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Berichte und Analysen zur Wirtschaftslage http://economicresearch.ba-ca.com Nummer 1/2005 Ein Mitglied der HVB Group 2004: starke Exportentwicklung 2005: Inlands- nachfrage zieht nach 2004: starke Exportentwicklung 2005: Inlands- nachfrage zieht nach

2004: starke Exportentwicklung 2005: Inlands- nachfrage ... · KONJUNKTUR / ÖSTERREICH Report 1/2005 05 wachsen. Immerhin wird aber diese Zuwachsrate über dem Durchschnittswert

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  • Berichte und Analysen zur Wirtschaftslage http: / / economicresearch.ba-ca.com Nummer 1/ 2005

    Ein Mitglied der HVB Group

    2004: starke Exportentwicklung

    2005: Inlands-nachfrage zieht nach

    2004: starke Exportentwicklung

    2005: Inlands-nachfrage zieht nach

  • Berichte und Analysen zur Wirtschaftslage Nummer 1 / 2005 http://economicresearch.ba-ca.com

    Editorial .....................................................................................................................................................................3

    KonjunkturÖsterreich-Konjunktur..............................................................................................................................................4BA-CA Konjunkturindikator .....................................................................................................................................6Internationale Konjunktur .......................................................................................................................................7Osteuropa-Konjunktur .............................................................................................................................................8Branche: Österreichs Elektro- und Elektronikindustrie .........................................................................................10

    FinanzmarktFinanzmarkt Ausblick .............................................................................................................................................13

    ThemenBankenmarkt Montenegro.....................................................................................................................................14Leistungsbilanzen in CEE ........................................................................................................................................18

    Tabellen Österreich/ International ........................................................................................................................................20Osteuropa ................................................................................................................................................................22

    Die Autoren dieser Ausgabe:

    Mag. Stefan Bruckbauer ................................Leiter-Stv. der Abteilung Konzernvolkswirtschaft der Bank Austria CreditanstaltMag. Kurt Fesselhofer ..................................Mitarbeiter der Abteilung Konzernvolkswirtschaft der Bank Austria CreditanstaltDr. Sándor Gardó ..........................................Mitarbeiter der Abteilung Konzernvolkswirtschaft der Bank Austria CreditanstaltDr. Hans Holzhacker ......................................Mitarbeiter der Abteilung Konzernvolkswirtschaft der Bank Austria CreditanstaltMag. Marianne Kager ..................................Leiterin der Abteilung Konzernvolkswirtschaft der Bank Austria CreditanstaltMag. Walter Pudschedl..................................Mitarbeiter der Abteilung Konzernvolkswirtschaft der Bank Austria CreditanstaltMag. Günter Wolf ........................................Mitarbeiter der Abteilung Konzernvolkswirtschaft der Bank Austria Creditanstalt

    Impressum: REPORT

    Herausgeber, Verleger, Medieninhaber: Bank Austria Creditanstalt AGhttp: / / www.ba-ca.comE-Mail: [email protected]: Abteilung Konzernvolkswirtschaft und Marktanalysen; Produktion: Public RelationsAuskünfte: + 43 (0) 50505 / DW 41964 (Inhalt), + 43 (0) 50505 / DW 56141 (Bestellung)Redaktionsschluss: 4. Februar 2005Abdruck – auch auszugsweise – nur mit QuellenangabeDruck: AV-Druck, Faradaygasse 6, 1030 Wien Design & Grafik: Horvath, LeobendorfGedruckt auf chlorfrei gebleichtem PapierTitelfoto: Mauritius

    Publikationen-Service:

    Telefon: + 43 (0) 50505 / DW 56148 Fax: + 43 (0) 50505 / DW 56945E-Mail: [email protected]

    Über die neuesten Publikationen zu Österreich und CEE informieren Sie die BA-CA EconomicNews. Die Anmeldung für den Gratisbezug des Newsletters kann direkt unter http: / / economicresearch.ba-ca.com vorgenommen werden.

    Offenlegung nach §25 Mediengesetz

    Herausgeber und Medieninhaber:Bank Austria Creditanstalt AG, 1030 Wien,Vordere Zollamtsstraße 13, und 1010 Wien,Am Hof 2, Telefon 050505-0Unternehmensgegenstand: Bank

    Aufsichtsrat:

    Randa Gerhard, Dkfm. Vorsitzender, Mitglied des Konzernvorstan-des, Bayerische Hypo- und Vereinsbank AG

    Humer RudolfVorsitzender StellvertreterVorstand, P Vermögensverwaltung AG

    Becker Erich, Dkfm. Dr., KommR

    Crippa Alberto, Dr.

    Fehle Armin Gebhard, Prof. Dkfm.Kommunikationsberater

    Fuhrmann HedwigVorsitzende ZBR

    Heinzl Wolfgang1. stv. Vorsitzender ZBR

    Jentzsch Stefan, Dr.Mitgl. d. Konzernvorstandes,Bayerische Hypo- und Vereinsbank AG

    Lang WolfgangZBR

    Lehner Adolf, Mag.2. stv. Vorsitzender ZBR

    Kruschik HeribertZBR

    Mayr Gerhard, DI, MBA

    Mendel MichaelMitglied des Konzernvorstandes, Bayerische Hypo- und Vereinsbank AG

    Rauch Franz KRGeschäftsführender Franz Rauch GesmbH.

    Sorger Veit, Dr.Präsident der Vereinigung der österreichischen Industrie

    Sprißler Wolfgang, Dr.Mitgl. d. Konzernvorstandes,Bayerische Hypo- und Vereinsbank AG

    Schlager ThomasZBR

    Vorstand:

    Erich Hampel, Dr. Vorsitzender, Generaldirektor

    Wolfgang Haller, Mag.Vorsitzender-Stv., Gen.dir-Stv.

    Cernko WillibaldVorstandsdirektor

    Ermisch StefanVorstandsdirektor

    Willi Hemetsberger, Mag.Vorstandsdirektor

    Regina Prehofer, DDr. Vorstandsdirektor

    Johann Strobl, Dr.Vorstandsdirektor

    Grundlegende Richtung: Nationale und internationale Wirtschaftsprognosen undAnalysen

  • Für die österreichischeIndustrie war 2004 eingutes Jahr. Mit ca. 7 %Produktionswachstum inden ersten drei Quartalendes abgelaufenen Jahreswurde nicht nur die Pe-riode einer „Fast-Stag-nation“ – magere 1% p.a.in der Periode 2001– 2003– überwunden; was je-doch viel mehr zählt ist,dass mit diesem Ergebnisdie österreichische In-dustrie den Wachstums-rekord in den EU-15 er-zielt hat.

    In keinem der alten Mit-gliedstaaten konnte sich dieIndustriekonjunktur so gutentwickeln wie in Österreichund Österreich hat damitauch so manchen neuenMitgliedstaat geschlagen.

    Getrieben wurde die In-dustriekonjunktur von denExporten, die immerhin vonJänner bis November 2004eine Wachstumsrate von11% erzielen konnten. Das„Erstaunlichste“ an diesemErgebnis ist jedoch nicht,dass Österreich hohe Zu-wachsraten nach Osteuropaund Russland aufweisenkonnte, sondern die Export-erfolge in die USA, aber auchnach Deutschland, unseremnach wie vor größten Ex-portmarkt.

    Ein Exportzuwachs von33 % – auch wenn hier u.U.

    damit der Euro gegenüberdiesen Währungen teurerwurde, d.h. aufgewertet hat.

    Europas Wirtschaftverliert daher in Asien, derderzeit dynamischsten Wirt-schaftsregion, an Wettbe-werbsfähigkeit. Chinas BIPist auch 2004 wiederum mitmehr als 9 % gewachsen, inden anderen Staaten Südost-asiens lag das Wachstumzwischen 5 % und 7 %. Im-merhin gehen bereits fast15 % der (Extra-)Euroraum-exporte nach Asien fast soviel wie in die USA. Alleinenach China gehen über 3 %der Exporte, in die anderenaufstrebenden Länder Süd-ostasiens mehr als 7 %.

    Dies wird eine der ganzgroßen Herausforderungendes Jahres 2005 sein. Den-noch sollte sich ÖsterreichsIndustrie über die Erfolgedes Jahres 2004 freuen, dennsie zeigen letztlich von einergesunden Stärke diesesSektors.

    Sondereffekte wie die an-laufende Produktion einesLuxusklasseautos in der Auto-mobilindustrie eine Rollespielten – ist gerade auchangesichts des schwachenUS-Dollar eine Sensation.

    Nicht minder positiv isteine 11% Exportsteigerungnach Deutschland zu bewer-ten, wenn man bedenkt, dassdiese Wirtschaft nur mit1,6 % gewachsen ist unddementsprechend schwachsind auch die ImporteDeutschlands. Faktum ist,dass Österreich am deut-schen Markt Marktanteile ge-winnen konnte, immerhinvon 5,2 auf 5,4 %.

    Wachstumsmotoren inIndustrie und Export warendie technischen Branchen,allen voran die Fahrzeug-industrie, mit einer Produk-tionssteigerung von 31% (!),aber auch die Maschinen undMetallwarenindustrie sowiedie Erdölindustrie mit ihremgestiegenen Raffinierie-output.

    Österreich ist im letztenJahrzehnt zu einem „Auto-cluster“-Land geworden; undwenn heute oft auf unsereöstlichen Nachbarn mit ihrenaufstrebenden Autoclusterngeschaut wird – Ungarn pro-duziert heute schon 122.000Autos, die Slowakei 281.000,Tschechien 436.000 – so darfman nicht vergessen, dassauch in Österreich immerhin

    über 220.000 Autos (end)ge-fertigt werden, die wesent-lich zum Produktionsvolumender Branche von 13 Mrd. Euround zur Wertschöpfung vongut 3 Mrd. Euro beitragen,was immerhin 7 % der in-dustriellen Wertschöpfungausmacht.

    Trotz dieser erfreulichenErfolge 2004 darf man nichtübersehen, dass sich für daslaufende Jahr schon wiederWolken am Konjunktur-himmel zusammenziehen.Alle Indikatoren sagen uns,dass die Dynamik der In-dustrieproduktion ihrenHöhepunkt zur Jahresmitte2004 überschritten hat.

    Die für Europa, aberauch für die USA, erwarteteschwächere Konjunktur so-wie die Aufwertung des Eurogegenüber dem US-Dollar,aber auch gegenüber denasiatischen Währungen (!),machen sich nunmehr in denOrderbüchern der Industriebemerkbar.

    Insbesondere der schwa-che US-Dollar wird die euro-päische Wirtschaft 2005 starkunter Druck bringen. Undhierbei geht es nicht nur umdie Absatzmärkte in den USA,sondern vor allem auch inAsien. Die asiatischen Wäh-rungen haben nämlich ge-genüber dem US-Dollar garnicht (China) bzw. nur ganzgeringfügig aufgewertet, wasaber gleichzeitig heißt, dass

    [email protected]

    Marianne Kager EDIT

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    Was wären die großen Erfolge ohne die kleinen?

    03Report 1 / 2005

  • KONJUNKTUR / ÖSTERREICH

    04 Report 1 / 2005

    basis fakturierten Importwarensowie Urlauben im Dollar-raum für die Konsumentendurchaus positiv, für die Ex-porte außerhalb des Euro-raumes stellt allerdings dieseEntwicklung eine zusätzlicheBelastung dar.

    Für 2005 prognostizierenwir daher für den Euroraumein Wirtschaftswachstum von1,5 % (real), also etwas gerin-ger als im Vorjahr.

    Aus derzeitiger Sicht kannfür den Euroraum jedoch für2006 eine Beschleunigungvorhergesagt werden. So solltezum Beispiel die deutscheWirtschaft eine leichte Auf-wärtstendenz erreichen kön-nen und mit 1,7 % (real)wieder etwas stärker wach-

    sen. In Summe wird aber dieBIP-Steigerung im Eurolandim Durchschnitt nur bei 2,0 %liegen.

    Die österreichische Wirt-schaft wuchs 2004 ab der Jah-resmitte in allen Komponen-ten. In der Folge wird jedochdie Konjunktur zunehmendvon der inländischen Nach-frage getragen, da die Export-tätigkeit aufgrund der wiederschwächer werdenden Nach-frage aus dem Euroraumdeutlich langsamer wächst.Für 2005 rechnen wir miteinem Wirtschaftswachstumin Höhe von 1,9 % (real).Damit wird zum vierten Malin Folge die österreichischeWirtschaft unter ihrem lang-fristigen Durchschnittswert

    Die Dynamik der öster-reichischen Konjunktur er-reichte im zweiten Halb-jahr 2004 ihren Höhepunktund flachte in der Folgezunehmend ab. Trotz deut-lich schwächerer Export-zuwächse kann aber 2005dank des zunehmendenKonsums dennoch miteinem BIP-Zuwachs von1,9 % (real) gerechnet wer-den. Für 2006 erwartenwir ein Wirtschaftswachs-tum von 2,3 %.

    Die österreichische Wirt-schaft ist auf Grund ihrer star-ken Verflechtung mit demAusland (immerhin erreichten2004 die Exporte und die Im-porte im weiteren Sinn eineGrößenordnung von 50 %bzw. 45 % des BIP, Tendenz inden nächsten Jahren weitersteigend) naturgemäß inhohem Ausmaß abhängig vonder Entwicklung der inter-nationalen Wirtschaft.

