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179
10. Supraleitung1911 durch Kamerlingh Onnes entdeckt (Kältelabor der Universität Leiden), Nobelpreis 1913
10.1. Eigenschaften der Supraleitung
10.1.1 Der elektrische Widerstand geht bei einer kritischen Temperatur TC gegen Null
ρ(Supraleiter) ≤ 10-17 ρ (Kupfer), analog: Kupfer Isolator.Widerstandssprung bei Eintritt der SL mind. 14 Zehnerpotenzen. Nachweis: Abklingen von Ringströmen (τ ≅ 100000 Jahre)
180
Bemerkenswert:
SL wurde bisher nicht gefunden (T ≥ 0,05 K) bei guten Leitern Li, Na, K oder Cu, Ag, Au. SL sind bei normalen Temperaturen eher schlechte Leiter. Auftreten von SL ist weitverbreitet:
181
Viele Stoffe werden erst unter hohem Druck supraleitend, z.B. Si (6,7 K), Ge (5,4 K), bei anderen nimmt TC ab.
1986 Bednorz und Müller: Hochtemperatur-SL
182
Kristallstruktur von YBa2Cu3O7
183
10.1.2. Ein Supraleiter ist ein perfekter Diamagnet
Kühlt man einen SL im Magnetfeld ab, so werden die Flusslinien der magnetischen Induktion N herausgedrängt. Aber: SL ist mehr als nur idealer Leiter!
Für SL gilt nicht nur sondern auch B = 0, unabhängig vom Weg, auf dem der Zustand erreicht wurde = „Meissner-Ochsenfeld-Effekt“ (1933)
0B =&
184
10.1.3. Unterhalb von TC kann die Supraleitung durch ein Magnetfeld zerstört werden
Phasendiagramm:
Abhängigkeit der Magnetisierung vom äußeren Magnetfeld:
185
Unterscheidung zwischen SL 1.Art (weiche SL) und SL 2.Art (harte SL)
Mischzustand (Wirbelzustand): supraleitende und normalleitende Bereiche nebeneinander, der SL ist von spiralförmigen Flusslinien durchsetzt.
Rasterkraft-Aufnahme des Flussgitters in Nb2Se bei 0,1 T und 0,2 K.
186
10.1.4. Existenz einer Energielücke
-spezifische Wärme eines SL:
Beim Übergang zum SL Zustand tritt keine latente Wärme auf => Übergang 2. Art Diskontinuität im elektronischen Teil der spez. Wärme.
Bsp.: Ga
Messung im Normalzustand für T < TCim B-Feld (0,02 T > HC) möglich.
∆=∝
+=
+=
∆−
−
2Ee)Elektronen(C
KMolmJT0568,0e5,9C
KMolmJT0568,0T596,0C
gkT/
P
3T/9,1P
3PNormal:
SL:
=> Anregung über Energielücke!
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Energielücke am Ferminiveau wird durch Elektron-Elektron-WW verursacht ( Energielücke bei Isolatoren: Elektron-Gitter-WW)
Bsp.: Sn bei T = 0: ∆0 = Eg/2 = 5,6·10-4 eV
Energielücke durch Einstrahlen von e.m. Wellen mit hν ≥ Eg nachgewiesen. Einstrahlen von IR bzw. Mikrowellen => Übergang in normalleitenden Zustand
Vergleich von optischen Methoden und Transportmessungen ergibt Exponentialfaktor von -Eg/2kT und nicht -Eg/kT
Unterschied der reflektierten Leistung im normalleitenden und SL Zustand
188
189
10.1.6. Isotopieeffekt
Sprungtemperatur TC hängt von der Masse der Gitteratome ab.
Experimentell erhält man:5,0:häufig.constTM C
=α=⋅α
Isotopieeffekt von Zinn (Gerade: α = -0,5)
⇒ Sprungtemperatur hängt von Masse ab
⇒ Elektron-Gitter-WW spielen bei SL eine Rolle!
