn philharmonischen Kollegen allesamthöchste Profis auf diesem schwierigen In-strument sind, werden sie mit tempera-mentvollen, empfindsamen und elegantenTönen locker unter Beweis stellen.

| Kerstin Schüssler-Bach

PHILHARMONIKER Konzerte

gangsszenarien samt apokalyptischen Rei-tern lichtvolle Lobpreisungen von geradezuüberirdischer Schönheit. Der große »Halle-lujah«-Chor gehört wohl zu den eindrucks-vollsten Hörerfahrungen, die man im Kon-zertsaal erleben kann.

Nicht nur aus musikalischer und theolo-gischer, sondern auch aus historischer Sichtist dieses Werk eine komplexe Chronik derZeit. Zu hören ist jedoch auch Schmidtsüberragende kompositorische Meister-schaft, die eben nicht im Epigonentum ver-harrt, sondern einen eigenen, kraftvollen,mitunter auch bewusst archaischen Ton fin-det. Und nicht zuletzt auch den Opernkom-ponisten verrät: Die Partie des EvangelistenJohannes ist nur von führenden Wagner-Te-nören zu meistern. Ein solcher steht bereitmit dem Publikumsliebling Klaus FlorianVogt, zuletzt an der Hamburgischen Staats-oper als Paul in Korngolds »Die tote Stadt«umjubelt. Nicht minder international ge-fragt ist der Bassist Georg Zeppenfeld, derin Hamburg zuletzt als Wagners KönigHeinrich und Landgraf zu erleben war undnun eindrucksvoll die »Stimme des Herrn«verkörpern wird. Auch die Sopranistin IngaKalna kehrt zurück; ebenso wie Mezzoso-pranistin Bettina Ranch. StaatsoperntenorDovlet Nurgeldiyev ist der fünfte Sänger imBunde. Volker Krafft, der in »Wien: Helden-platz« jüngst Österreichisches ganz andererArt am Klavier servierte, übernimmt denOrgelpart. Die anspruchsvolle Chorpartieist in besten Kehlen beim NDR Chor unddem Staats chor Latvija, die in Hamburg mitVerdi, Britten und Mahler reüssierten. Ihrbesonderes Faible für spätromantischeKlangraffinesse hat Simone Young mit ihrenBruckner- und Mahler-Interpretationensowie mit einer rauschenden Premiere vonKorngolds »Die tote Stadt« an der Staats-oper Hamburg bewiesen. Das Konzert amMontag, 15. Juni wird von ARTE live perWebstream auf concert.arte.tv übertragen.

Das Zwischenspiel aus Schmidts »NotreDame« steht auch auf dem Wahlzettel für»Summertime«. Ob es am 5. Juli gespieltwird, hängt ganz vom Hamburger Publi-kum ab. Denn erst nach dem Gang zurWahlurne wird das Programm von SimoneYoungs Abschiedskonzert zusammenge-setzt. In fünf Kategorien stehen 41 Werke

Inga Kalna, Bettina Ranch, Dovlet Nurgeldiyev

SIGNIERSTUNDE MIT SIMONE YOUNGIm Anschluss an das 10. PhilharmonischeKonzert am Sonntag, 14. Juni und Montag 15. Juni signiert Simone Young im Foyer der Laeiszhalle.

6 .20 14/ 15 JOURNAL 35

der orchestraler Fülle und mit einem riesi-gen Aufgebot von fünf Solisten, Orgel undChören vollendet es die deutsch-österrei-chische Spätromantik. Uraufgeführt 1938,im Jahr des »Anschlusses« Österreichs anNazi-Deutschland, steht es auch historischals Endzeitwerk. Schmidt starb bereits einJahr später, nicht ohne vorher von denNazis als bedeutendster lebender Kompo-nist Österreichs hofiert worden zu sein.