    Weltweit wuchs 2004 dieWirtschaft im Durchschnittum 3,9 % (real). Allerdingshatten die für die österrei-chischen Exporte wichtigstenAbnehmerländer nur wenigzu dieser dynamischen Ent-wicklung beigetragen. DasEuroland konnte nur einenZuwachs von 1,8 % (real) er-zielen und der für Österreichwichtigste Handelspartner,nämlich Deutschland, er-reichte nur ein Wirtschafts-wachstum von 1,2 %.

    2005 ist mit keinem um-fassenden Wirtschaftsauf-

    schwung zu rechnen. Diedeutsche Wirtschaft wird erstgegen Jahresende an Dyna-mik gewinnen können, sodassfür das laufende Jahr, wie2004, nur mit einem BIP-Zuwachs von 1,2 % (real) ge-rechnet werden kann. Für ei-nige Länder, wie zum BeispielFrankreich, Spanien oderBelgien wird ein niedrigeresWachstum als 2004 erwartet(– 0,3 bis – 0,7 Prozentpunkte).

    Die Entwicklung desEuro-Dollar-Kurses stellt einweiteres Risiko für die Kon-junkturerholung im Euroraumdar (siehe dazu auch „Finanz-markt Ausblick“ auf Seite 13).Zwar sind die Auswirkungendes Dollarverfalles durch dieVerbilligung von auf Dollar-

    Nicht berauschend,aber auch nicht schlecht

    Die Konjunktur in Österreich – Analyse und Prognose für 2004 bis 2006

    kur t . fesse [email protected]

    Kurt Fesselhofer

    Konjunkturprognose Österreich

    BA-CA PrognoseVorl. Februar 2005

    Wachstum real, in % 2002 2003 2004 2005 2006

    Bruttoinlandsprodukt (BIP) 1,2 0,8 2,0 1,9 = 2,3 xPrivater Konsum 0,9 0,8 1,7 2,3 = 2,7 xBruttoinvestitionen – 4,2 6,7 0,9 3,3 + 3,2 x

    Ausrüstungsinvestitionen – 6,5 5,1 4,5 3,8 = 4,6 xBauinvestitionen – 0,8 7,0 1,3 2,1 = 2,0 x

    Exporte im weiteren Sinn 3,8 1,4 7,7 4,8 – 6,1 xImporte im weiteren Sinn – 0,2 4,8 6,3 5,5 + 6,4 xLeistungsbilanzsaldo

    (in Mrd. Euro) 0,7 –1,1 0,0 – 0,2 + – 0,2 x(in % des BIP) 0,3 – 0,5 0,0 – 0,1 + – 0,1 x

    Verbraucherpreisanstieg (%) 1,8 1,3 2,1 2,2 + 1,7 xArbeitslosenquote (gemäß EU-Norm, in %) 4,2 4,3 4,5 4,4 = 4,2 xArbeitslosenquote (gemäß AMS, in %) 6,9 7,0 7,1 6,8 = 6,5 xQuelle: BA-CA Konzernvolkswirtschaft /+ der Wert wurde gegenüber der letzten Prognose erhöht / – der Wert wurde gegenüber der letzten Prognose gesenkt /= gegenüber der letzten Prognose keine Veränderung/ x in der letzten Prognose gab es keinen vergleichbaren Wert

  • KONJUNKTUR / ÖSTERREICH

    05Report 1 / 2005

    wachsen. Immerhin wird aberdiese Zuwachsrate über demDurchschnittswert des Euro-landes liegen.

    2006 sollte sich die Er-holung der heimischen Nach-frage fortsetzen. Da wir davonausgehen, dass sich gleich-zeitig auch die internationaleWirtschaft wieder etwas dyna-mischer entwickeln wird, er-warten wir für Österreicheinen BIP-Zuwachs in Höhedes langfristigen Wachstums-potenzials (2,3 %; real).

    Ein Auf und Ab bei den Exporten

    Nach dem äußerst schwa-chen Zuwachs des Jahres2003 (die reale Zunahme von1,5 % war das schlechtesteErgebnis seit Jahren) konnte2004 mit einem Plus von 10 %(vorläufiger Wert) eine sehrhohe Exportsteigerung erzieltwerden. Nach einem modera-ten Wachstum zu Jahres-beginn 2004 nahmen die Aus-fuhren wieder stärker zu,wobei wichtige Wachstums-impulse insbesondere aus demasiatischen Raum und denUSA kamen. Weiterhin deut-lich über dem Durchschnittwar auch 2004 die Nachfrageaus Zentral- und Osteuropa.

    Für 2005 gehen wir davonaus, dass die nachlassendeDynamik der Weltwirtschaftsich auch in den Exportzahlenniederschlagen wird. Für denJahresdurchschnitt erwartenwir eine Zunahme der Waren-exporte um 5 % (real).

    Im Zuge der etwas dyna-mischeren Entwicklung desEuroraumes sollten 2006 wie-der stärkere Exportzuwächseerzielt werden können.Wir gehen daher von einemWachstum in Höhe von rund7 % aus.

    2004 hat die zunehmendeErholung des privaten Kon-sums sowie der durch dasExportwachstum gestiegeneBedarf an Vorleistungen nach

    vorläufigen Berechnungen zueinem Warenimportplus von6,7 % (real) geführt.

    Im Jahr 2005 wird dasverstärkte Wachstum desprivaten Konsums zu einerentsprechenden Nachfragenach Importgütern führen.Für den Jahresdurchschnitt2005 gehen wir von einerImportsteigerung um 6,2 %(real) aus.

    Ausgehend von einer Zu-nahme der Konsumdynamikund eines wieder ansteigen-den Bedarfs an Vorleistungenerwarten wir für 2006 eine Er-höhung des Importwachstumsauf 6,7 %.

    Geringeres Wachstumbei den Ausrüstungs-investitionen

    Die Ausrüstungsinvesti-tionen wurden durch die bisEnde 2004 verlängerte Investi-tionszuwachsprämie stimu-liert. Es ist davon auszugehen,dass zahlreiche Käufe vonFahrzeugen und Maschinenkurz vor dem Auslaufen dieserFörderung in das Jahr 2004vorgezogen wurden. Für denJahresdurchschnitt 2004erwarten wir durch diesenEffekt noch einen relativ star-ken Zuwachs von 4,5 % (real).2005 ist in der Folge aber miteiner schwächeren Investi-tionstätigkeit zu rechnen. Fürden Jahresdurchschnitt gehenwir von einem Plus von 3,8 %(real) aus.

    Im Zuge der Konjunktur-erholung sollten 2006 auchbei den Ausrüstungsinvesti-tionen wieder ein stärkeresWachstum verzeichnetwerden. Wir erwarten einenrealen Zuwachs in Höhe von4,6 %.

    Im Vergleich zur sehrstarken Entwicklung des Vor-jahres kam es im ersten Halb-jahr 2004 zu einer Abkühlungder Bautätigkeit, die sich inden Folgemonaten wiederdeutlich verbesserte. Die bis-

    her vorliegenden Daten lassenfür den Jahresdurchschnitt2004 erwarten, dass die Bau-investitionen einen Zuwachsvon 1,3 % (real) erreichen.

    Das Vertrauen der Bau-unternehmer in die zukünftigeEntwicklung bessert sich zu-nehmend. Die treibende Kraftbleibt weiterhin der Tiefbau,aber auch der Wohnbau solltezulegen können.

    Für 2005 erwarten wireine Steigerung der Bauinves-titionen um 2,1% und für 2006um 2,0 % (jeweils real).

    Konsum gewinnt an Fahrt

    Vorläufige Berechnungenergeben, dass der privateKonsum 2004 real um 1,7 %zugenommen hat. Sehr hoheSteigerungen zeigten dauer-hafte Konsumgüter (wie zumBeispiel PKW), die in Summeeinen Zuwachs von rund 4 %(real) erreichten.

    2005 werden durch dieSteuerreform die Haushalts-einkommen deutlich erhöht.Auch die weitere Zunahmeder Beschäftigung wird sichpositiv auf die Einkommens-situation auswirken. Der pri-vate Konsum sollte davon pro-fitieren können. Wir rechnenfür 2005 mit einer Zunahmeum 2,3 % und für 2006 um2,7 % (real).

    Preisschub im viertenQuartal treibt Inflationin die Höhe

    Nach jeweils 2,6 % imOktober und November stie-gen die Verbraucherpreise imDezember 2004 um 2,9 % undließen dadurch den Jahres-durchschnittswert für 2004 auf2,1% ansteigen. Überdurch-schnittliche Zuwächse ver-zeichneten die HauptgruppenWohnen, Wasser, Energie(+ 3,6 %) und Verkehr(+ 3,1%). Allein die Mietenstiegen zum Beispiel um10,7 %.

    Die Inflation wird auch2005 durch den starken An-stieg der Wohnungskosten be-lastet sein, sodass wir für denJahresdurchschnitt mit einemVerbraucherpreisanstieg um2,2 % rechnen. Für 2006 er-warten wir eine Inflation von1,7 %.

    Arbeitsmarkt: Erholungsetzt sich fort

    Das Interesse der Unter-nehmen ist trotz günstigerAuftragslage und steigenderInvestitionen primär auf eineErhöhung ihrer Profitabilitätgerichtet, die in den ver-gangenen Jahren durch dieschwache Konjunktur gesun-ken ist. Kapazitätserweiterun-gen dürften vorerst nicht anerster Stelle der Unterneh-menspläne stehen.

    Die Beschäftigung (ohnePräsenzdiener, Karenzgeld-bezieher und Schulungen)zeigt dennoch schon seiteiniger Zeit eine Aufwärts-tendenz. 2004 nahm diese um0,7 % zu; im Jahresdurch-schnitt ergibt dies einen Standvon 3.078.000 Beschäftigten.

    Industrie, Handel undDienstleistungssektor werdenin den nächsten Monaten zueiner weiteren Beschäfti-gungszunahme beitragen –wir rechnen im Jahresdurch-schnitt 2005 mit einer Steige-rung um 0,8 %.

    Die für 2006 erwarteteZunahme der wirtschaftlichenDynamik sollte zu einer wei-teren Beschäftigungszunahmeführen. Wir gehen von einemPlus in Höhe von 1,1% aus.

    Zu einem spürbarenAbbau der Arbeitslosigkeitwird es in naher Zukunftjedoch noch nicht kommen,da weiterhin die zusätzlicheNachfrage nach Arbeitskräf-ten in erster Linie durch eineAusweitung des Arbeitskräfte-potenzials abgedeckt wird.Die Arbeitslosenquote wirddaher nur langsam sinken. ■

  • 06 Report 1 / 2005

    ÖSTERREICH

    wichtigsten Exportregionen2005 niedriger als 2004 lie-gen, dazu wird der starkeEuro dämpfend wirken.Daher kommt der sich be-lebenden Inlandskonjunkturentscheidende Bedeutung zu.Hier erwarten wir deutlichereImpulse als 2004, wozu dieverbesserte Beschäftigungs-situation, die verbesserteStimmung und nicht zuletztauch die expansive Fiskal-politik durch die Erhöhungdes öffentlichen Defizits um0,5 % des BIP beitragen sollte.

    Dämpfend wirkt sichallerdings der starke Infla-tionsanstieg aus, der nichtnur durch die Energiepreise,sondern vor allem durch denstarken Anstieg der Mietenausgelöst wurde. Dies wirddirekt und indirekt – durchdie Bindung der Mieten anden VPI – zu Realeinkom-mensverlusten führen (siehe

    BA-CA Konjunkturindikator:Nach sensationellem Jahr 2004 schwächt sich Industriedynamik ab

    Die weltwirtschaftlichenRahmenbedingungen sindfür 2005 schlechter als2004. Allerdings verstärktsich die Inlandsnachfragedank Arbeitsmarkt-erholung und expansiverBudgetpolitik.

    Der Konjunkturindikatorder Bank Austria Credit-anstalt lag im Dezember mit2,2 genauso hoch wie imNovember, und damit erneutunter dem Wert vom Oktober2004. Damit zeigt der Indi-kator, dass die Phase derstärksten Dynamik für dieösterreichische Wirtschaftvorüber ist. Ausgelöst wurdeder Rückgang durch diesinkende Stimmung der In-dustrie sowohl in Österreichals auch im Euroraum. Dasssich die Stimmung der öster-reichischen Industrie wiederetwas verschlechterte, ist

    nach dem sehr dynamischenersten Halbjahr 2004 und dersich abkühlenden Weltwirt-schaft zu erwarten gewesen.Österreichs Industrie konntevon der starken Weltwirt-schaft 2004 deutlich profitie-ren und dürfte mit einemWachstum von rund 7 % diedynamischste Industrie allerEU-15-Länder gehabt haben.Die Dynamik war dabei inerster Linie dem Export zuverdanken. Es gelang sogar,überproportional von derWeltwirtschaftserholung zuprofitieren und Weltmarkt-anteile zu gewinnen (siehedazu Xplicit: Österreichs In-dustrie gewinnt Weltmarkt-anteile).

    Diese hohe Dynamikwird sich jedoch 2005 nichtfortsetzen. Dafür sprechendie sich 2005 verschlechtern-den Rahmenbedingungen. So wird das Wachstum der

    Bank Austria Creditanstalt Konjunkturindikator Österreich

    Bank Austria Creditanstalt Konjunkturindikator Österreich

    BIP (real, Veränderung zum Vorjahr in %)

    90 91 92 93 94 95 96 97 98 99 00 01 02 03 04–1

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    5Der BA-CA Konjunkturindi-

    kator versucht, eine Schätzungdes Konjunkturklimas ein halbesJahr vor Veröffentlichung derBIP-Zahlen zu geben.