Weiterer Hinweis: Metalle, die schlechte Normalleiter sind, werden supraleitend
Schallgeschwindigkeit, Debye-Frequenz, Debyetemperatur ~ M-1/2 !
190
10.1.7. Flussquantisierung
Vermutung: SL ist makroskopisches Quantenphänomen.
Falls richtig: Dauerströme in SL Ring sollten nur diskrete Werte annehmen können. Theoretische Voraussage (F. London): magnet. Fluss durch SL Ring kann nur in Vielfachen eines „Flussquants“ ΦL = h/2e = 2 10-11 T cm2 auftreten.
Nachweis der Flussquantisierung:
Doll und Nähbauer, PRL 7, 51, 1961
Deaver und Fairbanks, PRL, 7, 43, 1961
Pb-Zylinder auf Quarzstäbchen, Abschalten des äußeren B-Felds nach Abkühlen unter TC. Messung des eingefrorenen Flusses aus Drehmoment, welches Messfeld BMsenkrecht zur Zylinderachse erzeugt => Ausschlag mit Spiegel und Lichtzeiger auslesen. Resonanzmethode: BM mit bestimmter Frequenz umpolen
Ergebnis: ΦL = h/2e „2e“ => Hinweis, dass 2 Elektronen beteiligt sind!
191
10.2. Theorie der Supraleitung
BCS-Theorie (Bardeen, Cooper, Schrieffer), Nobelpreis 1972
Grundideen der Theorie:
- Welche Art von WW besteht im supraleitenden Zustand zwischen den Elektronen?
Isotopieeffekt => Übergangstemperatur hängt von Atommasse ab => Zusammenhang mit Gitterschwingungen!
Gitter wird durch Elektronen polarisiert => Anhäufung von positiver Ladung in der Nähe der Elektronen => zweites Elektron „spürt“ diese Polarisation und wird angezogen => anziehende WW zwischen Elektronen!
Mechanisches Analogon:
192
Stärke der Polarisation des Gitters hängt von Atommassen ab (=> schwere Isotope schwingen langsamer => Polarisation geringer => TC sinkt).
Zweites Elektron fliegt in Polarisationsspur des ersten => Absenkung seiner Energie, weil es das Gitter schon in einem polarisierten Zustand vorfindet.
Die beiden Elektronen haben entgegengesetzten Impuls: Cooper konnte zeigen, dass eine derartige Korrelation zu einer Absenkung der Gesamtenergie führt. => „Cooper-Paare“ mit entgegengesetzten, gleichgroßen Impulsen und entgegengesetzten Spins:
21 pp rr−=
{ }↓↑ 21 p,p rr
WW ist Austausch-WW: Austausch von (virtuellen) Phononen zwischen Elektronen. Kohärenzlänge des Cooper-Paars = Abstand, über dem Paarkorrelation wirksam ist: 100 –1000 nm, d.h. die mittlere Ausdehnung eines Cooper-Paars: 102 – 103 nm >> mittlerer Abstand zweier Leitungselektronen: 10-1 nm => Cooper-Paare überlappen sehr stark, im Bereich eines Paares liegen 106 – 107 andere Elektronen, die ihrerseits zu Cooper-Paaren korreliert sind.