Franz Schmidt vertonte die neutesta-mentliche Apokalypse, die Offenbarung desJohannes, als grandioses akustisches Pano -rama. In einer Vision schaut Johannes denGottesthron und das Buch mit sieben Sie-geln. Das Öffnen der Siegel bringt Leid undVerderben über die Menschen. Nach demSieg des Erzengels Michael über das Bösekünden sieben Posaunen vom Jüngsten Ge-richt, das die Leiden beendet: Gottes Ge-rechtigkeit triumphiert.

In packender Bildhaftigkeit setzt FranzSchmidt gegen die dramatischen Unter-

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URAUFFÜHRUNG VON BEAT FURRERS »LA BIANCA NOTTE«

Die letzte Neuproduktion ihrer Amtszeit als Hamburgische Generalmusikdirektorin und Opernintendantin dirigierte Simone Young am 10. Mai 2015, sie leitete die Uraufführung von Beat Furrers »la bianca notte«. Für ihre Interpretation des Auftragswerks, für das der Schwei-zer Komponist Szenen aus dem Leben des italienischen Dichters Dino Campana in Musik setzte, gab es am Ende viel Applaus für alle Be-teiligten: Derek Welton, Tanja Ariane Baumgartner, Tómas Tómasson, Simone Young, Golda Schultz und Tigran Martirossian (1). Über den Erfolgfreuten sich auch die Mezzosopranistin Tanja Ariane Baumgartner und Beat Furrer (2) sowie Regisseur Ramin Gray, Simone Young, Beat Furrerund Operndirektor Francis Hüsers (3). Bei den Premierengästen kam das neue Werk gut an: Dr. Egon Hagen und María Teresa Sarmiento mitEva und Klaus Linne (4), Else Schnabel und Rita Feldmann (5), Frauke Stroh und Filmregisseur Ralf Pleger (6) sowie Hannelore Lay (Stiftung Kin-derjahre) (7). Ingrid von Heimendahl und Dr. h.c. Hans-Heinrich Bruns – hier mit Anne-Kathrin Urbach – von der Stiftung zur Förderung der Ham-burgischen Staatsoper, die zusammen mit der ZEIT-Stiftung Gerd und Ebelin Bucerius den Kompositionsauftrag für »la bianca notte«großzügig unterstützt hatte, warben für ihr Anliegen (8). Ebenfalls unter den Gästen: Annemarie und Prof. Dr. Hermann Rauhe (9), Ingeborg zuSchleswig-Holstein und Alexandra von Rehlingen (10) und Sonja Lahnstein-Kandel und Prof. Dr. Manfred Lahnstein (11).

LEUTE

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36 JOURNAL 6 .20 14/ 15

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38 JOURNAL 6 .20 14/ 15

JULI

Z U M L E T Z T E N M A L I N D I E S E R

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NapoliEdvard Mads Ebbe Helsted, HolgerSimon Paulli, Niels Wilhelm Gade,Hans Christian Lumbye› 19:30 - 22:15 Uhr › € 5,– bis 98,–B | Mi1

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ZEIT | BALLETT – JOHN NEUMEIER

Tatjana Lera Auerbach› 19:30 - 22:30 Uhr › € 5,– bis 98,–B | VTg1

ZUM LETZTEN MAL IN DIESER SPIEL-

ZEIT | BALLETT – JOHN NEUMEIER

Die kleine Meerjungfrau Lera Auerbach› 19:30 - 22:00 Uhr › € 5,– bis 98,–B | VTg4

ZUM LETZTEN MAL IN DIESER SPIEL-

ZEIT | BALLETT – JOHN NEUMEIER

Shakespeare Dances - Die ganzeWelt ist Bühne Vivaldi, Tippett,Mozart› 19:00 - 22:45 Uhr › € 6,– bis 107,–A | BalKl1

P R E M I E R EIn the Locked Room / Persona*Huw Watkins, Michael Langemann› 18:00 Uhr › € 18,–, erm. 12,–› Opera stabile