    Ziel ist es, sehr schnell einenAnhaltspunkt über die aktuelleKonjunktursituation, der überdie Befragung der Industriehinausgeht, zu erhalten.

    Die Komponenten des BA-CA Konjunkturindikatorssind:◆ das Vertrauen der österrei-chischen Industrie (Gewichtung10 %),

    ◆ das Vertrauen der Industrie imEuroland gewichtet nach demösterreichischen Außenhandel(Gewichtung 30 %),◆ das Vertrauen der österrei-chischen Verbraucher (Gewichtung50 %),◆ das Wachstum der Konsum-kredite (Gewichtung 10 %).

    Die ersten drei Indikatorenbasieren auf dem „EU Business and Consumer Survey“.

    Die einzelnen Indikatoren wer-den dabei gewichtet und standar-disiert und ergeben dann einenSchätzwert für den Trend desaktuellen Wirtschaftswachstums. Quelle: BA-CA Konzernvolkswirtschaft

    s te [email protected]

    Stefan Bruckbauer

    dazu auch Xplicit: Inflations-anstieg im Dezember).

    Mit 1,9 % erwarten wirfür 2005 nur ein geringfügigniedrigeres Wachstum als2004. Die Risiken für unserePrognose sehen wir in derEntwicklung von Euro undÖl. Ein Eurokurs von 1,40,wie wir ihn 2005 erwarten,kostet Österreichs Wirtschaftfast 0,5 % Wachstum. Größernoch als einen extrem star-ken weiteren Euro- oder Öl-preisanstieg beurteilen wirjedoch die Gefahr einer spür-baren wirtschaftlichen Ab-kühlung im Euroraum, allenvoran in Deutschland. Aller-dings erwarten wir dies inunserer Prognose nicht. Statt-dessen gehen wir nach einemschwachen ersten Halbjahrim Euroraum von einer Be-schleunigung des Wachstumsim zweiten Halbjahr und2006 aus. ■

  • 07Report 1 / 2005

    KONJUNKTUR / INTERNATIONAL

    USA und Weltwirtschaft

    Die weltwirtschaftlicheDynamik hat sich im viertenQuartal 2004 erneut leicht ab-geschwächt. Zu dieser Ab-schwächung trugen fast alleRegionen der Welt bei, allenvoran die USA, wo die Jahres-wachstumsrate (zum Vorjahr)von 4,0 % auf 3,7 % zurück-ging. Auch im Euroraum re-duzierte sich das Wachstumleicht. Trotz dieser Abschwä-chung in den meisten Regio-nen der Welt endete das Jahr2004 mit einem Wachstumvon knapp über 4 %, so wieEnde 2003, allerdings im Ge-gensatz zur Situation Ende2003, nun mit sinkenderTendenz.

    Diese sinkende Tendenzkommt vor allem aus denUSA. Der Rückgang war je-doch nicht auf eine Abschwä-chung der inländischen Nach-frage in den USA zurück-zuführen, sondern alleine aufdie Entwicklung der Handels-

    bilanz, die Exporte gingen um4 % (real) zurück, die Importestiegen erneut um 9 %. DasHandelsbilanzdefizit dürfte2004 über 650 Mrd. US-Dollarerreicht haben. Dahinter stehtein weiterhin stark steigenderprivater Konsum und eine regeInvestitionstätigkeit.

    Derzeit deutet nur wenigdarauf hin, dass die US-Kon-junktur deutlich an Fahrt ver-lieren wird, auch wenn diehohe Dynamik von 2004 nichtmehr erreicht werden wird.Nach einer robusten In-dustrieproduktion und einemerneuten deutlichen Anstiegder Einzelhandelsumsätze imDezember deuten auch dieStimmungsindikatoren vomJänner 2005 darauf hin. Wirerwarten daher auch 2005 einerelativ dynamische US-Wirt-schaft mit Wachstumsratenähnlich dem vierten Quartal.Im Jahresdurchschnitt bedeu-tet dies nach 4,4 % 2004 nun3,2 %.

    Konjunktur Euroraum –gemischte Signale

    Der Euroraum zeigt auchim vierten Quartal nur eineverhaltene Dynamik. Die In-dustrieproduktion war im Ok-tober und November erneutrückläufig, die Jahreswachs-tumsraten haben sich auf 1%reduziert. Dabei schrumpftder Output der Industrie inFrankreich und Italien bereitsseit einiger Zeit, in Deutsch-land war der November nega-tiv. Die private Nachfrage stagnierte im Vergleich zumdritten Quartal und dürfte imVergleich zum vierten Quar-tal des Vorjahres geschrumpftsein. Das Wirtschaftswachs-tum dürfte damit im viertenQuartal mit einer Wachs-tumsrate von rund 1% imVergleich zum Vorquartal (aufJahresbasis) das niedrigstedes Jahres 2004 gewesen seinund zeigt die abnehmendeTendenz. Auch der Arbeits-markt musste im Dezember

    Konjunktur internationalUS-Konjunktur bleibt robust

    Konjunktur Euroraum

    Industrievertrauen

    Arbeitslosenquote (in %, rechte Skala)

    Verbrauchervertrauen

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    10

    95 96 97 98 99 00 01 02 03 04 05– 4,0

    –3,0

    –2,0

    –1,0

    0,0

    1,0

    2,0

    Konjunktur USA

    Industrievertrauen

    Arbeitslosenquote (in %, rechte Skala)

    Verbrauchervertrauen

    4

    2

    6

    8

    10

    95 96 97 98 99 00 01 02 03 04 05– 4,0

    –3,0

    –2,0

    –1,0

    0,0

    1,0

    2,0

    Quelle: BA-CA Konzernvolkswirtschaft Quelle: BA-CA Konzernvolkswirtschaft

    s te [email protected]

    Stefan Bruckbauer

    einen erneuten Anstieg der Arbeitslosenquote hin-nehmen.

    Für das erste Quartalzeichnet sich ebenfalls eineschwache Entwicklung ab, dieStimmung der Industrie imEuroraum hat sich im Jännergegenüber dem vierten Quar-tal 2004 nochmals leicht ver-schlechtert, vor allem inFrankreich und Italien. Einengewissen Lichtblick bildet diedeutsche Industrie. Der Ifo-Index konnte im Dezemberseine im Sommer 2004 einge-leitete Talfahrt stoppen undlag sowohl im Dezember alsauch im Jänner wieder höher.Die Auftragseingänge stiegenim Dezember deutlich.

    Insgesamt dürfte aber dasWachstum im ersten Quartal2005 ähnlich schwach sein,wie das letzte Quartal 2004.Trotzdem gibt es, zumindestin Deutschland, erste Zeicheneiner gewissen Trendwende.Wir erwarten daher für daszweite Halbjahr eine Be-schleunigung der wirtschaft-lichen Dynamik im Euro-raum, so dass das Wachstum(zum Vorjahr) nach schwa-chen 1% im ersten Halbjahrsich im zweiten Halbjahr ver-doppeln könnte. ■

  • dennoch sehr stark aus. Derprivate Konsum war 2004 in-flationsbereinigt in den NMS-8 um etwa 17 % höher als zuAnfang des Jahrzehnts. Beiden Kandidatenländern sogarum 27 %. In der EU-15 betrugder Anstieg dagegen ver-gleichsweise nur 7 %. DerUnterschied bei der Entwick-lung der Einzelhandels-umsätze ist noch drastischer:

    Während die EU-15einen Anstieg der in-flationsbereinigtenEinzelhandelsum-sätze zwischen 2000und September 2004von 7 % aufzuweisenhatte – und auch dasnur dank sehr star-

    ker Zuwächse im VereinigtenKönigreich – brachten es dieneuen EU-Mitgliedsländerlaut dem europäischen Sta-

    tistikamt Eurostat auf einPlus von immerhin 20 %. Be-sonders rasch wuchsen dieEinzelhandelsumsätze in denbaltischen Staaten. Aber auchUngarn und Slowenienverzeichneten eine beein-druckend hohe Dynamik (siehe Grafik 1).

    Der Beitrag des privatenKonsums, der durchschnitt-lich etwa 65 % des BIP aus-macht, zum Wirtschafts-wachstum liegt zwischenzwei und drei Prozentpunk-ten. Erfreulicherweise erfolgtder Konsum nicht auf Kostender Zukunft: Der Beitrag derInvestitionen, mit einem An-teil am BIP von durchschnitt-lich etwa 23 %, liegt trotz deswesentlich geringeren Ge-wichts derzeit auch bei fastzwei Prozentpunkten (sieheGrafik 2 und 3).

    Die Investitionen werdenin den nächsten beidenJahren das Wirtschafts-wachstum in Osteuropahoch halten. Der Konsumträgt weiterhin kräftigzur Dynamik bei. Ein vor-sichtigerer Budgetkurswird zwar geringfügig dieKonjunktur dämpfen,stützt allerdings denweiteren Rückgang derInflation.

    War 2003 das Wirtschafts-wachstum in den meistenLändern der Region noch vomKonsum getragen, hat sichdas Bild 2004 stark geändert.Die Investitionen konnten2004 knapp die Hälfte zumWirtschaftswachstum vonfast 5 % in den NMS-81 undmehr als 6,5 % in den Bei-trittskandidaten2 beitragen.Ähnliches ist auch 2005/2006zu erwarten. Dabei rechnenwir mit einem U-förmigenKonjunkturverlauf in Zent-ral- und Osteuropa: 2005wird der BIP-Anstieg leichtauf 4,3 % in den neuen EU-Mitgliedsländern bzw. auf4,8 % in den Kandidatenlän-dern absinken und sich 2006wieder auf 4,5 % bzw. 5,6 %verstärken.

    KräftigesInvestitionswachstumprägt 2005 /2006

    Die Investitionen werdenin den nächsten Jahren –trotz des weitaus geringerenGewichts am BIP – einen

    ebenso hohen Beitrag zumWirtschaftswachstum liefernwie der private Konsum. Dasgeringe Realzinsniveau undpositive Geschäftsaussichtenim Zusammenhang mit demBeitritt zur EuropäischenUnion wirken unterstützend.Wir gehen davon aus, dasssich das Investitionswachstumder acht neuen Mitglieds-staaten 2005/2006 auf durch-schnittlich 8 % undmehr beschleunigenwird. Neben denbaltischen Staatenwird die Entwick-lung vor allem auchin der Slowakei undin Polen sehr dyna-misch ausfallen. InSüdosteuropa wird das In-vestitionswachstum, das sichbereits seit 2001 auf hohemNiveau bewegt, im zwei-stelligen Bereich liegen. Dierumänische und die bulgari-sche Wirtschaft scheinenzunehmend vom nahendenEU-Beitritt zu profitieren.

    Konsum bleibt stark

    Das Wachstum des priva-ten Konsums, der in denletzten Jahren in den meistenLändern der Region der be-stimmende Faktor der Wirt-schaftsdynamik war, zeigte imabgelaufenen Jahr zwarleichte Ermüdungserschei-nungen, fiel mit geschätzten4 % in den neuen EU-Mit-gliedsländern und sogar mehrals 7 % in den südosteuro-päischen Kandidatenländern

    KONJUNKTUR / ZENTRAL- UND OSTEUROPA

    08 Report 1 / 2005

    Konjunktur Zentral- und OsteuropaWachstum bleibt robust

    [email protected] / hans. ho [email protected]

    Walter Pudschedl /Hans Holzhacker

    (Grafik 1) Reale Einzelhandelsumsätze(saisonalbereinigt, Sept. 2004, 2000=100)

    Quelle: Eurostat, BA-CA Konzernvolkswirtschaft1) NMS-8 (Neue EU-Mitgliedsstaaten) = Estland, Lettland, Litauen, Polen,Slowenien, Slowakei, Tschechische Republik, Ungarn 2) Beitrittskandidaten = Bulgarien, Kroatien, Rumänien

    90

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    Neue Mitgliedstaaten

    EU-15100

    110

    120

    130

    140

    150

    Investitions-wachstum undKonsumstärkestehen hinter

    anhaltend kräftigem

    Wachstum.

  • Großteils rechnen wirauch 2005 mit weiterhinrecht beachtlichen Zuwäch-sen des privaten Konsums.Dazu tragen zum Teil derKonjunkturverlauf (Polen),ein Rückgang der Inflation(Slowakei) oder Sonderfak-toren, wie die Steuerreformin Rumänien, bei. Auch dasEinsetzen der landwirt-schaftlichen Direktzahlun-gen der EU wird den Kon-sum stützen, besonders inPolen. In manchen Ländern,die in den letzten Jahrensehr hohe Einkommensstei-gerungen zu verzeichnenhatten, wie in Ungarn, oderein sehr hohes Kreditwachs-tum, wie in Kroatien, wirdsich das Konsumwachstum2005 etwas abschwächen.Insgesamt erwarten wir für2005 in den NMS-8 einenAnstieg des privaten Kon-sums um real knapp unter4 %, für die Kandidatenlän-der sogar von fast 6,5 %. Fürdas Jahr 2006 verspricht einzum Teil weiter dynami-sches, zum Teil wieder be-schleunigtes Einkommens-wachstum mehr Schwung

    für den privaten Konsum. Wirerwarten einen Anstieg um4,3 % bzw. 7,2 %.