193
- Alle Cooper-Paare befinden sich im gleichen Quantenzustand
Gesamtspin eines Cooper-Paares = 0. Für Paare gilt nicht mehr das Pauli-Prinzip => Cooper-Paare sind keine Fermionen mehr, sondern Bosonen=> Bose-Einstein-Statistik, d.h. beliebig viele Paare können einen Zustand besetzen. Bosonenbevorzugen sogar alle denselben Zustand => alle Cooper-Paare haben denselben Impuls und verhalten sich wie ein Teilchen mit p = 0 => makroskopische Besetzung eines einzigen quantenmechanischen Zustands (=> eine Wellenfunktion mit einer Phase beschreibt alle Cooper-Paare)
Anlegen einer Spannung beschleunigt Gesamtheit der Cooper-Paare, Impuls für alle Paare gleich. Streuung eines einzelnen Cooper-Paars am Gitter nicht möglich, da dieses Cooper-Paar dann in einen anderen Zustand (Impulsänderung) übergehen müsste => widerstandsfreier Ladungstransport
Zerstörung der Cooper-Paare erst bei höherer Temperatur, mit thermischer Energie > Bindungsenergie der Paarkorrelation (oder Paarbrechung durch Magnetfeld, magnetische Verunreinigungen oder Erreichen der kritischen Stromdichte) => Übergang zu Normalzustand
*V)E(D1
B
DC
Fek
13,1T−ω
=h
V* = Konstante, die Stärke der Elektron-Phonon-WW charakterisiert
BCS:
194
- Elektron-Phonon-WW, die zur Paarbildung führt, erzeugt Energielücke:
WW über Phononen führt zu einem sehr schmalen Energiebereich 2∆ (einige 10-3 eV), der für Elektronen verboten ist. Zustände, die im normalleitenden Zustand in dieser Energielücke liegen, sind auf die Ränder zusammengschoben. Für T > 0: teilweise Besetzung von Energien oberhalb von EF + ∆
⇒ Nur ein kleiner Teil der Leitungselektronen wird durch WW energetisch verändert (Anteil: ~ 10-3).
⇒ Absorption e.m. Strahlung für 1: T = 0; 2: 0 < T < TC∆≥υ 2h
195
10.3. Anwendungen der Supraleitung
196
1. Magnete
Supraleiter 3. Art (BC2 groß, IC groß) => Erzeugung hoher Magnetfelder, Transport hoherStröme (Materialen: NbTi, Nb3Sn, Nb)
Nb50Ta50-Legierung mit verschieden großer Unordnung (Probe 2 stärker gestört)
197
Problem: Flusssprünge
Abhilfe: Stabilisierung durch
a) Aufteilung des Leiters
b) Einbettung in NL Matrix
198
Anwendung:
- Labormagnete
- NMR-Tomografen:
Medizin: Kernspinresonanz von H, umgebungssensitiv
chemische Analyse
- Teilchenbeschleuniger
199
- Blasenkammer: Spur eines hochenergetischen Teilchens wird sichtbar, B-Feld krümmtBahn der Teilchen (Kraft zw. Spulen: 9000 t, B=3,5 T)
200
- Magnete für Energieumwandlung, z.B. für Kernfusion, kontrolliertes Verschmelzen von D und Trzu He, dazu T > 100 000 000 K notwendig. HeissesPlasma wird durch inhomogenes B-Feld zusammen-gehalten.
201
- Magnetische Lagerungen
z.B. Magnet. gelagerter Zug (Maglev)
<=> Transrapid: resistive Spulen, computergesteuert
- Motoren, Generatoren
größere B-Felder => kleinere Motoren, für großeAnlagen (Pumpen, Schiffsmotoren, Generatoren)
202
2. Bolometer
= Strahlungsmesser: Widerstandsänderung des elektrischen Leiters unterEinfluss der Strahlungswärmeim FIR (50 µm - 1 mm) und Mikrowellen
3. Wärmeschalter
Wärmeleitfähigkeit nimmt im SL Zustandstark ab κNL/ κSL = 5000, einstellen mit B-Feld => Wärmeventil für Mischkryo
203
4. Hohlraumresonatoren
Geringe HF-Absorption für hω << EG
1) Kavität => kleine Dämpfung des Signals => schmale Breite der Resonanzkurve
2) Linearbeschleuniger => hohe Leistung => weniger Verluste => geringe Totzeiten
5. Tunnelkontakte als Sender und Empfänger von Phononen
eU > 2∆ => Tunnelstrom
=> kontinuierliches Spektrum mit Kantebei hν=eU-2∆ und Rekombinationsphononen bei hν=2∆
204
I1 verteilt sich auf Zweige 1 und 2, Kryotron a ist SL => L1 << L2=> I1 durch a.