ZUM LETZTEN MAL IN DIESER SPIEL-

ZEIT | BALLETT – JOHN NEUMEIER

Tod in Venedig Johann SebastianBach, Richard WagnerEinführung 18.45 Uhr (Stifter-Longe)› 19:30 - 22:00 Uhr › € 5,– bis 98,–B | So1, Serie 39

4. Sonderkonzert »Summertime«› 11:00 Uhr › € 15,– bis 55,90› Laeiszhalle, Großer Saal

In the Locked Room / Persona*Huw Watkins, Michael Langemann› 19:30 Uhr › € 18,–, erm. 12,–› Opera stabile

B A L L E T T Gastspiel Houston Ballet › 19:30 Uhr › € 5,– bis 98,– | B | Bal 1

In the Locked Room / Persona*Huw Watkins, Michael Langemann› 19:30 Uhr › € 18,–, erm. 12,–› Opera stabile

JUNI

Simon Boccanegra* (ausverkauft)Giuseppe Verdi› 19:30 - 22:30 Uhr › € 6,– bis 132,–| S

B A L L E T T – J O H N N E U M E I E R Shakespeare Dances - Die ganzeWelt ist Bühne Vivaldi, Tippett,Mozart › 19:00 - 22:45 Uhr › € 5,– bis 87,–C | Gesch 1

B A L L E T T – J O H N N E U M E I E R Shakespeare Dances - Die ganzeWelt ist Bühne Vivaldi, Tippett,Mozart› 19:00 - 22:45 Uhr › € 5,– bis 98,–B | Gesch Ball

Simon Boccanegra*Giuseppe Verdi› 19:30 - 22:30 Uhr › € 6,– bis 107,–A | Sa2

Ballett-Werkstatt Leitung John Neumeieröffentliches Training ab 10.30 Uhr› 11:00 € 3,– bis 25,– | F

Madama Butterfly* Giacomo Puccini› 19:30 - 22:15 Uhr › € 5,– bis 98,–B | VTg3, Serie 69

10. Philharmonisches Konzert› 11:00 Uhr › € 10,– bis 48,–› Laeiszhalle, Großer Saal

10. Philharmonisches Konzert› 20:00 Uhr › € 10,– bis 48,– › Laeiszhalle, Großer Saal

Buchvorstellung Jürgen Rose › 19:00 Uhr, › Stifter-Lounge

Musikkontakte OpernIntro »Madama Butterfly«› 10:00 - 13:00 Uhr › auch am 16.und 18. Juni › geschlossene Veran-staltung für Schulklassen (Anmel-dung erforderlich)

Simon Boccanegra*Giuseppe Verdi› 19:30 - 22:30 Uhr › € 5,– bis 87,–C | Do2

La Belle Hélène*Jacques Offenbach› 19:30 - 22:20 Uhr › € 5,– bis 98,–B | Fr1

Madama Butterfly*Giacomo Puccini› 19:30 - 22:15 Uhr › € 6,– bis 107,–A | Sa1

ZUM LETZTEN MAL IN DIESER SPIELZEIT

Simon Boccanegra*Giuseppe Verdi› 18:00 - 21:00 Uhr › € 5,– bis 98,–B | So2, Serie 48

6. Kammerkonzert › 11:00 Uhr › € 9,– bis 20,– › Laeiszhalle, Kleiner Saal

La Belle Hélène*Jacques Offenbach› 19:30 - 22:20 Uhr › € 5,– bis 87,–C | Di2, Oper kl.1

ZUM LETZTEN MAL IN DIESER SPIELZEIT

Madama Butterfly*Giacomo Puccini› 19:30 - 22:15 Uhr › € 5,– bis 87,–C | Mi2

ZUM LETZTEN MAL IN DIESER SPIELZEIT

La Belle Hélène* Jacques Offenbach› 19:30 - 22:20 Uhr › € 5,– bis 87,–C | Do1

4 1 . H A M B U R G E R B A L L E T T-TAG E

P R E M I E R E A | B A L L E T T –J O H N N E U M E I E R Peer Gynt Alfred Schnittke› 18:00 Uhr › € 7,– bis 176,– P | PrA