    Eine Begrenzung für einekräftigere Expansion des pri-vaten Konsums ergibt sich inden nächsten Jahren durchdie moderate Rückführungdes Budgetdefizits in denneuen Mitgliedsländern auf4,3 % des BIP 2005 und 3,7 %2006. Im Hinblick auf den ge-planten Beitritt zur Eurozoneist mit einer Fortsetzung derrelativ vorsichtigenFiskalpolitik zurechnen, die bereits2004 zu einer Ver-ringerung des öf-fentlichen Defizitsauf durchschnittlich4,8 % des BIP in denneuen Mitgliedsstaaten ge-führt hat (2003: 5,7 % desBIP). Die tiefsten Einschnitteins Budget sind gemäß denvorliegenden Haushaltsplä-nen in Polen und Ungarn vor-gesehen. Auch in Kroatiensoll das Budgetdefizit deutlichreduziert werden. Ansonstenwird es in den Kandidaten-ländern Südosteuropas imlaufenden Jahr voraussicht-

    lich nicht zu einer Verringe-rung der Haushaltslücke kom-men. Allerdings beträgt dervon uns prognostizierte durch-schnittliche Fehlbetrag sowohlfür 2005 als auch 2006 nurknapp mehr als 2 % des BIP.

    Restriktivere Fiskalpoli-tik stützt Preisstabilität

    Abgesehen von dergeringfügig dämpfendenWirkung auf das Wirtschafts-wachstum wird der vorsichti-

    gere Fiskalkurs aberden weiteren Rück-gang der Inflationunterstützen. DerAnstieg der Verbrau-cherpreise in denNMS-8, der 2004durchschnittlich

    knapp über der 4 %-Marke lag,wird sich 2005 auf 3,5 % und2006 auf 3 % verringern, wozuein im Vergleich zum Vorjahrgünstigeres externes Preis-umfeld und die anhaltendeStärke der lokalen Währungenbeitragen werden. Trotz be-eindruckender Fortschritte beider Eindämmung der Inflationin Rumänien wird die durch-schnittliche Teuerung in den

    drei Kandidatenländernjedoch mit 6,6 % 2005 bzw.5,2 % im Jahr 2006 deutlichhöher liegen als in denneuen Mitgliedsstaaten.

    Leistungsbilanzdefizitstabil, Handelsbilanz-lücke schrumpft

    Die hohe Wachstums-dynamik wurde 2004 voneiner geringfügigen Auswei-tung des negativen Leistungs-bilanzsaldos in den NMS-8auf durchschnittlich 4,7 %des BIP (2003: 4,5 %) beglei-tet. Hauptverantwortlich fürdiesen Anstieg war die Ent-wicklung in der Slowakeiund den drei baltischenStaaten. In den übrigen vierLändern dieser Region hatsich die Leistungsbilanzlückeim Verhältnis zum BIP leichtverringert. Allerdings bliebder Fehlbetrag sowohl inUngarn als auch in derTschechischen Republik mitfast 9 % bzw. 6 % des BIP aufeinem hohen Niveau. Auch2005/2006 wird sich das Leis-tungsbilanzdefizit im Durch-schnitt der NMS-8 bei rund4,5 % des BIP bewegen. ■

    09Report 1 / 2005

    KONJUNKTUR / ZENTRAL- UND OSTEUROPA

    (Grafik 2) Neue EU-Mitgliedsstaaten 1(in %)

    (Grafik 3) EU-Beitrittskandidaten1(in %)

    Quelle: BA-CA Konzernvolkswirtschaft /1) Estland, Lettland, Litauen, Polen, Slowakei, Slowenien, Tschechien, Ungarn

    Quelle: BA-CA Konzernvolkswirtschaft /1) Bulgarien, Kroatien, Rumänien

    Beitrag der Bruttoanlageinvestitionen zum BIP-Anstieg

    2001 2002 2003 2004s 2005p 2006p

    Beitrag des privaten Konsums zum BIP-Anstieg

    Anstieg des realen BIP

    –1

    0

    1

    2

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    5

    6

    Beitrag der Bruttoanlageinvestitionen zum BIP-Anstieg

    2001 2002 2003 2004s 2005p 2006p

    Beitrag des privaten Konsums zum BIP-Anstieg

    Anstieg des realen BIP

    –1

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    3

    4

    5

    6

    Mit dem Euro im Visier

    noch mehr Bedacht aufmaßvollere

    Budgets.

  • gänge konnten 2004 in der Er-zeugung nachrichtentechni-scher Geräte wieder Zuwäch-se verbucht werden. Bis zumSeptember lagen diese bei11%, im heterogenen Bereichder Medizin- und Messtechnikund der Optik bei 8 %. Gleich-zeitig ist der Spartenumsatzder Erzeugung elektrotechni-scher Ausrüstungsgüter umetwa 1% gesunken und imanteilsmäßig kleinen Segmentder Computererzeugung inden ersten drei Quartalen2004 bereits um 15 %.

    Konkurrenzfähigkeit

    Die heimische Elektro-industrie ist im Spartendurch-

    schnitt konkurrenz-fähig, was sie mit derlaufenden Verbesse-rung des Handels-defizits seit Ende der90er-Jahre beweist.Die Exporteinbußenaus 2003 infolge der

    internationalen Konjunktur-schwäche, die eine Auswei-tung des Defizits auf rund 1 Mrd. Euro brachten (Ex-porte 10,4 Mrd. Euro, Importe 11,4 Mrd. Euro), konntenvoraussichtlich schon 2004wieder kompensiert werden.Bis Oktober 2004 sind dieExporte um 7,7 % und die Im-porte um 5,1% gestiegen. DieWettbewerbsfähigkeit ist zwi-schen den Sparten der Elektro-industrie allerdings unter-schiedlich verteilt. Vereinfachtformuliert, gelingt es vorallem Unternehmen in Inves-titionsgüterbereichen Markt-anteile zu gewinnen, währenddie Produktion elektrischer

    und elektronischer Konsum-güter in Österreich zuneh-mend durch Importe verdrängtwird. Eine zentrale Rolle spieltin diesem Zusammenhang dieintensive Nutzung internatio-naler Arbeitsteilung im Pro-duktionsprozess der Elektro-industrie. Für die in Österreichangesiedelten Unternehmenhaben vor allem osteuropäischeLänder als Produktionsstand-orte genauso wie als Absatz-märkte rasch an Bedeutunggewonnen. Bereits 17 % allerImporte elektrotechnischerProdukte stammen aus der Re-gion und 25 % der Branchen-exporte werden in die Regiongeliefert.

    Computer …

    Wachstumsspitzenreiternicht nur der Elektroindustriein Österreich ist die Compu-tererzeugung, zumindest ge-messen am Zuwachs desnominellen Umsatzes von gut2.000 % seit 1996. In Öster-reich dominieren in der Sparteaber weniger traditionelleComputerbauer, sondern dieHersteller verwandter Produk-te, vielfach Nischenproduktewie beispielsweise Industrie-computer, Barcode-Scanner,Touchscreens oder Casino-datensysteme. Schließlichzieht sich der jahrelang größteNotebookhersteller zunehmendvom Computerbau zurück. Dadie Sparte in Österreich langeZeit kaum in Erscheinung trat,erreicht das Umsatzvolumennur relativ geringe 600 Mio.Euro. Die Dynamik des Be-reichs ist dennoch ein Indika-tor für die weitere Entwick-

    ElektroindustrieSpannungsschwankungen in der Branche

    Die Elektro- und Elektronik-industrie, der wichtigsteProduzent von Gütern derInformationsgesellschaft,technologischer Weg-bereiter und lange ZeitRichtungsanzeiger in diedigitale Gegenwart, kon-solidiert sich. Heftige kon-junkturelle Turbulenzenhaben die Branche in denletzten Jahren zu Restruk-turierungsmaßnahmengezwungen, die zahlreicheArbeitsplätze kostetenund noch kosten werden.Die Kluft zwischen denSparten hat sich ver-größert.

    Mit einem Umsatzvolu-men von knapp 12 Mrd. Euround 61.000 Beschäftigtenzählt die Elektroindustrieweiterhin zu den zentralenBranchen der heimischenSachgütererzeugung. Ge-messen an ihren Umsatz- undBeschäftigungsanteilen amSektor von jeweils rund 11%ist die Branche größer als bei-spielsweise die Fahrzeug-erzeugung. Anders als in dertraditionellen Industriegliede-rung inkludiert die hier ver-wendete Branchenabgren-zung (in Folge kurz: Elektro-industrie) zusätzlich zu denLeistungen großer Unter-nehmen der Elektro- undElektronikindustrie auch dieUmsätze kleinerer Gewerbe-betriebe sowie der Computer-herstellung, der Medizin- undMesstechnik und der Optik.Aufgrund der breiten Pro-duktpalette der Branche, dievon der mechanischen

    Schreibmaschine bis zumHochleistungschip reicht, istder Konjunkturverlauf unddie Strukturentwicklung dereinzelnen Bereiche deutlichvoneinander verschieden.

    Aktuelle Konjunktur-entwicklung

    Der Abschwung in derElektroindustrie, der 2002 inTeilen der Branche einsetzte,vor allem in der Erzeugungvon Halbleitern und Konsum-elektronik, hat sich bis 2004fortgesetzt. Seit dem zweitenQuartal 2004 legen die Pro-duktionsleistung und auch dieUmsätze im Branchenschnittwieder zu. Die sehr gute Auf-tragslage signali-siert eine Fortset-zung der Aufwärts-entwicklung überden Jahreswechselhinaus. In das Bildpassen die optimis-tischen Unterneh-mereinschätzungen. ImGesamtjahr 2004 sollte imSpartenschnitt wieder einkräftiges Produktionswachs-tum möglich gewesen sein –voraussichtlich im Bereichvon 8 – 9 %. Da sich der Preis-druck nicht lockerte, bliebdas Umsatzwachstum aberdeutlich darunter, bei etwa4 %. Wachstumsimpulsekamen 2004 vor allem ausdem Ausland.

    Die Erholung der Bran-chenkonjunktur stützt sichauf einige spezifische Berei-che, während in anderen Be-reichen weiterer Restruktu-rierungsbedarf herrscht.Nach drei Jahren hoher Rück-

    Gute Auftragslage signalisiert Fortsetzung

    der Aufwärts-entwicklung.

    ELEKTROINDUSTRIE

    10 Report 1 / 2005

    guenter.wol [email protected]

    Günter Wolf

  • lung der Branche: Im Ver-gleich zu Computerherstel-lung und verwandten Berei-chen werden andere (große)Teilbranchen der Elektro-industrie noch an Bedeutungeinbüßen, nicht zuletzt weildie Produkte der Informations-und Kommunikationstechno-logie und Unterhaltungselek-tronik noch stärker miteinan-der verschmelzen.

    Eng verknüpft mit derComputererzeugung ist dieHerstellung von Nachrichten-und Kommunikationsgerätenund von Halbleitern, denSparten der Elektroindustrie,die typische Massenwarenerzeugen. Besondere Be-achtung verdienen in dieserGruppierung aktive elektro-nische Bauelemente, v.a.Chips, als zentrale Bausteineder meisten Produkte derElektroindustrie. Darüberhinaus müssen die heimi-schen Hersteller aktiver elek-tronischer Bauteile besonderserwähnt werden, da sie seitMitte der 90er Jahre mitwenigen Ausnahmen für einelaufende Verbesserung derHandelsbilanz im Bereich derElektroindustrie sorgen, (vgl.Tab. 2). Angesichts der äußerstvolatilen Halbleiterkonjunk-

    tur ein beachtliches Ergebnisund ein Hinweis auf die hoheQualität und Innovationskraftder heimischen Sparte.

    … und (sonstige) elek-tronische Konsumgüter

    Hingegen können sich dieHersteller elektronischerKonsumgüter, von Unterhal-tungselektronik oder Tele-fonen beispielsweise nichtwirkungsvoll gegen den Im-portdruck wehren. Der Preis-verfall in diesem Segmentfördert zwar die Nachfrage,bewirkt aber, dassdie Produktqualitätals Verkaufsargu-ment zunehmend inden Hintergrundrückt. Auf jeden Fallgenügte die sehrhohe Nachfragenach Unterhaltungselektronikund Kommunikationstechnikprivater Haushalte nicht, umdie Erosion der Inlandspro-duktion in diesem Segment zustoppen. Insgesamt sind dieAusgaben für diese Produktein den letzten fünfzehn Jah-ren um 112 % gestiegen. Auf-grund der kräftigen Preis-rückgänge bei vielen Produk-ten sind die Ausgaben preis-bereinigt sogar noch wesent-

    lich stärker gestiegen, näm-lich um 224 %. Die Diskre-panz zwischen nominellenund realen Ausgabensteige-rungen bei Elektroproduktenmacht den enormen Preis-druck in diesen Segmentenklar. Generell sind die Her-steller elektronischer Kon-sumgüter mit einer hohenPreissensitivität gepaart miteiner relativ geringen Mar-kenloyalität ihrer Kundenkonfrontiert. Die zunehmendeSättigung der Märkte hat dieAbwärtsbewegung auf der

    Kosten- und Preis-spirale in diesemSegment noch be-schleunigt.

    Die Erzeugungvon Unterhaltungs-elektronik (Fern-seher, Audio- und

    Videoelektronik u.a.) steht inHochlohnländern wie Öster-reich schon seit langem untermassivem Restrukturierungs-druck und zwingt die Unter-nehmen zur Verlagerung derProduktion an kostengünsti-gere Standorte. Die Außen-handelsdaten 2004 zeigenrecht deutlich, dass die Un-ternehmen in Österreich trotzguter Produktionsergebnisseauf Branchenebene Markt-

    anteile verlieren: bis Oktober2004 sind die Exporte mitNachrichtentechnik, wieFernseher oder Telefonen,um 7 % gestiegen, die Importegleichzeitig aber um 11,4 %.Die Handelsbilanz dieser Wa-rengruppe ist 1998 ins Minusgerutscht und hat sich seit-dem sukzessive verschlech-tert; 2004 voraussichtlich aufmehr als 700 Mio. Euro.