Wird a durch Steuerstrom ISt normalleitend gemacht => SL Strom I1 geht in Zweig 2. Auch nach Abklingen des Steuerstroms (a wieder SL) bleibt I1 in Zweig 2 (Selbstinduktion)
I1 abschalten => Dauerstrom in Schleife = “1” bzw. “0”, Auslesendurch b.
6. Speicherelemente durch Flussquantisierung
Ta: TC = 4,4 K BC = 40 Gauß
Nb: TC = 9,3 K
205
7. Josephson-Tunneln (B. Josephson 1962)
- Makroskopische Quanten-Interferenz: Ein durch einen SL Kreis mit zwei SIS-Kontaktenhindurchtretendes, konstantes Magnetfeld bewirkt, dass der maximale SuprastromInterferenzeffekte als Funktion des Magnetfelds zeigt.
Phasendifferenz entlang eines geschlossenen Kreises, der magnet. Fluss Φ umschließt:
- Gleichstrom-Josephson-Effekt: Ein Gleichstrom fließt durch einen SIS-Kontakt (SL-Isolator-SL) , ohne dass ein elektrisches oder magnetisches Feld angelegt wird:
Wahrscheinlichkeitsamplituden der Cooper-Paare:
- Wechselstrom-Josephson-Effekt: Eine über den SIS-Kontakt angelegte Gleichspannung erzeugt einen oszillierenden Strom durch den Kontakt im Hochfrequenzbereich.
)sin(JJ 120 θ−θ=
21 i22
i11 en,en θθ =Ψ=Ψ
)/eVt2sin(JJ 120 h−θ−θ=
Der Strom oszilliert mit der Frequenz . V = angelegte Gleichspannung => sehr genaue Bestimmung von
=> Frequenzmessung => sehr genaue Spannungsmessung, Nachweis von Mikrowellen
h/eV2=ωh/e
Φ=θ−θh
e212
206
=> Hochgenaue Messung kleinsterMagnetfelder
SQUID (Superconducting Quantum Interferometer Device)
Gesamtstrom:
( )00
0000
000batot
/cos/
)/sin(J2ecos)sin(J2
)e2sin()sin(JJJJ
ΦΦπΦΦπ
ΦΦπ=⎟
⎠⎞
⎜⎝⎛ Φθ∆=
⎭⎬⎫
⎩⎨⎧ Φ+θ∆+θ∆=+=
h
h
„Beugung“ am EinzelkontaktInterferenz durch Doppelkontakt
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SQUID - Anwendung
-Grundlagenforschung
- Magnetokardiogramme, Signale derHerztätigkeit
<=> Elektrokardiogramm: keine Elektroden
- Untersuchung des Gehirns, größereOrtsauflösung als mit EKG
- Magnetokardiogramme, Signale derHerztätigkeit
208
Zusammenfassung:
-Ein SL hat eine unendliche Leitfähigkeit
- Ein SL ist ein perfekter Diamagnet, d.h. die magnetische Induktion B im Innern des SL ist Null (Meissner-Ochsenfeld-Effekt)
- Die SL kann durch ein Magnetfeld zerstört werden
- Es gibt zwei Arten von SL: SL 1.Art: SL wird zerstört, sobald Magnetfeld einen kritischen Wert H > HC übersteigt. SL 2. Art: im Bereich HC1 < H < HC2 existiert Wirbelzustand
- Im SL Zustand trennt eine Energielücke die SL Elektronen von den normalleitenden Elektronen oberhalb der Lücke
- Isotopieeffekt: die Sprungtemperatur TC hängt von der Masse der Gitteratome ab
- Nach der BCS-Theorie wird der SL Zustand von Elektronenpaaren mit gebildet. Diese Paare verhalten sich wie Bosonen.
- Die WW zwischen Elektronen, die zu der Bildung von Cooper-Paaren führt, kann durch den Austausch von (virtuellen) Phononen beschrieben werden
{ }↓↑ 21 p,p rr