ZUM LETZTEN MAL IN DIESER SPIEL-

ZEIT | BALLETT – JOHN NEUMEIER

Romeo und Julia Sergej Prokofjew› 19:00 - 22:00 Uhr › € 5,– bis 98,–B

ZUM LETZTEN MAL IN DIESER SPIEL-

ZEIT | PREMIERE B | BALLETT –

JOHN NEUMEIER

Peer Gynt Alfred Schnittke19:00 Uhr › € 5,– bis 98,– | B | PrB

21 So

01 Mi

02 Do

03 Fr

04 Sa

15 Mo

18 Do

24 Mi

23 Di

25 Do

28 So

29 Mo

30 Di

10 Mi

11 Do

12 Fr

13 Sa

14 So

05 So

06 Mo

07 Di

DER SPIELPLAN

19 Fr

20 Sa

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B A L L E T T Gastspiel Houston Ballet › 19:30 Uhr › € 5,– bis 98,– | B | Bal 2

ZUM LETZTEN MAL IN DIESER SPIEL-

ZEIT | BALLETT – JOHN NEUMEIER

Winterreise Zender, Schubert› 19:30 - 21:15 Uhr › € 5,– bis 98,–B | Di3

In the Locked Room / Persona*Huw Watkins, Michael Langemann› 19:30 Uhr › € 18,–, erm. 12,–› Opera stabile

ZUM LETZTEN MAL IN DIESER SPIEL-

ZEIT | BALLETT – JOHN NEUMEIER

Giselle Adolphe Adam› 19:30 - 22:00 Uhr › € 5,– bis 98,–B | BalKl2

In the Locked Room / Persona*Huw Watkins, Michael Langemann› 19:30 Uhr › € 18,–, erm. 12,–› Opera stabile

ZUM LETZTEN MAL IN DIESER SPIEL-

ZEIT | BALLETT – JOHN NEUMEIER

Othello Arvo Pärt, AlfredSchnittke, Naná Vasconcelos u.a.› 20:00 - 22:45 Uhr › € 6,– bis107,– | A | Sa2

Nijinsky-Gala › 18:00 Uhr › € 6,– bis 197,– | Bal 1

ZUM LETZTEN MAL IN DIESER SPIELZEIT

In the Locked Room / Persona*Huw Watkins, Michael Langemann› 19:30 Uhr › € 18,–, erm. 12,– › Opera stabile

* Aufführung mit deutschen Über-texten.

Die Produktionen »Madama Butterfly«, »Na-poli«, »Tatjana« und »Die kleine Meerjungfrau«werden unterstützt durch die Stiftung zur För-derung der Hamburgischen Staatsoper.

»In the Locked Room«/»Persona« ist eine Pro-duktion des Internationalen Opernstudios. DasOpernstudio wird gefördert von der Körber-Stiftung, der Stiftung zur Förderung derHamburgi schen Staatsoper, der Commerzbank,der Nordmetall-Stiftung und Herrn Dr. WinfriedStöcker.

Öffentliche Führungen durch die Staatsoper am 18., 19. und 23. Juni, jeweils 13.30 Uhr. Treff-punkt ist der Bühneneingang. Karten (€ 6,-) erhältlich beim Kartenservice der Staatsoper.

11 Sa

12 So08 Mi

09 Do

10 Fr

KASSENPREISE

Pre

isg

rup

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* Vier Plätze für Rollstuhlfahrer (bei Ballettveranstaltungen zwei)