    Elektrische und elektronische Investitionsgüter

    Die Hersteller von Strom-erzeugungs- und -verteilungs-geräten (Generatoren, Kabel,Batterien u.ä.) blieben vomKonjunkturabschwung derletzten Jahre nicht verschont.Nur wenige, zumeist große,global tätige Unternehmenverbuchten keinen Geschäfts-rückgang, v.a. nicht, wenn sievon öffentlichen Aufträgen imInfrastrukturbereich profitier-ten, beispielsweise der Er-richtung des elektronischenLkw-Mautsystems. Insgesamterforderten Investitionskür-zungen der Telekom- undEnergieversorgungsunterneh-men aber Restrukturierungs-maßnahmen, denen zahl-reiche Unternehmen zum

    Weitere Produktions-

    verlagerungen in der

    Unterhaltungs-elektronik.

    ELEKTROINDUSTRIE

    11Report 1 / 2005

    Produktion und Umsatz der Elektro- und Elektronikindustrie

    (Veränderungen zum Vorjahr)

    Quelle: Statistik Austria, BA-CA Konzernvolkswirtschaft

    Umsatz

    1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004Schätzung

    Produktion

    –10%

    –5%

    0%

    5%

    10%

    Wichtige Außenhandelspartner der Elektro- und Elektronikindustrie

    (Anteile an den Gesamtexporten und -importen 2003)

    Quelle: Statistik Austria, BA-CA Konzernvolkswirtschaft

    Exporte Importe

    0%

    10%

    20%

    30%

    40%

    50%

    EU Osteuropa USA China

  • tätssteigerung der Anwender-branchen beitragen. Auchwenn die Medizintechnik inden letzten Jahren nicht nen-nenswert zulegen konnte, be-wies sie langfristig ihre Kon-kurrenzfähigkeit und sollteauch in Zukunft genügendWachstumspotenzial zeigen,unabhängig von der Kosten-debatte im Gesundheitswesenvieler Industrieländer.

    Weitere Restrukturierungen

    Viele Produkte der Elektro-industrie sind zentrale Be-standteile einer dynamischen(modernen) Wirtschaftsstruk-tur; mit ein Grund, warum dieElektroindustrie selbst langeZeit zu den Wachstumsbran-chen zählte. Allerdings bliebund bleibt die Dynamik derBranche (gemessen am Um-satz- und Produktionswachs-

    Opfer fielen. Ebenso dürftedie Konkurrenzfähigkeit derProduktion von Elektrizitäts-verteilungseinrichtungen(Kabel, Leitungen, Isolatorenetc.) unter dem relativ hohenKostenniveau im Land lei-den. Die Inlandsfertigungverschwindet sukzessive.

    Erst seit Mitte 2004 kanndie Branche wieder nachhal-tig hohe Zuwächse ver-buchen. Nicht nur, dass dieheimischen Versorger wiederkräftig investieren, wächstauch die Exportnachfrage.Die Ausfuhren von Elektro-motoren und Aggregaten leg-ten in den ersten drei Quar-talen um 22 %, von Transfor-matoren immerhin um 7 %zu. Die laufende Zunahmedes Handelsbilanzüberschus-ses in diesen Bereichen zeigt,dass sich einige Unterneh-men in Österreich erfolg-

    reich spezialisieren und imLand eine stabile Branchenba-sis errichten konnten.

    Medizin-, Mess-, Rege-lungstechnik und Optik

    Diese Sparte umfasst einSammelsurium an Produkten,die traditionellerweise nichtzur Elektroindustrie zählen.Beispielsweise sind fast 600der 1.500 Unternehmen zahn-technische Labors. Wie dieverfügbaren Daten zeigen,sorgte in den letzten Jahrenaber vor allem die Mess-,Regelungs- und Steuerungs-technik für das kräftige Wachs-tum der gesamten Sparte. Der Bereich ist nicht nur einWachstumsträger der Elektro-industrie, sondern ist darüberhinaus noch relativ konjunk-turresistent, da beispielsweiseindustrielle Prozesssteuerun-gen wesentlich zur Produktivi-

    ELEKTROINDUSTRIE

    12 Report 1 / 2005

    (Tabelle 1) Sparten der Elektro- und Elektronikindustrie

    Computer1 Elektrizitäts- Fernseher, Medizin-, Mess- Elektroindustrieerzeugung u.ä.2 Chips3 technik, Optik4 gesamt

    2003 96/03 2003 96/03 2003 96/03 2003 96/03 2003 96/03

    Betriebe 93 – 3,1% 429 – 4,5 % 242 – 9,0 % 1.488 1,2 % 2.252 –1,3 %Beschäftigte 1.217 – 23,7 % 19.317 –14,4 % 27.120 –13,4 % 15.999 5,4 % 63.652 – 9,9 %Umsatz5, Mio. € 582 2.093 % 4.616 38,6 % 4.866 –1,6 % 1.519 39,3 % 11.584 23,3 %Quelle: Statistik Austria, Hauptverband d. Sozialversicherungsträger; BA-CA Konzernvolkswirtschaft /1) Computer, Drucker u.ä. (ÖNACE 30) /2) Transformatoren, Schalter, Batterien, Lampen etc. (ÖNACE 31) /3) Computerchips, Radios, Fernsehgeräte, Telefone (ÖNACE 32) /4) (ÖNACE 33) /5) Wert der abgesetzten Produktion,inklusive Handelswaren

    (Tabelle 2) Elektroaußenhandel

    Exporte Importe Bilanz1–10 1–10

    2003 2004 2003 2002 97/01 2003 2004 2003 2002 97/01 2003Mio. € Veränderung zum Vorjahr ØVdg.p.a. Mio. € Veränderung zum Vorjahr ØVdg.p.a. Mio. €

    Elektromotoren, Stromaggregate 587 25,9 % 1,2 % –10,4 % 18,1% 370 1,7 % 6,0 % –1,4 % 10,4 % 217Computer, sons. Büromaschinen 1.389 5,8 % –11,7 % 21,2 % 20,8 % 2.551 3,2 % –1,6 % – 2,3 % 10,3 % –1.162Fernseher, Radios, Telefone u.ä. 1.816 7,0 % –16,4 % – 8,4 % 5,9 % 2.513 11,4 % 0,2 % 0,5 % 11,7 % – 697Transformatoren u.ä. 704 5,3 % 13,0 % – 0,8 % 8,1% 397 – 3,9 % 10,9 % – 6,0 % 8,0 % 307Schalter, Stecker u.ä. 1.726 5,1% 12,0 % – 0,6 % 12,7 % 1.311 3,9 % 9,1% – 5,3 % 8,7 % 415Isolierte Drähte, sonst. Isolatoren 839 16,2 % 2,7 % – 6,2 % 9,3 % 902 12,7 % 3,9 % – 3,2 % 14,7 % – 63Medizinische Geräte 217 1,2 % 1,9 % 39,2 % 15,2 % 181 –14,3 % 1,7 % 5,3 % 8,3 % 36Haushaltsgeräte* 644 3,2 % 7,3 % 1,7 % 3,5 % 767 – 3,1% 8,3 % 0,9 % 1,4 % –123ICs, sonst. aktive Bauteile 1.260 4,1% – 25,8 % 3,3 % 24,9 % 1.094 – 4,2 % –18,8 % –12,2 % 19,6 % 166Batterien, Lampen, passive Bauteile u.a. 1.199 8,4 % 8,6 % – 3,5 % 14,0 % 1.336 11,8 % 9,7 % – 7,0 % 9,2 % –137Insgesamt 10.381 7,7 % – 5,0 % 0,2 % 12,4 % 11.422 5,1% 0,8 % – 3,7 % 10,8 % –1.041Quelle: Statistik Austria; BA-CA Konzernvolkswirtschaft /* lt. ÖNACE beim Maschinenbau Stand: Jänner 2005

    tum) auf einzelne Teilbereichebeschränkt. Große Teile derProduktpalette entsprechenlängst nicht mehr der Qualifi-kations- und Kostenstruktur inÖsterreich. Die Konsequenzist, dass die Elektroindustrie,wie die meisten Bereiche derSachgütererzeugung, Produk-tionen geschlossen bezie-hungsweise an kostengünsti-gere Standorte verlagert hat.

    Noch beschäftigt die Branche 61.000 Arbeitneh-mer/innen. Allerdings sindseit Mitte der 90er Jahreschon über 17 % der Arbeits-plätze in der Branche verlorengegangen, in der gesamtenheimischen Sachgütererzeu-gung im Vergleich dazu rund9 %. Zudem zeichnet sich keinEnde des Beschäftigungs-abbaus ab: Allein 2004 ist dieZahl der Mitarbeiter/ innenum weitere 3,5 % gesunken. ■

  • ZINSEN UND WÄHRUNGEN

    13Report 1 / 2005

    Vor allem in Europa hatdie schwache Konjunktur zueinem erneuten großen Pessi-mismus der Rentenmärkte ge-führt. Dementsprechend sankdie Rendite der Staatsanleihenerneut auf historische Tief-stände, wie sie zuletzt imSommer 2003, als das BIP imEuroraum erneut schrumpfte,erreicht wurden und sonst seitden 50er Jahren nie. Ähnlichauch das Bild auf den Aktien-märkten, die sich auf dengroßen Märkten des Euro-raumes das gesamte Jahr 2004seitwärts bewegten. Auch inden USA erscheint das Ren-diteniveau von knapp über4 % angesichts des doch sehrrobusten Wachstums der Wirt-schaft äußerst niedrig. Aller-dings dürfte die starke Nach-frage nach Rentenwerten auchAusdruck einer allgemeinenUnsicherheit über die weitereEntwicklung der Wirtschaftsein. Im Euroraum deutetauch das weiterhin relativstarke Wachstum der Ein-

    lagen, sowohl der Unterneh-men als auch der Haushalte,bei gleichzeitig verhaltenemKreditwachstum der Unter-nehmen, auf die Unsicherheitüber die weitere Entwicklunghin. Zudem stützt die starkeNachfrage vom Ausland, vorallem in den USA seitensasiatischer Notenbanken zurStützung ihrer Währunggegen eine Aufwertung zumUS-Dollar, die Nachfrage.Auch europäische Anleihenwerden vermehrt vom Aus-land nachgefragt.

    Vorläufig teilen die beidenNotenbanken, Fed und EZB,noch die abwartende Haltungdes Rentenmarktes. Zwar hatdie Fed seit dem Sommer 2004ihre Zinsen sechsmal erhöht,allerdings liegt das Niveau mit2,5 % angesichts des nunschon fast zwei Jahre durch-gängig starken Wachstumsnoch immer sehr niedrig. DieEZB hat bisher ihre Zinsennoch nicht erhöht, was ange-sichts eines weiterhin schwa-

    chen Wachstums und der Tat-sache, dass das Niveau mit2 % relativ hoch liegt, nichtverwundert. Der US-Dollarhat, nach seinem rapiden Ver-fall ab dem Herbst 2004, alsder Euro von 1,20 gegenüberdem US-Dollar auf 1,36 gegenEnde des Jahres 2004 zulegte,sich wieder etwas erholt.

    Angesichts einer weiter-hin robusten US-Konjunkturund erster Anzeichen einerkonjunkturellen Stabilisie-rung im Euroraum ist in dennächsten Monaten sowohl inden USA als auch im Euro-raum mit Zinsschritten nachoben zu rechnen. Die Fedkönnte dabei bis Ende desersten Quartals die Zinsenauf 2,75 % und bis Mitte desJahres auf 3,25 % erhöhthaben. Die EZB scheint eben-falls einen ersten Zinsschrittvorzubereiten, allerdingssollte dies frühestens imzweiten Quartal mit einemersten, kleinen, Schritt derFall sein. Bis zum Jahresende

    könnten dann sowohl in denUSA als auch im Euroraumnoch weitere Schritte folgen.Hintergrund dieser Zins-erhöhungen sind dabei nichtdie aktuellen Inflationsraten,die im Verlauf des erstenHalbjahres 2005 sinkendeTendenz aufweisen dürften,sondern die mittelfristigen In-flationserwartungen. Dabeidürfte jedoch weniger dieAngst vor einer zu starkenVerbraucherpreisinflation imVordergrund stehen als viel-mehr die Angst vor einer zustarken Liquiditätsversorgungder Wirtschaft insgesamt, diesich auch in einer zu starkenNachfrage nach Vermögens-werten manifestieren könnte.

    Dementsprechend wirddiese Entwicklung dann auchzu einer sinkenden Nachfragenach Rentenwerten führenund die Renditen könnten inden nächsten Monaten er-kennbar steigen. Angesichtsder weiterhin robusten US-Wirtschaft und der daraus re-sultierenden stark negativenLeistungsbilanz spricht vielfür eine weitere Abschwä-chung des US-Dollar gegen-über dem Euro. Allerdingsbleibt der Wechselkurs zwischen US-Dollar und Euroextremen Schwankungenunterworfen. ■

    Finanzmarkt AusblickGroßer Pessimismus am Rentenmarkt

    Zinssätze Euroraum

    1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005

    Prognose

    Prognose

    3-Monats-Euribor 10-jährige Staatsanleihen

    1

    2

    3

    4

    5

    US-Dollar per Euro

    1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005

    USD per Euro

    Prognose

    0,8

    0,9

    1,0

    1,1

    1,2

    1,3

    1,4

    Quelle: HVB Research Quelle: HVB Research

    s te [email protected]

    Stefan Bruckbauer

  • Mit einem turbulentenJahrzehnt im Rücken nahmMontenegro 2001 die Re-form des Bankenmarktes inAngriff. Die Restrukturie-rung des Bankensektors istbereits weitgehend abge-schlossen und auch erstePrivatisierungserfolgekonnten gefeiert werden.