Platzgruppe

1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11*

F € 25,– 23,– 21,– 18,– 15,– 11,– 9,– 8,– 6,– 3,– 5,–

D € 74,– 68,– 62,– 54,– 42,– 29,– 22,– 13,– 10,– 5,– 10,–

C € 87,– 78,– 69,– 61,– 51,– 41,– 28,– 14,– 11,– 5,– 10,–

B € 98,– 87,– 77,– 67,– 57,– 45,– 31,– 17,– 11,– 5,– 10,–

A € 107,– 95,– 85,– 75,– 64,– 54,– 34,– 19,– 12,– 6,– 10,–

S € 132,– 122,– 109,– 98,– 87,– 62,– 37,– 20,– 12,– 6,– 10,–

P € 176,– 162,– 147,– 129,– 107,– 77,– 48,– 26,– 13,– 7,– 10,–

L € 38,– 29,– 18,– 9,– (abweichende Platzaufteilung) 5,–

SOMMERBESPIELUNG

vom 12. bis 30. August

»Jesus Christ Superstar« 12.-23. August. Dienstag bis Samstag 20.00 Uhr, Samstag auch 15.00 Uhr, Sonntag 16.8. 14.00 und 19.00 UhrSonntag 23.8. 11.00 und 14.00 Uhr

»Yamato« 25.-30. August; Dienstag bis Freitag 20.00 Uhr, Samstag auch 16.00 UhrSonntag 15.00 Uhr

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Die Oper ist ein Kraftwerk der Gefühle«, sagt der Fil-memacher und Schriftsteller Alexander Kluge. Aberdie vertonte dramatische Dichtung hat sich mir zu-nächst nicht erschlossen. Auf dem Land in Schleswig-Holstein aufgewachsen, war Hamburg weit und die

Staatsoper ein Kulturtempel, der eher Respekt einflößte denn denWunsch, in sein Innerstes vorzudringen. Oper gab es für meine Ge-neration vor allem in Annäherungen über die Popularmusik, überdie Rockoper »Tommy« (1969) der britischen Rockgruppe »TheWho«. Im Mittelpunkt der taubstumme und blinde Tommy Walker.Ein Ausgegrenzter im Zentrum einer »Oper«, der am Flipperauto-mat Weltmeister wird: das gefiel mir.

Oper, das war aber auch Werner Herzogs Film »Fitzcarraldo«(1982) mit dem legendären Klaus Kinski als Kautschuk-Baron in derHauptrolle, als Abenteurer besessen von der Idee der Errichtungeines Opernhauses im peruanischen Dschungel, um dort Enrico Ca-ruso auftreten zu lassen. Und Oper fand in ihrer theatralischstenund pompösesten Parodie – anknüpfend an den Marx Brothers Film»A Night at the Opera« – im gleichnamigen Album der britischenRockgruppe »Queen« statt. Bohemian Rhapsody, ein Freddie Mer-cury-Song für die Ewigkeit.

Googelt man heute unter den Suchbegriffen Oper und Ballett,dann gelten die ersten sieben Einträge dem Hamburg Ballett vonJohn Neumeier und der Hamburgischen Staatsoper. Und auch miröffneten sich die heiligen Hallen der Oper als Student über den Tanz.Mit stark ermäßigten Tickets des Kulturrings der Jugend saß ich fas-ziniert in »Ein Sommernachtstraum« (1977), in »Dornröschen«(1978) und später im Michel in der »Matthäus-Passion« (1981). Ichwar zutiefst berührt, hatte einen neuen kulturellen Kontinent ent-deckt, der mich nie wieder loslassen sollte. Bis heute schließen jeg-liche Formen von Cross-Over-Begegnungen junge Menschen fürBallett und Oper auf, die wie ich erst einmal über die Schwelle ge-führt werden müssen.