    Montenegro war bisFebruar 2003 eine Teilrepu-blik Jugoslawiens und ist seit-her ein selbständiger Staatinnerhalb des StaatenbundesSerbien und Montenegro. Inder Tat ist Montenegro bereitsab dem Jahr 1999 sowohl inpolitischer als auch in wirt-schaftlicher Hinsicht verstärkteigenständige Wege gegangen.Dies führte auch zur Ent-stehung einer weitgehendautonomen Wirtschaftspolitik,hauptsächlich in den Berei-chen Fiskal-, Handels- undGeldpolitik. Die monetäreUnabhängigkeit gipfelteschließlich im Jahre 1999 inder Einführung der D-Markals allgemeines Zahlungsmit-tel und in der Folge des Euroab 2002. Trotz der zunehmen-den Selbständigkeit folgte diewirtschaftliche EntwicklungMontenegros insbesondere inden neunziger Jahren weitge-hend dem serbischen Muster.Montenegros Wirtschaft littnahezu ein Jahrzehnt langunter den militärischen Aus-einandersetzungen am Balkan,wenn auch das Land voneinem bewaffneten Konfliktverschont blieb, und war vonden wirtschaftlichen Sanktio-nen der UNO gleichermaßen

    betroffen wie Serbien. Ebensoträgt die Wirtschaft ange-sichts der zaghaften Vorge-hensweise bei der Wirt-schaftsreform nach wie vorzahlreiche Charakteristikader Erblast einer planwirt-schaftlichen Wirtschaftsstruk-tur, die lange Zeit auch derEntwicklung des Banken-marktes ihren Stempel auf-drückte.

    Hand in Hand mit derVerwirklichung einer eigen-ständigen Geldpolitik gingauch die Schaffung einergeldpolitischen Autorität, d.h.die Gründung derZentralbank vonMontenegro (CBCG)im Jahre 2000, undin der Folge dieNeuausrichtung desBankenmarktes. ImGegensatz zum Ko-sovo, wo zum Teilauch der physische Neuauf-bau des Bankenmarktes er-forderlich war, war in Monte-negro eine Bankinfrastrukturbereits vorhanden. Die Ban-kenreform musste daher viel-mehr an Problembereichenwie jenen der aus jugoslawi-schen Zeiten geerbten „ein-gefrorenen Einlagen“, dieInterferenz des Staates undpolitischer Kreise ins „day-to-day“-Management der Kredit-institute, das Agieren derBanken in einem von „softbudget constraints“ geprägtenUmfeld, die Verflechtung vonEigentümer- und Kreditneh-merinteressen (ConnectedLending) sowie eine nach-sichtige Bankenaufsicht an-setzen und damit nicht nur

    die Symptome (Altschulden-problematik, Unterkapitalisie-rung, Moral Hazard), sondernauch die Ursachen der Ineffi-zienz des Bankenmarktes be-handeln.

    Den Restrukturierungs-prozess begann die CBCG miteinem extensiven Screeningaller in Montenegro tätigenBanken. Dieser Relizenzie-rungsprozess förderte bei eini-gen Banken ernsthafte Liqui-ditäts- und Solvenzproblemean den Tag, was auch zurSchließung mehrerer Kredit-institute (z.B. Jugobank,

    MontenegrinischeEntwicklungsbank)führte. Bei anderenBanken wurde unterder Federführung derZentralbank hinge-gen ein Sanierungs-programm (inklusiveBilanzbereinigung

    um Altschulden und „einge-frorene Einlagen“ sowieDurchführung eines Debt-Equity-Swaps) eingeleitet.Einer der Sanierungskandida-ten war die mit Abstand größteBank des Landes, die Monte-negrobanka, bei der es imZuge eines „carving out“ zurEntfernung von Aktiva undPassiva in der Höhe von über650 Mio. Euro aus der Bank-bilanz kam. Die Restrukturie-rung des Bankenmarkteswurde schließlich 2003 erfolg-reich abgeschlossen. Alslogische Konsequenz derDebt-Equity-Swaps hat sichallerdings der Anteil des Staa-tes am Bankensektor massiverhöht. Obwohl mit der Ver-äußerung eines 91,5 %-igen

    Aktienpaketes der Monte-negrobanka an die sloweni-sche Nova Ljubljanska Bankafür 11,1 Mio. Euro Mitte 2003auch ein erster Privatisie-rungserfolg gefeiert werdenkonnte, ist der Staat durchdirekte und/oder indirekte Be-teiligungsverhältnisse mehr-heitlich nach wie vor an zweiKreditinstituten (PodgorickaBank, Niksicka Bank) betei-ligt. An weiteren vier Bankenhält er noch – vornehmlichindirekt – Minderheitsanteile.

    Struktur des Banken-marktes

    Die getroffenen Reform-maßnahmen fruchteten zwarbereits in der zunehmendenGesundung des Bankenmark-tes, die gegenwärtig beste-hende Marktstruktur kanndennoch vorerst nur als sub-optimal eingestuft werden. Soliegt die Zahl der Banken an-gesichts der Tatsache, dasssich in den Jahren 2002 und2003 die Marktaustritte (Mon-tenegrinische Entwicklungs-bank, Jugobanka, Ekos Bank)und die Marktzutritte (Atlas-mont Bank, OpportunityBank, Commercial Bank) dieWaage hielten, seit 2001 beikonstanten zehn. Bei einerGesamtbevölkerung von620.000 erscheint diese Zahljedoch vergleichsweise hoch,wenn auch die Anzahl derFilialen inklusive sonstigerGeschäftsstellen von 92 zuJahresende 2003 noch eineUnterversorgung mit Bank-dienstleistungen dokumen-tiert. Sonach entfielen Ende2003 rund 6.800 Einwohner

    sandor. [email protected]

    Sándor Gardó

    Bankenmarkt Montenegro Vergangenheitsbewältigung mit Biss

    BANKENMARKT MONTENEGRO

    14 Report 1 / 2005

    Restruk-turierungs-

    maßnahmenlegen den

    Grundstein zurGesundung desBankenmarktes.

  • auf eine Filiale, ein Wert, derdeutlich über den 2.060 imDurchschnitt der EU-15 liegt,obwohl sich die Filialenzah-len seit 2001 von Jahr zu Jahrin etwa verdoppelt haben.Eine ebenfalls starke Expan-sion verzeichnete der sich imStadium der originärenMarktaufteilung befindendemontenegrinische Banken-markt bei den Bankmitarbei-tern. Ende des Jahres 2003beschäftigten die zehn lizen-zierten Kreditinstitute 1.237Mitarbeiter, nach noch 751 imJahre 2001, wobei die Be-schäftigung im Bankensektorim Spannungsfeld der Re-strukturierungsmaßnahmenund der Expansionsbestre-bungen im Berichtszeitraum2001 bis 2003 erheblichenFluktuationen unterlag.

    Die zunehmende Markt-sättigung und der damit ein-hergehende intensivere Kon-kurrenzkampf lassen aber inden kommenden Jahren imHinblick auf die Anzahl deroperativ tätigen Kreditinstitutedie Entfaltung der heilendenWirkung der Marktkräfte,d.h. Konsolidierung durchMergers & Acquisitions, er-warten, die auch die Ausnut-zung von Skaleneffekten er-möglichen wird. Damit zeich-net sich ein weiterer Anstieg

    der ohnehin schon hohenMarktkonzentration ab, dieEnde 2003 für die fünf größtenBanken, gemessen an derBilanzsumme, bei 85,8 % lag.Einen ähnlich hohen Konzen-trationsgrad wiesen die Top 5auch bei der Kapitalausstat-tung auf, deutlich höher lag ihrMarktanteil hingegen mit93,5 % bzw. 90,5 % beim Ein-lagen- und Kreditgeschäft.

    Marktführer zu Jahres-mitte 2004 war die Monte-negrinische Kommerzbank,die, gemessen an der Bilanz-summe, einen Marktanteil von27,9 % für sich reklamierte.Mit der erfolgreichen Privati-sierung der Telekom Monte-negro (Veräußerung an die un-garische TelekomgesellschaftMatáv für 114 Mio. Euro) hatsich der Staat Anfang 2005 vonseiner Beteiligung an derKommerzbank getrennt, womitdie Bank vollständig in priva-ten Besitz überging. Den zwei-ten Platz unter den montene-grinischen Kreditinstituten be-legte die Mitte 2003 privatisier-te Montenegrobanka mit17,2 %. Auf den dritten Rangkam die Podgoricka Bank mit13,7 %, deren PrivatisierungEnde 2004 angelaufen ist. DasBieterverfahren beginnt imFrühjahr 2005, mit dem Regie-rungsziel der Überführung der

    Bank in private Hände bisJahresende 2005. Ein 17 %-iger Anteil geht im Zuge einesDebt-Equity-Swaps allerVoraussicht nach an die Welt-banktochter IFC.

    Seit dem Jahr 2003 ope-rieren in Montenegro auchnoch zwei Mikrofinanzunter-nehmen (Agroinvest, AlterModus). Solche Unternehmenkönnen entweder in derRechtsform einer Aktienge-sellschaft oder Gesellschaftmit beschränkter Haftunggegründet werden. IhreGeschäftstätigkeit zielt auf dieFinanzierung von Investitions-projekten von privaten Haus-halten sowie KMUs ab.

    Profitabilität und Effizienz des Banken-sektors

    Entsprechend der jungenGeschichte ist der Banken-markt enorm unterentwickelt.Der Monetarisierungsgrad lagEnde 2001 bei lediglich 35 %des BIP (inklusive Monte-negrobanka 94,5 % des BIP)und fiel infolge von Restruktu-rierungsmaßnahmen dermontenegrinischen Zentral-bank (Ausgliederung „einge-frorener“ Einlagen, Bewälti-gung der Altschuldenproble-matik, Schließung mehrererKreditinstitute) bis 2003 auf

    ein mageres Viertel des BIP(EU-15: 200 % des BIP). Mitder Vollendung der Bilanz-bereinigung im Jahre 2003zeichnet sich nach den vorlie-genden unterjährigen Zahlen2004 jedoch bereits eineKehrtwende im Abwärtstrendab. In den ersten neun Mona-ten des Jahres 2004 kletterteder Grad der Finanzinterme-diation auf 28,1% des prog-nostizierten BIP.

    Das Einlagenvolumen lagzu Jahresende 2003 bei knappüber 15 % des BIP. Währendaber in den Jahren 2001 bis2003 bei den Einlagen des Pri-vatsektors, die sich 2003 auf9,2 % des BIP beliefen unddamit in etwa ein Achtel desDurchschnitts der EU-15 von75 % ausmachten, entspre-chend dem zunehmenden Ver-trauen der Bevölkerung in denBankenmarkt erheblicheZuwächse verbucht werdenkönnen, unterliegen die Ein-lagen des Staates und staat-licher Unternehmen als Folgeder Bankenrestrukturierungerheblichen Schwankungen.In den kommenden Jahrenzeichnet sich bei den Staats-einlagen allerdings eine fal-lende Tendenz ab. Ausschlag-gebend dafür ist die Absichtdes Staates, seine bei den Ge-schäftsbanken veranlagten

    BANKENMARKT MONTENEGRO

    15Report 1 / 2005

    Die zehn größten montenegrinischen Kreditinstitute(30.6.2004, Mio. Euro)

    Bank Kapitaleigner Bilanzsumme Marktanteil (%)

    1 Crnogorska Komercijalna Banka1 DEG (22,1%), FMO (22,1%), Telekom Montenegro (11,8 %) 106,0 27,92 Montenegrobanka Nova Ljubljanska Banka (91,5 %) 65,4 17,23 Podgoricka Bank Staat (55,3 %), Staatliche Unternehmen (20,7 %) 52,0 13,74 Hipotekarna Bank Staat (4,0 %), Staatliche Unternehmen (15,6 %) 44,9 11,85 Euromarket Bank2 SEEF (48 %), DEG (21,5 %), EBRD (19,7 %) 29,5 7,86 Atlasmont Bank Staat (19,2 %), Staatliche Unternehmen (6,2 %) 25,8 6,87 Opportunity Bank Opportunity International, Rabobank Gruppe 21,6 5,78 Commercial Bank n.v. 14,6 3,89 Niksicka Bank Staat (16,5 %), Staatliche Unternehmen (54,5 %) 10,4 2,710 Pljevaljska Bank Staatliche Unternehmen (27,2 %) 9,9 2,6Quelle: CBCG, Bank Austria Creditanstalt Konzernvolkswirtschaft /1) DEG: Deutsche Investitions- und Entwicklungsgesellschaft, FMO: Niederländisches Institut für Entwicklungsfinanzierung/2) SEEF: Southeast Europe Equity Fund (Soros Private Funds)

  • den gesetzlich vorgeschriebe-nen 8 % liegt. Die sich zuneh-mend verschärfende Wett-bewerbssituation am Banken-markt, die anhaltend hoheDynamik des Kreditgeschäftssowie die sich verbesserndenRisikoevaluierungsfähigkei-ten der Banken lassen aller-dings in den Folgejahren einegraduelle Abnahme der Über-schussliquidität erwarten.

    Die rechtlichen Rahmenbedingungen

    Die Gestaltung der recht-lichen Rahmenbedingungenfür die Tätigkeit von Kredit-instituten liegt im Zuständig-keitsbereich der im Jahre2000 gegründeten CBCG, dieihre operative Tätigkeit am15. März 2001 aufnahm. An-gesichts der beschränktengeldpolitischen Kompetenzenim Rahmen eines de facto

    Currency Boards, ge-hören die Bankenre-gulierung und -auf-sicht zu ihren Haupt-aufgaben.

    Das Bankgesetz,das die vormalige jugoslawi-sche Gesetzgebung ablöste,stammt aus dem Jahr 2000.Um die Anpassung an inter-nationale Standards sicherzu-stellen, wurde es seitdemmehrfach – zuletzt im Jahr2002 – novelliert, sodass esnun weitgehend den Gepflo-genheiten des internationalenBankrechts entspricht. DieQualität der Bankenaufsichthat sich mit der Entwicklungdes rechtlichen Rahmenssowie der Klärung der Kom-petenzen und des Handlungs-spielraums der CBCG im Hin-blick auf Sanktionsmöglich-keiten deutlich verbessert.Durch die strikte Auslegungdes Gesetzestextes sowie diekonsequente Umsetzung derRechtsvorschriften im Sinneder dezidierten Vorgehens-weise der CBCG bei derSchließung insolventer Kre-

    ditinstitute trug sie in denvergangenen Jahren massivzur Bekämpfung des MoralHazard-Verhaltens der Kredit-institute bei. Um die Proble-matik der adversen Selektionzu vermeiden, verfolgt sie da-rüber hinaus eine restriktiveLizenzierungspolitik. Bei derRechnungslegung und Buch-führung haben die Bankendie IAS anzuwenden.

    Die Kapitalvorschriftensehen für neugegründete Ban-ken seit 2002 eine Mindestka-pitalausstattung in der Höhevon 5 Mio. Euro vor. Bereitszugelassene Kreditinstitutebekamen Übergangsfristenzugesprochen, diese Grenzebis Ende 2004 erreichen zumüssen. Im Falle von Mikro-finanzunternehmen liegen dieKapitalerfordernisse deutlichniedriger bei 100.000 Euro.Überdies müssen Banken imEinklang mit den Empfehlun-gen des Basler Ausschussesdie Einhaltung eines Sol-vabilitätskoeffizienten von 8 %sicherstellen, wobei das Bank-gesetz der Nationalbank dieMöglichkeit einräumt, einzel-nen Kreditinstituten im Fallevon Defiziten bei der Risiko-steuerung eine höhere Normvorzuschreiben. Die Diversifi-zierungsvorschriften werdenals Folge der Erfahrungen ausder Vergangenheit strengergehandhabt als die internatio-nalen Vorgaben. Die Groß-kreditgrenze liegt bei 20 %des Bankkapitals, wobei dieSumme aller Großkreditenicht mehr als das Dreifachedes Bankkapitals überschrei-ten darf (EU: 800 %). Je nachStellung der Bankorgane sindKredite an mit der Bank ver-bundenen Personen mit 1 bis10 % des Bankkapitals limi-tiert. Investitionen in Unter-nehmensanteile wurden aufmaximal 20 % des Bankkapi-tals begrenzt.

    Im Zuge der letzten No-vellierung des Bankgesetzes

    Mittel abzuziehen und dieseauf einem eigens eingerichte-ten Konto bei der Zentralbankzu deponieren, was bei denbetroffenen Banken ein um-sichtiges Liquiditätsmanage-ment nach sich ziehen muss.

    Die vergangenen Jahrebrachten eine deutliche Bele-bung des Kreditgeschäfts. Sowuchsen die Kredite an denPrivatsektor angesichts deshohen Nachholbedarfs an In-vestitionen und Konsum imDurchschnitt der Jahre 2001bis 2003 um nominelle 70 %.Nichtsdestotrotz lag das Kre-ditvolumen an den Privatsek-tor 2003 bei nur knapp 12 %des BIP (Ende September2004: 14 % des BIP), im Ge-gensatz zu 100 % in der EU-15.Nach wie vor dominierenkurzfristige Ausleihungen dasKreditgeschäft, wenn auch mitsinkender Tendenz. Die wich-tigsten kreditnehmendenBranchen sind der Handel(36,4 %), Dienstleistungen undTourismus (6,1%) sowie Bau-wesen (5,2 %). Diese Portfolio-struktur stellt insbesondere imFalle von sektoralen Schocksein nicht zu unterschätzendesRisikopotenzial dar und deutetdamit auf die Notwendigkeiteiner weiteren Portfoliodiver-sifizierung hin.

    Erfolgreiche Restrukturierung

    Die Restrukturierungs-maßnahmen der CBCG trugenim Zeitablauf Früchte, wassich auch in einem graduellenRückgang der notleidendenAktiva an den gesamten klassi-fizierten Aktiva von 14,8 % imJahre 2001 auf 7,4 % 2003 ma-nifestiert. Hand in Hand damitging auch die geringere Not-wendigkeit für die Bildung vonRücklagen. Während die Wert-berichtigungen in den Jahren2001 und 2002 noch bei etwa4,6 % der durchschnittlichenBilanzsumme lagen, waren es2003 nur mehr 1,9 %.

    Die Profitabilität desBankensektors ist im Steigenbegriffen. Tatsächlich schriebder Bankenmarkt im Jahre2001 noch rote Zahlen, miteinem ROAA von – 0,7 % undeinem ROAE von – 4,4 %. Ziehtman die Montenegrobanka mitins Kalkül hinein, fällt der Ver-lust weit höher aus (60 Mio.Euro anstelle der ausgewiese-nen 1,2 Mio. Euro). Dank derRestrukturierungsmaßnahmender CBCG schaffte der Sektoraber bereits im Jahr 2002 denTurnaround und auch 2003blieb er mit einem ROAA von1,6 % und ROAE von 6,5 %profitabel. Auf der Ertragsseitesticht dabei die Zunahme desNettozinsertrages um 65 % imDurchschnitt der Jahre 2001bis 2003 hervor. Aber auch derProvisionsüberschuss nahmmit rund 60 % stark zu. Demhöheren Geschäftsertrag standim selben Zeitraum,vor allem aufgrunddes zunehmendenMitarbeiterstandes,ein um 46 % höhererBetriebsaufwand ge-genüber. Der zunehmendeSanierungsgrad des Banken-marktes, die voranschreitendeEntstaatlichung, die effiziente-re Funktionsweise der Bankenund schließlich die sich inten-sivierende Nachfrage nachBankdienstleistungen werdenaber in den kommenden Jah-ren die Profitabilität weitertreiben.

    Angesichts der vorsichti-gen Geschäftspolitik der Kre-ditinstitute weist der monte-negrinische Bankenmarkt ge-genwärtig eine massive Über-liquidität auf. Dies äußert sicheinerseits in einem hohen An-teil der Position „Bargeld undEinlagen bei der Zentralbankbzw. anderen Banken“ an derBilanzsumme von 28 % 2003(Ende September 2004: 29 %)und andererseits in einemSolvabilitätskoeffizienten vonknapp 40 %, der deutlich über

    BANKENMARKT MONTENEGRO

    16 Report 1 / 2005

    Bankensektorschafft im Jahre

    2002 den Turnaround.

  • wurden auch die Wertberich-tigungsvorschriften neu defi-niert. Statt wie zuvor nur Kre-dite zu erfassen, erstreckensie sich nun auf alle Aktiv-posten. Die Aktiva werden jenach Ausfallsrisiko in fünfGruppen klassifiziert: A –standard, B – besonders er-wähnt, C – substandard, D –zweifelhaft und E – unein-bringlich. Entsprechend die-ser Einteilung haben BankenWertberichtigungen in derHöhe von 1%, 2 %–10 %,20 % – 30 %, 50 % – 75 % sowie100 % vorzunehmen.

    Das Gesetz über die Etab-lierung eines Einlagensiche-rungsfonds in Montenegrowurde im Jahre 2003 verab-schiedet und trat 2004 inKraft. Damit kann das Einla-gensicherungssystem vorerstnur auf eine vergleichsweisekurze Geschichte zurück-blicken, sodass die volle Ope-rationalität noch einiger Zeitbedarf. Gesichert werdenEinlagen sowohl privater alsauch juristischer Personen inheimischer (Euro) und

    Fremdwährung. Der De-ckungsgrad liegt bei 5.000Euro (EU: 20.000). Träger desEinlagensicherungsinstitutessind die Banken, ihre Partizi-pation am System ist obligato-risch. Die Finanzierungerfolgt über eine Beitritts-gebühr der Banken in derHöhe von 10.000 Euro beiNeugründungen bzw. 0,3 %der gesicherten Einlagen,aber nicht weniger als 10.000Euro im Falle bereits lizen-zierter Kreditinstitute sowiejährlicher Prämien aller Insti-tute in der Höhe von 0,3 %der gesicherten Einlagen.

    Die CBCG hat auch An-strengungen unternommen,einen langjährigen Grau-bereich des Bankwesens inihren Zuständigkeitsbereichzu bringen. So hat das Fi-nanzministerium hauptsäch-lich in der zweiten Hälfte der90er Jahre die Lizenz anschätzungsweise 400 Off-Shore-Banken erteilt. Dankder Novellierung des Bankge-setzes, das unter § 94f die Re-gistrierung und Lizenzierung

    von Off-Shore-Banken biszum 1. August 2002 im Ein-klang mit den geltendenBankrechtsvorschriften vor-schrieb, ist ihre Zahl bis Ende2003 auf etwa ein Dutzendgesunken. Zudem wurde imKampf gegen die Geldwäschemit der Novellierung des„Gesetzes über Unternehmenerrichtet und betrieben unterbesonderen Bedingungen“am 12. November 2002 dieGründung von Off-Shore-Banken untersagt.

    Ausblick

    Der montenegrinischeBankenmarkt kann auf einekurze, aber erfolgreicheneuere Geschichte zurück-blicken. Zweifellos legte dasLand seit der Jahrtausend-wende eine energischeHerangehensweise bei derBankenreform an den Tag.Die Restrukturierung desBankensektors kann als weit-gehend abgeschlossen be-trachtet werden und aucherste Erfolge bei der Banken-privatisierung stellten sich

    ein. Der rechtliche Rahmenwurde an internationale An-forderungen angepasst unddie Zentralbank nimmt ihreFunktion als Aufsichtsorganmit der erforderlichen Strengewahr. Schließlich wurde auchdie Problematik der Off-Shore-Banken gelöst. Diese augen-scheinlichen Fortschrittezeigen sich auch im wieder-kehrenden Vertrauen derBevölkerung.

    Im Hinblick auf die zu-künftige Entwicklung desBankenmarktes lässt die hoheAnzahl der Kreditinstitute ineinem relativ kleinen Markteine Konsolidierungs- undFusionswelle nach estnischemMuster und damit eine zuneh-mende Marktkonzentrationerwarten. Von erheblichemAufholpotenzial zeugt derniedrige Monetarisierungs-grad. Gleichzeitig versprichtdie hohe Liquidität des Ban-kenmarktes ein dynamischesKreditwachstum in den kom-menden Jahren. Die Erhöhungder Effizienz (und damit dieProfitabilität) des Banken-sektors setzt dabei Modernisie-rung im IT-Bereich, die Ver-besserung der Risikoeinschät-zungsfähigkeiten der Kredit-institute sowie den Rückzugdes Staates aus dem Bank-geschäft voraus. Letzteres ruftin Anbetracht des hohen in-direkten Staatsanteils nach derkonsequenten Reform desUnternehmenssektors und derraschen Privatisierung vonStaatsunternehmen.

    Die Hauptrisiken in Bezugauf den montenegrinischenBankenmarkt stellen die hohesektorale Konzentration desKreditportfolios und das mög-liche Lemming-Verhalten derKreditinstitute bei der Kredit-vergabe im Kampf um Markt-anteile dar, was auf Kosten derRisikoevaluierung gehen undzur Verschlechterung derQualität des Kreditportfoliosführen könnte. ■

    BANKENMARKT MONTENEGRO

    17Report 1 / 2005

    Der montenegrinische Bankenmarkt im Überblick(2001– 2003)

    20011 2002 2003

    Anzahl der Geschäftsbanken 10 10 10Anzahl der Bankfilialen2 21 57 92Anzahl der Bankmitarbeiter 751 951 1.237Return on Average Assets (ROAA) – 0,7 4,0 1,6Return on Average Equity (ROAE) – 4,4 15,7 6,5Nettozinseinkommen (% der durchschnittlichen Aktiva) 4,1 4,0 5,8Solvabilitätskoeffizient (%) 38,6 42,0 39,3Notleidende Aktiva (% der klassifizierten Aktiva) 14,8 11,9 7,4Einlagen des Privatsektors (% des BIP) 8,7 7,4 9,2Kredite an den Privatsektor (% des BIP) 5,3 7,4 11,8Kurzfristige Kredite3 an den Privatsektor (% der Kredite an den Privatsektor) 76,3 72,8 70,4Monetarisierungsgrad (Bankaktiva/BIP, %) 35,0 27,9 25,4Konzentrationsgrad (C5 – Bilanzsumme, %) 79,8 77,8 85,8Konzentrationsgrad (C5 – Kredite, %) 75,9 76,5 90,5Konzentrationsgrad (C5 – Einlagen, %) 86,3 84,9 93,5Konzentrationsgrad (C5 – Kapital, %) 69,2 70,8 85,7Marktanteil staatlicher Banken (Kapital, %) 43,0 31,1 22,6Marktanteil ausländischer Banken (Kapital, %) 16,0 25,3 33,1Quelle: CBCG, BA-CA Konzernvolkswirtschaft /1) Exklusive Montenegrobanka/2) Inklusive Ekos Bank/3) Laufzeit < 1 Jahr

  • Leistungsbilanzdefizit imDurchschnitt der NMS-8 beirund 4,5 % des BIP bewegen.Fortsetzen werden sich aller-dings die strukturellen Ver-

    schiebungen in denTeilbilanzen.