Ein besonderer Glücksfall meines beruflichen Lebens war es, als2013 das Bundesjugendballett das Rahmenprogramm des Hanse-Merkur Preises für Kinderschutz, der ältesten deutschen Sozialaus-zeichnung, in Hamburg gestaltete. Den Hauptpreis erhielten damalsdie Integrativen barrierefreien Gruppen des TV Schiefbahn 1899e.V. aus Willich bei Mönchengladbach. Ein Inklusionsprojekt vonmittlerweile 130 Kindern mit und ohne Handicap in elf Sportgrup-pen. Im Respekt vor der Arbeit des jeweils anderen vereinbarten dieProfitänzer des Ballettzentrums Hamburg und die jungen Sportlerim Herbst 2014 einen Workshop in Nordrhein-Westfalen. Was dortinnerhalb eines Tages entstand, gehört zu den anrührendsten undbewegendsten Momenten meines Lebens. Momente von großerKlarheit und Konzentration, Choreografien von großer Würde undSchönheit. Ich fühlte mich an die Worte des Regisseurs DominikGraf erinnert: »Manchmal ist das Herz zu klein für die Gefühle.« Am8. Mai 2015 übernahm John Neumeier die Schirmherrschaft überdie Verleihung der 34. HanseMerkur Preise für Kinderschutz. DasRahmenprogramm war gelebte Inklusion. Es tanzten das Bundesju-gendballett und die Inklusionssportler, Kinder und Jugendliche ausWillich. John Neumeier sagte: »Ballett weckt Gefühle, ohne sie mitWorten zu erklären. Wenn ich ein tanzendes Kind sehe, bin ich ›be-wegt‹. Weil ich denke: wie wunderbar kann der Mensch sein.« Fürmich hatte sich an diesem Abend ein Kreis geschlossen, der beiTommy Walker seinen Ausgang nahm.

Getanzte Inklusion

HEINZ-GERHARD WILKENS wurde in Rends-burg geboren. Er studierte Germanistik, Anglistikund Medienwissenschaften in Kiel, Tübingen,Gießen, Edinburgh und Hamburg. Seit 1996 lei-tet er die Abteilung Presse- und Öffentlichkeits-arbeit der HanseMerkur Versicherungsgruppe.

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FINALE

IMPRESSUM | KARTENSERVICE Herausgeber: Hamburgische Staatsoper GmbH, Große Theaterstr. 25, 20354 Hamburg | Geschäftsführung: Simone Young, Opernintendantin und Generalmusikdirektorin /John Neumeier, Ballettintendant / Detlef Meierjohann, Geschäftsführender Direktor | Konzeption und Redaktion: Dramaturgie, Pressestelle, Marketing; Bettina Bermbach,Annedore Cordes, Matthias Forster, Kerstin Schüssler-Bach (Oper); André Podschun, Daniela Rothensee (Ballett) | Autoren: Anja Bornhöft, Hans Juergen Fink, Hans-Michael Schäfer, Nathalie Schmidt, Heinz-Gerhard Wilkens, Judith Zeitner | Mitarbeit: Daniela Becker | Opernrätsel: Moritz Lieb | Fotos: Holger Badekow, Benjamin Ealovega, Berthold Fabricius, Houston Ballet, Jürgen Joost, Jörn Kipping, Jörg Landsberg, Klaus Lefebvre, Masa Ogawa, Jürgen Ohneiser, Pamela Raith, Andreas Schaad,Tim Schober, Sony Classical, Bernd Uhlig, Horst Warneyer | Titel: Holger Badekow | Gestaltung: Annedore Cordes, Holger Badekow (Ballett) | Anzeigenvertretung:Antje Sievert Tel.: 040/450 698 03, [email protected] | Litho: Repro Studio Kroke | Druck: Hartung Druck + Medien GmbH

Tageskasse: Große Theaterstraße 25, 20354 HamburgMontags bis Sonnabends: 10.00 bis 18.30 Uhr Sonn- und Feiertags für den Vorverkauf geschlossen. Die Abendkasse öffnet 90 Minuten vor Beginn derAufführung. Es werden ausschließlich Karten für die je-weilige Vorstellung verkauft. Telefonischer Kartenvorverkauf: 040/35 68 68Montags bis Sonnabends: 10.00 bis 18.30 UhrAbonnieren Sie unter Telefon 040/35 68 800Vorverkauf: Karten können Sie außer an der Tages-kasse der Hamburgischen Staatsoper an den bekann-ten Vorverkaufsstellen in Hamburg sowie bei derHamburg Tourismus GmbH (Hotline 040/300 51777;www.hamburg-tourismus.de) erwerben.