    Seit Beginn derOstöffnung hatte dieHandelsbilanz alsvolumenmäßigbedeutendste Teil-bilanz auch denstärksten Einfluss

    auf die Entwicklung derLeistungsbilanz. So ging inder Vergangenheit eine Aus-weitung des Handelsbilanz-defizits stets mit einemAnstieg des Leistungsbilanz-defizits einher und umge-kehrt. Dabei überstieg derFehlbetrag im Güterverkehrregelmäßig die Höhe desLeistungsbilanzdefizits.

    Diese gewohnten Relatio-nen haben sich in den ver-gangenen beiden Jahren ver-schoben: Sowohl 2003 alsauch 2004 ist das Leistungs-bilanzdefizit in den neuen EU-Ländern höher ausgefallenals das Handelsbilanzdefizit.Zudem ist das Leistungs-bilanzdefizit gestiegen,während der Fehlbetrag imGüterverkehr 2004 auf ge-schätzte 3,5 % des BIP gesun-ken ist und sich damit im Ver-gleich zum Höchstwert Endeder 90er Jahre mehr als hal-biert hat (1999: 7,6 % des BIP).

    Erfolgsgarant Export

    Die hohen Zuflüsse vonausländischen Direktinvesti-tionen im Ausmaß von ge-schätzten 160 Mrd. Euro seit1990 bis heute haben wesent-lich dazu beigetragen, eine

    Leistungsbilanztrends in CEESpiegelbild des wirtschaftlichen Umbruchs

    Die Struktur der Leistungs-bilanz der zentral- undosteuropäischen Länderhat sich in den letztenJahren grundlegend ver-ändert: Die Handelsbilanz-lücke bildete sich zurück,das Defizit in der Einkom-mensbilanz stieg dagegen.Der Überschuss in derDienstleistungsbilanz istgesunken. Hohe Leistungs-bilanzdefizite werden aberein Charakteristikum derdynamisch wachsendenVolkswirtschaften derRegion bleiben.

    Im soeben abgelaufenenJahr 2004 hat sich nach unse-rer Einschätzung – basierendauf den bisher vorliegendenDaten – eine geringfügigeAusweitung des negativenLeistungsbilanzsaldos in den

    NMS-8 (Neue EU-Mitglieds-staaten – Estland, Lettland,Litauen, Polen, Slowakei,Slowenien, TschechischeRepublik und Ungarn) aufdurchschnittlich4,7 % des BIP (2003:4,5 %) ergeben.Hauptverantwortlichfür diesen Anstiegwar die Entwick-lung in der Slowakeiund den drei balti-schen Staaten. Inden übrigen vier Länderndieser Region hat sich dieLeistungsbilanzlücke im Ver-hältnis zum BIP leicht ver-ringert. Allerdings blieb derFehlbetrag sowohl in Ungarnals auch in der Tsche-chischen Republik mit fast9 % bzw. 6 % des BIP aufeinem hohen Niveau. Auch2005 / 2006 wird sich das

    Verringerung der chronischenHandelsbilanz-

    defizite nach Aufbau von Export-industrien.

    ZENTRAL- UND OSTEUROPA

    BK-3: Komponenten der Leistungsbilanz (in % des BIP)

    NMS-8: Komponenten der Leistungsbilanz (in % des BIP)

    Quelle: Nationale Notenbanken, BA-CA KonzernvolkswirtschaftQuelle: Nationale Notenbanken, BA-CA Konzernvolkswirtschaft

    Transferbilanzsaldo

    1999 2000 2001 2002 2003 2004E 2005F 2006F

    Dienstleistungsbilanzsaldo

    Handelsbilanzsaldo

    Leistungsbilanzsaldo

    Einkommensbilanzsaldo

    –20

    –15

    –10

    –5

    0

    5

    Transferbilanzsaldo

    –10

    –8

    –6

    –4

    –2

    0

    2

    1999 2000 2001 2002 2003 2004E 2005F 2006F

    Dienstleistungsbilanzsaldo

    Handelsbilanzsaldo

    Leistungsbilanzsaldo

    Einkommensbilanzsaldo

    18 Report 1 / 2005

    wal [email protected]

    Walter Pudschedl

  • wettbewerbsfähige Export-wirtschaft zu etablieren. Dieshat in vielen Ländern zur Ver-ringerung der chronischenHandelsbilanzdefizite geführt.In den vergangenen zehn Jah-ren haben sich die Exporteder neuen Mitgliedsstaatenbei einem durchschnittlichenjährlichen Wachstum von14 % (EUR-Basis) mehr alsverdreifacht. Ungarn und Est-land konnten dabei die höchs-ten Exportzuwächse verzeich-nen, während Slowenien dies-bezüglich das Schlusslicht derRegion darstellt. Dennochhaben sich die slowenischenExporte zwischen 1995 und2004 verdoppelt.

    Die Exporterfolge ermög-lichten substanzielle Marktan-teilsgewinne in den Ländernder „alten“ EU-15. Der Anteilder neuen Mitgliedsstaaten anden Importen der EU-15(ohne intra-EU-Handel) stiegvon 7 % im Jahr 1995 auf rund12 %, während im gleichenZeitraum sowohl die USA alsauch Japan deutliche Markt-anteilsverluste hinnehmenmussten. Ungarn konnte mitfast zwei Prozentpunkten denstärksten, absoluten Zu-gewinn an Marktanteilen er-ringen. In relativen Zahlenweisen die Slowakei und auchdie kleinen baltischen Ländereine starke Steigerung auf. Es zeigt sich, dass genau jeneLänder die größten Markt-anteilsgewinne erzielen konn-ten, welche die höchstenZuflüsse an ausländischenDirektinvestitionen verzeich-neten. In den NMS-8 machtder kumulierte FDI-Zuflusszwischen 1990 und 2004durchschnittlich 28 % des BIPaus. In der TschechischenRepublik, in Estland und Un-garn ist der Wert mit rund35 % des BIP deutlich höher.In Slowenien beträgt der ku-mulierte Zustrom an ausländi-schen Direktinvestitionen da-gegen nur 12 % des BIP.

    Einkommensbilanzwird belastet

    Allerdings hat diese Me-daille auch eine Kehrseite:Da Gewinne ausländischerUnternehmen die Einkom-mensbilanz belasten, hat sichin den vergangenen Jahreneine kräftige Ausweitung desnegativen Saldos dieser Teil-bilanz ergeben. Von knapp1,5 % des BIP im Jahr 1995verdoppelte sich der Fehl-betrag auf mehr als 3 % desBIP im Vorjahr. Diese Ent-wicklung ist allerdings nichta priori negativ einzuschät-zen. Ein erheblicher Teil die-ser Gewinne wird in denLändern reinvestiert und gibtdem Wirtschaftswachstumdamit langfristig Schwung.Jedenfalls weisen Ungarnund die Tschechische Repu-blik, jene Länder der Region,die relativ gesehen die höchs-ten Zuflüsse an ausländischenDirektinvestitionen in derVergangenheit erhaltenhaben, mit Fehlbeträgen inder Einkommensbilanz vonrund 5 % des BIP auch diehöchsten Defizite dieser Teil-bilanz der Leistungsbilanzauf.

    Die Dienstleistungs- undTransferbilanz weisen wei-terhin einen Überschuss auf.Allerdings ist der positiveSaldo in der Dienstleistungs-bilanz, der Ende der 90erJahre noch durchschnittlichrund 2,5 % des BIP betragenhat, in den letzten Jahrenstark geschrumpft und hat2004 voraussichtlich wenigerals 1% des BIP betragen.Ausschlaggebend dafür warzum einen die Entwicklungin der Fremdenverkehrs-bilanz. Die Überschüssedieser Teilbilanz haben sichin den letzten fünf Jahren aufdurchschnittlich 1% des BIPhalbiert, vor allem da mitsteigendem Wohlstand mehrund mehr Menschen dieMöglichkeit wahrnehmen,

    Urlaub im Ausland zu ver-bringen. Zum anderen ist fürdie kontinuierliche Ver-schlechterung in der Dienst-leistungsbilanz die Teilspartesonstige Dienstleistungenverantwortlich. Dienstleis-tungen, wie Beratung, Con-sulting und Marketing wer-den in immer stärkerem Aus-maß benötigt und müssenaufgrund oft fehlender heimi-scher Anbieter im Auslandnachgefragt werden.

    Das Jahr 2004 war zudemdurch eine geringfügige Ver-schlechterung des positivenSaldos in der Transferbilanzder neuen EU-Mitglieder ge-prägt. Nach durchschnittlich1,4 % des BIP im Jahr 2003 istder Überschuss in der Trans-ferbilanz der NMS-8 voraus-sichtlich auf etwa 1% des BIPim vergangenen Jahr zurück-gegangen. Den bereits geleis-teten Beiträgen an die EUstehen bisher nur eher zu-rückhaltend fließende För-dergelder aus Brüssel gegen-über. Dabei sollte es sich je-doch nur um einen temporä-ren Trend handeln, der sichbereits 2005 mit zunehmen-der Ausnutzung der zuge-sprochenen EU-Fördergelderaus Struktur- und Kohäsions-fonds wieder umkehren wird.

    Südosteuropa wird den Spuren folgen

    Das Gesicht der Leis-tungsbilanz der neuen EU-Mitgliedsländer hat sichgrundlegend verändert. Diehohen Zuflüsse von ausländi-schen Direktinvestitionenhaben einen wichtigen Bei-trag zur Etablierung einerwettbewerbsfähigen Export-wirtschaft geleistet, die invielen Ländern zu einer sub-stanziellen und nachhaltigenVerringerung der chroni-schen Handelsbilanzdefizitegeführt hat. Die Kehrseite derMedaille sind die hohen Ge-winne ausländischer Unter-

    nehmen, die sich in der Ein-kommensbilanz manifestie-ren, zu einer kräftigen Aus-weitung des negativen Saldosdieser Teilbilanz geführthaben und auch für die Zu-kunft einen kontinuierlichsteigenden Abgang erwartenlassen. Die Dienstleistungsbi-lanz, die in der Vergangenheitein besonders starkes Gegen-gewicht zum Handelsbilanz-defizit bildete, kann dieserRolle derzeit und, bedingtdurch den steigenden Bedarfan produktnahen Dienstleis-tungen, auch in den nächstenJahren nur noch in weit ge-ringerem Ausmaß gerechtwerden. Mit der Veränderungder Struktur hat sich jedochan dem Umstand allgemeinhoher Leistungsbilanzdefizitein der Region Zentral- undOsteuropa nichts geändertund auch auf absehbare Zeitscheint dies ein Charakteris-tikum der dynamisch wach-senden Volkswirtschaften derRegion zu bleiben, wenn sichauch diesbezüglich dasSchwergewicht von denneuen EU-Mitgliedsländernstärker auf die südosteuro-päischen Länder zu verlagernscheint.

    Und zwar auf jene Bei-trittskandidaten, die wenigeJahre vor der Aufnahme in dieEU genau jene ökonomischenVeränderungen vorantreiben,die vor einigen Jahren bereitsdie Wirtschaftsstrukturen inden neuen Mitgliedsländerngewandelt und damit diestrukturelle Zusammenset-zung der Leistungsbilanz ent-scheidend verändert haben.Für die südosteuropäischenLänder geben die neuen Mit-gliedsländer, trotz bestehen-der Länderspezifika wie demüberdurchschnittlich starkenTourismussektor in Kroatien,hinsichtlich der Entwicklungder Teilbilanzen der Leis-tungsbilanz den weiterenWeg vor. ■

    ZENTRAL- UND OSTEUROPA

    19Report 1 / 2005

  • DATEN UND FAKTEN

    20 Report 1 / 2005

    Österreich

    Zinsen und Währungen

    3M-Geld 10J-Benchmark Wechselkurs … / Euro4.2. in 3 in 12 4.2. in 3 in 12 4.2. in 3 in 122005 Monaten Monaten 2005 Monaten Monaten 2005 Monaten Monaten

    Österreich 3,6 4,0 4,5Euroland 2,1 2,2 2,8 3,6 3,9 4,5USA 2,8 3,3 4,0 4,2 4,5 5,5 1,30 1,35 1,45Japan 0,05 0,05 0,1 1,3 1,5 1,9 135,1 136 129UK 4,9 4,9 4,9 4,6 4,7 4,8 0,69 0,68 0,71Schweiz 0,8 0,8 1,3 2,2 2,4 3,0 1,56 1,53 1,53Quelle: Statistik Austria, WIFO, BA-CA Konzernvolkswirtschaft, HVB Research

    Konjunkturindikatoren

    Sachgüter- Bau- Einzelhandels- Über- Unselbst. Beschäftigte Arbeitslosen- VPIerzeugung produktion1 umsatz nom. nachtungen quote

    Vdg. z. Vj. in % Vdg. z. Vj. in % Vdg. z. Vj. in % Vdg. z. Vj. in % in 1.000 Vdg. z. Vj. in % nat. Def., in % Vdg. in %

    2000 10,0 3,6 2,6 0,6 3.133,8 0,8 5,8