Schriftlicher Vorverkauf: Schriftlich und telefonischbestellte Karten senden wir Ihnen auf Wunsch gernezu. Dabei erheben wir je Bestellung eine Bearbei -tungs gebühr von € 5,–, die zusammen mit demKarten preis in Rechnung gestellt wird. Der Versanderfolgt nach Eingang der Zahlung.Postanschrift: Hamburgische Staatsoper, Postfach,20308 Hamburg; Fax 040/35 68 610Gastronomie in der Staatsoper:Tel. 040/35019658, Fax: 35019659www.godionline.com

Die Hamburgische Staatsoper ist online:www.staatsoper-hamburg.dewww.staatsoper-hamburg.mobiwww.philharmoniker-hamburg.dewww.hamburgballett.de

Das nächste Journal erscheint Mitte August

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Oper sinnlich erfahrbar machenDie Staatsoper Hamburg unter Simone Young

Welchen Bedingungen muss sich ein international arbeitendes

Opernhaus heute künstlerisch, programmatisch, organisatorisch

und ökonomisch stellen, wenn es erfolgreich sein will? Der Ab-

schluss der zehnjährigen Amtszeit von Simone Young als Intendan-

tin der Staatsoper Hamburg von 2005 bis 2015 bietet Anlass zur

Auswertung und Dokumentation der Hamburger Opernarbeit die-

ser Zeit:

Wie wichtig ist zum Beispiel das Studium der Partitur in Original-

quellen für den Dirigenten? Wie lässt sich die Ensemblepflege mit

dem Gastengagement reisender Opernstars vereinbaren? Wie ver-

hält sich auf dem Spielplan die Barockoper zu Wagner und Verdi?

Welche Bedeutung kommt dem so genannten Regietheater in der

Oper zu? Und auch: Welche Perspektive hat das zeitgenössische

Opernschaffen? Ist Hochkultur ein Wirtschaftsfaktor? Brauchen

wir Opernkritik im Feuilleton?

Der Dokumentations- und Auswertungsband der Staatsoper Ham-

burg diskutiert diese Fragen in allgemeingültiger Form mit konkre-

tem Bezug zur Opernpraxis in Hamburg – ein Opernbuch für kri-

tische Liebhaber, das mit seiner Fülle aus exzellenten Fotografien

einen sinnlichen Rückblick wirft auf diese wichtige Dekade im

Hamburger Kulturleben.

n Alle Opernpremieren aus 10 Jahren Staatsoper Hamburg

n Alle Konzertprogramme der Philharmoniker Hamburg

n Aktuelle Themen der Opernarbeit

n Ansprechender Erinnerungs- und Geschenkband

»Meiner Überzeugung nach basiert herausragende musikalische

Arbeit auf einer wirklich soliden und fundierten intellektuellen

Auseinandersetzung mit dem Werk. Erst dann kann man mit

dem Stoff auf der Bühne spontan und leidenschaftlich umgehen.«

Simone Young, 2009

OPER SINNLICH ERFAHRBAR MACHENDIE STAATSOPER HAMBURG UNTER SIMONE YOUNGherausgegeben von der Staatsoper Hamburg

ca. 265 Seiten ca. 100 FarbabbildungenKlappenbroschur mit Bonus-CDFormat 17 x 22,5 cmISBN: 978-3-86218-071-4Dölling und Galitz Verlag14,90 €

Ab 8. Juni an der Staatsoper und im Buchhandel erhältlich!

Page 44: 41. HAMBURGER BALLETT-TAGE 28.JUNI – 12. …...HAMBURGER BALLETT-TAGE 28.JUNI – 12. JULI 2015 DAS MAGAZIN DER HAMBURGISCHEN STAATSOPER 6 2014/15 JUNI, JULI F 5 chleswig lstein

Tickets: 040 - 35 68 68 · 040 - 450 118 676 · 01806 - 10 10 11 (0,20 €/Anruf aus dem Festnetz, Mobilfunk max. 0,60 €/Anruf)

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